Helene Bergner, 1933

HA.VI. Nachl.C.H.Becker. Rep 92 B. Nr. 6378

412. Helene Bergner an C.H.B. Berlin, 11.1.1933

Sehr verehrter Herr Professor!

Gestatten mir Euer Exzellenz, noch ganz unter dem Eindruck Ihres fesselnden Vortrags gestern Abend im Bürgervereinshaus, Ihnen hierfür meinen besonders herzlichen Dank auszusprechen.

Als Grund meiner ganz persönlichen Einstellung zu dem Thema werden Sie gewiß meine nachfolgenden Ausführungen gelten lassen:

Seit 4 Monaten genießt einer meiner Söhne als blutjunger Architekt den ehrenvollen Vorzug, bei den Wiederaufbauarbeiten in Tacht—i-Djamshid (Persepolis) bautechnisch mitarbeiten zu dürfen.

Als besonderes Glück erkennt er es in seinen allwöchentlichen Berichten, daß er im persönlichen Verkehr mit dem von ihm hochverehrten Herrn Prof. Herzfeld Gelegenheit hat, höchst andächtig fesselnde Einblicke in altpersische Geschichte zu gewinnen.

Im Besitze der vielen Fotos, die mein Sohn uns von der Trümmerstätte und dem Wiederaufbau der Säulenhallen etc. gesandt hat, waren natürlich Ihre gestrigen Ausführungen und wunderwollen Aufnahmen mir und meinem ältesten Sohne eine Herzensangelegenheit, deren Erfüllung uns mit besonderer Freude überraschte.

Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung bin ich Euer Exzellenz ergebene

Helene Berger.

 

413. C.H.B an Helene Bergner. Berlin, 12.1.1933

Hochverehrte gnädige Frau!

Von der Anwesenheit Ihres Sohnes in Persepolis hatte ich schon durch Herrn Dipl.Ing. Krefter gehört, der ja der eigentliche technische Leiter der Ausgrabungen in Persepolis ist. Er freut sich sehr über die Entlastung, die er durch Ihren Sohn gefunden hat. Es war zu viel für einen. Jedenfalls beglückwünsche ich Ihren Sohn – und damit auch Sie – zu der Möglichkeit, die sehr fatalen Jahre des Wartens in dieser Unglückszeit durch eine so schöne Reise und angenehme Tätigkeit abgekürzt zu sehen. Ich kann Ihnen aus eigener Anschauung versichern, daß es sich unter Prof. Herzfelds Führung ganz vortrefflich in Persepolis lebt, und der kleine Kreis der dort versammelten Menschen ist auch sehr nett untereinander. Mit Prof. Herzfeld bin ich seit Jahrzehnten befreundet, aber auch Herrn Krefter habe ich hochschätzen gelernt.

Mit bestem Dank für Ihre freundliche Begrüßung und in aufrichtiger Hochschätzung Ihr sehr ergebener (C.H.B.)