Dr. Bredow, 1924/25

HA VI. Nl. C.H.Becker. Rep 92 Becker B. Nr. 7989

566.  Dr. Bredow an C.H.B. Berlin, 6.5.1924

Der Staatssekretär im Reichspostministerium

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Staatssekretär!

Seit der Einführung des rundfunks ist das Funkwesen aus seiner früheren Abgeschlossenheit herausgetreten und Allgemeingut des deutschen Volkes geworden. Trotzdem wir erst am Beginn der neuen Entwicklung stehen, ist schon jetzt unverkennbar, daß die Massenverbreitung von Nachrichten sowie künstlerischen und belehrenden Darbietungen einen Einfluß auf das kulturelle und wirtschaftliche Leben unseres Volkes ausüben wird, dessen Auswirkungen unübersehnbar sind.

Die Verwendung der drahtlosen Telephonie als Nachrichten mittel für alle stellt der technik und der wissenschaftlichen Forschung neue Aufgaben in großer Zahl, von deren Lösung es abhängig ist, ob Deutschland sich auf diesem Gebiet die Stellung erhalten kann, die deutsche Forscher und Techniker ihm bisher gesichert haben.

Im Auslande, besonders in Amerika, England und Frankreich, ist die Industrie in der Lage, große Mittel für die Forschungszwecke aufzuwenden, die ausländischen Forschungsstätten verfügen über genügend Hilfsquellen; die deutsche Industrie muß dagegen um ihre Existenz kämpfen und sich auf das Notwendigste beschränken, während die wissenschaftlichen Institute nicht einmal in der lage sind, die früheren Aufgaben durchzuführen, geschweige denn neue zu übernehmen.

Will Deutschland in der Weiterentwicklng seines Funkwesens sich in Zukunft nicht ganz vom Auslande abhängig machen, so muß es versuchen, nter Aufwendung von wenig Mitteln möglichst viel zu erreichen. Das ist nur möglich, wenn Wissenschaft und Technik eng zusammenarbeitet und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden.

Zur Durchführung dieses Gedankens bedarf es einer Stelle, die unsere besten wissenschaftlichen und technischen Kräfte zu gemeinsamer Arbeit zusammenfaßt. Mit dem Vorschlage, zu diesem Zwecke eine Heinrich-Hertz-Gesellschaft zu gründen, wollen wir gleichzeitig die Ehrenschuld abtragen, die das Funkwesen der ganzen Welt unserem Landsmann schuldet.

Die Heinrich-Hertz-Gesellschaft soll u. a. folgende Aufgaben übernehmen:

    1. Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und technik zu fördern und anregend auf die Forschung zu wirken.
    2. Durch Heranziehung von Förderern Geldmittel für Forschungsarbeiten zu sammeln.
    3. Forscher und wissenschaftliche Institute zu unterstützen.
    4. Besondere Leistungen zu belohnen.

Ich bitte Sie um Ihre Mitwirkung und würde es sehr begrüßen, wenn Sie dem Ehrenausschuß beitreten würden, der die Gründung vorbereitet.

Um baldige Antwort wird gebeten, da die Gründung bereits für Ende Mai in Aussicht genommen ist.

Mit vorzüglicher Hochachtung

(gez.) Dr. Bredow.

Anmerkung Beckers vom 8.5.: Herrn Min. Dir. Krüß zur gefälligen baldigen Äußerung.

 

567. C.H.B. an Dr. Bredow. Berlin, 27.5.1924

Privatsekretariat

(Maschinenkopie)

Sehr verehrter Herr Staatssekretär!

Auf das gefällige Schreiben vom 6. d.M. teile ich Ihnen ergebenst mit, daß ich gern bereit bin, dem Ehrenausschuß der neu zu gründenden Heinrich-Hertz-Gesellschaft beizutreten.

Mit vorzüglicher Hochachtung (CHB)

 

568. Dr. Bredow an C.H.B. Berlin, 7.7.1924

(Maschinenmanuskript)

Betr.: Heinrich-Hertz-Gesellschaft

Sehr geehrter Herr Staatssekretär!

Mit gleicher post überreiche ich Ihnen Werbematerial für die Heinrich-Hertz-Gesellschaft mit der Bitte, in den Kreisen Ihrer Freunde die Werbung freundlichst aufzunehmen. Weitere Exemplare der Werbedrucksachen stehen auf Anforderung gern zur Verfügung.

Mit den besten Empfehlungen Bredow (Namenstempel!)

 

569. Dr. Bredow an C.H.B. Berlin, 28.12.1925

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister!

Zu meinem Bedauern höre ich, daß Sie aus gesundheitlichen Gründen die für den 7. Januar aus Anlaß der Eröffnung der pädagogischen Rundfunkvorträge in Aussicht genommene Einführungsansprache nicht persönlich halten können. Wie ich von Herrn Geheimrat Pallat hörte, würden Sie jedoch bereit sein, in diesen Tagen eine Schallplatte zu besprechen, mit deren Hilfe dann die Verbreitung vorgenommen werden könnte. Ich habe daher veranlaßt, daß die Telegraphie G.m.b.H., System Dr. Stille, Viktoriastraße 33 I., ihr neues Besprechungsverfahren zu diesem Zweck zur Verfügung stellt. Die Aufnahme kann im Laboratorium der Gesellschaft nach vorheriger Benachrichtigung des Leiters, Dr. Stille, Fernsprechnummer Nollendorf 7595, zu einer Ihnen genehmen Zeit erfolgen.

Mit dem aufrichtigen Wunsche, daß Ihr Erholngsurlaub Ihnen volle Genesung bringen möge, bin ich, sehr verehrter Herr Minister, Ihr sehr ergebener (gez.) Bredow.

Anmerkung: Terminnotiz: Donnerstag 10.15 h

Anmerkung des Sekretriats: Die Rede des Herrn Ministers siehe unter Akte: Reden.