van Aubel, 1920

A VI Rep.92 Becker A. Nr.74

291. C.H.Becker an van Aubel1, Vorsitzender der deutschen Studentenschaft. Berlin, 24.8.1920

Der Staatssekretär (Maschinenkopie)

Sehr geehrter Herr van Aubel.

Sie bitten mich um Auskunft darüber, woher das Gerücht über den Abbau der Universitäten entstanden ist. Ich will Ihnen das gern vertraulich mitteilen. Dabei glaube ich kaum, eine Indiskretion zu begehen, nachdem an verschiedenen Stellen bereits die Veranlassung bekannt geworden ist. Die Debatte über einen Abbau der Universitäten setzte ein, als Frankfurt genötigt war, um staatliche Hilfe zu bitten. Im Finanzministerium glaubte man schon unter Südekum, die nötigen Summen nicht aufbringen zu können, ja, man liebäugelte mit dem Gedanken, an den Universitäten zu sparen. Dabei ging man von dem richtigen Gedanken aus, daß Deutschland z.Zt. zu viel Akademiker erzeugt, und daß eine weitsichtige Finanzpolitik eine Überflutung mit Beamtenanwärtern hintanhalten muß. Damals suchte ich in einem Privatbrief, den Minister Südekum davon abzubringen, Frankfurt eingehen zu lassen und brauchte dabei die unvorsichtige Wendung, daß ich wohl bereit sei, mit mir reden zu lassen, wenn die absolute finanzielle Notlage uns dazu zwänge, eine oder die andere Universität zu reduzieren, daß aber die Universität Frankfurt als kultureller Vorposten gegen Frankreich eine nationale Notwendigkeit sei, und daß es eine politische Dummheit ersten Ranges sei, gerade Frankfurt eingehen zu lassen2. Dieser Privatbrief ist dann irgend einem geschäftigen Referenten in die Hand gefallen, und der hat darauf sofort in einem amtlichen Schreiben zu äußern gewagt, daß das Kultusministerium den Abbau von Universitäten auch für nötig hielte. Bei der Aussprache im Staatsministerium anläßlich der Subvention für Frankfurt habe ich ausdrücklich erklärt, daß nur ein völliger Zusammenbruch unserer Finanzen eine solche Maßnahme rechtfertige, und daß selbst dann eine Zusammenlegung nur auf Grund der Verabredung zwischen verschiedenen Ländern erfolgen könne. All das waren für mich aber nur taktische Äußerungen, da ich wußte, daß eine solche Vereinbarung nie zu erzielen sein wird, und ich hoffte, durch ein solches Vorgehen den sehr gefährdeten Bestand Frankfurts zu retten. Letzteres ist ja nun auch tatsächlich gelungen, und damit wäre die Sache erledigt gewesen, wenn nicht durch den inzwischen ins Amt getretenen neuen Finanzminister Lüdemann das Abbauproblem ein vollkommen neues Gesicht erhalten hätte.

Lüdemann ist Techniker, hat wohl auch einmal auf der Technischen Hochschule studiert, schwört aber auf die sogenannte mittlere technische Erziehung3. Auf der gleichen Linie liegen seine Pläne über volkswirtschaftliche Mittelschulen. Nun muß man wissen, daß weite kreise der Sozialdemokratie mit großem Mißtrauen gegen das reaktionäre Beamtentum erfüllt sind. Man lehnt die Akademikerwelt als fortschrittsfeindlich überhaupt ab und sucht, im angeblichen Interesse des neuen Staates die Reservoire zu unterbinden, aus denen sich die Akademikerwelt rekrutiert: Universitäten und höhere Schulen. Nach den schlechten Erfahrungen, die man mit manchen neuen Männern in amtlichen Stellen gemacht hat, sieht man ein, daß man die Arbeitersekretäre vor ihrer Verwendung auf wichtigen Posten akademisch bilden muß. Auch erfordert die tägliche Mitarbeit der Arbeiterschaft an allen möglichen Stellen akademische Funktionäre. Daher der Gedanke, der, wenn er richtig ausgeführt wird, auch meiner Überzeugung nach zweifellos zum Nutzen des Vaterlandes dienen wird. Von seinen Urhebern wird er allerdings manchmal mißverstanden. Jedenfalls entspringt er bei vielen von diesen einem Gefühl des Mißtrauens und der Feindschaft gegenüber der alten Akademikerwelt. Diese Arbeiterakademien kosten natürlich Geld. Dieses Geld möchte man bei den Universitäten durch einen bisher sehr unklar vorgestellten Abbau ersparen. Damit hofft man zugleich die Zahl der Studierenden herabzusetzen, was natürlich völlig falsch ist. Dabei fordert man auf der anderen Seite die Zulassung der Volksschullehrer zu den Universitäten. Sie sehen also schon daraus, wie wenig durchgedacht der ganze Plan ist. Trotzdem hat Herr Lüdemann es für richtig gehalten, gleich nach seinem Amtsantritt ein großes Rundschreiben nicht nur an sämtliche preußische, sondern auch an die Reichsressorts gehen zu lassen, in dem er den Abbaugedanken im Zusammenhang mit der Begründung von Arbeiterakademien einer grundsätzlichen Aussprache zu unterziehen empfiehlt. Gegen alle bisherige Übung ging dieses Schreiben ohne vorherige Fühlungnahme mit dem Kultusministerium heraus, und dieses Schreiben ist es, daß die große Beunruhigung hervorrief, da es ganz naturgemäß nicht geheim bleiben konnte. Wir waren darin ersucht, kommissarische Besprechungen einzuleiten.

Wir haben daraufhin erklärt, daß die Fürsorge für die Universitäten Sache der Länder und nicht des Reiches sei, und haben in Aussicht genommen, auf der bevorstehenden Hochschul-konferenz der Länder in Bad Elster die Möglichkeit einer Rationalisierung des Betriebes zur Debatte zu stellen. Die kommissarischen Besprechungen haben wir abgelehnt. Es ist übrigens sehr interessant gewesen zu beobachten, daß sich Herr Lüdemann auf der ganzen Linie eine Abfuhr holte. Manche Ressorts haben sogar sehr deutlich geantwortet4. Ich beabsichtige nun, zum kommenden Etat eine kleine Denkschrift dem Landtage vorzulegen, in der diese Frage erörtert werden soll. Wir müssen natürlich mit Rücksicht auf die Finanzziele eine behutsame Universitätspolitik treiben und können nicht mehr so aus dem Vollen wirtschaften wie vor dem Kriege. Aber von Schließung einzelner Universitäten darf m.E. überhaupt keine Rede sein. Ich denke mir Einsparmöglichkeiten nach der Richtung, daß wir z.B. nicht mehr an jeder Universität 3 Professuren für klassische Philologie haben, daß man aber beim Freiwerden einer dieser Stellen den Posten nicht streicht, dafür aber ihn durch einen Nationalökonomen oder den Vertreter einer neu aufkommenden Disziplin besetzt. Weiter sollen bestimmte Universitäten besondere Aufgaben bekommen, wie Göttingen Mathematik und Physik. An diesen Orten sollten dann mehrere Professoren des betroffenen Faches nebeneinander wirken, während an anderen Universitäten nur ein Normalbetrieb aufrecht erhalten bleiben soll. Wer sich auf einem Gebiet wirklich wissenschaftlich spezialisieren will, muß dann die Universität aufsuchen, an der gerade sein Fach eine besondere wissenschaftliche Vertiefung und einen reichen Ausbau erfährt. Es werden ja dann doch immer noch zwei Hauptstätten für jedes Fach in Preußen bleiben, da die Sonderstellung Berlins5 unter allen Umständen gehalten werden soll. Als meine Hauptaufgabe für die nächsten Monate betrachte ich es, der Öffentlichkeit klar zu machen, daß die Ausgaben für die Universitäten geradezu eine Lappalie darstellen in un-serem Gesamthaushalt, wenn man bedenkt, daß sie doch die letzten geistigen Produktionsstätten und Kraftquellen darstellen.6

Das wäre leicht, wenn nicht die unverantwortliche Verhetzung von rechts und links den Riß zwischen der Arbeiterwelt und der Akademikerschaft noch immer vergrößerte. Ich habe in diesen Tagen einen Aufsatz über die Unterrichtspolitik der französischen Revolutionszeit7 gelesen, und da war es mir dann doch sehr amüsant zu sehen, daß damals auch die Universität Paris die Führerin der Reaktion gewesen ist. Sie mußte schließlich sogar geschlossen werden und wurde erst unter Napoleon wieder eröffnet. Hoffentlich kommt es bei uns nicht so weit. Dabei habe ich die feste Überzeugung, daß die Universitäten gar nicht so reaktionär sind, wie sie meist gemacht werden. Leider werden nur die Entgleisungen einzelner Professoren und Studenten und die Torheiten einzelner Korporationen oder Verbände verallgemeinert. Von dem Bewußtsein der vaterländischen Verantwortlichkeit ihres politischen Auftretens sind die meisten Deutschen doch leider noch sehr weit entfernt. In dieser Hinsicht erhoffe ich mir eine große Erziehungsarbeit von der deutschen Studentenschaft. Wenn sie nur die Professoren gleich mitziehen könnte!

Damit hoffe ich, Ihren Wunsch erfüllt zu haben, und wiederhole die Bitte, diesen Brief im Wesentlichen zur persönlichen Information für Sie und Herrn Benecke, den ich freundlich grüßen lasse, zu benutzen.

In aufrichtiger Hochachtung Ihr ergebenster gez. Becker.

 

292. C.H.B. an van Aubel, Göttingen. Berlin, 20.6.1920

Privatsekretariat (Maschinenkopie)

Sehr verehrter Herr van Aubel!

Durch ein Versehen im Geschäftsgang ist das Protokoll der Hanstein-Tagung erst nach Eintreffen Ihres Telegramms wieder in meine Hände gelangt, und ich habe erst gestern Abend Gelegenheit gehabt, mich genauer über den Inhalt zu informieren. Ich kann Ihnen nur sagen, daß mich die Lektüre ganz ungemein befriedigt hat. Die Hanstein-Tragung hat offenbar auf einer erstaunlichen geistigen Höhe gestanden. Ich freue mich sehr, daß dies Protokoll gedruckt wird, und wünsche den Gedanken allen Erfolg. Ich trage aber doch Bedenken, meinerseits ein Vorwort dazu zu schreiben. Bei der Umstrittenheit des Problems müßte dieses Geleitwort außerordentlich vorsichtig abgefaßt sein und könnte sich nur in allgemeinen Gedanken bewegen. Es würde dann voraussichtlich überall citiert und eine Festlegung des Ministeriums daraus gefolgert werden, während ich es im Interesse der Sache liegend erachte, wenn das Ministerium in keiner Weise mit dem Gedanken einer humanistischen Fakultät verknüpft wir. Die Idee ist nun einmal aus der Studentenschaft heraus geboren, und die Idee wird sich in ihrem berechtigten Kern umso leichter durchsetzen, je weniger es danach aussieht, als ob das Ministerium die Sache unter seine Fittiche nähme.

Persönlich glaube ich, daß die Verwirklichung des Gedankens der Arbeitsgemeinschaften – eine in sich geschlossene Fakultät kommt ja wohl nicht in Frage – ausschließlich von den zur Verfügung stehenden Persönlichkeiten abhängen wird. Hoffentlich glücken die praktischen Versuche in Göttingen, wo der Boden ja besonders geeignet ist. Ich werde es mir angelegen sein lassen, den Gedanken auch sonst zu fördern, wo die persönlichen Bedingungen gegeben sind. Ich darf Sie wohl bitten, diesen Brief als Privatbrief zu betrachten.

Mit verbindlichen Grüßen Ihr Ihnen aufrichtig ergebener (C.H.B.)


1 Herr cand.jur. van Aubel war Student in Göttingen und lebte Jüdenstr.21

2 Hervorhebung vom Herausgeber

3 Hervorhebung vom Herausgeber

4 Hervorhebung vom Herausgeber.

5 Hervorhebung vom Herausgeber.

6 Hervorhebung vom Herausgeber.

7 Hervorhebung vom Herausgeber.

Dr. Andreesen, 1920-23

HA VI Rep.92. Becker A Nr.51

Korrespondenz mit Dr. Andreesen, Leiter der Deutschen Landerziehungsheime 1920-23

286. Dr. Andreesen an C.H.B., Unterstaatssekretär. Schloß Bieberstein bei Fulda, 8.6.1920

Sehr geehrter Herr Unterstaatssekretär!

Die Reichsschulkonferenz wird mich in dieser Woche nach Berlin führen. Es wäre mir außerordentlich erwünscht, wenn Sie mir gelegentlich meiner Anwesenheit in Berlin eine kurze Unterredung gewähren könnten. Herr Oberregierungsrat Kumerow, der zur Zeit gerade hier in Bieberstein zu Gast ist, empfahl mir mich an Sie zu wenden.

Es liegt mir sehr am Herzen, mit ihnen Rücksprache darüber zu nehmen, in welcher Weise Erfahrungen der D(eutschen) Landerziehungsheime für das größere öffentliche Schulleben nutzbar gemacht werden könnten, und in wieweit der Staat an einer weiteren Entwicklung der Heime interessiert wäre. Darf ich Sie bitten, mir gütigst eine kurze Mitteilung zukommen zu lassen, wann und wo Ihnen mein Besuch genehm sein wird. Ihre Nachricht wird mich am besten unter der Anschrift: Reichs-Schulkonferenz erreichen.

Ich weiß wohl, daß Sie gerade in diesen Tagen sehr stark in Anspruch genommen sein werden und bedauere außerordentlich, daß ich Sie mit dieser Bitte belästigen muß. Doch wäre es mir im Interesse der Sache von großem Wert, wenn Sie mir diese persönliche Unterredung einräumen könnten.

Indem ich Ihnen für Ihre Mühe im Voraus meinen besten Dank ausspreche, bleibe ich in vorzüglicher Hochachtung Ihr ganz ergebener gez. Dr. Andreesen

Leiter der Deutschen Land-Erziehungsheime

 

287. Dr. Andreesen an Minister C.H.B. o.O., 1.5.1923

(Maschinenkopie)

An den Herrn Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung in Preußen, Berlin.

Durch das Provinzial-Schulkollegium in Cassel ist uns die Entscheidung des Herrn Ministers über unsere Eingabe betr. Freiere Gestaltung der Reifeprüfung am D(eutschen) Landerzieh-ungsheim Schloß Bieberstein mitgeteilt worden. Wir entnehmen daraus mit Befriedigung, daß der Herr Minister grundsätzlich nicht abgeneigt ist, den Deutschen Landerziehungsheimen eine Reifeprüfung in der gewünschten Art zu genehmigen. Der Aufforderung liegt in der Anlage bei eine Zusammenstellung der Lehrziele für die drei Gruppen A-C, die von der Ib1 an gebildet und in der Reifeprüfung als solche berücksichtigt werden sollen

Zu den Bemerkungen des Herrn Ministers ist noch folgendes zu sagen: Wir stimmen vollkommen damit überein, daß zu den Kernfächern, entsprechend Ziffer I der Richtlinien vom 24.1.1922 die Fächer Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften hinzukommen. Wir bitten jedoch, unter Naturwissenschaften hierfür Physik zu verstehen. Die Grundlage der Chemie ist in der IIa2 gelegt worden, der weitere Ausbau der Chemie würde der naturwissenschaftlichen Gruppe überwiesen werden; der Kernunterricht in den Naturwissenschaften stellt Physik in den Mittelpunkt und behandelt chemische Probleme nur im Anschluß und in Verbindung mit dem Physikunterricht.

Es wird ferner vermerkt, daß das Zeichnen übersehen worden sei und hinzutreten müsse. Wir bitten das Zeichnen in der Prima zu den fakultativen Fächern stellen zu dürfen. Der Zeichen-und Kunstunterricht erfährt in den Heimen eine besondere Pflege. Nach den sehr bemerkenswerten Ergebnissen der Versuche des Herrn Heckmann in Ilsenburg ist besonders das Alter der Unter- und Mittelstufe befähigt für zeichnerische, malerische und plastische Gestaltung. Es überwiegen hier die beobachtenden und intuitiven Fähigkeiten; auf der Oberstufe stellt sich ein stark in Erscheinung tretendes Überwiegen des logischen Denkens ein und verdrängt vielfach die ursprünglich künstlerischen Begabungen. Um den Zeichenunterricht fruchtbar zu machen, ist es daher ratsam, ihn auf der Unterstufe zu konzentrieren und die wichtigsten Fähigkeiten: perspektivisches Zeichnen, Formen-, Farb- und Raumsinn bis zum Abschluß der IIb3 zu entwickeln. Von diesem Gesichtpunkt ausgehend haben wir in den Heimen in den Klassen VI, V und IV4 einen sehr breiten Raum gewährt, teilweise 3-6 Stunden. Die Ergeb-nisse des Zeichen- und Kunstunterrichts in den Heimen sind in ganz Deutschland und sogar im Ausland als besonders bemerkenswert anerkannt worden. Wir bitten, uns die Möglichkeit zu gewähren, dem Zeichenunterricht auch fernerhin in diesen erprobten Bahnen weiter zu pfle-gen und für die Landerziehungsheime das Zeichnen von der IIa als wahlfreies Fach zu gestat-ten, wie es ja auch in den Gymnasien und Realgymnasien der öffentlichen Schulen schon von IIb an der Fall ist.

Daneben wird ein Reißbrettzeichnen im Anschluß an die darstellende Geometrie verbindlich betrieben für die Schüler der mathematisch-naturwissenschaftlichen Gruppe.

Als Lehrziele in den allgemein verbindlichen Fächern (Kernfächern) werden für die Reifeprüfung durchaus die Lehrziele angenommen, welche in den Lehrplänen der öffentlichen Oberrealschulen festgelegt sind. Wir glauben, daß wir in Deutsch, Geschichte und Physik in den Kernfächern sogar darüber hinaus gehen können. In Mathematik ist im Kernunterricht auf die Behandlung der kubischen Gleichungen und die darstellende Geometrie verzichtet, dafür aber die Differentialrechnung mit ihren Anwendungen eingehender behandelt.

Für die einzelnen Gruppen besteht die Minderleistung nicht in einer Herabsetzung der Lehrziele in einzelnen Fächern, sondern darin, daß für jede Gruppe 1-2 Fächer ausfallen und durch andere ersetzt werden.

Für Gruppe

A) Kulturgeschichtliche Gruppe: Ausfall: Französisch, Chemie, dafür Mehrleistungen in Deutsch, Geschichte und als neue Fächer Philosophie und Staatskunde.

B) Sprachliche Gruppe: Ausfall: Chemie, dafür Mehrleistungen in Englisch gegenüber den Zielen der Oberrealschule und in Philosophie, in Französisch die Leistungen der Oberrealschule.

C) Naturwissenschaftliche Gruppe: Ausfall: Französisch, dafür Mehrleistungen in Chemie, Mathematik, Biologie, Physik gegenüber dem Lehrplan der Oberrealschule. Diese Gruppe wird besonders zu selbständigem experimentellen Arbeiten angeleitet werden.

Es werden ferner Zweifel geäußert, ob wir in Französisch entsprechende Mehrleistungen aufbringen könnten. Hierzu ist zu sagen, daß allerdings nach dem Kriege die Leistungen in den Sprachen bei der ersten Reifeprüfung nicht erfreulich waren, bei guten Leistungen in Deutsch, Geschichte, Mathematik und Naturwissenschaften; daß aber diese Mängel bei den letzten Prüfungen ständig geschwunden sind, so daß die Leistungen in Englisch bei der letzten Prüfung schon im Durchschnitt über genügend standen, in Französisch in der Mehrzahl auf genügend. Bei der für die Neuordnung vorgesehenen Stundenzahl wird Englisch in der sprachlichen Gruppe weit stärker getrieben werden, so daß hier die Leistungen unbedingt erheblich gesteigert werden können. In Französisch wird mit einer kleinen Gruppe interessierter Schüler und größerer Stundenzahl als bisher gearbeitet werden, so daß anzunehmen ist, daß auch hier die Leistungen sich noch verbessern lassen und mit dieser Gruppe mindestens die Leistungen der Oberrealschule zu erreichen sind. Die sprachliche Gruppe hätte dementsprechend für den Ausfall in Chemie aufzuweisen ein Mehr in Englisch und Philosophie bei gleichen Leistungen in den übrigen Fächern und wahrscheinlich Mehrleistungen in den deutsch-geschichtlichen Fächern.

Wir hoffen, daß nach diesen Darlegungen der Herr Minister sich entschließen wird, der vorgeschlagenen Neuordnung unter Verpflichtung auf die beigelegten Lehrziele seine Genehmigung zu erteilen.

Anlagen (fehlen)

D(eutsches Land-Erziehungsheim Ilsenburg (Harz)5

 

288. Dr. Andreesen an Staatssekretär C.H.B. Schloß Ettersburg, 5.5.1923

(Maschinenmanuskript)

Hochverehrter Herr Staatssekretär!

In der Anlage erlaube ich mir, den Durchschlag einer Eingabe unmittelbar zu übersenden, in Beantwortung des Schreibens des Provinzial-Schulkollegiums Cassel vom 30.3. d.J. (S.1971), in dem uns die Stellungnahme des Herrn Ministers mitgeteilt wurde; die Eingabe selbst wurde auf dem Dienstwege über das Provinzial-Schulkollegium Cassel eingereicht. Der Unterzeich-nete bittet, am Freitag, den 11.5. in Berlin vorsprechen zu dürfen, um Ew. Hochwohlgeboren persönlich nähere Auskunft noch dazu zu geben und zugleich Bericht zu erstatten über die Neugründungen der Heime, die in den letzten Wochen verlegt worden sind: Schloß Ettersburg bei Weimar und Schloß Gebesee bei Erfurt an Stelle des aufgelösten Heimes Ilsenburg. Eine Mitteilung, wo an diesem Tage und zu welcher Stunde eine mündliche Besprechung genehm wäre, erbittet der Unterzeichnete nach Schloß Ettersburg bei Weimar. Ich habe Herrn Staats-minister Boelitz und Herrn Ministerialdirektor Jahnke ebenfalls um eine Unterredung an diesem Tage gebeten.

In vorzüglicher Hochachtung ganz ergebenst gez. Dr. Andreesen.

Handschriftliche Anmerkung Beckers: Herrn RR Drews, bitte den Herrn an die gewünschte Adresse mitzuteilen daß ich bereit bin, ihn am Freitag zu empfangen, daß ich aber die Stunde noch nicht absehen kann und zu erfragen bitte (wegen der Verhandlungen des Landtages) evtl. im Ministerium oder im Landtag. CB 5/3

Preußisches Kultusministerium

 

289. Regierungsrat Drews an Dr. Andreesen, Schloß Ettersburg. Berlin, 8.5.1923

Sehr geehrter Herr Direktor!

Im Auftrage des Herrn Staatssekretärs Professor Dr. Becker teile ich auf das an ihn gerichtete gefällige Schreiben vom 5. d. Mts ergebenst mit, daß der Herr Staatssekretär gern bereit ist, Sie am Freitag, den 11. d.Mts. zu empfangen. Da gegenwärtig aber der Etat unseres Ministe-riums im Landtage zur Verhandlung steht, kann weder Ort noch Stunde des Empfangs ange-geben werden. Vielmehr läßt der Herr Staatssekretär Sie bitten, nach Ihrer Ankunft in Berlin dieserhalb gefälligst im Ministerium anzufragen und, falls der Herr Staatssekretär dann im Landtage weilen sollte, ihn freundlichst dort aufzusuchen.

Mit vorzüglicher Hochachtung gez.Drews (?), Regierungsrat

PS. Gemäß Anordnung des Herrn Staatssekretärs Herrn MinDirektor Dr. Jahnke zur gefälligen Kenntnisnahme vorgelegt. Gez. Drews 8/5. J 9/5.

Deutsches Landerziehungsheim Haubinda bei Hildburghausen (Thüringen)

 

290. Dr. Andreesen an C.H.B. Haubinda, 18.5.1923

Sehr verehrter Herr Staatssekretär!

Entsprechend den Anregungen, die ich im Ministerium erhielt, habe ich beiliegende Eingabe dem Herrn Minister übersandt. Ich erlaube mir, Ihnen einen Durchschlag der Eingabe direkt zuzusenden und bitte Sie, die dort gestellten Anträge zu befürworten.

Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst gez, Dr. Dreesen

Anmerkung eines Sachbearbeiters: Auskunft von Herrn Landé: Die Eingabe ist im Ref.U II. Durch Staatsbeihilfen für private Knabenschulen kann nicht geholfen werden. Reichszuschuß für begabte Schüler beantragen, kann dorthin gegeben werden (…unleserlich)

Anlage vom 18.5.1923 zu dem obigen Brief

Bitte um staatliche Beihilfe für die Heimerziehung

Der Unterzeichnete bittet, der Stiftung „Deutsche Landerziehungsheime“ aus den Mitteln des preußischen Staates eine Beihilfe zuteil werden zu lassen, damit die Stiftung ihre Auf-gaben in diesen Zeiten weiterhin erfüllen kann. Es erübrigt sich, über die Bedeutung der Deutschen Landerziehungsheime für das heutige Schul- und Erziehungswesen sich auszu-lassen. Sie stellen wohl den z.Zt. größtangelegten Versuch dar, neue Wege für das Erzie-hungswesen zu suchen. Diese Versuche sind seit nunmehr 25 Jahren mit dem dazu notwendigen Ernst und auch nicht ohne Erfolg durchgeführt worden. In dieser Würdigung stimmt die wissenschaftliche Pädagogik mit dem Urteil der Eltern und Fachleuten aller politischen Richtungen überein.

Die Landerziehungsheime haben diese pädagogische Sendung bisher ganz aus eigenen Kräften erfüllt und sind auch weiterhin wohl imstande, sich aus eigenen Kräften zu halten. Wenn trotzdem die Hilfe des Staates angerufen wird, so geschieht es, weil gerade in den jetzigen Zeiten die Durchführung der gesteckten Ziele im Sinne des Stifters, Dr. Lietz6 auf besonders große Schwierigkeiten stößt und andererseits die Lösung der gestellten Aufgaben heute wichtiger denn je ist. Folgende Gründe sollten den Staat veranlassen, diesem Unter-nehmen seine Unterstützung zuteil werden zu lassen.

  • 1. Der Staat hat selbst das größte Interesse an derartigen pädagogischen Versuchen. Auch das öffentliche Schulwesen folgt dem Gesetz der Entwicklung. Es kann jedoch neue Bahnen erst beschreiten, nachdem sie nach allen Seiten erprobt sind. Es gibt wenig Schulen in Deutschland, die ein so geeignetes und breites Feld für pädagogische Versuche im weitesten Sinne gewähren. Es wird insbesondere darauf hingewiesen auf die Bedeutung des handwerklichen Unterrichts, der in den Heimen eine besondere Rolle spielt. Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal den Versuch gemacht, einzelne Schüler so weit auszubilden, daß sie mit der Reifeprüfung zugleich ihre Gesellenprüfung im Tischlerhandwerk ablegen können.

Derartige Versuche, das Handwerk als Bildungsmittel dem Lehrgang einer höheren Schule einzufügen sind, selbst wenn sie nicht vom Staate übernommen werden, in ihren Ergebnissen für die Öffentlichkeit von Bedeutung, besonders in Hinblick auf das brennende Problem der Trennung und Entfremdung von Geistes- und Handarbeit.

Ich weise ferner darauf hin, wie hier zum ersten Mal der Versuch gemacht ist, den jungen Menschen nicht allein durch den Unterricht zu erziehen, sondern durch die Gesamtheit des Lebens, insbesondere durch seine Eingliederung in ein Gemeinschaftsleben und seine Beteiligung an allen wirtschaftlichen und praktischen Aufgaben, die das Leben in einer abgeschlossenen ländlichen Wirtschaft dem Einzelnen stellt. Nicht von außen auferlegte Zwecke, sondern die Eigengesetze der Erziehungsaufgabe sollen die Schulform bestimmen7.

  • 2. Die Heime haben ferner seit langem einer großen Anzahl von jungen Lehrern eine Fülle von Anregungen gegeben, mit denen sie nach kürzerem oder längerem Aufenthalt in den Heimen in den staatlichen Dienst zurückkehrten und so das Unterrichts-wesen des Staates mit den bei uns gewonnenen Erfahrungen befruchteten. Die öffentliche Schule vermag niemals den jungen Lehramtskandidaten eine solche Ausbildung geben. Die öffentliche Schule kann ihnen eine hervorragende methodische Ausbildung geben; daß Heimleben, welches zu den engstem Zusammenleben der Jugend zwingt, vermag Verständnis für die Jugend und pädagogischen Takt zu entwickeln, welches die Grundlagen des Unterrichts und der Erziehung sind. Daneben haben seit langen Jahren zahlreiche Schulmänner des öffentlichen Schuldienstes die Heime zum Zwecke des Studiums besucht und gewiß mancherlei Anregungen mit fortgetragen.
  • 3. Der Staat hat auch in ganz anderer Richtung ein unmittelbares Interesse an den Heimen und eine Verpflichtung ihnen gegenüber. Es werden schon jetzt in den Heimen fast 400 Schüler und Schülerinnen erzogen, die sonst der öffentlichen Schule zur Last fielen. Wir nehmen dem Staate eine große Aufgabe, schon im Rahmen der bisherigen Schule ab, deren Lasten er sonst selbst tragen müßte. Über den bloßen Unterricht8 hinaus widmen sich die Heime insbesondere der erzieherischen Aufgabe der Schule, die der Staat bisher nur zum geringen Teil in Angriff nehmen konnte; diese Lücke in unserem Bildungswesen wird von weiten Kreisen immer stärker empfunden. Die großstädtischen Verhältnisse haben sich so entwickelt, daß sie die Erziehung der Kinder vom 10. Lebensjahre an durchweg nur ungünstig beeinflussen können.9 Der wirtschaftliche Kampf, das Berufsleben und die vielfach unglücklichen Familienverhältnisse machen es mehr und mehr unmöglich, daß die Eltern selbst die Aufgabe der Erziehung übernehmen, ganz abgesehen davon, daß aus ländlichen Kreisen viele Eltern die Erziehung ihrer Kinder anderen anvertrauen müssen, weil in der Nähe ihres Wohnsitzes eine öffentliche höhere Schule sich nicht befindet. Der Staat hat bisher diese erzieherische Aufgabe nicht oder nur in seltenen Fällen in Angriff genommen. Die Nachfrage nach guten Erziehungsschulen ist in den letzten Jahren so ungeheuerlich gestiegen, daß auch die bestehenden Landerziehungsheime und ähnliche Schulen sie bei weitem nicht mehr befriedigen können, ein Beweis, daß hier ein Aufgabenkreis vorliegt, für den noch durch keine öffentliche Einrichtung gesorgt ist. Wenn in den vier Jahren nach dem Kriege die Schülerzahl der Heime sich nahezu verdoppelte, so zeigt das, daß ein dringendes öffentliches Bedürfnis vorliegt. Die Reichsschulkonferenz hat anerkannt, daß die Unterstützungspflicht des Staates gegeben ist, wenn ein öffentliches Bedürfnis vorliegt. Der Staat hat auf dem Gebiete des weiblichen Unterrichts diesen Grundsatz bereits befolgt. Das erzieherische Bedürfnis verlangt ebenso dringend ein Eingreifen der Staatshilfe.
  • 4. Der Staat bedürfte ferner das größte Interesse daran haben, daß die Heime ihre besondere soziale Aufgabe weiter, bzw. noch besser erfüllen können, die bisher wohl noch von keiner anderen Schule in dem Maße angepackt worden ist. Die Heime arbeiten seit ihrem Bestehen an der Überbrückung der sozialen Gegensätze unseres Volkskörpers, einmal durch die Ausbildung eines Gemeinschaftslebens, welches Geistes- und Handarbeiter umfaßt und in der Schule die handwerkliche Tätigkeit ebenso hoch bewertet wie die geistige. Wir haben ferner stets, neben Kindern aus begüterten Kreisen Kinder aus den arbeitenden Schichten unseres Volkes mit erzogen. 1914 gründete Dr. Lietz ein Waisenheim, welches im besonderen diese soziale Aufgabe erfüllen sollte. Die Durchführung in diesem Sinne ist durch die Entwicklung der letzten Jahre sehr gefährdet. Es besteht die große Gefahr, daß der Schülerkreis der Heime sich mehr und mehr auf eine Schicht reicher Eltern beschränkt, ganz im Gegensatz zu den Absichten des Gründers. Diese Entwicklung könnte nur durch Hilfe des Staates vermieden werden.-

Ganz im Sinne des Gründers haben wir im letzten Jahr in Haubinda unseren Aufgabenkreis dadurch erweitert, daß wir junge Arbeiter als „Werkschüler“ in unsere Schulgemeinschaft aufnahmen, die an unserm ganzen geistigen Leben Anteil haben, nach einem ausgewählten Plan an dem Unterricht der Schüler teilnehmen, daneben in Arbeitsgemeinschaften besonders weitergebildet werden, zugleich aber handwerklich, besonders in den Schülerwerkstätten, als Lehrer sich betätigen können und so mit ihrem Handwerk in Verbindung bleiben. Die nicht unbeträchtlichen Mittel für die Durchführung dieser Aufgabe wurden aus eigenen Kräften aufgebracht. Wir sehen hierin einen beachtenswerten Versuch, dem Volkshochschulgedanken in eigener Weise zu verwirklichen mit dem Ziel einer Vertiefung des Handwerks und ohne die sonst leicht eintretende Entfremdung.

  1. Die Heime dürften in besonderer Weise dafür geeignet sein, die schon in der Verfassung festgelegte Forderung des Aufstieges begabter Menschen aus unbemittelten Kreisen durchzuführen. Sie können den Kindern aus den unteren Ständen eine höhere Bildung vermitteln und zwar nicht nur intellektuelles Wissen sondern auch die für sie viel wichtigere Erziehung in einer Umgebung, die ihnen eine Heimat werden kann und ihnen die gleich oder günstigere Bedingungen gibt, wie sie die Kinder der bemittelten Stände in der Stadt zu haben pflegen. Die Organisation der Heime dürfte auch am ehesten dazu geeignet sein, junge Arbeiter, die erst nach Verlassen der Volksschule als für eine höhere Bildung befähigt erkannt werden, in abgekürztem Lehrgang noch bis zur Reifeprüfung zu bringen.

An der Lösung dieser Aufgaben hat der Staat gewiß ein dringendes Interesse. Die Heime haben zwar ihren Aufgabenkreis trotz der wirtschaftliche Schwierigkeiten10 ständig weiter ausgedehnt, haben alles getan, um eine Verengung ihres Schülerkreises auf eine bloße Oberschicht zu vermeiden. Die Mitarbeiter, die sich durchweg aus Idealismus gerade diese ihre Arbeit gewählt haben, haben noch stets auf die dringendste Sicherung ihrer Existenz freiwillig verzichtet, wenn sie dadurch die Arbeit in den Heimen wertvoller gestalten konnten. In dem ständigen Konflikt zwischen ideellen Forderungen ihrer Arbeit und ihrem persönlichen Bedürfnis haben sie in einem Maße auf letztere verzichtet, das in keinem Verhältnis zu der von ihnen geleisteten Arbeit steht. So scheint eine Unterstützung des Staates aus verschiedenen Gründen gerechtfertigt. Es werden folgende Wege vorgeschlagen:

1. Der Staat stellt der Stiftung eine einmalige oder, wenn möglich, jährliche Beihilfe zum Ausbau der Heime zur Verfügung.

2. Er errichtet eine Anzahl von Freistellen, für die der Erziehungskostensatz wie für die übrigen Schüler gezahlt wird, z. Zt. Unter Berücksichtigung der Steigerung der letzten Wochen M(ark) 500 000 vierteljährlich11. Die Besetzung dieser Freistellen bleibt den Behörden überlassen.

3. Er stellt den Heimen Lehrmittel zur Verfügung bzw. Mittel, solche anzuschaffen, besonders Landkarten, Bücher für die Schüler- und Lehrerbibliotheken. Es wäre vielleicht möglich, Überweisungen von Büchern, die an öffentlichen Schulen geschehen, auch in gleicher Weise den Heimen zukommen zu lassen.

4. Er besoldet die Studien-Assessoren, die an den Heimen tätig, aber aus dem Staatsdienst nur beurlaubt sind.

5. Er stellt Mittel zur Verfügung zum Ausbau der Heime, Anschaffung von Betten usw. um das dringende öffentliche Bedürfnis nach Erziehungsschulen in höherem Maße zu befriedigen. Neben öffentlichen Mitteln kämen vielleicht auch Einkünfte aus sonstigen Stiftungen in Frage, die unter staatlicher Aufsicht stehen und ihren Stiftungszweck z.Zt. nicht erfüllen können. Eine Zusammenfassung der Kräfte einzelner Stiftungen auf die oben angegebenen Ziele dürfte wertvoller sein als eine Zersplitterung.

Der Unterzeichnete ist gern bereit, nähere Unterlagen beizubringen oder mündlich im einzelnen Auskunft zu erteilen.

Gez. Dr. Andreesen

Oberleiter der Deutschen Landerziehungsheime

Schloß Bieberstein in der Rhön


1 Unterprima

2 Obersekunda

3 Untersekunda

4 Sexta, Quinta und Quarta

5 Aus dem Briefkopf des Deutschen Landerziehungsheimes Ilsenburg geht hervor, daß sich dort die Klassen VI-IIIb befinden, in Haubinda (Thüringen) die Klassen IV-IIb, in Bieberstein die Klassen IIb-I

6 Hermann Lietz, Dr. phil., Pädagoge, *1868 +1919. Gründete 1898 nach englischem Vorbild in Ilsenburg/Harz das erste Landerziehungsheim, dem 1901 Haubinda, 1904 Bieberstein, 1914 Landwaisenhaus Veckenstedt (Wernigerode) folgten. Bei kulturkritischer Grundeinstellung betonte Lietz ländliche Lage, hygienisch-asketische Lebensweise, körperliche Betätigung und patriarchalisch-musisch bestimmtes Gemeinschaftsleben. Werke: Emlohstobba (1897), Die deutsche Nationalschule (1911), Lebenserinnerungen (hg. 1920). Brockhaus 1996

7 Hervorhebung vom Herausgeber.

8 Ich zitiere einmal als Beispiel aus den beigefügten Lehrzielen für Deutsch: Die Entwicklung der deutschen Literatur ist dabei bis zur Gegenwart durch Proben einzelner Schriftwerke zu vervollständigen. ..; für Geschichte: Es ist dabei Wert zu legen auf diejenigen Gebiete, die für das Verständnis der Kultur und des Staatslebens der Gegenwart besonders wichtig sind; für Englisch: Durch die Lektüre soll Verständnis für die Erscheinungen des englisch-amerikanischen Kulturlebens geweckt werden, die für Deutschland besonders wichtig geworden sind und die zu weltpolitischem Denken erziehen können. Bei der Auswahl der Stoffe in der Oberstufe sind zu berücksichtigen: 1. die englische Literatur durch die Lesung moderner Prosaschriftsteller und geeigneter Dichtwerke, besonders Shakespeare, Byron, Carlyle, Emerson, Ruskin 2. der englische Parlamen-tarismus, besonders Macaulay (Die englische Revolution) (Freytag), Freeman (Growth of the English Constitution 3. die amerikanische Demokratie (Wells (The Future of America) , Brooks (A trip to Washington) (Freytag) 4. der englische Imperialismus (Seeley (Expansion of England) Parrott (Britain overseas); Lektüre einer englischen Zeitung.

9 Hervorhebung vom Herausgeber.

10 Wir befinden uns mitten in der Hochphase der Inflation!

11 Vgl. obige Anmerkung.

Richard Anschütz, 1915-19

HA VI. Rep.92 Becker A Nr.55

Briefwechsel mit Prof. Richard Anschütz, Direktor des Chemischen Instituts der Universität Bonn

282. C.H.B. an Seine Magnifizenz. Herrn Geheimrat Richard Anschütz Bonn, 9.11.1915

Ew. Magnifizenz

danke ich nochmals schriftlich für das Vertrauen, das Sie in mich setzten, als Sie aufforderten, am 27. Januar die Kaisergeburtstagsrede zu übernehmen. Nach reiflichem Überlegen habe ich mich entschlossen, die ehrenvolle Aufgabe anzunehmen, und ich werde mich nach Kräften bemühen, ein Thema zu wählen, das zugleich aktuell und doch nicht politisch, sondern wissenschaftlich ist. Sobald der Plan fester steht, werde ich mir erlauben, einmal persönlich mit Ihnen Rücksprache zu nehmen.

Sollte ich um diese Zeit als Dolmetscher Verwendung gefunden haben, so würde es ja ein Leichtes sein, eventuell mit Hilfe Ew. Magnifizenz mich für den 27. Januar frei zu bekommen. Ich glaube aber, daß ich dann so wie so frei sein werde, da ich in der ersten Hälfte Januar in Berlin für die Deutsch-türkische Vereinigung tätig bin und deshalb wohl für den ganzen Monat reklamiert werde.

Mit verbindlicher Empfehlung

bin ich in bekannter Verehrung Ew. Magnifizenz ergebenster (C.H.B.)

 

283. Rektor Anschütz an C.H.B. Bonn, 5.2.1916

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr College!

Hierdurch beehre ich mich Ihnen ergebenst mitzuteilen, daß die Kommission von Ihrem freundlichen Anerbieten das angegebene Thema

Die Türkei und Wir

für den Universitäts-Ostergruß zu bearbeiten gern Gebrauch machen und den Aufsatz in die Sammlung aufnehmen wird.

Ich erlaube mir Sie noch einmal an die Aufforderungsbedingungen zu erinnern, die den Umfang und die Lieferzeit betreffen. Nach dem mit dem Verlag vorgesehenen festen Ab-machungen darf der Einzelbeitrag den Umfang von 5 Oktavseiten (etwa 29-30 Zeilen die Seite) nicht übersteigen und muß am 29. Februar druckfertig (mit Maschinenschrift geschrieben) auf dem Rektorat sein. Nur dadurch wird eine rechtzeitige Fertigstellung des Büchleins ermöglicht.

Da der Verlag der Universität 3500 Exemplare kostenlos zu liefern verpflichtet werden soll, so kann von ihm eine Honorarzahlung nicht gefordert werden.

Für Ihre Bereitwilligkeit spreche ich Ihnen noch meinen verbindlichsten Dank aus.

Gez. Anschütz

 

284. Prof. Anschütz an Unter-Staatssekretär C.H.B. Bonn, 26.8.1919

Sehr verehrter Herr Kollege!

Viele von uns, unter denen auch ich mich befand, haben es aufrichtig bedauert, daß Sie zum schlichten Jubiläum unserer Universität nicht kommen und einige Tage unter uns weilen konnten, da wir über Ihre Reformpläne gern mit Ihnen gesprochen hätten. Denn durch die im Laufe des Sommersemesters gepflogenen Beratungen in der Fakultät hat jeder von uns Gele-genheit gehabt, sich über seine Stellungnahme zu diesen Plänen klar zu werden. Neuerdings hat sich unser Kollege Goetz bemüßigt gesehen, in der Kölnischen Zeitung vom Sonntag, 27. Juli Nr. 643 einen Aufsatz über Hochschulreform und Hochschullehrer zu veröffentlichen. Was er darin von den naturwissenschaftlichen Instituten und Institutsdirektoren sagt, wird der Leser, da Goetz Bonner Professor ist, unwillkürlich auf Bonner Verhältnisse beziehen, in die Goetz keine Einsicht hat. Was Goetz denkt, kann mir gleichgültig sein, aber großen Wert lege ich darauf, daß Sie die richtige Anschauung von den Verhältnissen haben, wie Sie an dem meiner Leitung unterstellten Institut geordnet sind. Meinen Darlegungen schicke ich eine Abschrift der Zusammenstellung meiner Honorareinnahmen und -abgaben für das Rech-nungsjahr 1913 voraus, die mir Geheimrat Hövermann auf meinen Wunsch anfertigte. Dieses Jahr brachte mir vor dem Krieg die höchsten Einnahmen:

  • Im Sommer-Semester 1913 hörten 325 Studierende anorganische Experimentalchemie.
  • Im Winter-Semester 1913/14 hörten 298 Studierende organische Experimentalchemie
  • Im Sommer-Semester 1913 hatten die praktischen Übungen im Laboratorium belegt: 196 Chemiker, Lehramtskandidaten und Pharmazeuten, 150 Mediziner
  • Im Winter-Semester 1913/14: 190 Chemiker, Lehramtskandidaten und Pharmazeuten, 66 Mediziner.

Die Honorareinnahme für das Rechnungsjahr 1913 hat betragen:

  • Experimentalchemie A 2528,00 Mark
  • Praktikum für Pharmazeuten B I. 5372,00 M

Davon ab an Prof. Frerichs I’1790 3581,33 Mark

  • Praktikum für Mediziner B II 6698,00 M

Ab an Prof. Benrath II’2232 4465,33 Mark

Ab für Oberlehrer B III 3774

Ab an Prof Benrath III’ 1258 2516,00 Mark

  • Großes Praktikum B IV 5712,00 M

Ab an Prof. Benrath 910 M

Ab an Prof, Trimbach 102 M

Ab an Prof. Kippenberger 102 M

Ab an Prof. Frerichs 102 M IV’ 1224,00 M 4488,00 Mark

____________

40334,66 Mark

Für den Quaestor als Tantième – 806,69

Bleiben 39527,97 Mark

Gestundete Honorare C 472,39

Für den Quaestor ab 94,48 377,91

_____________

39 905,88

Davon bleiben abzugsfrei 3000 M

Einzubehalten sind von 1000 M 25% = 250 M

Von 35 905,88 M 50% = 17 952 M 18202,94 Mark

____________

bleiben bar 21 702,94

gez. Hövermann

Zur Erläuterung dieser Zahlen bemerke ich folgendes:

Von den Praktikantengebühren des Direktors erhalten am hiesigen chemischen Institut die Abteilungsvorsteher ein Drittel, nur die Gebühren der organisch arbeitenden Praktikanten erhält der Direktor unverkürzt, da am Institut noch kein Abteilungsvorsteher für organische Chemie vorhanden ist, also der Direktor selbst den Dienst des Abteilungsvorstehers versieht. Von der Gesamteinnahme an Praktikantengebühren: B I+B II + B III + B IV = 21.556,00 M gab der Institutsdirektor an die Abteilungsvorsteher I’ + II’ + III’ + IV’ = 6.505,34 M

ab. Es blieben ihm 15.050,66 M, die dem Honorarabzugsverfahren unterworfen werden, also

7.525,83 M ! Das sind die „riesigen Praktikantengelder“.

Meines Wissens gibt kein anderer Direktor eines chemischen Instituts einer preußischen Universität so viel – ein Drittel – seines Praktikantenhonorars an seine Abteilungsvorstände ab, eine Abgabe die in dieser Höhe meiner Ansicht allgemein eingeführt werden sollte.

Bei meiner Berufung hatte ich darüber in Gegenwart von Elster ein mir im Gedächtnis geblie-benes Gespräch mit Althoff:

Er: Wieviel wollen Sie von den Institutsgebühren Ihren Abteilungsvorständen abgeben?

Ich: Ein Drittel.

Er. Ein Sechstel wäre auch genug.

Ich: Mir war als Extraordinarius unter Kekulé das Drittel doch sehr angenehm und ich möchte meinen Nachfolger nicht schlechter gestellt sehen,

Er: Edel gedacht, aber nötig ist’ s nicht.

So blieb es bei dem Drittel.

Im Anschluß an diese Betrachtung möchte ich empfehlen, auch den Unterrichtsassistenten einen Anteil an den Institutsgebühren zu geben: von jedem Praktikanten, den sie auszubilden haben etwa 5 M für das Vollpraktikum und 3 M für das Halbpraktikum. Um diesen Gebührenanteil wären vorher die Praktikantenhonorare des Institutsdirektors bei der demnächst kommenden allgemeinen Erhöhung der Praktikantengebühren zu erhöhen. Das Tantièmen-System halte ich für durchaus zweckmäßig. In der Beteiligung am Honorar liegt ein Anreiz, sich für das Blühen des Instituts mit einzusetzen.

Ich wende mich zum Vorlesungshonorar, das im Rechnungsjahr 1913/1914 14.177,61 M betrug, eine Summe, in die ich das ohne Abzug gebliebene Honorar von 3750 M und das 1913 eingegangene gestundete Honorar einbegriffen habe. Goetz macht keinen Unterschied zwischen theoretischen und Experimental-Vorlesungen. Er sagt von der Vorlesungstätigkeit: die Arbeitsleistung ist die gleiche, ob der Lehrer vor 2 bis 4 oder vor 200 bis 400 Studenten doziert. Das ist richtig für die Vorbereitung, unrichtig für die Ausführung. Abgesehen vom Experimentieren ist eine in einem überfüllten Hörsaal vor 300 Studenten täglich gehaltene freie Vorlesung eine große körperliche und seelische Anstrengung, die Vorlesung vor 2 oder 4 Zuhörern eine bequeme Unterhaltung. Wird die Vorlesung reichlich mit Experimenten aus-gestattet, so kommt dazu, daß der Vortragende viele Experimente, die er ein Jahr lang nicht ausgeführt hat, vor der Vorlesung wieder einübt, besonders bei einem Wechsel des Vorle-sungsassistenten. Er muß stets die von dem Assistenten aufgebauten Apparate und hingestellten Reagentien vor der Vorlesung sorgfältig prüfen, wenn ihm nicht in der Vorlesung Experimente mißlingen sollen. Nicht wenige Versuche sind, wenn sie mißlingen, gefährlich in erster Linie für den Dozenten und den ihn unterstützenden Vorlesungsassistenten. Den unglücklichen Zufall wird man trotzdem nie ganz ausschalten können und keiner von uns ist ohne Verletzungen durch schlagendes Glas bei unvorhergesehenen Explosionen oder durch die Gesundheit oft schwer schädigendes Einatmen giftiger Dämpfe bei der Vorlesung von stürmisch entwickelnden Gasapparaten davongekommen. Aber auch die theoretische Vorbereitung der Vorlesungen über eine in so rascher Entwicklung begriffene Wissenschaft wie die Chemie ist ebenso zeitraubend wie die Vorbereitung für eine dem Gebiet der Geisteswissenschaften angehörige Vorlesung.

Ich will damit begründen, das einmal das Honorar billigerweise mit der Zahl der Zuhörer wachsen soll und daß die Vorlesungen über Experimentalchemie unbedingt höher honoriert zu werden verdienen, als Vorlesungen, bei denen der Dozent ein wohl vorbereitetes Heft seinen Zuhörern in die Feder diktiert.

Dazu kommt, daß der Direktor eines großen chemischen Instituts mehr als irgend ein anderer Dozent von den Verwaltungsgeschäften aller Art in Anspruch genommen wird. Hat er noch das Glück, größere Erweiterungsbauten oder Neuanlagen bewilligt zu bekommen, so erfordern Vorbereitung und Überwachung der Einrichtungen, Einarbeitung auf die neuen Apparate einen großen, außergewöhnlichen Aufwand an Zeit und Arbeitskraft von dem durch die gewöhnlichen beruflichen und wissenschaftlichen Arbeiten dauernd beanspruchten Institutsdirektor.

Die Ordinarien der theologischen, juristischen und humanistischen Fächer der philosophischen Fakultät führen dagegen ein viel ungebundeneres freieres Leben; meist haben sie die Nachmittage für sich, so wie Samstag und Montag ganz frei. Dem gegenüber ist der Direktor eines großen Instituts täglich 6 bis 8 Stunden an sein Institut beruflich gebunden; es bleibt ihm im Semester tatsächlich nur der Samstag Nachmittag an den Wochentagen zur Erholung.

Drückt man die Stellen der Direktoren der chemischen Institute der Universitäten noch mehr herunter, als es durch das Honorarwahrungsverfahren geschehen ist, dann wird der jetzt schon starke Wettbewerb der chemischen Industrie mit dem Staate, dem letzteren oft genug die tüchtigsten Kräfte entziehen.

Mit den herzlichsten Grüßen von Haus zu Haus verbleibe ich

Ihr getreuer Kollege Richard Anschütz.

 

285. C.H.B. an Richard Anschütz. Berlin W8, 3.9.1919

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Kollege!

Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Brief vom 26. August, den ich mit großem Interesse gelesen habe. Es ist mir äußerst wertvoll, derartigdetaillierte Unterlagen zu erhalten, und kann ich verstehen, daß Sie sich durch generalisierende Bemer-kungen beeinträchtigt fühlen mußten. Ich kann Ihnen aber versichern, daß auf diesem Gebiet nicht überall gesunde Verhältnisse bestehen und manches reformiert werden muß. Sie wissen aus meinem Büchlein, daß ich mit der wichtigen Schlußbemerkung Ihres Briefes völlig ein-verstanden bin. Wenn man erste Kräfte haben will, muß man sie erstklassig bezahlen, und das gilt namentlich für Gebiete, die für die Industrie Bedeutung haben. Gerade aus diesem Grund bin ich ja so für die Erhaltung der Kolleggelder, weil die staatlichen Gehälter ja differenzieren können, aber doch nie so hoch gehen können wie unter Umständen die Einnahmen aus Kolleggeldern. Ich bin jetzt dabei, mir die nötigen statistischen Unterlagen für das von mir geplante Garantiesystem zu beschaffen.. Dafür werden Ihre Darlegungen ein wertvolles Material sein.

Wie sehr ich bedauerte, an dem Jubiläum nicht teilnehmen zu können, hatte ich ja der Fakultät schon geschrieben. Aber gerade bei meiner Liebe für Bonn brachte ich es nicht übers Herz, dies von mir so ganz anders geplante Fest mitzufeiern.

Mit freundlichen Grüßen, auch an Ihre verehrte Gattin,

Ihr Ihnen verehrungsvoll ergebener (C.H.B), Unterstaatssekretär

Deutsches Komitee Pro Palästina, 1927

HA. VI. Nachl. C.H. Becker. Rep.92. Becker. Nr.2958

279. Anruf des Pro-Palästina-Komitees. Notiz für Minister Becker1, Berlin 23.5.1927

Das Büro des Pro-Palästina-Komitees (Herr Boehm) rief heute an und bat um einen Empfang für Herrn Blumenfeld, 1. Vorsitzender der Zionistischen Vereinigung Deutschlands. Das Pro-Palästina-Komitee hält am 20. Juni d. Js. eine Versammlung ab, auf der der Vorsitzende Exzellenz Graf Bernstorff spricht. Graf Bernstorff bittet Herrn Minister Becker, ein Referat zu übernehmen. Herr Blumenfeld soll die Bitte übermitteln. Herr Blumenfeld, der demnächst auf Dienstreise geht, stände an den Tagen: Dienstag, den 23. Mai, Mittwoch, den 24. Mai, vormittags, und Sonnabend, den 28. Mai zur Verfügung.

Herr Boehm ruft heute um 5 Uhr noch einmal telephonisch an, um sich evtl. der Termin für den Empfang nennen zu lassen. Er selber ist zwischen1/4 4 und 6 Uhr heute zu erreichen unter Bismarck 7165. gez. Müller

Anmerkung: Montag 27.6. abends 8 ½ Uhr Herrenhausversammlung, vorher Empfang zu allem(einer) Aussprache über Pro-Palästina …

 

280. C.H.Becker. Handschriftliche Notizen Frankfurt/M, Universität 20.1.1932

Die panarabische Bewegung

  • Es gibt keine panarabische, sondern nur eine großarabische Bewegung, aber selbst sie ist eine literarische Angelegenheit.
  • Panarabische Tendenz = panislamische Religion/Volkstum, wie Deutsche vielgespalten Schweizerisches Erbe, holländisches, österreichisches, bayerisches und preußisches, selbst Hamburg und Waldenser, Wolgadeutsche, Ney Yorker Deutsche…

1. Geschichte des arabischen Volkes

  • Entscheidende Gestaltung des Mittelmeergebiets: die ganzen Ost- und Südgrenzen des Mittelmeeres sind arabisch. Arabisierung der vorderasiatisch-afrikanischen Welt – die arabische Völkerwanderung. Syrien bis in Iran. (?) Berge – nicht religiöse Bekehrung, sondern Wirtschaft…
  • Araber am Tschadsee. … Schwarze Araber. … Neger – Berber – Ägypter – Syrer –Iraquier – Beduinen und andere Bewohner der Halbinsel.
  • Politischer Zusammenfassung völlige Utopie – islamische Gemeinschaft. Islam (ist) arabische Religion: Türken ausgeschieden!!
  • Daneben von Europa bestimmte Staatsgedanken importiert. Verschiedene Formen.

2. Die politische und nationale Problemstellung in den arabischen Teilgebieten

Vom Atlantik zum Indischen Ozean

  1. Ganz Nordafrika unter französischer Herrschaft außer Ägypten (britisch) und Tripolis(italienisch). Marokko bis Tunis Schutzgebiete , eingeborene Herrscher: Beispiel: Erlaß des Sultans von Marokko über Berberisches Gewohnheitsrecht, Bekämpfung der arabischsprachigen Tendenz, dafür Französischtendenz. Algier: prolongation de la métropole, Politik der Assimilation. Scheidet aus für panarabische, auch für großarabische Pläne, und mit ihm das ganze arabische Hinterland (Colonialverwaltung). Schon Arabisch als Sprache im Konkurrenz mit Französisch – Haussa – Suaheli. – Verschiedenheit der Kulturstandards. Frankreich sitzt fest im Sattel.
  2. Ägypten. Cairo geistiger Mittelpunkt der islamischen Welt und zugleich der arabischen Zeitungen! Araber Ägyptens noch mit Türken gemischt, Stadt und Land, Kopten und Muhammedaner.– Tatsache der Okkupation schweißt sie zusammen, nicht nur Araber, sondern (auch ) Arabisierte. – Der abgeschlossene Charakter des Niltals: Erbe der Pharaonen, Ägypter, nicht Großaraber. Doch eine Gruppe hat diese Tendenz: Zeitschrift El Masur (?) von Mohammed Aldal, früher mehr religiös jetzt unter Muhammed Resid Ridà auch politisch-großarabisch. Schon deshalb England-freundlich im Gegensatz zu Gros des ägyptischen Volkes. Ägypten den Ägyptern, nicht den Arabern. – Englischer Versuch eines Bündnisses (erst unklar, dann Protektorat, dann Bündnis … Auch Ägypten hat seine eigene Problemstellung.
  3. Syrien – Mesopotamien. – Innerarabien als türkische Provinz (hatte) Araber und Türken, Christen und Mohammedaner. Hier liegen, namentlich in Syrien, die Wurzeln der großarabischen Bewegung.. Syrien hat Provinzverwaltung. Libanonstatut 1861/1864. Mit kleinen Ausnahmen arabische Landessprache, aber kein Nationalbewußtsein, seit 18.Jh.(?) schwer bekämpft, Religionsgemeinschaften, 25% Christen: 5 Patriarchen in Antiochia: griechisch-katholisch, syrisch-uniert, marronitisch, gakolitisch (?)-monophys(itisch) und griechisch-uniert(maliktos(?). Führung bei hochkultivierten syrischen Erahau (?), Beyrouth, Damaskus. Antitürkisch, zunächst Selbstverwaltung im Rahmen des Osmanischen Reiches, dann Freiheit vom Türkischen Joch unter französischem oder englischem Protektorat. Aufforderungen von verschiedenen Kreisen an beide Mächte, je nach histor(ischen) Verbindungen.- Anfang (19)04 Begründung eines nationalen arabischen Comités, Anfänge dunkel: Negib Azouri Bey, Le réveil de la Nation arabe dans l’Asie turque, Paris 1905. Programm: Unabhängige syrische Nation, konstitutionelle Monarchie, Higaz als Kalifatsersatz, Autonomie des Libanon und der christlichen Heiligtümer.- Stärkung der Bewegung bei Revolution 1908 (Loge J.E mit gleichen Mitteln wie Jungtürken, islamischer!! Zentralismus/Dezentralisierung…- Empfindlichkeit des Comité Union et Progrès in der arabischen Frage. Von der Goltz ist pro Dezentralisation.- Unter syrischer Führung verschiedene Denkschriften zwischen 1912 und Kriegsbeginn. Noch loyal: Araber nehmen türkisch als Verkehrssprache, Araber mehr heranziehen, Milderung des Militärdienstes, Steuerwesen, Dezentralisation, aber im Rahmen der Türkei.

Mesopotamien: Türkische Provinz, Verhältnisse ähnlich, doch fehlte Intellektuellenschicht Syriens.

Innerarabien: England verhindert Consolidierung der Türkei, Jemen, Hadramaut, kleine Fürstentümer des Persischen Golfs. Alte Verträge, erster Plan von Kuwait 1839!

Im Nagd: Banu Sa’du und Banu Rasid. B.Sa’du im englischen Sold. Große Entwicklung war nicht anzunehmen.

Higaz (Hedschas?) Großer Scherif Husain. Teilung der Scherife zur Türkei. Bedeutung der Wallfahrt: Ernte von Mekka.

3. Der Krieg und die Aufrollung des großarabischen Problems

    1. Arabien muß abfallen, besonders Mekka, da wirtschaftlich von Ägypten abhängig. Mekkabahn ein vergeblicher Versuch der Türkei, diesen wichtigen Außenposten zu stärken. 1915/16 sucht Enver (Pascha) zu retten, während Husain schon mit Sir Henry MacMahon verhandelt. England hatte zunächst an Ibn Sa’ud gedacht, der aber nach der Niederlage sich zunächst zurückhielt. Husain will Großarabien, selbst auf Libanon war (er) vorübergehend ausgerichtet und auf Aden und Alexandrette. Gleichzeitig Sykes-Picot-Verhandlungen!! England! Juni1916 begannen Feindseligkeiten, T.E. Lawrence. 29.10.1916 Husain proklamiert (sich) zum König der Araber, nicht des Higaz! (war als solcher anerkannt). An der Niederlage der Palästina-front haben Araber unter Feisal großen Anteil! – Gewaltige Enttäuschung über Mandatspolitik. August 1921 krönt sich Feisal zum König von Irak … 1924 Abschaffung des Kalifats.- Abdulaziz Ibn Sa’ud und die Wahabiten ziehen am 13.10.1924 in Mekka ein.
    2. Palästina.2 1. Juli 1920 wurde Zivilrat eingeführt.- 1.10. Sir Herbert Samuel ernennt Advisory Council mit 10 britischen Beamten, 10 Palästinensern (4 Muslime, 3 Christen, 3 Juden). Anfang 1922 Legislative Council durch Order ins Auge gefaßt: High Commissioner + 10 Beamte + 12 gewählte Mitglieder (8 Muslime+2+2) durch Wahlmänner auf Grund von Zahlen nach dem türkischen System.- Februar und März Wahlen: Non Cooperation Tendenz und Indolenz machten Wahlen ungültig (nur bei den Juden hatte es geklappt).-4. Mai: Wahlen für ungültig erklärt.- Ebenfalls scheiterten Wahlen zum Advisory Council und zur Arab Agency. So mußte im Dezember ein Advisory Council begründet werden, der nur aus offiziellen Mitgliedern bestand.- Nur Sprme(?) Muslim Shari’a Council für Palästina als Ersatz für Ergaf Nun und Sheikh al islam. Muslim Community entrance (?) Satzung, gebilligt durch High Commissioner, 20. Dezember 1921 in Kraft.- Herbst 1925 bei Wiederwahl scharfe Kritik; ganz freie Wahl 1926, doch so viele Unregelmäßigkeiten, daß Gericht zahlreiche Wahlen annulliert. Die Unruhen von August 1928 kamen nicht aus heitrem Himmel: Non Cooperation der Araber, solange Jewish National Home Politik besteht.- 1925/26 Truppen reduziert. 1926/29 Zeichen der Zeit nicht richtig verstanden. (Auch am 5. Juli berichtet High Commissioner Sir John Chanzeller, die Beziehungen besserten sich!!). Mandatscommission warnte vergeblich.
    3. Aufgabe des Mandats von 1922 war dreifach:
      1. Beförderung der jüdischen Einwanderung, die jetzt zu recht und nicht geduldet sein sollte. Und zwar als individuelle Bürger Palästina und zugleich nationale Gemeinschaft.
      2. Rechte und Lage der anderen Bevölkerungselemente durften nicht benachteiligt werden (Muslime, christliche Araber).
      3. Mandatsmacht sollte sich durch Entwicklung der Selbstverwaltung und eine gesetzgebende Versammlung möglichst überflüssig machen.

Das Mißtrauen der Araber wird beeinflußt durch den griechisch-türkischen Bevölkerungs-austausch. Unsicherheit des Faktors der jüdischen Bevölkerung.

1930: 700 000 arabische Muslime, 82 000 Christen; Juden 1922: 84 00=11,7%; 1932 175 000 =17% (sagen: 200 000).

… Das meiste Land war auf dem offenen Markt von Ehrem gekauft und nicht freies Land gewesen:

  1. Palestine Jewish Colonization Association (Rothschild)
  2. Keren Hegesod Palestine Foundation Found, Organ der Jewish Agency
  3. Steht gut mit Arabern, hilft ihnen und …
  4. Beschränkt sich auf Juden, Jewish Colonization

Abschlußbetrachtung

    1. Panarabische Bewegung gibt es nicht, wohl aber panislamisches Gefühl, das im wesentlichen von den Arabern getragen wird
    2. Die großarabische Bewegung ist eine Tatsache. In Syrien aus antitürkischer Haltung geboren wird sie heute wohl von allen leitenden Leuten der arabischen Teilreiche akzeptiert … Als Tendenz anerkannt. Ägypten steht mit einer Sonderentwicklung in wohlwollender Hilfsstellung, das übrige Afrika hat nur islamische Solidaritätsgefühle.
    3. Die praktische Verwirklichung ist mindestens für ein Jahrhundert noch eine Utopie, und zwar weil England und Frankreich andere Interessen haben und weil die Eifersucht der arabischen Staaten untereinander zu groß ist.

 

281. Deutsches Komitee Pro Palästina zur Förderung der jüdischen Palästinasiedlung.

Vorsitzender Graf Bernstorff Berlin, 30.4.1932

Vgl. Zeitschrift, 12 Seiten


1 Becker war im Ehrenausschuß des Verein, mit Einstein, Grimme Löbe u.a.

2 Heranzuziehen : Balfour-Declaration von 1920. Offizielle Interpretationen bei Toynbee S.366, Churchill, Memoiren.

Pädagogische Akademie, 1929-31

HA VI. Rep.92 Becker. Nr.274

275. Anfrage Minister Becker. Berlin.6.1.1929

Herrn MR v.d Driesch, hier

Sofort

Ist die Stelle für einen landeskundlichen Geographen in Breslau schon besetzt? Ich kenne persönl(ich) gut einen ausgezeichneten Kandidaten:

Stud.Ass. Dr. Max Wocke in Hirschberg.

Denkbar gut geeignet für eine Pädag(ogische) Akad(emie), Schlesier, hat über das schlesische Gebirge gearbeitet. Bitte ihn für alle Fälle vormerken. Er gehört zur Kriegsteilnehmer-Generation und stammt aus der Jugendbewegung. Gez.B(ecker)/ 6.I.

Notiz von Ministerialrat von den Driesch an C.H.B. Berlin, 9.1.1929

Als Erdkundler für Breslau ist der dortige Studienrat Olbricht in Aussicht genommen, der als Methodiker der Erdkunde und als schlesischer Heimatkundler auch literarisch sehr bekannt und vorzüglich empfohlen ist und auch mit den Pädagogischen Akademien schon seit längerer Zeit in Gedankenaustausch steht.

Herr Studienassessor Wocke werde ich für die Pädagogische Akademie Görlitz vormerken.

Gez. Von den Driesch

 

276. C.H.B. an MR v.d. Driesch Berlin, 16.6.1930

(Maschinenkopie)

Lieber Herr von den Driesch,

vielleicht erinnern Sie sich noch unserer Besprechung über Dr. Rudolf Ibel in Hamburg. Er wird sich in diesen Tagen mit einem erneuten Gesuch an Sie wenden. Es geschieht nach vorheriger Rücksprache mit mir, und ich habe es übernommen, sein Gesuch bei Ihnen zu unterstützen. Ich könnte mir denken, daß Herr Ibel zu dem Typus Menschen gehört, an dem auch Herr Minister Grimme seine Freude hat. Jedenfalls sollte man einen Mann, der mit solcher innerer Begeisterung zur Lehrerbildung drängt, nicht deshalb ganz zurückstellen, weil seine Bekenntniszugehörigkeit ihn im Augenblick schwer verwendbar macht. Ihrer und Herrn Wendes Geschicklichkeit wird es gewiß gelingen, diesen vorzüglichen Menschen unterzu-bringen. Mit verbindlichen Grüßen Ihr Ihnen aufrichtig ergebener (C.H.B)

 

277. C.H.B. an MR von den Driesch. Berlin, 2.3.1931

(Maschinenkopie)

Lieber Herr von den Driesch,

in Frankfurt/Oder, wo ich zu einem kurzen Besuch des Musikheims weilte, hörte ich von den Herren der Pädagogischen Akademie, daß Sie in diesen Tagen das Ministerium verlassen, um sich ganz der pädagogischen Aufgabe eines Professors zu widmen. Aus diesem Anlaß möchte ich Ihnen doch sagen, wie schmerzlich mich Ihr Ausscheiden aus dem Ministerium berührt. Seit jener denkwürdigen Unterhaltung, in der wir zum erstenmal die weitgehende Übereinstimmung unserer Ansichten feststellten, habe ich Sie immer als Garantie und Bestätigung meines eigenen Wollens und Strebens betrachtet. Gewiß haben Sie von Anbeginn Ihre Verwaltungs- und Organisationsarbeit nur als ein Durchgangsstadium betrachtet. Aber ich hatte doch immer gehofft, daß die Wichtigkeit der Aufgabe Sie reizen würde, das Schifflein unserer Pädagogischen Akademien so lange zu lenken, bis ein ruhigeres Fahrwasser erreicht wäre. Nun hat Sie offenbar die Arbeit doch gesundheitlich mehr mitgenommen, als ich dachte, und Sie machen es wie ich – nur freiwillig – , daß Sie die extensive Verwaltungsarbeit mit einer vertieften und intensivierten vertauschen. So gut ich Sie verstehen kann, bin ich doch voll Sorge um die Zukunft der Akademien. Ich sehe Gefahren von allen Seiten, wie mir überhaupt immer klarer wird, daß ein parteipolitisch geleiteter Staat das Gegengewicht einer kulturellen Autonomie braucht. Als ich aus dem Ministerium schied, war es mir ein tröstliches Bewußt-sein, daß Sie die Pädagogischen Akademien weiter verwalteten. Gewiß bleiben ja auch jetzt die Herren Kaestner und Wende; aber in der Trägerschaft der pädagogischen Idee reißt doch zum erstenmal die Verbindungslinie ab, wenigstens an der Zentrale. Und dabei tröstet mich nur der Gedanke, daß die Mitarbeiter an den einzelnen Akademien doch allmählich zu einem stärkeren Träger des Gedankens zu werden beginnen als das Ministerium selbst. Wenigstens hoffe ich das, denn nur dann wäre der Hochschulgedanke gerechtfertigt.

Ihnen aber, lieber Herr von den Driesch, möchte ich bei Ihrem Ausscheiden noch einmal sagen, wie gern ich mit Ihnen zusammengearbeitet habe, und wie dankbar ich Ihnen immer bleiben werde, daß Sie in manchen schwierigen Zeiten fördernd und vertrauensvoll im Kampfe neben mir gestanden sind. Ich wünsche Ihnen vor allem Ruhe und Gesundheit und das beglückende Bewußtsein, daß die von Ihnen gesäte Saat auch nach Ihrem Ausscheiden aufgehen und daß sie die ungünstige Witterungslage des Augenblicks überwinden wird.

Mit den besten Grüßen in aufrichtiger Verehrung Ihr ergebenster (C.H.B.)

 

278. Von den Driesch an C.H.B. Lugano, 17.3.1931

Hochverehrter Herr Minister!

Für Ihre gütigen Worte anläßlich meines Ausscheidens aus dem Ministerium danke ich Ihnen von Herzen.

Gern hätte ich mich der Aufgabe, die Sie mir vor 6 Jahren übertragen haben, noch länger gewidmet; aber schon vor 1 ½ Jahren fühlte ich mich körperlich und seelisch der Arbeit nicht mehr gewachsen, und seit ich im Bonner Krankenhaus die Nachricht von Ihrem Rücktritt erhielt, wußte ich auch, daß meine Tage im Ministerium gezählt waren. Ich war im ganzen Verlauf des Jahres 1930 im Dienst durch häufiges Kranksein gehemmt, von anderen Hemmungen zu schweigen. So mußte ich zu der Überzeugung kommen, daß mit meinem Verblei-ben im Ministerium der Sache der Akademien nicht mehr gedient sein könne, während ich andererseits hoffen darf, als Lehrender beim Ausbau der Akademien noch einiges leisten zu können.

Um das Schicksal der Akademien bangt mir trotz der zur Zeit für sie ungünstigen wirtschaftlichen und politischen Lage nicht. Ich bin der Überzeugung, daß sich die Akademien aus eigener Kraft weiter helfen werden, und es ist mir ein großer Trost, daß Dank der sieben Neugründungen, die im letzten Jahre Ihrer Ministerschaft vorbereitet wurden, nun 15 Akademien dastehen, die nicht wegzudisputieren sind und deren Dynamik immer fühlbarer werden wird.

Mit Freude denke ich an die 5 Jahre, während deren ich unter Ihnen an Ihrem Werk mitarbeiten durfte, und besonders dankbar werde ich Ihnen, hochverehrter Herr Minister, stets bleiben für die Weite und Tiefe Ihrer Auffassung von der Lehrerbildung und Ihr Verstehen und Ihre Güte gegenüber Ihren Mitarbeitern.

In aufrichtiger Verehrung und mit den besten Wünschen für Ihr weiteres Wirken

Ihr (gez.) von den Driesch

Deutschen Welle, Königswusterhausen, 1927-33

HA VI. Nachl. C.H.Becker. Rep.92. Nr. 2002

265. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin W 9, 31.1.1927

(Maschinenmanuskript)

Hochverehrter Herr Minister!

Auf Veranlassung von Herrn Professor Schubotz erlaube ich mir, Ihnen beiliegend einen Fragebogen zu überreichen und Sie zu bitten, ihn auf vier Vorträge stichwortartig ausgefüllt uns möglichst umgehend zusenden zu wollen. Wie wir von Herrn Oberregierungsrat Duwe erfahren, sind Ihnen die von uns bezeichneten Termine, d.h. Freitag, der 4. und 11. März, nachmittags von 5-6 Uhr für die Abhaltung Ihrer Vorträge genehm. Wir haben deshalb unser Programm unter Berücksichtigung dieser Termine aufgestellt. Ferner wären wir Ihnen dank-bar, wenn wir recht bald die genaue Formulierung des Haupttitels1 Ihrer vier Vorträge erfahren könnten. Dann aber habe ich noch die Bitte, uns doch für unsere Zeitschrift, den D.W.-Funk einen etwa 3-4 Schreibmaschinenseiten langen Einführungsaufsatz in Ihre Vortragsreihe schreiben zu wollen, den ich bis zum 11. Februar benötigen würde.

Wie ich zu meiner Freude höre, sind Sie, hochverehrter Herr Minister, gesundheitlich wieder hergestellt. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich demnächst gelegentlich telefonisch bei Ihnen erfahren könnte, wann ich Sie wieder einmal besuchen darf.

Mit den besten Grüßen Ihr Ihnen stets sehr ergebener Gez. (unleserlich)

Anlage. Notizzettel

Das Problem der Schule im heutigen Staat

  1. Die Stellung der Schule in den Bildungskämpfen der Gegenwart.
  2. Staat und Gesellschaft als Träger der Schule.

 

266. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 30.4.1927

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Minister,

Wir beehren uns, Ihnen hierdurch ergebenst mitzuteilen, daß wir die uns freundlichst für den Monat Juni zugesagten Vorträge über den Orient nach dem Weltkriege in unser Juniprogramm auf Donnerstag, den 16. und Donnerstag, den 23. Juni nachmittags von 5.30-6.30 Uhr eingesetzt haben. Wir wären Ihnen, sehr geehrter Herr Minister, sehr verbunden, wenn Sie uns freundlichst mitteilen ließen, ob diese in Vorschlag gebrachten Termine Ihnen genehm sind.

Ferner bitten wir Sie ergebenst, uns für unsere Zeitschrift D.W.Funk einen Einführungsaufsatz in Ihre Vorträge schreiben zu wollen, den wir gern bis spätestens 1. Juni in Händen haben würden. Der Aufsatz braucht nicht länger als drei Schreibmaschinenseiten zu sein. Wir würden es lebhaft begrüßen, wenn Sie uns zu diesem Aufsatz einiges Abbildungsmaterial zur Illustrierung des Aufsatzes zugehen lassen könnten.

In vorzüglicher Hochachtung Die Deutsche Welle gez. Herzlichste Grüße , unleserlich)

 

267. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 10.10.1929

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Minister,

wir gestatten uns, Sie höflichst an die mit unserem Direktor Herrn Prof. Dr. Schubotz getroffene Vereinbarung zu erinnern, wonach Sie bereit sind, am Montag, den 28.Oktober 1929 abends von 8 – 8.30 Uhr vor unserem Mikrophon gegen eine Vergütung von M 500,- über „Die geistige Krisis der Gegenwart“ zu sprechen. Für eine kurze Bestätigung wären wir sehr dankbar.

In vorzüglicher Hochachtung Deutsche Welle i.A gez.Dürra

Rede abgelegt in Akte 18/IX Nr.115

 

268. Professor Schubotz . Einleitung zur Sendereihe Gegenwartsfragen

In Deutsche Welle, Berlin 25.10.1929 (Kopie an C.H.B.)

Die echten Gegenwartsfragen sind die flüchtigen Kinder der Zeit.. Sind nicht von heute und nur deswegen Gegenwartsfragen, weil sie gerade jetzt aktuell sind. Die echten Gegenwartsfragen tragen die ganze Fragwürdigkeit der Zukunft in sich und zwingen uns deswegen zum Nachdenken und mehr als zum Nachdenken: zur Rechenschaft. Und vor allem zur Rechenschaft über unsere Einsicht in ihre Fragwürdigkeit und Folgenschwere. Schon das erste Thema, mit dem der preußische Kultusminister Professor Dr. Becker der Deutschen Welle neue Vortragsreihe Gegenwartsfragen eröffnet, schon das erste Thema Die geistige Krisis der Gegenwart gibt diese Grundhaltung zu erkennen. Denn: was ist hier die Frage? Hier ist es wirklich nur fraglich, wie weit wir unsere kritische geistige Situation durchschauen. Ihre Tatsächlichkeit steht außerhalb jeder Diskussion. Es ist kein Zufall oder gar etwa der Wunsch nach geistig-eleganter Repräsentation, die diesen Redner an die Spitze der großangelegten Vortragsreihe stellt. Minister Becker hat mit seiner immer wiederholten Forderung nach neuer Humanität die zentrale Frage und kritische Fragwürdigkeit unserer Tage aufgezeigt. Es wäre lächerlich, diese Forderung in den Mittelpunkt eines weitausgreifenden Bildungsprogrammes zu stellen, wenn sie nicht von der Grundansicht und Grundeinsicht ausginge, daß es unserem Zeitalter an Humanität gebricht.

Es mag hier an einem ganz geringfügig erscheinenden Bildausschnitt des täglichen Lebens gezeigt werden, wie weit und in welchem Sinne es uns an Humanität gebricht. Wir nennen es in unangebrachter Überhebung Egoismus, wenn einer anfängt über seine Arbeit und Arbeitshäufung zu stöhnen, über den Mangel an Muße. Ja es macht tiefen und leider imponierenden Eindruck, wenn ein vielbeschäftigter Mann stöhnt, daß er seit Wochen kein Buch mehr in der Hand gehabt habe. Man verstehe mich nicht dahin, daß ich in den Büchern und im Umgang mit ihnen den Gipfel der Humanität erreicht sähe. Nein, ich nehme s nur als Beispiel. Der Mann hätte eben so gut sagen können, ich finde keine Zeit, über meine eigene Arbeit nachzudenken. Nachzudenken aber mit der Ruhe des Unbeteiligten, Ungehetzten, Zuschauenden, vielleicht sogar Träumenden. Und es gehört durchaus zu der Krisis unserer Tage, die über unsere Tage hinaus Bedeutung hat, daß wir Gefahr laufen, die wirtschaftliche Zwangslage zum zwingenden Grund für unsere Atemlosigkeit zu nehmen. Das heißt aber erst aus einer Not eine Krisis und aus der Krisis eine Krankheit und aus der Krankheit den Tod zu machen. Denn das ist der gefährlichste Mangel an Humanität, daß man Menschen wie eine Arbeitsmaschine betrachtet, die eigens und nur zur Arbeit geschaffen ist und die wie eine Maschine erst abgenützt und dann verbraucht und dann zum alten Eisen geworfen werden darf. Der kleine aber nicht unwesentliche Unterschied besteht darin, daß die Maschine viel eher revoltiert als der Mensch, weil sie nur bei guter und sachkundige Behandlung arbeiten kann und (dieser Unterschied ist wesentlicher), weil sie nicht ahnt, daß sie unter Umständen vor ihrer eigenen Unbrauchbarkeit zum alten Eisen geworfen werden kann, aus Sparsamkeitsgründen, wenn eine neue Maschine billiger ist als die Reparatur der alten. Das ist keine politische, nicht einmal eine wirtschaftspolitische Betrachtung. Nur ein Hinweis, daß wir uns ganz außerhalb der politischen Auseinandersetzung alle miteinander verbrauchen, als wenn wir leichter ersetzbar wären als Maschinen und als wenn wir nichts Unersetzliches (etwa das Humane) hätten, um dessentwillen wir uns selbst mit einer gewissen Schonung oder doch Achtung (das ist Selbstachtung) behandeln sollten.

Statt dessen leben wir, auch wenn wir gut leben, wie die Barbaren. Von Tag zu Tag, ohne recht eigentlich noch den Lebenstag eines Menschen zu kennen. Es gibt keine Religion ohne Humanität. Uns es gibt keine Humanität ohne Ruhe. Der Sonntag und seine Heiligung ist ein Gradmesser in der Überwindung des Fiebers, das wir die geistige Krisis der Gegenwart nennen.

 

269. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 11.11.1930

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Minister (a.D.),

wir beziehen uns höflichst auf die von unserem Herrn Direktor Professor Dr. Schubotz mit Ihnen geführten Verhandlungen und bestätigen Ihnen der Ordnung halber noch einmal, daß Sie die Liebenswürdigkeit haben wollen, am Freitag, dem 5.,12. und 19. Dezember in unserem Hochschulfunk in der Zeit von 18.30-18.55 Uhr über das Thema zu sprechen: Europäisierung der islamischen Welt.

Mit vorzüglicher Hochachtung Deutsche Welle gez. I.A. Dürr

 

270. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 19.4.1932

Sehr geehrter Herr Staatsminister!

Wir beziehen uns auf die mit Ihnen geführten Verhandlungen und teilen Ihnen hierdurch höflichst mit, daß wir die mit Ihnen vereinbarte Rundfunkveranstaltung

Reiseeindrücke aus Ostasien
für Montag, den 2. Mai, in der Zeit von 19.35-20.15 Uhr vorgesehen haben.
Etc.pp (Honorar 200 RM)

Wir bitten höflichst um umgehende Bestätigung des Termins …

Mit vorzüglicher Hochachtung Deutsche Welle gez. (unleserlich)

 

271. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 15.6.1932

(wie oben:)

Thema: Reiseeindrücke aus Ostasien: Niederländisch Indien.
(Honorar dto.)
Montag, 4.7.1932, 19.35-20.20 Uhr

 

272. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 22.8.1932

(wie oben)

Thema: Die Erziehung und der Wandel der Gesellschaft auf dem Pädagogischen Weltkongreß in Nizza.
Mittwoch, 7.9. 1932 , 16-16.25 Uhr
Honorar 100 RM

 

273. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 28.12.1932

(wie oben)

Thema : Europäische und amerikanische Wesensart.
Montag, 9.1.1933, 21.30-22.10 Uhr
Honorar 150 RM

 

274. C.H.B. an Deutsche Welle, Masurenallee. Berlin, 3.1.1933

(Privatsekretariat)

Im Auftrage von Herrn Minister Becker übersende ich Ihnen wunschgemäß zwei Durchschläge des von ihm am 9. Januar zu haltenden Vortrags. Herr Minister Becker bittet, ein Exemplar Herrn Prof. Schubotz persönlich vorzulegen, da er ihn darum gebeten hatte.

Hochachtungsvoll ergebenst. Gez. (Sekretärin)


1 Vgl. Anlage

Vossische Zeitung, 1932

HA I/92 Becker Nr. 334

256. Vossische Zeitung Berlin an C.H.B. Berlin, 27.4.1932

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister,

hätten Sie nicht Lust, Eindrücke und Lehren aus Ihrer Ostasien-Reise in der Vossischen Zeitung publizistisch zu behandeln? Wir denken nicht an Artikel, die im engeren Sinn als politisch anzusprechen wären, sondern glauben, daß Sie berufen wären, vom Geistigen aus den Zugang zu dieser für uns immer noch so fremden Welt zu deuten. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie unserem Wunsch entsprechen würden und wären Ihnen für einen entsprechenden kurzen Bescheid, wann etwa wir mit Artikeln rechnen könnten, sehr dankbar.

Mit verbindlichen Empfehlungen gez.Elbau (Chefredakteur)

 

257. C.H.B. an Herrn Elbau, Vossische Zeitung. Berlin, 4.5.1932

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Elbau!

Ich muß um Entschuldigung bitten, daß ich erst heute auf Ihren liebenswürdigen Brief vom 27. April antworte, in dem Sie mich fragen, ob ich nicht Lust hätte, über Eindrücke und Lehren aus meiner Ostasien-Reise in der Vossischen Zeitung zu berichten. Ich konnte Ihnen nicht sofort antworten, da ich eine ältere Verpflichtung gegenüber dem Berliner Tageblatt eingegangen war, dem ich eine Reihe Artikel von der Reise versprochen hatte, von denen ich aber schließlich nur einen einzigen geschrieben habe. Ich habe nun gestern mit Herrn Theodor Wolff vereinbart, daß ich ihm in der nächsten Zeit 3 Artikel liefern will, die sich aber nur mit Ostasien beschäftigen werden.

Noch ganz frei bleiben meine Eindrücke aus Indien, Persien und Irak. Allerdings würde es mir noch mehr Freude machen, auch einige von meinen wundervollen Fotografien publizistisch zu verwerten. Vielleicht ist dazu im Verlag Ullstein Gelegenheit, da die Vossische Zeitung ja dafür wohl kam in Frage kommt. Ich habe über tausend zum Teil sehr merkwürdige Aufnahmen zu vergeben, vielleicht könnte ich Ihnen in dieser Hinsicht gefällig sein. Es handelt sich hier um China, Niederländisch-Indien, Britisch-Indien, Persien und den Irak sowie Syrien. Auch habe ich interessante Aufnahmen von einem Flug von Teheran nach Bagdad gemacht. Sollte aber dafür dortseits kein Interesse bestehen, würde ich Ihnen nach Pfingsten gern einen oder den anderen Aufsatz für die Vossische Zeitung zur Verfügung stellen, und ich würde dafür Persien oder Irak vorschlagen.

Mit bestem Dank für Ihre Anfrage und mit verbindlichen Grüßen

Ihr Ihnen hochachtungsvoll ergebener (C.H.B.)

 

258. Vossische Zeitung an C.H.B. Berlin, 6.5.1932

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister,

mit bestem Dank bestätige ich das Schreiben vom 4.d.M. Ich habe dem Chefredakteur der Berliner Illustrirten Zeitung von dem Inhalt Kenntnis gegeben und werde Ihnen dessen Entscheidung alsbald weitergeben.

Für heute möchte ich nur betonen, daß ich mich sehr freuen würde, zunächst einen Aufsatz über Persien von Ihnen zu erhalten.

Mit verbindlichen Grüßen gez. Elbau

 

259. Vossische Zeitung an C.H.B. Berlin, 12.5.1932

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister,

meinem Schreiben vom 6. d. M. möchte ich heute noch hinzufügen, daß mir die Leitung unserer Zeitschriften-Abteilung mitgeteilt hat, es würde sich empfehlen, eine kleine Auswahl Ihrer Photographien an Herrn Direktor Szafranski gelangen zu lassen, um ein vorläufiges Urteil zu ermöglichen, ob die Bilder für Reproduktionszwecke in Zeitschriften oder Zeitungen die besondere Eignung haben, die ja nichts mit ihrem künstlerischen oder dokumentarischen Wert zu tun hat, sondern vor allem auch technisch bewertet werden muß. Ich würde es für den zweckmäßigsten Weg halten, wenn Sie dem Vorschlag der Zeitschriften-Abteilung entspre-chen würden.

Mit verbindlichen Empfehlungen gez. Elbau.

 

260. Vossische Zeitung an C.H.B. Berlin, 3.8.1932

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister,

die Erklärungen, die Reichsminister von Gayl in seinem Rundschreiben an die Länder über seine Schulgesetzpläne gemacht hat, veranlassen mich zu der Bitte an Sie, sehr verehrter Herr Minister, für die Vossische Zeitung den Komplex der Schulfragen von einer höheren Warte aus zu erörtern, eventuell in mehreren Artikeln. Für einen baldigen zusagenden Bescheid würde ich Ihnen ganz besonders dankbar und bin

in aufrichtiger Verehrung Ihr gez. Elbau

 

261. C.H.B. an Herrn Elbau. Verlag Ullstein z.Z. Meersburg, 17.8.1932

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Elbau!

Zu meinem lebhaften Bedauern erhielt ich Ihren Brief vom 3. August erst in diesen Tagen. Da ich mich im Auslande befinde, habe ich das Rundschreiben des Herrn Reichsinnenministers Gayl über seinen Schulgesetzplan bisher nicht zu Gesicht bekommen. Ich bin schon aus diesem Grunde, wie auch wegen meines noch etwa 14 Tage dauernden Ferienaufenthaltes im Augenblick nicht in der Lage, zu diesen Plänen Stellung zu nehmen.

Vom 1.9. an bin ich aber in Berlin zurück und würde unter Umständen gerne Ihrem Wunsche entsprechen, einen oder mehrere Artikel über die kulturellen Schulfragen zu schreiben. Jedoch möchte ich aber nicht Herrn Prof. Hildebrandt in die Quere kommen. Es würde deshalb wohl das Praktischste sein, daß ich Sie bald nach meiner Rückkehr anrufe, um mit Ihnen das

Nähere zu verabreden. Auch dürften bis dahin die neuen Besetzungen des preußischen Kultusministerium, die ich aus taktischen Gründen gerne erledigt sehen möchte, ehe ich zu dem Regierungsprogramm Stellung nehme, (erfolgt sein.)

Dann kann man vielleicht um so praktischere Arbeit leisten. Darauf kommt es mir an, nachdem ich seit meinem Rücktritt vom Amte zu keinem Kulturpolitischen Problem Stellung genommen habe.

In bekannter Hochschätzung und Verehrung Ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

262. Vossische Zeitung an C.H.B. Berlin, 8.12.1932

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister!

Sie waren so freundlich, gelegentlich die Bereitschaft zu bekunden, für die Vossische Zeitung aus der Fülle Ihrer Erfahrungen und Erkenntnisse heraus zu den großen Fragen der deutschen und europäischen Entwicklung Stellung zu nehmen. Es läge uns besonders daran, für die Feiertage zwischen Weihnachten und Neujahr Beiträge von besonderem Niveau zu veröffentlichen, die über den Tag hinausweisen. Wir möchten deshalb an Sie die Frage richten, ob Sie bereit wären, ein Thema nach Ihrer Wahl zu behandeln, mit einer Tendenz, die sich in folgende Worte fassen läßt: „Der Weg zu lichteren Tagen“. Wir denken dabei besonders an die Herausarbeitung der immateriellen Werte, die für eine Generation mit erschüttertem Besitzgefühl ganz andere, tiefere Bedeutung haben, als in der heute so überschätzten goldenen Zeit der Vorkriegsjahre.1

Für einen baldigen zusagenden Bescheid wären wir Ihnen besonders dankbar. Wir würden bitten, uns das Manuskript möglichst bis 20.Dezember zur Verfügung zu stellen.

Mit herzlichem Dank im Voraus und verbindlichen Empfehlungen

Vossische Zeitung, Redaktion gez. Elbau

 

263. C.H.B. an Vossische Zeitung. Berlin, 10.12.1932

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Elbau!

Ihrer Anfrage vom 8. Dezember, Ihnen bis zum 20.d.M. ein Manuskript für die Weihnachtsnummern zur Verfügung zu stellen, werde ich gern entsprechen. Ich denke, daß ich den Titel wählen werde Das Ringen um eine neue Bildung. Dabei werde ich die Tendenz, die Sie vorschlagen, gern verfolgen, da sie meiner eigenen Überzeugung entspricht.

Mit verbindlicher Empfehlung Ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

264. C.H.B. an Vossische Zeitung. Berlin, 19.12.1932

(Maschinenkopie)

Hochgeehrter Herr Elbau!

Anbei überreiche ich Ihnen den versprochenen Aufsatz für Ihre Weihnachtsnummer. Ich habe ihn Formen des Dritten Humanismus genannt, aber ich habe nichts dagegen, wenn Sie den Titel im Sinne meines letzten Briefes ändern wollen in Das Ringen um eine neue Bildung resp. Das Ringen um einen neuen Humanismus.2

Mit verbindlicher Empfehlung Ihr sehr ergebener (C.H.B.)


1 Hervorhebung vom Herausgeber.

2 Der Artikel liegt leider nicht bei. vgl. Weihnachtsnummer der Vossischen Zeitung 1932

Deutsche Liga für Menschenrechte, 1930

I HA Rep.92 C.H.Becker. Nr.2962

255. Deutsche Liga für Menschenrechte, vormals Bund Neues Vaterland an C.H.B. Berlin 7.6.1930 (Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Professor Becker!

Der Vorstand der Deutschen Liga für Menschenrechte hat beschlossen, in allernächster Zeit, möglichst Ende Juni, eine Kundgebung mit dem Titel „Die Schande des deutschen Antisemitismus“ abzuhalten. Eine Begründung für die Notwendigkeit einer solchen Kundgebung brauchen wir nicht besonders zu geben. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie die Güte hätten, uns mitzuteilen

  • ob Sie prinzipiell bei einer solchen Kundgebung mitzuwirken beabsichtigen
  • welcher Zeitpunkt Ihnen am passendsten ist.

Wir teilen Ihnen ergebenst mit, daß wir uns außerdem noch an folgende Persönlichkeiten gewandt haben:

 

  • Gen(eral)-Sup(erintendent) Dr. Otto Dibelius
  • Staatsminister Dr. Grimme
  • Geheimrat Prof. Dr. Kahl
  • Reichtagspräsident Paul Löbe

Wir bitten um ge(fälligen) Bescheid.

Mit vorzüglicher Hochachtung Deutsche Liga für Menschenrechte e.V.

(Unterschrift, unleserlich)1


1 Becker lehnt ab wegen Berufsumstellung und Zeitmangels wie auch gesundheitlichen Gründen, obwohl prinzipiell dafür.14.6.1930

Ernst Cassirer, 1919-25

VI HA Nachl. Becker C.H. Rep.92 Becker C., Nr.96

249. Ernst Cassirer an C.H.B. Berlin, 13.3.1919

Sehr geehrter Herr Geheimrat!

Würden Sie gestatten, Sie gelegentlich einmal im Kultusministerium aufzusuchen, um über eine persönliche Angelegenheit mit ihnen Rücksprache zu nehmen? Ich wäre Ihnen für die Angabe einer Stunde, zu der ich Ihnen nicht ungelegen käme, sehr dankbar.

Ich bin mit den besten Empfehlungen in vorzüglicher Hochachtung Ihr Ernst Cassirer1.

Anmerkung Beckers: Mittwoch 26.(3.), 11 Uhr.

 

250. Ernst Cassirer an C.H.B. z.Z. Düsseldorf, 24.2.1924

Hochverehrter Herr Staatssekretär.

Verzeihen Sie mir, wenn ich die freundliche Zusendung Ihres Aufsatzes über Spengler erst heute mit dem Ausdruck des herzlichsten Dankes beantworte: ich war in den letzten Wochen durch akademische Verpflichtungen und durch den Abschluß einer größeren Arbeit so viel-fältig bedrängt, daß meine Korrespondenz sehr stark darunter gelitten hat, und ich noch jetzt während einer Reise die freie Zeit finde, das Versäumte einigermaßen nachzuholen.

Das Interesse, das Sie meinem kleinen Aufsatz über die Begriffsform im mythischen Denken entgegenbringen, war mir um so wertvoller und ermutigender, als die Probleme, die ich in diesem Aufsatz nur kurz skizziert habe, mich gerade jetzt wieder sehr eingehend beschäftigen. Ich habe in der Vorbereitung des zweiten Bandes meiner Philosophie der symbolischen Formen, der ausschließlich die Philosophie der mythischen Denk – und Anschauungsform behandeln soll. Hierbei empfinde ich es auf Schritt und Tritt, wie sehr der Philosoph, wenn er in diesem Fach nach ganz unwegsamen Gebieten einigermaßen weiter kommen will, überall auf die intensive Mithilfe und auf die Meinung der speziellen Fachkenner angewiesen ist. Ihr Aufsatz läßt mich hoffen, daß es mir gelungen ist, auch Ihr Interesse für einen Problemkreis zu erwecken, der wenn überhaupt nur in aktiver Zusammenarbeit zwischen systematischer Philosophie und den Einzelphilologien zu bewältigen sein wird. Ich werde im Laufe der näch-sten Woche in Berlin sein, da ich unmittelbar vor meiner Abreise durch Herr Geheimen Oberregierungsrat Pallah die Aufforderung erhielt, am 6. März im Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht zu sprechen – eine Aufforderung, die ich um so lieber angenommen habe, als das Thema, das er mir vorschlägt und das sich wohl an einen von Ihnen kürzlich gehaltenen Vortrag anschließt, ganz im Rahmen meiner jetzigen Arbeit liegt.

Sollte sich bei dieser Gelegenheit die Möglichkeit zu einer persönlichen Rücksprache mit Ihnen ergeben, so würde mir das sehr wertvoll sein: ich würde dann nur um eine ganz kurze Mitteilung bitten, wenn ich Sie in der Zeit vom 4.-6. März einmal aufsuchen dürfte.

Ich bin in ausgezeichneter Hochachtung Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer.

 

251. C.H.B. an Ernst Cassirer, Professor in Hamburg. Berlin 27.2.1924

Privatsekretariat (Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Kollege!

Ich danke ihnen bestens für Ihren freundlichen Brief vom 24. des Monats. Ich freue mich sehr, daß Sie den Vortrag im Namen der Veranstaltung des Zentralinstituts übernommen haben. Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, daß ich in diesen Tagen von Berlin abwe-send sein werde, da ich schon diese Woche einen dringend notwendigen Erholungsurlaub antrete und für 14 Tage in die Schweiz fahre.

Mein Vortrag führte den Titel „West-östliche Kulturkritik“ und enthielt eine Kritik der islamischen Zivilisation vom Standpunkt des Europäers. Im ersten Teil untersuchte ich die Grundlagen der islamischen Zivilisation im Verhältnis zu Europa und wie ihre Wesensart in die verschiedenen Formen der Rezeption der Anteile von Ost und West sich auswirken. Im zweiten Teil untersuchte ich die Rückwirkung des modernen Europa auf den heutigen Orient. Als einleitender Vortrag des Unternehmens stand er völlig isoliert und hatte nichts mit der planvollen Reihe zu tun, die Ihr Vortrag einleiten soll.. Da das Thema Ihres Vortrages Ihrem Buche entnommen ist, bin ich besonders froh und dankbar, daß Sie sich entschieden haben, durch Ihre persönliche Mitwirkung unserem Unternehmen eine besondere Weihe zu geben.

Mit vorzüglicher Hochschätzung Ihr ergebenster (C.H.B.).

 

252. C.H.B. an Ernst Cassirer. Berlin, 9.3.1925

Privatsekretariat (Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Kollege!

Für das mir durch Vermittlung des Bruno Cassirer Verlags, hierselbst, freundlichst übersand-te Buch Philosophie der symbolischen Formen, Zweiter Teil: Das mythische Denken sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank. Ich hoffe, bald eine Mußestunde zu finden, um die mich sehr interessierende Schrift in Ruhe lesen zu können.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster (C.H.B.)


1 Ernst Cassirer *1874 Breslau + 1945 New York. Philosophieprofessor bis 1933 in Hamburg, Emigration nach England Professor in Oxford 1933-35, dann in Göteborg/Schweden. Vetter von Bruno und Paul C.

Chinese Educational Mission to Europe, 1932/33

HA VI Nachl. C.H.Becker. Rep.92 Becker C. Nr. 102

242. Prof. Y.G. Cheng an C.H.B. Universität Nanking, 20.11.1931

My dear Dr. Becker,

On behalf of the faculty and students of the university I am writing to ask if you will be good enough to give an address at our general assembly on Wednesday, November 25th, at noon. The meeting lasts for twenty minutes and any subject you decide upon will, I am sure, be of great interest to all. If next Wednesday should not be a convenient time for you to come, would you kindly give us the pleasure of hearing you the following Wednesday?

We should all appreciate it very much also if you would consent to give a lecture any afternoon next week at five o’clock. You would not be limited for time at this lecture and could speak for an hour or so if you cared to do so.

Hoping very much that you can be with us on Wednesday at noon, and at five o’clock some day convenient o you, I am yours sincerely Y.G. Chen

HA VI. Nachlaß C.H.Becker. Rep.92 Becker Nr.106

Chinese Educational Mission to Europe (Polen, Deutschland, Frankreich, England, Italien, gesponsert vom Völkerbund in Genf)

243. Prof. Cheng, Schanghai an C.H.B. Paris, 11.11.1932

Dear Dr. Becker,

I am very glad to write you that we had a very comfortable journey to Paris and arrived in due time. We were met at the station by representatives from the Ministry of Foreign Affairs and Public Instruction, Dr. Bonnet, Mr. Laytia, and many others. We will have a conference about our program with Bonnet and others to-morrow morning. We all seem to agree that our work here must not be too heavy.

I must take this opportunity to thank you most sincerely for all the assistance you have given to us and the interest you have shown in our work, during our travel in Germany. They are real sources of courage and inspiration to us. We do hope that our friendship will grow with time. When we go back to China, we will have plenty of opportunity to solicit your assistance and are confident that you will give us lavishly.

With my highest regards to yourself as well as to Mrs. Becker. Very sincerely yours C.P.Cheng

244. Prof. Lee, Cinese Educational Mission to Europe, Paris an C.H.B. Paris, 18.11.1932

(Maschinenmanuskript)

Dear Minister Dr. Becker,

We are again busy with our French study program. During the last few days we have been visiting different scientific institutes incorporated with the Sorbonne. Beginning from to-day we are going to study the primary and the technical vocational education in France, in which we are deeply interested as we have been in all our study tours through different countries in Europe. We believe through universal primary education rigidly carried out can the training of citizenship morally, physically and intelligently be secured; and by adequate vocational training the poverty and the unlawfulness of the masses can be reduced. This is one of the most gigantic problems our country must face and solve before she can lift herself above and free herself from international encroachment.

I hope you will pardon me for my bringing-up again the question I spoke to you on the eve-ning when I left for Paris the question of the possibility for the I.G.(Farben) Fabriken works to take in some Chinese students educated in chemical engineering at Engineering Colleges in our country to be trained in advanced work in their practical technical departments. The Siemens and AEG works at Berlin during the last few years through personal friendship have been making it almost as a practice to take in a few students each year trained in electrical engineering in our schools at home. During the course of training the students are paid with an amount of money enough to pay their living expenses. It is indeed a high sacrifice and the part of these two concerns and a great favor to us, that even during such business crisis they are still keeping the students. The Siemens works also have promised through my personal acquaintance with Mr. Esterer of their overseas department to take on one more of my students from Hanchow from the beginning of the next year.

Being a chemical factory which, I am fully aware, likes always to keep certain amount of secrecy I do not want to take for granted that IG Fabriken will also take in foreign students as do electrical manufacturers. But I am just venturing the idea if the IG Fabriken will consider to take in foreign students and train them as chemical technicians so that later on these students can be placed on services if the IG Fabriken works or sales-offices in foreign countries. For example the Siemens companies in Shanghai and other places in China are making use of the services of the Chinese students engineers trained in Germany very intensively. The matter, therefore, must looked upon as beneficial to both sides.

I had the pleasure of meeting Dr. Duisburg1 at Köln when he received us at tea at the immense establishment of his works. Then, however, there was no opportunity for me to convey him my intention. But perhaps the matter can be taken up more appropriately through your good office than by direct communication between Dr. Duisburg and myself. At the same, however, I must assure you, Dr. Becker, that I shall not be disappointed a bit if Dr. Duisberg’s answer is negative.

Our study trip through Germany has been most helpful. All forms of activities in this wonder-ful country of yours have impressed upon us most deeply; and we only hope that, through carrying out rigid discipline and systematic training of the youth by education our country shall be able, as Germany has been, some day in the near future to develop her natural wealth for the welfare and enrichment of all mankind instead of being a constant source of danger for international conflict on the Pacific.

Words, we feel, cannot express our appreciation adequately for your help given us throughout our study trip in Germany. And we must also convey you our hearty thanks for the assistance and guidance rendered us by Dr. Hilcker and Dr. Littmann of the Zentralinstitut.

Our mission shall be at Paris until the 4th of December and we will be in London from December 5th to 28th. In either cities mails can reach us by care of the Chinese Legation.

With best regards, I remain Yours sincerely S.M. Lee

245. Prof.C.P.Cheng an C.H.B. London SW7, 7.12.1932

Dear Dr. Becker,

We left Paris yesterday and arrived London the same evening. We met Prof.Tawney this afternoon but very briefly. We shall be here until Christmas, then we will go to Geneva.

We are glad to inform you that our Government has sent us some further appointments which will enable us to visit Italy, Austria and Russia. In that case, we shall look forward with assurance and (I) am revisiting Berlin.

With my highest regards sincerely yours C.P.Cheng.

246. C.H.B an Prof. S. M. Lee. Berlin, 30.12.1932

Chinese Educational Mission to Europe, London

(Maschinenkopie)

Dear Mr. Lee,

I have to apologize that I did not answer your letter at an earlier date, but I was waiting for an answer of Dr. Duisberg to whom I had forwarded your suggestions. I received the included letter of Dr. Duisberg a few days ago and I hope you to be satisfied by his proposals, though they don’t correspond to all of your wishes.

Your visit in Germany is still unforgotten and I am sending to you and your colleagues my heartiest wishes for the forthcoming year. I hope that we shall see you again in Germany before long and that you enjoyed your circulate tour through Europe with all the profit you expected from it.

With kindest regards and renewed wishes (C.H.B.)

Anlage Original am 30.12.1932 an Mr. S.M. Lee of the Chinese Educational Mission to Europe.

Prof. Dr. C. Duisberg Leverkusen, I.G. Werk, 21.12.1932

Geheimer Regierungsrat

Herrn Staatsminister a. D. Prof. D. Dr. C. H. Becker, Berlin-Steglitz

Sehr verehrter Herr Staatsminister!

Mir liegt es noch ob, Ihre sehr geehrte Zuschrift vom 12.d.M., die ich mit lebhaftem Interesse zur Kenntnis genommen habe, zwar etwas verspätet, zu beantworten. Inzwischen hielt ich Rückfrage bei einigen Herren aus der Leitung meiner Firma, I.G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft, in deren Arbeitsbereich die von ihnen erörterte Angelegenheit fällt.

Schon im Frühjahr 1929 hatte sich die I.G. dem Verband für den Fernen Osten gegenüber bereit erklärt, eine beschränkte Zahl chinesischer Studenten nach Absolvierung ihres Hochschulstudiums aufzunehmen, um sie mit der Anwendung unserer Produkte vertraut zu machen. In Aussicht genommen war hierbei ein Ausbildungskurs in unseren Färbereilaboratorien und den in Betracht kommenden Propagandastellen. Das Projekt erlangte seiner Zeit keine praktische Bedeutung, weil die in Aussicht genommenen jungen Chinesen restlos bei anderen deutschen Industriezweigen (Siemens, Ludwig Löwe & Co., Junkers-Werke) untergebracht werden konnten.

Auch heute steht die I.G. den Anregungen des Herrn Lee von der Chinese Educational Mission to Europe nicht ablehnend gegenüber, allerdings mit der Einschränkung, daß nur eine Ausbildung in Bezug auf die Anwendung unserer Produkte in Betracht kommen kann. Eine Beschäftigung in Fabrikationsbetrieben oder wissenschaftlichen Laboratorien scheidet der Betriebsgeheimnisse wegen natürlich von vornherein aus, ebenso können wir uns nicht ver-pflichten, den betreffenden Studenten nach Beendigung des Ausbildungskurses eine Anstel-lung in unseren Fabriken oder auswärtigen Verkaufsstellen zu geben. Ob und wieweit wir eventuell den einen oder anderen in unserer China-Organisation verwenden könnten, muß von Fall zu Fall auf Grund der Bedarfsfrage und der persönlichen Geeignetheit des Betreffenden entschieden werden.

Ihre liebenswürdigen Festwünsche erwidere ich herzlichst und verbleibe mit besten Grüßen Ihr sehr ergebener gez. C. Duisberg

 

247. Prof. C.P. Cheng an C.H.B. Venedig, 9.1.1933

Dear Dr. Becker,

I am so sorry not to be have been able to write you earlier, anyway I am very glad to inform you that I am having a wonderful time in Italy, enjoying both the sights und their hospitality. While in Rome, I had the pleasure of having long conversations with both the Pope and Mussolini. They are both admirable personalities2 and both expressed their confidence in the great future of China.

At present we are in Venice again. This will be the end of our visit in Italy. From here, we hope to go to a mountain resort for a just short rest. We will be in Vienna by the 21st of this month. Our address there will be in care of Chinese legation.

I wish and renew my thanks for all the kindness you have shown us while we were in Berlin. Those days we spent with you are precious to us and we will never forget them. May I take this opportunity of asking that if it is not too much bother, I would be proud to possess a photo of you for souvenir? If you have one on hand, please send it to Vienna. I want also your autograph on it.

With my best personal regards I am very sincerely Yours C.P. Cheng.

248. C.H.B. an Prof. C.P.Cheng, Vienna Berlin, 21.1.1933

(Maschinenkopie)

My dear Mr. Cheng!

I thank you so much for your kind letter from January 17th. I learned with the greatest interest that you had long conversations with the Pope and Mr. Mussolini. They are not the only one who believe in a great future of China. I am looking backward to your visit in Berlin with the greatest satisfaction and I should be very pleased to see you here again. I enclose the photo you asked me for; you would oblige me very much by sending me one of yours occasionally.

I speak very often of China. So I give a lecture to-night in the Verband für den Fernen Osten on the whole journey from Peping to Damascus. I always say that China is the only country in the word that does not fear Japan. You have heard perhaps that a certain discussion took place in America on account of our criticizing the shaping of the new Chinese civilization after the American pattern. The consequence was that the New York Times asked me to explain in a more explicit manner in what the difference between American and European civilization should consist. This article of mine appeared in New York Sunday the 8th. Unfortunately I have no copy so send it to you but I am quite sure this discussion will be continued

An other point I want to stress upon is the opinion uttered in our report on the Mass-education movement in Tinghsien. I don’t agree myself with what appeared here under my name. I only tried to smooth the criticism given by one of our colleagues. Unfortunately I was ill so that I could not form an own opinion of what is being done at Tinghsien; now I hear at my greatest regret that this part of our report finds a severe criticism in China as well as in America. Mr. Tawney who did not see the text before it appeared was very angry, but we where under such a stress in finishing these last chapters that it was impossible to ask the opinions of all our colleagues before printing this isolated opinion of one of us.

With my best wishes for a successful stay at Vienna, where you will see marvellous things and hoping sincerely to see you in Berlin very soon, I am with kindest regards to you and your colleagues Yours very sincerely (C.H.B.)


1 Er meint natürlich Geheimrat Prof.Dr. C(arl) Duisberg, nach dem die heutige CDG benannt ist, die sich für internationale Praktika einsetzt.

2 Hervorhebung vom Herausgeber.