Ernst Eisenlohr (1910-1914)

HA.VI. Nr. 327 (Ernst Eisenlohr 1910-35)

16. C.H.B. an Dr. Ernst Eisenlohr, Heidelberg, Hamburg, 5.11.1910

(Schreibmaschinenkopie)

Lieber Ernst!

Es ist mir leider ganz unmöglich, Deine Anfrage zu beantworten. Diese ist wohl überhaupt nur die Folge einer häufigen Verwechslung von Kolonialamt und Kolonialinstitut. Mit dem Betrieb des Kolonialamtes haben wir gar nichts zu tun. Auch wissen darüber evtl. kommandierte Offiziere nicht Bescheid.. Dein Bekannter soll sich einfach schriftlich an das Kolonialamt wenden. Das ist der einzige Weg, den auch ich einschlagen könnte. Meiner Erfahrung nach werden den Offizieren weniger vom Kolonialamt, als von ihren eigenen Truppenkörpern Schwierigkeiten bereitet. Da Paul Sigk aber schon in Südwest war, kennt er ja die fraglichen Stellen des Kolonialamtes besser als ich. Wir sind eben kein Zweig des Kolonialamtes, sondern eine freie Hochschule, der das Kolonialamt seine künftigen Beamten überweist; dementsprechend kann ich Dir leider keine Auskunft geben. Überdies sind zur Zeit, soviel ich weiß, nur sehr wenige Offiziere hierher kommandiert. Bei mir persönlich keiner. (Schluß fehlt). (C.H.B.)

 

17. C.H.B. an Ernst Eisenlohr, Hamburg, 22.2.1912

(Maschinenkopie)

Lieber Ernst!

Ich will Dir doch auch mitteilen, daß ich nicht zum Rupertenfest komme, nachdem ich erst angenommen hatte. Ich habe in den letzten Tagen furchtbar viel Unruhe gehabt, war in der vorigen Woche vier Nächte im Schlafwagen, habe Sonnabend Prüfung, zur Zeit gerade den Herzog Adolf Friedrich hier in Hamburg mit zu feiern, außerdem ist es Hedwig gar nicht gut gegangen und last not least muß ich bis zum 1. März eine umfangreiche Terminarbeit abliefern, mit der ich durch die vielen äußeren und inneren Hemmungen der letzten Zeit noch sehr im Rückstande bin. Unter diesen Umständen muß ich auf das Wiedersehen mit Dir bei dieser Gelegenheit verzichten und bitte Dich, auch Ackermann und Welde mein Bedauern über meine Behinderung auszusprechen. Es tut mir um so mehr leid, weil die anderen Hamburger Ruperten alle zur Zeit, sei es durch Assessorexamen, sei es durch Wochenbett der Frau am Kommen verhindert sind.

Sollte Hedwig Anfang März wieder frisch sein, so denken wir mal auf ein paar Tage nach Berlin zu kommen und dann werden wir wieder einmal gemütlich beisammen sein.

Mit herzlichen Grüßen vom ganzen Hause (C.H.B.)

 

18. C.H.B. an Ernst Eisenlohr, Hamburg, 12.7.1912

(Maschinenkopie)

Lieber Ernst!

Aus Deinem Briefe an Hedwig habe ich mit Freuden ersehen, daß es Dir im Grunde doch ganz gut geht, trotz all der kleinen Anlässe zur Kritik, die die neue Umgebung bietet. Zweck dieser Zeilen ist nur, Dich zu fragen, ob Du tatsächlich Deine militärische Übung machst, oder ob Du am 1. August noch in London bist. Da ich ja dann von Brüssel über England nach Esbjerg und nach Fanö fahren will, könnte mich Deine Anwesenheit in London zu einem kurzen Besuch dortselbst bestimmen. Teile mir also bitte mit, sobald Deine Pläne in dieser Hinsicht feststehen.

Du wirst von Hedwig gehört haben, daß wir erst acht Tage später als projektiert nach Fanö gekommen sind, da beide Kinder erkrankten. Nun ist aber die Gesellschaft glücklich dort installiert. Ich habe sie selbst hingebracht und habe auch weiter gute Nachrichten. (C.H.B.)

 

19. C.H.B. an Ernst Eisenlohr, Hamburg, 24.7.1912

(Maschinenkopie)

Lieber Ernst!

Ich finde es reizend, daß wir uns in Harwich treffen werden. Könntest Du Dich nicht einen Vormittag frei machen, dann würde ich nicht 12, sondern 36 Stunden in Harwich bleiben und wir könnten einen gemütlichen Abend zusammen verleben. Das wäre nur möglich, wenn ich am 1. August vormittags in Harwich bin und am 2. abends dort abfahre. Das Schiff von Freitag, den 2., will ich jedenfalls nehmen, damit ich den Sonntag schon bei Hedwig bin. Könntest Du Dich nicht frei machen, so würde ich erst am 2. August morgens in Harwich eintreffen und abends weiterfahren, Dich also nur wenige Stunden sprechen, wie Du es in Deinem Briefe vorschlägst. Definitives telegraphiere ich Dir von Brüssel, wo ich Sonntag eintreffe und nach dem Palace Hotel eine definitive Nachricht von Dir erbitte. Ich freue mich wirklich sehr auf ein paar Stunden Zusammensein mit Dir.

Hedwig meinte neulich, Du könntest doch die projektierten 8 Tage Seaside in Fanö verleben und gleich mit mir nach Esbjerg fahren. Das wäre ein famoser Gedanke; ich fürchte aber, er wird Dir zu abenteuerlich sein.

Den Kindern geht es gut. Walter läßt Dich ganz ex tempore grüßen. Hedwig ist leider immer noch nicht ganz frisch. Sie leidet ziemlich unter der Hitze. Alles Nähere dann mündlich. (C.H.B.)

 

20. C.H.B. an Vizekonsul Dr. Ernst Eisenlohr, London, Hamburg, 8.3.1913

(Maschinenkopie)

Lieber Ernst,

ich komme voraussichtlich am 1. April, evtl. ein paar Tage später, zum Historiker-Kongreß auf gut eine Woche nach London. Wirst Du dann da sein? Jedenfalls hoffe ich auf manch gemütliches Zusammensein mit Dir, obwohl ich begreiflicherweise sehr besetzt sein werde. Kannst Du mir irgendeinen guten Rat geben betreffs einer angenehmen Unterkunft, wo ich nicht allzu gebunden bin? Der Kongreß scheint ziemlich schlecht organisiert, da man bisher noch nichts darüber gehört hat, aber es werden sehr viele ausländische Gelehrte nach London kommen.

Die Masern sind nun endlich vorbei und es schwebt noch ein gewisses Damoklesschwert über Hedwig, daß sie sie zu guter letzt auch noch bekommt. Die Familie ist wenigstens wieder vereinigt. Hoffentlich hat die Misere jetzt ein Ende, es wäre hohe Zeit. Ich bin über alle Maßen mit der Universitätssache beschäftigt und der kurze Aufenthalt in London, wird meine einzige Erholung in diesen Ferien sein. Länger mag ich von hier nicht fort. Am liebsten würde ich irgendeinen Tages(aufenthalt?) mit Dir machen.. Überleg Dir mal was! (C.H.B.)

 

21. C.H.B. an Vizekonsul Dr. Eisenlohr, London, Hamburg, 23.5.1913

(Maschinenkopie)

Lieber Ernst,

heute nur in aller Eile einen kurzen Gruß und die Mitteilung, daß hier alles weiter nach Wunsch geht. Hellmuth ist ein entzückender kleiner Bengel, und strammer als seine Geschwister im gleichen Lebensalter. Die Kinder sind in Schwartau mit der Großmutter.

Ich sende Dir anbei Walters Brief zurück. Ich habe inzwischen direkt von ihm gehört.

Mit herzlichem Gruß von Haus zu Haus Dein getreuer (C.H.B.)

 

22. Ernst Eisenlohr, an C.H.B. London, 13.11.1913

Lieber Carl,

Deine guten Wünsche, für die ich Dir herzlich danke, sind in Erfüllung gegangen. Ich bin mit der Einrichtung und vorläufigen Verwaltung eines Berufskonsulats in Sao Paulo de Loanda, dem einzigen in Angola, beauftragt und fahre am 25. von Antwerpen ab, um kurz vor Weihnachten ans Ziel zu kommen. Der Erlaß kam gestern.

Ich schreibe mehr, sobald ich kann, bis zu meiner Abreise werde ich alle Hände voll mit Vorbereitungen zu tun haben, daneben muß der Fischereibericht noch abgeschlossen werden. Auch Hedwig kann ich erst später für Ihren Brief danken.

Seid alle herzlich gegrüßt, Ernst.

 

23. Ernst Eisenlohr an C.H.B. London, 17.11.1913

Lieber Carl,

vielen herzlichen Dank; aber Du darfst nicht kommen. Einmal sind es 6 Eisenbahnstunden nach Antw(erpen) und 6 zurück. Und dann ist die Abfahrtsstunde der Elisabeth Brock von der Woermannlinie am 25.11. noch nicht bestimmt. Du würdest also ins Ungewisse fahren. Ich denke am 25. Morgens in A(ntwerpen) anzukommen, wenn nötig am 24., obwohl dieser Tag eigentlich hier noch richtig besetzt ist. In Antwerpen habe ich dann zum dortigen Vizekonsul zu gehen, der evtl. mir Sachen vom Auswärtigen Amt zu übermitteln hat.

Möglich ist natürlich alles und Du weißt, wie gern ich Dich noch sehen würde. Wenn ich schon Samstag Abend hier führe? Bestimme Du und telegraphiere. Antwortadresse ist das Schiff, das mehrere Tage dort liegt oder p.a Vizekonsul Bode, Deutsches Generalkonsulat.

Nochmals sehr in Eile und todmüde und mit herzlichem Dank. Ernst

 

24. Ernst Eisenlohr an C.H.B. Auf der Höhe von Casablanca, 2.12.1913

Lieber Carl,

ich fange schon an Dich, wie ich es Dir angekündigt habe, in Anspruch zu nehmen. Kannst Du mir die Singelmann’schen Aufsätze über Angola im Jahrgang 1913 der Kolonialzeitung auf pp. 56, 65, 121, 172, 266, 385, 501, 538, 551, 580, 624, 678, 694, 711, 724 und 761, sowie die Artikel von Paul Rohrbach über den gleichen Gegenstand in der Täglichen Rundschau vom 11. bis 17. April 1913, Abendausgaben, sowie endlich einen Abdruck des Staatsangehörigkeitsgesetzes von diesem Jahr womöglich schon kommentiert, andernfalls in der betr. Nummer des Reichsgesetzblatts besorgen? Ich wäre Dir sehr dankbar dafür.

Die Fahrt bisher war ausruhend und wundervoll, von jetzt ab wird es heiß, aber auch interessant werden. Wir kommen morgen nach Las Palmas auf den Capverdischen Inseln und legen dann noch in Monrovia, Sao Thomé, Cap Lopy und den Hafen von Portugiesisch-Congo an, die ich mich freue, bei dieser Gelegenheit kennen zu lernen. Postverbindung nach Loanda ist vom 1.1.1914 ab am 1. jeden Monats ab Lissabon mit portugiesischem Schnelldampfer und dto. mit der Ostafrikalinie am 15. jeden Monats. Langsamere Linien gehen von Lissabon am 7. und 21.jeden Monats. An Zeitungen werde ich Times, Frankfurter, Economist, Kolonialzeitung und 1 oder 2 Lissabonner Blätter beim Auswärtigen Amt beantragen. Meine Gesellschaft werden – hoffentlich – vorwiegend Engländer sein und portugiesische Offiziere, wenn es mir gelingt, auf einen grünen Zweig mit ihnen zu kommen. Konsul Singelmann plant im Auftrage der Kolonialgesellschaft für die trockene Jahreszeit (Anfang Januar) eine Reise nach Angola. Er ist ein netter Mann, ich reise vielleicht – einstweilen meine ganz private Absicht – mit ihm, um das Land kennen zu lernen und ich werde wohl mit ihm auskommen, falls er mir nicht in meine Competenz hineinpfuscht. Vor Rohrbach hat er mich wegen dessen unvorsichtiger Presseäußerung gewarnt.

Euch allen viel Gutes zum Neuen Jahr und herzliche Grüße, Ernst

 

25. C.H.B. an Ernst Eisenlohr, Loanda, Bonn, 6.12.1913

(Maschinenkopie)

Lieber Ernst,

Wenn man so ausreist, warten die Zurückbleibenden meistens erst auf ein Lebenszeichen von dem Ausreißer, ehe sie selbst schreiben. Dadurch bleibt der betreffende dann oft Wochen und Monate lang ohne Nachricht. Ich will aber nicht so sein, sondern daran denken, daß man Dir doch jetzt schreiben muß, wenn Du zu Weihnachten oder Neujahr einen Gruß von uns haben willst, und da sind es denn zunächst herzliche Wünsche, die zu Dir eilen, daß Du in Deinem neuen Wirkungskreis volle Befriedigung finden mögest. Schreibe uns doch recht bald einmal, wie es Dir dort klimatisch und amtlich gefällt. Ich denke täglich an Dich und begleite Dich auf der schönen Reise über Lissabon nach Togo und Kamerun. In Kamerun wirst Du von der deutschen Verwaltung wohl keine überwältigende Eindrücke bekommen. Vielleicht triffst dort einige meiner alten Hörer.

Von uns ist eigentlich heute noch nicht viel zu reden. Ich habe meine Reise nach Leyden programmgemäß ausgeführt und in einem der schönen, alten, stimmungsvollen Auditorien der Universität auf Snouck’s Katheder meinen Vortrag gehalten. Es waren nahezu alle holländischen Orientalisten anwesen und ich werde stets gern an diese kleine Vortragsreise zurückdenken.

Bei uns im Hause geht alles weiter gut. Hellmuth nahm jetzt die Woche ein gutes halbes Pfund zu, so daß wir über beruhigt sein dürfen. Weihnachten werden wir nun doch hier in Bonn bleiben und nicht wie projektiert, nach Augsburg gehen. Dafür haben wir die Schwiegereltern zu uns eingeladen, doch ist es noch nicht sicher, ob sie kommen.

Heute ist Herzfeld bei mir eingetroffen. Er wohnt bei uns für ein paar Tage, um mir ausführlich über die Resultate seiner großartigen Ausgrabung in Samara zu sprechen. Da würdest Du auch gewiß gern zuhören.

Ganz Deutschland ist zur Zeit von der Zaberner Affaire erfüllt. Es ist einfach unbegreiflich, wie ungeschickt diese ganze Sache von der Regierung angefaßt worden ist. Im Grunde handelt es sich doch um eine Bagatelle. Immerhin habe ich doch vielleicht etwas besser von der Volksvertretung denken lernen. Im allgemeinen bin ich ja für die aufgeklärte Despotie, da von der Volksvertretung die sachverständigen Vorschläge der Regierung meist nur ins Dilettantische übersetzt werden. In diesem Falle aber sieht man doch, welch großen Nutzen Presse und Parlament zur Schärfung des Gewissens der Regierung haben können.

Ich schicke Dir einliegend einen kleinen Aufsatz aus unserer Zeitung, der Dich vielleicht interessiert. Ich habe meinem Nachrichtenbureau in Berlin den Tip gegeben, mir alle Zeitungsausschnitte über Angola und Umgebung zuzusenden. Du sollst sie dann regelmäßig erhalten. Es freut mich, auf diese Weise etwas für Dich tun zu können.

Dieser Brief ist mit der Maschine geschrieben, weil ich gerade einen Moment frei hatte, Dir einen Gruß zu schicken. Zu einem Brief mit der Feder brauche ich immer einem Moment

ruhiger Sammlung, der leider nicht all zu oft eintritt, und ich wollte Dich nicht auf einen solchen warten lassen.

Also Glückauf in Loanda und alles Gute von Hedwig (C.H.B.)

 

26. C.H.B. an Frau Professor Eisenlohr, Heidelberg, 19.10.1914

(Maschinenkopie)

Hochverehrte gnädige Frau!

Ihr freundliches Schreiben, das ich allerdings erst gestern erhielt, hat gerade die entgegen-gesetzten Empfindungen ausgelöst, als Sie annahmen: Gott sei Dank, wieder ein Lebens-zeichen von Ernst. Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie mich so freundlich benachrichtigen, denn mich beschäftigt die völlige Unterbrechung jeglichen Kontaktes mit Ernst doch auch recht lebhaft. Wie glücklich wird er sein, wenn er endlich neue Nachrichten erhält. Selbst die französischen Siegesnachrichten von der Marne, die er sicher bekommen wird, werden bei einem so klugen Kopfe, wie dem Ernst, doch nur die Überzeugung auslösen, daß die Deut-schen doch nicht nur geschlagen sein können, wenn es nötig ist, sie vor den Mauern von Paris zurückzuwerfen. Ernst ist ja so ruhig, daß er die Dinge mit Fassung ertragen wird. Wenn jetzt Portugal wirklich den Krieg erklärt, so wird er wohl sofort zurückkommen, und ihn als Konsul kann man ja wohl nicht davon abhalten, nach Deutschland zurück zu reisen.

Bei der Zuspitzung unseres Verhältnisses zu Portugal habe ich jetzt nicht mehr an Ernst geschrieben, da er ja vielleicht schon auf der Rückreise ist. Wenn wir allerdings jetzt entscheidend siegen, wird sich doch vielleicht Portugal noch besinnen, seine Kolonien zu riskieren. Die englische Regierung allerdings scheint alle größeren Gesichtspunkte verloren zu haben, und von einer kindischen Wut erfüllt, es nur auf momentane Schädigung Deutschlands abgesehen zu haben. Die portugiesische Kriegserklärung kostete uns nur unsere dortigen Schiffe. Noch ist zwar viel zu tun, aber man kann jetzt dem Lauf der Dinge doch mit einer gewissen Beruhigung entgegensehen. Wenn es uns nur gelänge, auch England ins Knie zu beugen: Aussicht dafür scheint vorhanden.

Mit nochmaligem bestem Danke und der freundlichen Bitte, mich auch weiter auf dem Laufenden zu halten, bin ich mit verbindlichen Grüßen, denen sich auch meine Frau anschließt,

Ihr Ihnen verehrungsvoll ergebener (C.H.B.)

 

27. C.H.B. an Ernst Eisenlohr, Loanda, Bonn, 31.10.1914

(Maschinenkopie)

Lieber Ernst!

Du hast ewiglange nichts mehr von mir gehört, und ich habe Dir in der letzten Zeit auch mit Absicht nicht geschrieben, da ich nicht glaubte, daß Dich während des Krieges Briefe erreichen würden. Nach dem guten Erfolg von Hedwigs Brief sollst Du aber auch von mir hören. Mögen auch diese Zeilen trotz der sich immer mehr zuspitzenden internationalen Beziehungen in Deine Hände gelangen, um Dir zu bestätigen, wie herzlich wir Dein gedenken. Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht von Dir sprechen. Eine Zeit lang schien es ja, als ob Portugal uns den Krieg erklären wolle, und da sahen wir Dich schon im Geiste auf der Heimreise. Hoffentlich kannst Du noch lange unbehelligt dort unten bleiben, bis man Dich freiwillig zurückholt.

So interessant es für Dich in Loanda sein muß, so bedauere ich Dich doch darum, daß Du diese gewaltige Zeit nicht in Deutschland miterlebt hast. Ungeahnte Lebenskräfte, Ideale,, eine starke Einmütigkeit des Volkes, das Schwinden aller politischer und religiöser Gegensätze sind Wirklichkeit geworden. Man sieht, wie sekundär alle diese sonst so wichtig erscheinenden Strömungen doch in Wirklichkeit sind, wenn das Lebensinteresse des Ganzen auf dem Spiele steht. Wir leben ja unter militärischer Diktatur, aber alle Welt befindet sich höchst wohl dabei, und die konservativen Elemente verlangen sozialistische Produktions- und Konsumtions-Regelung. Es geht eben auch so. Und trotz der ans Wunderbare grenzenden Kraftanstrengung merkt man im alltäglichen Leben, selbst in unserem doch linksrheinischen Bonn, abgesehen von den zahlreichen Verwundeten und dem Mangel an Autos, nur wenig vom Kriege. Die Universitäten sind wie alle Schulen in normalem Betriebe, und ich habe ziemlich genau soviel Hörer wie sonst, wenn auch die Gesamtzahl der Studierenden auf die Hälfte herabgesunken ist. Die Nahrungsmittel sind kaum teurer geworden: zwar sind vorübergehend von spekulativen Bauern lokal die Kartoffelpreise gesteigert worden, doch ist nichts zu befürchten, da die Ernte glänzend ist, und die Regierung zu Zwangsverkäufen übergehen wird. Die wenigen Autos benutzen jetzt Benzol statt Benzin. Vom 2. November ab tritt der Friedensfahrplan der Eisenbahn wieder in Kraft. Auf dem Rhein drängen sich die Kohlen-schiffe. Die Industrie ist auch nicht allzusehr geschädigt, dank der glänzenden Politik unserer Reichsbank, die sogar mein Schwiegervater als wahrhaft großzügig bezeichnet.

Trotz aller äußeren Alltäglichkeit haben wir alle natürlich nur einen Gedanken, den Krieg. Damit wacht man auf, damit legt man sich schlafen. Die dreimal kommenden Zeitungen genügen einem nicht, man läuft dazwischen noch zweimal zur Stadt, um Extrablätter zu erhaschen. Sehr groß sind die Verluste, die namentlich in unseren Kreisen erheblich sind, da der Prozentsatz der fallenden Offiziere begreiflicherweise größer ist als der der Mannschaften. In unserem nächsten Familienkreise sind wir durch eine gnädige Fügung verschont geblieben, obwohl Bruder Alex, Schwager Fritz, mein Schwager Riedel, der General, mit drei Söhnen im Felde stehen. Aber sonst sind Unzählige gefallen, die man kennt, und viele, die uns nahe stehen. Am meisten erschüttert hat mich der Tod von Paul Mestverdt, dann Berni Weiß, Ewald Lüders, um nur diese Dir bekannten zu nennen. Ernst Welde scheint es glänzend zu gehen; er ist bei einem Brücken-Train und hatte, bis zur letzten Nachricht von ihm, immer Interessantes erlebt und gute Quartiere gehabt. Walter Groß stand bisher in Germersheim, kam gestern hier durch auf dem Weg nach Antwerpen. Fischler ist bei Kriegsbeginn begnadigt worden, hat überall versucht anzukommen, immer vergeblich und schwer demütigend für ihn, soll aber jetzt, wie wir von Frau Groß hören, in Magdeburg beim Gesundheitsamt tätig sein. Leider macht die Demokratisierung des Krieges vor ihm halt: ja, der Krieg ist für ihn besonders hart, da er ihm das Ausland verschließt. Ganz ohne Nachricht ist man natürlich von all den vielen Freunden im Ausland, ich denke nur an Stübel und all die vielen Leute, die ich in Hamburg ausgebildet habe. Wer wird davon noch leben?

Über die kriegerischen Ereignisse bist Du ja durch die Zeitungen orientiert, wenn Du überhaupt Post bekommst. Das große Ereignis der letzten Tage ist das langerwartete Eingreifen der Türkei, das sehr sorgfältig vorbereitet war. Es bedeutet für uns natürlich eine Entlastung und wirkt wie ein Fuß, mit dem der deutsche Recke nach unten austritt, während er seine beiden Arme gegen Osten und Westen nötig hat. Ich habe natürlich mancherlei über den Gegenstand geschrieben und mache den Versuch, Dir separat einiges zu schicken auf die Gefahr hin, daß es konfisziert wird; die deutsche Zensur hat es natürlich passiert. Übrigens ist unsere Zensur streng aber wohltätig. Dadurch, daß man die gegnerischen, teils unwahren, teils halbwahren, in Einzelfällen auch richtigen Siegesnachrichten hier unterdrückt, ist es gelungen, die allgemeine Stimmung hochzuhalten. Der wirklich gebildete und kritische Mensch hat ja doch Gelegenheit genug, unsere eigene Presse mit Hülfe der neutralen oder feindlichen zu korrigieren. Nun wirken diese ständigen Verunglimpfungen und Entstellungen des Tatbestandes, diese häßlichen Vergrößerungen von kleinen Wirklichkeiten auf die Dauer so deprimierend, daß man die Weisheit unserer Zensur dankbar anerkennen muß. Natürlich sickert, namentlich hier an der Grenze, doch mancherlei durch, was nicht in die Zeitungen kommt, und es ist kein Wunder, daß unter Millionen von Kämpfern auch einige Flaumacher sind. Und überhaupt die Flaumacher! Solche Leute sind gemeingefährlich. Man findet sie aber in allen Schichten. Die Gesamtstimmung ist namentlich bei allen Eingeweihten optimistisch. Der Rausch der ersten Wochen, nach dem es sich in Frankreich nur um einen militärischen Spaziergang zu handeln schien, ist verflogen. Man weiß genau, daß es noch harte Arbeit kosten wird; aber an dem endgültigen Erfolg zweifelt eigentlich niemand. Vor allem will man keinen faulen Frieden, sondern man will eine gründliche Abrechnung, selbst wenn es noch viel Blut kosten sollte. Der Haupthaß richtet sich begreiflicherweise gegen England, dessen Kriegsführung den wahren Charakter dieser Nation erschreckend aufgedeckt hat. Auch der kleinste Sieg über englische Truppen oder Schiffe wird mit größerem Jubel begrüßt, als wie ein drei- oder viermal so großer Sieg über andere Mächte. Auch draußen bei den Kämpfenden soll es ebenso sein.

Das britische Weltreich kracht in allen Fugen, und wenn es auch, wie ich glaube, den Krieg überlebt, so werden die Engländer noch Jahrzehnte an den Folgen zu tragen haben. Der eng-lischen Kriegsführung fehlt alle und jegliche Spur der Ritterlichkeit und der Moral. Dein Schwager hat über England und Deutschland ein Pamphlet verfaßt, das die Stimmung wohl richtig wiedergibt, aber mich im Übrigen doch ziemlich entsetzt hat.

Was nach dem Kriege werden soll, ist unausdenkbar. Jetzt fehlt uns ein Bismarck. Gottlob ist die Diskussion darüber in der Presse verboten. Natürlich wird alles von unseren Erfolgen abhängen. Die Neuordnung muß jedenfalls so erfolgen, daß ein neuer Krieg unmöglich ist. Ich würde gern einmal wieder ein paar Stunden gemütlich mit Dir kannegießern, aber brieflich hat das wenig Zweck. Ich bin für das große Ziel Bagdad-Berlin auf der Basis des Staatenbundes und des geschlossenen Wirtschaftsgebietes, dazu die bekannte Mittellinie durch Afrika. In Europa nur strategische Verbesserungen der Grenze. Um Gotteswillen nichts am Mittelmeer. Die Entscheidung wird ja wohl darin liegen, wie weit es uns gelingt, an England heranzukommen.

Nun noch ein paar Worte über uns. Wir sind in Bonn sehr glücklich. Es geht den Kindern gut. Walter entwickelt sich famos und wird ein heller Kopf, an dem ich täglich meine Freude habe. Hertha leistet bisher mehr im Physischen. Sie eine stramme, dralle Dirn, rosig und appetitlich und eine Musterschülerin. Auch der Jüngste macht uns keine Sorgen mehr. Er spricht noch sehr wenig, fängt aber an zu laufen. Bei meiner Mutter hatten wir im Frühjahr schwere Sorgen, doch ist es durch richtige Behandlung abermals zum Stillstand gekommen, und jetzt ist sie wieder schmerzfrei und von fast unbegrenzter Leistungsfähigkeit trotz ihrer bald 76 Jahre. Auch in Augsburg geht es gut. Ich selbst habe mich gesundheitlich im vergangenen Jahre ziemlich geplagt. Die schwere hamburgische Nervenabspannung hat mich während des ganzen ersten Bonner Jahres nicht verlassen und sich auf meinen schwachen Teil, Magen und Darm, geworfen, so daß ich wirklich über Gebühr geplagt war. Im Frühjahr war ich deshalb in einem Sanatorium in Meran, von wo wir Dir ja öfters schrieben. Man hat mich dort auf allgemeine Nervosität behandelt, ohne der Sache auf den Grund zu gehen. Ende des Sommer-semesters wurde mein Zustand so schlimm, daß ich Urlaub nehmen mußte und mich zu Krehl nach Heidelberg in die Klinik legte, um einmal genau feststellen zu lassen, ob sich nicht etwas Ernsteres hinter meinem unerträglichen Blähungs und Aufstoßerscheinungen verberge. Mit allen Chikanen der modernen Wissenschaft wurde ich untersucht und schließlich festgestellt, daß ich ein nervöses Darmleiden habe, das nicht schlimm aber sehr lästig sei und dem man nur auf psychischem Wege beikommen kann. Irgendwo mußte der Cirkulus vitiosus Darmerkrankung – Depressionen – Darmerkrankung unterbrochen werden. Das sollte unter Leitung von Fränkel geschehen. Da kam der Krieg. Es wurde natürlich nichts daraus; aber die große Tatsache des Krieges mit ihrer Ablenkung der Gedanken von dem kleinen Ich hatte im Zusammenhang mit dem nervenberuhigenden Entscheid Krehls eine sehr günstige Wirkung auf meinen Zustand, so daß ich mich jetzt zwar noch nicht wieder ganz gesund, aber doch erheblich besser fühle.

Ich habe diesen Brief in die Maschine diktiert, damit ihn der Zensor schneller lesen kann und Du Aussicht hast, ihn zu erhalten. Bleibe gesund und sei von uns allen aufs herzlichste gegrüßt. Hoffentlich dauert es nicht mehr zu lange, bis wir uns einmal wieder aussprechen können. Möge es uns bis dahin vergönnt gewesen sein, einen günstigen Frieden zu diktieren. (C.H.B.)

 

28. Ernst Eisenlohr an C.H.B. Loanda, 20.12.1914

(Schreibmaschinenmanuskript)

Lieber Carl,

mit Deinem ausführlichen Brief, dem orientierendsten, den ich bisher aus Europa bekommen habe, und mit den Drucksachen hast Du mich sehr erfreut. Besonders Deine Schriften haben mir gefallen, bis auf den Gedanken, die Russen durch einen gestärkten Tartarenstaat vom Schwarzen Meer abhalten zu wollen. Das würde ich für utopisch halten. Dagegen hat mir die Schrift von Dibelius über England, obwohl eine Menge Wissen darin leicht verdaulich gemacht ist, nicht eben imponiert.

Die Gedanken darüber, wie der Krieg voraussichtlich verlaufen wird , und was nachher wer-den soll, beschäftigen natürlich auch mich unablässig. Als Unterlagen habe ich die gleichen Nachrichten wie ihr, nur 1 bis 2 Monate später, mit Ausnahme der Reutertelegramme und der Depeschen des Britischen Ministers in Lissabon, Mentiroso Britanico, wie wir ihn hier nennen. Die Resultate, die man beim Frieden hereinbringen kann, bemessen sich selbstverständ-lich in erster Linie nach der Größe des errungenen kriegerischen Erfolges; und da glaube ich, daß wir mit unserem wohlorganisierten Zusammenhalten, mit unserer Volks- und Heeres-kraft in absehbarer Zeit dazu kommen, die französisch-englische Mauer zu durchbrechen und die Heere zu schlagen. Die Russen werden, wenn keine Revolution ausbricht, mit der zu rechnen unvorsichtig wäre, wohl in einem Zustand Prestige, Geld und Menschen seiner Kolonien zu verlieren. Dagegen können wir uns vorsehen durch Erwerb von Flottenstützpunkten und Kohlenstationen, die zugleich dazu dienen müssen, die Türme eines erdumspannenden Telefunkennetzes zu tragen; dazu brauchen wir Milliarden, um unsere Flotte zu vergrößern und leider auch vielleicht einen Stützpunkt an der belgischen Küste. Daran, daß es möglich wäre, die Engländer aus Ägypten hinauszuwerfen, bevor sie nicht völlig am Boden liegen, glaube ich nicht. Die Querlinie durch Afrika und den Schutz unserer wirtschaftlichen Interessen in Vorderasien halte auch ich für notwendig, letzteres aber in Formen, die die Territorialhoheit der Türken wahren und zugleich den wirtschaftlichen Interessensphären der anderen in Syrien usw. ein Ende setzt. In Europa so wenig Grenzänderungen wie nur irgend möglich; darin bin ich ganz mit Dir einig. Die Regelung dieser Dinge wird eine ungeheure Arbeit machen und sehr viel historisches Verständnis und politische Weisheit erfordern.

Mir geht es nicht besonders; meine Nerven sind durch Arbeit, Sorgen und unglaublich viel Ärger ziemlich heruntergekommen. Zudem wird es jetzt recht heiß. Persönlich – amtlich natürlich alles andere – habe ich keinen heißeren Wunsch, als daß Portugal endlich einmal der neutralen Haltung, die schon lange eher das Gegenteil ist, ein Ende machen und mich von diesem Posten und der sehr drückenden Isolierung erlösen möchten. Neulich gab es wieder einen Zwischenfall an der Südgrenze; und neulich wirklich einen sehr schlimmen. Vielleicht ist ihnen das als Vorwand recht, da sie ein neues, anscheinend ziemlich unselbständiges Ministerium haben.

Ich möchte in dieser Zeit endlich auch einmal Soldat sein dürfen.

Seid alle recht herzlich gegrüßt. Ernst

Julie an CHB

Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. VI.HA.Nl.C.H.Becker Nr.8610
Julie Becker, Gelnhausen 1909, Foto Dührkoop
Julie Becker, Gelnhausen 1909, Foto Dührkoop

Briefe Julie Beckers an Sohn Carl Heinrich 1897-1906/17

1. Julie Becker an Sohn Carl. Frankfurt, 21.5.1897, 7 Uhr

Mein liebes Carlchen,

Was machst Du für Sachen? Betrübst und erschreckst mich ja sehr. Es muß schon nicht ganz so leicht sein, sonst wärest Du doch gefahren und hättest Dich pflegen lassen. „Ganz famos“ kann man schreiben, denn das Papier ist geduldig, – ich weiß es besser, kann’s leider nicht ändern!

Dora kommt Sonntag von ½ 5 Uhr bis 8.50 hierher, so könntest Du sie doch noch sehen. Sie pflegt Alex, der natürlich auch noch krank ist. Er nimmt es der Krankheit und uns Allen furchtbar übel, meinte recht, wir seien toll geworden, der Doktor und ich, daß er nach Gelnh(ausen) solle, doch hat er gefolgt und auch wie ich mit Befriedigung höre sich meinem Wunsch gefügt. Ut mine Stromtid zu studieren statt des (unleserlich) … Schuld und Sühne, das er hier mit wahrer Habgier las.

Deine Karte hatte ich schon um 5 ¼ Uhr.

Die Nacht war gut, Vater schlief von 9 – 6 Uhr, der Tag heute wie immer.

Grüße Willy und schreibe mir gleich morgen früh wieder aufrichtig wie’s Dir geht.

Treu Deine Mutter

die natürlich auch Willy grüßt, der mal wieder nurse ist?

 

2. Julie Becker an Sohn Carl. Frankfurt/Main, 16.6.1897

Lieber Carl,

Vater war gestern und heute wieder viel aufgeregt, aber schlief auch viel, – eigentlich unverändert. Frida machte vorgestern Kränze im Diakonissenhaus und fiel danach aufs Knie, zog sich einen schlimmen Bluterguß zu und wird mal 8 Tage auf der Chaiselongue liegen müssen. Emma schnitt sich feste in den Finger und konnte auch nicht nach Darmstadt. Heute sind Bl(umensteins) bei Konsul Rohmer (?) zum Wurstessen.

Hast Du eigentlich gehört, daß sich die junge Frau Meister stark verbrannt hat und die schlimmsten Gerüchte gingen? Ganz Sicheres weiß man nicht, jedenfalls stand ihr Kleid in Flammen und lief sie damit in den Zug…

(…)

 

3. Julie Becker an Sohn Carl. Frankfurt/Main, 8.7.1897

Lieber Carl,

Ferdis Besuch hat auf Vater wie ein Fest, auf mich wie 8 Tage Landluft gewirkt. Vater hatte sehr bewegte Tage, vorgestern machte auch Frida einen sehr heftigen Sinnes (unleserlich): Näheres erzähle ich Dir morgen und auch daß Ferdi ihn sehr beruhigt hat.

Ferdi sieht prächtig aus und ist sehr beglückt auch über die Hanauer Wohnung und daß alle seinen Harry so nett finden.

Er kam zu Tisch -: um 5 (Uhr) auch noch Ernst, sie blieben bis 11 (Uhr) und waren bei Vaters Nachtessen, das äußerst gemütlich verlief. Frida fuhr programmgemäß. Maria kommt erst heute. Wie geht es denn Dir, ich werde mich da wohl bis morgen gedulden müssen. Zeit zum Schreiben hatte ich absolut nicht.

Gruß an Willy. Deine tr(eue) M(utter)

 

4. Julie Becker an Sohn Carl. Frankfurt/Main, 16.7.1897

Lieber Carl,

die akute Gefahr ist wieder vorüber gezogen, Vater bleibt aber sehr schwach. Es ist immerhin möglich, – wie Dir der D(okto)r. schon sagte, – daß ein Herzschlag eintritt, – jedenfalls kommt der Tod durch Herzschwäche, doch kann es wohl noch 14 Tage dauern und es wird nicht wahrscheinlich, daß alle Kinder um uns versammelt sein werden. Ich will aber doch jetzt immer eins hier haben. Es war gestern ungemütlich, daß keiner da war. Vater frug: Ist denn gar kein Sohn da? Und als er mir dankte, sagte er: Grüße die Kinder.

Heute kommen Bl(umenstein)s und morgen lasse ich Alex kommen und Samstag Frida, – da bist Du frei. Hast ihn ja noch lieb gesehen. In Gedanken seid Ihr ja alle da. Vater hatte gute Nacht und frühstückte in sehr guter Stimmung, fühlt sich wohl und ist in Gelnhausen.

In Liebe.


Konsul Carl Becker starb am 22. Juli 1897


5. Julie Becker an Carl. in London. Gelnhausen 3.9.1897

Lieber Carl,

Ganz erstaunt war ich als mir bereits gestern um 6 Uhr Dein Brief aus der neuen Wohnung gebracht wurde, – das ist ja fabelhaft expediert gewesen. Onkel Will(helm?) wollte es gar nicht glauben. Wie mag er wohl gereist sein?

Ich freue mich sehr Deiner glücklichen Reise und hoffe der Regen hat aufgehört und die Gesellschaft entsprach Deinem ersten Eindruck. (Doch?) 4 Pfund, das ist enorm, nur für Wohnung, da kommst Du doch nicht aus mit Deinem Geld?- Sehr freue ich mich, daß Du auch Grünes siehst und gesund ist das ja auch. Schone mir ja Deine Augen und kaufe eine ordentliche Lupe, da Du die hiesige vergessen hast.

Es ist hier jetzt recht still geworden, doch bekommt mir die größere Ruhe gut. Regen ist täg-lich viel, aber dazwischen Sonnenschein. Wir spazieren Abends, kommen nicht weit mit den Kindern. Manch Mal stehe ich, rechts ein Mantel, links einen, in jeder Hand einen Schirm und warte bis Mutter und Töchter genug Brombeeren haben.

Gestern sah ich zuerst die Diebesburg in der Nähe, sie sieht niedlich aus, doch liegt Prieß mit Wohlfahrt im Prozeß, da dieser so tief gebaut hat, daß im Haus Wasser steht..- Mein Befinden ist entschieden besser, ich esse etwas Kompott und Gemüse ohne Schaden.

Innerlich lebe ich so innig mit Vater weiter, daß ich oft ganz glücklich bin, ich hätte es mir nicht so gedacht, – manch Mal überfällt es mich: „Niemals mehr!“, aber dann denke ich, er ruht in Frieden und hat überwunden, dann wird’s wieder ganz stille in mir. Lieber treuer Junge, laß es Dir gut gehen. Es küßt Dich Deine tr(eue) M(utter).

 

6. Karte von Julie Becker an Sohn Carl, London. Gelnhausen, 6.9.1897

Deinen langen Brief erhielt ich, wegen des Sonntags erst heute früh. Dieses geht erst um 8 Uhr, soll Dir melden, daß von Capstadt Bericht da ist, daß Theo1 splendid arrived! Die Noth-quartiere sind Wahrheit geworden. Die ganze Nacht zog Militär vorüber in furchtbarstem Sturm und Regen, und um 3 Uhr hatten wir 1 General, 2 Offiziere, 3 Unteroffiziere, neun Gemeine und 10 Pferde! Es ist möglich, daß sie 5 Tage immer wieder kommen, wenn sie die Preußen nicht schlagen, – dann bekommen wir (mehr?), denn Biwacks sind wohl unmöglich nach den endlosen Güssen. In der Kinderschule liegen 160 Mann, die Schüler sind die ganze Woche zu Hause. Ferdi will trotz des Wetters hinaus. Wir sind alle wohl. Herzl(ichen) Gruß. M(utter)

 

7. Julie Becker an Sohn Carl. Gelnhausen, 8.9.1897

Lieber Carl,

Wir sitzen hier mitten im Krieg, – zum Glück fließt kein Blut, um so mehr Regen. Gestern war ein guter Tag und als Emma um ½ 5 Uhr die Truppen abmarschieren sah, wurde sie mild und unternehmungslustig, alarmierte Marie, Onkel Wilh(helm), Heinrich Anton usw. und danach gingen sie los. Onkel glaubte, Emma sei durch den General unterrichtet und sie dirigierte nach Hörensagen, so fuhren sie auf die Bergkirche, bestiegen die Nonnenburg, (…) und kamen dann nach 4 Stunden wirklich zurück und um ½ 2 Uhr ziemlich naß nach Hause. Die Pferde waren tief eingesunken und Emma sich darüber wie gewöhnlich heldenmüthig mitteilt(?).-Eben schreien sie Mami und Emma: „Aber den Kaiser haben wir gesehen und das ganze bayerische Korps und den ganzen Train!“ Eben gehen sie wieder los mit dem Hektor, die Sonne bricht durch und es schießt stark hinter dem Berg.2

Dein lieber Brief kam erst gestern Morgen an, es hängt mal an der Minute; er interessierte mich sehr und ich danke Dir für Deine gemütlichen3 Worte. Es geht auch mir so, ich thue nichts lieber als innig und lang an Vater denken und bin, wie Du weißt, mehr beglückt, wie betrübt. Zuweilen erfaßt dann auch mich wieder der ganze Jammer der Trennung, aber ich richte mich bald wieder auf an der Liebe von Euch Allen, Ihr treuen Kinder.

Frida hat ja auch schlechtes Wetter im Schwarzwald, sitzt aber gemütlich mit Fr(au) Pfarrer Kasimir Aja und Bibi im einzigen großen Zimmer; sie lesen sich vor und musizieren sehr viel. Sie machte auch Ausflüge und fiel auf derselben Stelle wieder hin wie voriges Jahr, doch that’s ihr nichts, sie glaubt sich schon sehr zu erholen und hat guten Appetit. Ein H(err) Zimmer war da, dem scheint sie interessanter, wie er ihr gewesen zu sein, – es schwebt über dem Bericht ein eigenthümliches Element.- Dora schreibt vergnügt und mir geht es nun wieder ganz gut, ich esse Gemüse, aber wenig Kompott. – Hoffentlich hat Bezold nun aus aller Noth geholfen! Von Allen herzliche Grüße, Ferdi fährt immer um 6 (Uhr) fort um kommt um 8 (Uhr) wieder; die Einquartierung war nett und hochzufrieden. Herzlichst umarmt Dich, Du Einsamer in der großen Welt (Deine Mutter; fehlt – kein Platz mehr…)

 

8. Karte von Julie Becker an Carl, London. Gelnhausen, 13.9.1897

(Lieber Carl,)

Heute nur die Mittheilung, daß Hans Major und Alex mulus geworden ist. Samstag früh fand ich ihn angekommen, als wir mit den Zwillingen vom Dietrichshofspaziergang heimkamen. Emma Bergm(ann) kommt wohl später am Sonntag, etwa 20 Uhr.

Treu D(eine) M(utter)

 

9. Julie Becker an Sohn Carl in London. Gelnhausen, 15.9.1897

Lieber Carl,

Der gestrige Brief kam um 6 Uhr an. Fleißige Arbeit und angenehme Erholung, was kann man sich beßres wünschen? Dein Aufenthalt scheint sich sehr in die Länge zu ziehen und hier werden wir Dich nur sehr kurz mehr sehen. Frida schreibt auch sehr vergnügt. Am Sonntag hat Ernst sie in Sassbachwalden besucht und fand sie sehr gut aussehend. Am Montag ist sie mit Aja und Casimir über Yburg in Baden nach Gernsbach marschiert und hat es herrlich getroffen, schreibt ganz begeistert. In Gernsbach bei Frau Katz scheint’s auch sehr gemütlich. Ihren mysteriösen Andeutungen zu Folge hat sie sicher einen, wie mir scheint zwei Körbchen ausgetheilt. Das hat sie sichtlich gehoben. Ein Ernstfall wäre mir aber sehr störend gewesen. Eine gute Parthie war der eine, ein Verwandter von Kaysers, Namen werden nicht genannt! – Schrieb ich Dir, daß Paulchen fragte, ob er nun wohl noch „Vater“ sagen dürfe? – Hier sind wir wohl, Alex ist natürlich voller Übermuth. Zum Glück ist Emma wanderlustig und sie flogen heute schon zum 2ten Male aus nach Herrenmühle, und noch dazu mit einem erst gestern getauschten Pferd. Das eine von Rota bekam Spolh.- Ferdi hat mit seinem Landrat 1600 Parzellen abzuschätzen- muß meist ½ 7 Uhr abfahren, kommt 8 Uhr müde heim.

Montag wurde Harry drei Mal gefeiert, hatte den ganzen Tag ein Rosenkränzchen auf und ein Kleid-chen mit Rosen bestickt. Für die Zwillinge und Lola fiel auch etwas ab. Der Kleine war reizend. Else ist manchen Tag sehr beschwert, aber dann wieder so mobil, daß sie am liebsten die Partien mitmachte.- Die Wohnung in Hanau wird noch fortwährend umgekrempelt, glück-licher Weise in Gedanken. Rehbocks haben schmuddelhaftes Wetter, gingen nach Interlaken, bessern wird es sich dort nicht wollen. Sie kommen durch den Gotthard, kommen Ende des Monats hierher.- Kyritz hat Besuch in der Niedenau gemacht, wohl für Dich? Nimm Notiz davon.

Tante Marie geht es nicht besser, sie fühlt selbst, daß sie zurück geht. Mimi ist seit 8 Tagen in Baden-B(aden) mit ihrem Mann, da es hohe Zeit für sie zur Erholung war.. Es scheint eine ähnlich lange Sache zu werden, wie bei Papa. Sie liest noch viel und freut sich besonders an Briefen. –Ich komme noch immer nicht zur Auseinandersetzung der Möbel und Bilder. Über Dora waren wir nicht wenig erstaunt, die Frau Major machte sich schon sehr in ihren Wün-schen geltend. Unter Vielem mehr: das ganze rote Zimmer mit Teppich von Kerman den großen Achenbuch! Na, was sagst Du dazu? Ich habe ihr noch ein Mal geschrieben und sei enttäuscht, da ich das rote Zimmer bekanntlich selbst behalte.- Nun rückt allmählich die Sommereinquartierung ab. Heute ging Emmas Köchin und Freitag empfängt …Ernst in der Wohnung. Am 1,.Okt(ober) sind dann alle zu Hause.- Adolf hat uns auch verlassen, was Niemand großen Schmerz bereitete. Emil ersetzt ihn vollkommen. Von Frankfurt schrieb er am (unleserlich), ich möchte ihm doch ein Zeugnis ausstellen wie es nahezu bräuchlich wäre. Er schreibt denn uns vor, worin er dem meinen noch allerhand zufügt: zur größten Zufrieden-heit, – kann ihn besonders empfehlen und Ähnliches! Ist das nur dumm? – „Sehr geschickt“ fehlte auch in dem meinen.

Emma Bergmann habe ich Deine Adresse zugeschickt. Du kannst aber doch auch an sie schreiben unter der Adresse Martinis, die ich Dir gab. Colonel Crozier hat mir nicht kondoliert, ob er die Anzeige nicht empfing? – Neues gibt’s nicht, mir etwas sehr Altes: Es hat dich innig lieb

Deine treue Mutter

 

10. Karte von Julie Becker an Sohn Carl, London. Gelnhausen, 21.9.1897

(Lieber Carl,)

Dein lieber Brief erreichte mich doch erst heute früh. Bitte arbeite nicht mehr von 8-10 Uhr (Abends!). Es tritt sonst Überanstrengung ein. Zeit zum Schreiben habe ich heute nicht, da Rehbocks gestern schon angekommen und ich heute Nachricht erhielt, daß T(ante) Maria in Darmst(adt) gestern Abend sanft und doch noch ziemlich plötzlich gestorben ist, morgen Nachmittag ist schon die Beerdigung. Die Feier für Herrn B(ornemann)4 war erst Sonntag, es sei recht feierlich gewesen. Alex war da und Willy hat gut geredet. Tante Emma liegt heute zu Bett, hat aber nichts auf sich. M(utter)

 

11. Julie Becker an Sohn Carl. Gelnhausen, 22.9.1897

Lieber Carl,

also darum hattest Du Sonntag so schön Zeit, weil Du einen Schnupfen hattest? Ein Wunder ist es nicht bei dem schauderhaften Wetter. Zwei ganze Tage konnte man keinen Moment vor die Thüre! Auch hier! Heute scheint eine wäßrige Sonne. Meine Karte, die Dir Tantchens Tod meldet wirst Du erhalten haben. Am Samstag trat eine Änderung ein, sie hatte heftige Leibschmerzen und war zeitweilig irre. Jedoch scheinen sie es nicht bedrohlich gefunden zu haben, denn Minni wurde erst Montag soeben telegraphiert, kam leider eine halbe Stunde zu

spät! Tante war bis kurz vorher bei Bewußtsein, sprach mit allen freundlich, auch mit den Helmerdörfers und verschied plötzlich ganz sanft. Line und Marielle waren dabei. Warum die Beerdigung noch früher als 48 Stunden, weiß ich nicht. Ferdi ist dienstlich verhindert, hat wirklich schwer zu arbeiten, ich kann Else nicht verlassen, und so werden Alex, Emma und Frida uns vertreten! Ich schickte eine Palme für Euch: von den Kindern Onkel Carls und Minni. Diese schrieb mir schon selbst so rührend!- Tante Emma war schon in Locarno recht unwohl und hatte starkes Erbrechen. Auch hier noch, doch geht’s heute besser und ist sie wieder auf, sitzt in Fridas Zimmer.

Über Deine (unleserlich)Laufschonung möchte ich Manches sagen, aber zu solchen langen schriftlichen Ergüssen fehlt mir jede Zeit. Wir versparen es auf später, ich stimme nicht ganz damit überein.

Einliegend der Ausschnitt aus dem GeneralAnzeiger.- Frida ist sehr erholt. Ihr erstes Liebes-abenteuer – zum Glück einseitig, – erzählen wir Dir mündlich. Sie war immer sehr erstaunt, daß sich überhaupt Jemand in sie verlieben könnte und noch mehr, daß Andere das Interesse früher schon bemerkt und sie absolut nicht. Sie wäre nach Heidelberg gekommen, in glänzen-de Verhältnisse. Nur wirst Du’s schon wissen? Ich schreib nicht gern dem Manne. Der Mann war ihr nicht verliebt (?) genug, sie fühlte nichts für ihn und hätte den Pantoffel gehütet. Das wollte sie nicht!


Ein Kutschenunfall anno 1897 in Gelnhausen


12. Julie Becker an Sohn Carl. Gelnhausen, 27.9.1897

Lieber Carl,

Ich freute mich sehr Dich gesund zu wissen, kann mir denken, wie Du mich wegen des Namens ausgelacht hast. Na, es war ja auch im 2ten Brief mehr Scherz. Ich und wir alle genießen Rehbocks Hiersein sehr, besonders da uns neben den alten Freundinnen mit den Männern auch ganz herrliche Herbsttage endlich beglücken. So machte ich vorgestern eine herrliche Fahrt über Eidegesäß mit Rehbocks und gestern fuhren die andern, Ferdi mit Alex im Dogcarr mit Lucullus, der plötzlich einen sehr unangenehmen Rückfall in die Unzuver-lässigkeit bekam. In Großerhausen trennten sich zum Glück die Wagen, so daß die zart-besaiteten Damen dann aus dem Weg waren, als Lucullus vor Berbach vor einem Kreide-haufen (?) scheute und urplötzlich den Boden verlor und mitsamt Allem 5 à 6 mètres tief herunter in einen Graben sauste. Das Wasser darin linderte zum Glück die Wucht. Alex stand sofort wieder auf den Füßen und befreite Ferdinand , auf dem der Kopf des Pferdes lag, das zwar aus einer Kopfwunde blutete, aber doch sonst heilgeblieben war. Einige Kinder riefen die gerade versammelte Feuerwehr zu Hülfe, und während Alex losschirrte, hielt Ferdi mal 20 Min(uten) den Kopf des Pferdes, damit es nicht losschlug und nicht im Wasser erstickte. Mit Hilfe (von) 7 Männern kam es auch wieder hoch und nur der Wagen ging in Trümmer.- Du kannst Dir unsere Angst denken, als sie immer nicht kamen und die Dunkelheit hereinbrach.- Endlich! Ein Viertel nach 8 (Uhr) führte Alex Lucullus an unserem Louciarposten (?) vorüber nach dem Stall, es waren angstvolle Minuten bis Ferdi mit einem Veloziped erschien, – er führte es , denn zum Fahren war er doch zu angegriffen, Beide sehen sehr elend aus und waren ganz naß, – wir ließen den Doktor wegen der Wunde kommen, der sie desinfizierte und uns vollkommen beruhigte. – Beide Herren hatten guten Appetit, – und Ferdi ist um ½ 7 Uhr wieder nach Hanau, Alex nach Frankfurt.- Else, – die nicht alles so genau erfuhr, – hatte sich doch auch recht aufgeregt und sie und Ferdi hatten schlechte Nacht, um ½ 1 (Uhr nachts!) kam auch noch ein dienstliches Telegramm!

Samstag hatten Emma und Frida die geschwisterliche Liebe früh ½ 7 (Uhr) nach Frankfurt zu Fahren, um Alex’ Rede zu hören und amüsierten sich höchlich ihn so ernst und würdevoll zu sehen. Es lief für ihn gut ab, während der Lateiner bös und wiederholt stecken blieb. Als Alex ging mußte er doch sein Frätzchen den Schwestern machen! Der vorher dünne Chor wurde dann sehr gut durch ihn und schließlich nahm er dann noch die Huldigungen eines Chores von Müttern entgegen, worüber Emma sich noch totlachte. – Frida kam ganz vergeistert (?) wieder, hatte einen argen Darmkrankheitsanfall (?) und legte sich um 2 Uhr ins Bett,, konnte aber um 6 Uhr ihre Suppe essen und ihre Singstunde nehmen, d.h. sie sang uns sehr schön vor, Onkel ist sehr befriedigt über ihre schönen Fortschritte.

Eben gingen sie wieder, Frl. Scharfer, Onkel und Frida! – Es war nett von Dir mir den Brief Lasinius’(?) zu schicken, er interessierte und erfreute mich sehr, es ist ein nettes Freund-schaftsverhältnis zwischen ihm und Frida. Ein 2tes Abenteuer hat sie übrigens nicht erlebt, das war ein Mißverständnis. – Das Geld werde ich pünktlich senden lassen. Viele Grüße von Allen. Treu D(eine) M(utter).

 

13. Julie Becker an Sohn Carl. Gelnhausen, 3.10.1897

Lieber Carl,

Ich schreibe Dir noch schnell vor der Kirche und sende Dir die wichtigsten Familiennachrichten, – kannst Dir denken wie ich mich für Alex freue. Sonst ist’s hier sehr still geworden, Rehbocks fuhren um ½ 11 Uhr nach Hamburg, wo heute die Taufe bei Hübners ist, morgen fahren sie nach Amsterdam zurück. Sie bedauern sehr, Dich nicht zu sehen, haben mir aber die frohe Aussicht eröffnet, uns in Bordighera zu besuchen. Am Ende reisen sie gar weiter mit. Wir hatten sehr gemütliche Tage und auch viel Fröhlichkeit. Onkel war so frisch wie nie und Tante erholte sich sehr rasch und genoß wirklich auch sehr die Ruhe und die vielen lieben Menschen hier, namentlich hatte Onkel Spaß an Fridas Gesang. Ernst traf am Mittwoch ein und gestern um ½ 4 fuhren Alle ab. Elisabeth die zurückblieb, heulte furchtbar und machte großen Sturm (?), so daß die Zwillinge ganz bedrückt wurden und Lilli auch heulte. An Lola glitt alles ab. Sie sagte nur immer strahlend: „Ich gehe nach Heidelberg.“ Gertrud ist seit Dienstag hier und Frida angenehm, heute kommt Ferdi Müllenhoff um 12 Uhr. Eine sehr große Freude ist mir noch geworden durch einen sehr guten Bericht von Onk(el) Heinr(ich), dessen Geschäft einen plötzlichen Aufschwung genommen hat durch die vielen Regen, denen ich so besorgt zusah. Dadurch können viele gute Sorten Getreide nicht versandt werden, die er billig bekommt und dabei ist das Mehl gestiegen. Auch hat Tinchen Hoffnungen. – Daß Du nur so kurz hier sein kannst, ist mir ja schmerzlich, aber Du hast sehr recht die Gelegenheit auszunützen. – Emma Bergmann schrieb aus Chislehurst, Kent um Deine Adresse. Sie hat die früher gesandte verloren, und andererseits British Museum, lud Dich früher ein und erhielt keine Antwort. – Ferdi ist immer todmüde wenn er Abends heimkommt. Die Parzellen haben sich auf 25.000 erhöht. Er arbeitet in 6 Kommissionen.

Leb wohl! Herzliche Grüße. Deine M(utter).


Geburt von Julie Beate Becker gen. Ully 7.10.18975


14. Julie Becker an Sohn Carl. Gelnhausen 12.10.1897

Lieber Carl,

Es geht hier sehr gut weiter, Else nährt aber selbst und Ully, d.h. Julie befindet sich sehr wohl, ist ein niedliches Baby. Sonst heißt’s noch Beate, Emma (nach Tante) Dora und Louise (nach Frl. von Leibitz).

Therese Schwartz besucht mich Freitag, sie lobte sehr Papas Bild und fand es sehr ähnlich: sie legte Rosen auf sein Grab und war sehr herzlich.

Gestern aßen Elise und Marie mit uns und nach Tisch ging Gertrude, Ferdinande geht morgen. Dann bekomme ich mal etwas mehr Zeit.

Herzlichst D(eine) Mutter.

 

15. Julie Becker an Sohn C.H.B. Gelnhausen, 19.10.1897

Lieber Carl,

Deinen Brief vom 17ten, 18 Uhr erhielt ich soeben und werde Deine Aufträge besorgen. Da Nachschicken nicht geht, so habe ich von inliegenden Briefen die Kouverts abgenommen, sie aber nicht gelesen, nur gesehen, daß der eine von Schön ist, der auch Paletot schickte. Ernst Schöffer habe ich geantwortet, er schrieb allerdings über seine Pläne, thut mir sehr leid, daß er so schlecht aussieht. Deinen Paletot in Frankfurt werde ich Freitag nachsehen und ihn sicher besorgen.

Ich wollte schon gestern nach Frankfurt, wir hatten aber einen kleinen Schrecken mit Else und so kam ich nicht hin. Sie bekam des Morgens Fieber 39(°C) und das stieg auf 40°, es kam von einer Entzündung in der Brust, Fachmer (?der Arzt) war sehr unglücklich und dachte sich gleich das schlimmste. – Grade war auch Dr. Mumm zu seinem Sohn gereist und kam erst Abends wieder, Huter macht Examen und hat einen sehr jungen Vertreter und Beckmann genierte sich zu kommen. Gott sei Dank ist es heute Abend besser, heute früh waren (es) noch 39°, aber heute Abend 37,5°.

Wir sind sehr erleichtert. Die kleine Ully ist brav, verträgt die Kuhmilch, mit der sie sich einige Tage begnügen muß.

Nelly Chaillet hat sich verlobt mit einem Gutsbesitzer, der 5 Kinder von 14 – 5 Jahren hat, aber sehr vermögend ist und dessen Familie schon einige hundert Jahre das Gut Stickelkamp besitzt. Nelly soll nun als guter Geist über dem ganzen schweben. Sie ist sehr glücklich, sie lieben sich und passen sehr zusammen. Ihr ödes Dasein hat nun Zweck und Freude bekommen. Ihren Brief habe ich den Schwestern geschickt, der ostfriesische Name muß erst noch auswendig gelernt werden!

Den Tod der alten Frau Steinmetz in Amsterdam habe ich Dir glaube ich schon gemeldet.- Alex hat sich glänzend gerechtfertigt, er schickte einen Brief am 1sten Oktober, der ihm am 15ten wieder zugegangen war, wegen verstümmelter Adresse. Er ist sehr vergnügt, sein heutiger Brief hat nur allzu viel Stalljargon. Du wirst sie später hier lesen, sie gehen zu Emma und besonders Neues steht nicht drin. Wir haben wunderbares Wetter, genießen sehr die offenen Fenster.

Sei herzlich gegrüßt! Treu Deine Mutter.

Noch viel Vergnügen, lieber Junge und halte Dich gesund. Alle grüßen Dich, auch Rehbocks. Deine tr(eue) M(utter)

 

16. Julie Becker an Sohn Carl aus Bellagio, Comer See. 12.4.1898

Lieber Carl,

Deine Karte klang ein wenig ungnädig, aber Deine Depesche mußte doch erst unsere Ankunft abwarten und da war es uns zu spät, noch an den ersten Ort zu telegraphieren. Frage auch im Grand Hôtel noch nach, jedenfalls schrieb ich eine Karte hin. Ich schrieb Dir von Sorrent Brief vorher nach Messina, denke Du erhieltst ihn auch. Ich saß dort ziemlich langweilig, die Zimmer liegen alle nach Norden und haben tief eingebaute schmale Fenster, so daß man nur ganz vorne und auf den zahlreichen Altanen die Aussicht genießt. Da der Wind oft recht heftig war, blieb ich meist in einer Glasveranda sitzen und sprach mit Niemand. Sorrent ist nicht geeignet zu längerem Aufenthalt, doch wurde nach einigen Tagen meine Erkältung besser.

Ully’chens Zustand drückte auch schwer auf mich, Ferdis haben viel durchgemacht und Blumensteins fanden das Kind miserabel und die Eltern abgemagert, sie hatten geraten, einen Hals- & Ohrenarzt zu consultieren, Emil behielt das Telegramm 4 Tage in der Tasche und dann war der Mann in Ferien gereist. Nun nahmen sie einen Frankfurter, der die beiden Trommelfelle durchstach, ohne Erfolg. Endlich trat sehr langsam Besserung ein, und gestern Abend meldeten sie, daß Gefahr ganz vorüber sei!

Der Weg von Sorrent nach Neapel ist nicht so schön, daß Ihr nicht besser zur See ginget, – doch kommt dieser Wind mal zu spät.

Nach Capri hatte unser Bötchen absolute Windstille, aber so aufgeregte See, daß fast alle seekrank wurden. Onkel (Erich? Unleserlich) beschränkte sich auf gelb-grün zu werden, Frida wurde schon im Boot elend und in die Blaue Grotte fuhren nur die beherztesten, kamen nicht hinein, nachdem zwei Damen pudelnaß geworden und eine andere sich das ganze Gesicht blau gestoßen hatte. Das Schiff muß dabei richtig geschwankt haben und Frida will nie wieder auf die See. Auf Capri hat’s ihr aber doch gefallen, meint hier auf den Bergen sei es ansehnlich. Auch in die Grotte kann sie am nächsten Morgen und ohne Seekrankheit nach Hause.. Tantchens Magen hat sich aber noch nicht ganz erholt. In Neapel war wieder Sirocco bei herrlichster Abendbeleuchtung, und am nächsten Tag sahen wir zum ersten Mal den Vesuv ganz frei und mit prächtiger Rauchsäule. Frida hatte selbst keine Lust hinauf, war doch noch angegriffen und wir Alle waren heilsfroh darüber. Die Reise nach Florenz war arg anstrengend, schlechte Wagen und alles besetzt. Durch große Grobheit Onkels blieb wenigstens der 6te Platz (im Durchgangswagen) frei. In Rom gerade Zeit, einige Bücher (?) zu kaufen und weiter gar nichts. In Mailand 3ter Stock, Alles besetzt, aber schöne Zimmer, vom Dom herrlichsten Eindruck, Galerie geschlossen, Abends hier hoch entzückt nach reizvoller Fahrt. Gestern brillanter Tag und heute aufklärend nach Ganither (?) in der Frühe. Hier genießen wir sehr, keine Sorge mehr und so nahe der Heimat! Wir werden wohl Sonntag nach Heidelberg kommen, Freitag sind wir in Straßburg, wohlmöglich Mittwoch Hanau und Donnerstag Gelnh(ausen). Conrad Schöffer hat Stelle in Frankfurt selbst gefunden: Technische Papier-handlung von Arndt & Trost. Carl (Schöffer?) hat sich mit einer Erzieherin in Hamburg, wahrscheinlich mittellos, verlobt. Sie ist 26 Jahre, er kannte sie schon früher.- Conrad war mit Alex in Heidelberg an Ostern.- Deine Depesche erhielt ich eben mit Freuden, kann keine genaue Adresse vor Straßburg angeben. Herzlichen Gruß von D(einer) M(utter)

 

17. Julie Becker an Sohn Carl. Gelnhausen, 25.6.1898

Lieber Carl,

ich glaubte jeder Tag sei mir nunmehr gleich bei dem Schmerz, der…niemals vergehen wird, – aber der Geburtstag mit seiner Flut lieber und ernster Erinnerungen hat doch noch in besonderem Macht. Alles aufgewühlt, mehr Sehnsuchtsschmerz, mehr Trennungsweh erzeugt, aber viel Liebe hat mich nun beglückt auf’s Neue ins volle Leben hineingetragen, der mir noch so viel Frohes gewährt.

Dein lieber Brief war mir eine große Freude, ich fühlte mich von Dir verstanden und sah, daß auch Du Ähnliches innerlich durchzumachen hattest, aber Dich auch wieder der Pflicht in der Freude des Daseins genommen hast.- Früh am Morgen zogen wir Alle hinaus, Frida hatte einen schönen grünen Doppelkranz um das Postament geschlungen, das Grab war mit Rosen besteckt und viele Kränze legten wir nieder. Ich blieb dann noch länger in stillerem Versun-kensein mit Emma und Frida zurück, die beiden letzten Geburtstage standen ernst in jeder Stunde vor unserer Seele. Nun lebe ich wieder in dem Liebesgefühl, das ordentlich Anfeue-rungskraft in sich hat, – ich fühle mich oft weniger getrennt! – Nachmittags legte noch Ferdi-nand mit mir seinen Kranz nieder, auch Blumensteins gingen wieder hin.

Line Maurer ist nun mit Emma für drei Tage bei Fr. Kuchen in Heidelb(erg) (beim?) Arzt.- Ully’chen hatte wieder ein Mal Fieber, war aber bald vorbei.- Sonntag besuchte ich H(errn) Metzler, es lief gut ab, obgleich das Wetter schwankend, – er war ganz paff über Fridas Gesang und Stimme, – er behauptete wieder, Vaters Bild sei gar nicht ähnlich! – war aber sonst sehr liebenswürdig. Er hat es gar zu traurig und verlassen zu Hause und fühlte sich hier sehr wohl.- Wir haben viel schönes Wetter, aber es ist zu kühl zum draußen sitzen. Für Euch und Alex … viele Grüße von Willy. Eure treue Mutter

 

18. Julie Becker an Sohn Alex. Gelnhausen, 2.7.1898

Lieber Alex,

ich wollte Dir gestern die rechte Willekarte (?) nicht mit der Nachricht verderben, daß Hektor grade gestern vom Leben zum Tode gebracht wurde. Wir haben alles versucht, Ferdi stets mit Hoffnung, ich ohne eine solche. Er war dreimal in Sprendlingen, die Hufen waren wirklich gut geworden, dagegen war er gefühlloser geworden. Noch einmal gab ich Einwilligung zu einer gründlichen Kur mit Doctorskosten, – Alles erfolglos, so wurde er denn gestern in Gegenwart von Heinrich in Offenbach geschlachtet, es war sehr schnell und schmerzlos vorüber. Freude am Leben konnte er nicht mehr haben, da Rheumatismus Schmerzen macht. Ferdi war noch ein Mal sehr traurig, – mir tat’s ja auch leid. Alles wäre längst vergessen und 500 bis 600 Mark gespart, hätte man sich im Herbst entschlossen. Nun haben wir zwei Pferde (im Hofe) von gleichem Temperament, sie laufen gut, der neue hält den Kopf zu sehr aus-wärts und (röchelt?) zuweilen, der 2te ist der gute vom vorigen Jahr. Ernsts Pferd ist hier ein-gefahren worden und macht sich gut. Ferdis Lucullus ist zweispännig sicher und kann dann das andere von mir gut allein fahren. Mitte Juli werden wir dann nur zwei Pferde haben, – wenn Ferdi nicht hier ist, habe ich davon genug. Ich schrieb an Lautzius Beringa, ob er mir vielleicht zu zwei guten eigenen verhelfen könne, dann hätte ich vier, bis die neuen eingefahren sind, da ich dreimonatliche Kündigung habe.- Heinrich sollte Dienstag seine Übung antreten, dafür hatten wir Ernsts Burschen bestellt, mit einem Mal kommt er zum allgemeinen Kummer als überzählig zurück. Besonders Anton war traurig und ließ ihn auch den ganzen Dienstag, – an dem gerade viel zu tun war, – nicht auf den Bock. Rutthardt habe ich dann auf dringende Fürsprache auch behalten, er soll sich nützlich machen, wo er kann. Arbeit findet sich ja immer.- Schultheiß, der, wie ich Dir wohl schrieb, wegen eines Tritts auf die Brust von einem fremden Pferd 8 Tage zu Bett und 14 Tage ganz dienstunfähig war, tut nun seine Arbeit wieder, der Kuhstall und das Hühnerhaus sind neu angestrichen und endlich ist auch der letzte Rest des Rumzuges(?) verschwunden, in dem das Schulzimmer mit dem Rest von allerhand Möbeln sehr gemütlich, – von mir zusammengestoppelt möbliert ist, – so selbst, daß Emma absolut hineinziehen wollte.- Gestern ist nun auch die arme Ernestine in Alten Hasslau erlöst worden, Ernst fährt bereits morgen hin, ich gehe morgen.

Weißt Du eigentlich, daß ich die Gelnh(äuser) Jagd gepachtet habe für 2/3 mit Carl Alments 1/3 und die Rötzner allein, natürlich auf Namen von Ferdi und Ernst? Flegel hat die Stadt uns oktroyiert und da er schlapp ist, wurde noch der Dachdecker Hemey engagiert, jeder für 150 Mark, zus(ammen) Kostenpunkt 1200 Mark für 12 Jahre. Vorläufig ist sie so abgeschossen, daß geschont werden muß. Bert schoß 38 Stück Hochwild voriges Jahr! – Erst ließ sie Ferdi sich entgehen, aber durch geschickte Manipulationen erhielt er sie doch. Das kannst Du mündlich hören.

Wie Du aus Früherem siehst, wird Ferdi seinen Dienst am 1. August antreten und sich vorher 14 Tage trainieren. Eben vertritt er den Landrat, was ihm Spaß macht, aber Arbeit und Zeit kostet. Hier sind eben noch die beiden Hoffs, Mlle Bost und früh kommt Line Maurer wieder, sie war schon 14 Tage hier, ging dann zurück wegen Adolf Helmsdörfer, der allein war, da Ferdinande und Gertr(ude) nach Kiel in Holstein auf 6 Wochen sind. Adolf reiste gestern für die Ferien nach Paris und nun wäre Line allein, so kommt sie noch zu uns. Tante Anna aus Liegnitz kommt am 8ten, Emma Bergmann am 15ten, letztere für 4 Wochen. Adolf Geißler ist nicht in Sicht, es liegen Briefe für ihn da. – Blumensteins wollen Montag in die Schweiz auf 14 Tage. Emma war vorige Woche in Heidelberg um Zahnangelegenheiten, die nun in Ordnung sind. Frau Buhl schrieb ihr ab, weil sie an Influenza litt, nun logierte sie bei Frau Kuchen, besuchte aber Frau Buhl und steckte sich an. Sie legte sich nun auch einige Tage ins Bett und hoffte, so schnell genug davon zu kommen. – Die arme Dora plagt sich noch immer ohne Fräulein, 6 Uhr auf, 9 Uhr ins Bett. Ich bin froh, wenn sie glücklich in Sonbord (unleser-lich) ist, sie muß nur das Hausmädchen mitnehmen und hat wieder keine Stütze. Diesen Bericht kannst Du Carl schicken, damit er auch Hectors Ende erfährt. Herzlichen Gruß Deine M(utter).

 

19. Julie Becker an Sohn Carl. Gelnhausen, 18.7.1898

Lieber Carl,

Ich wollte Alex nun doch dazu bringen, mir regelmäßig am Sonntag eine Karte zu schreiben. Ich freue mich stets sehr über die Deine, es genügt mir aber vollständig, wo mich so viele Kinder und Enkel umgeben, ich weiß doch auch sicher, daß Du meiner gedenkst, was mir von Alex mehr wie zweifelhaft ist, nicht ein Mal den Empfang von Geld zeigt er an und seit er am 1sten auf flüchtiger Karte den Unteroffizier meldete, weiß ich nichts von ihm. Das fürchterliche Unglück im Regiment muß ihn doch erschüttert haben, – so was hätte auch ihm gesche-hen können, er schrieb aber doch nicht, obgleich ich ihn Sonntag vor 8 Tagen dazu auffor-derte. Meinen Brief an ihn vom 29sten hast Du hoffentlich bekommen? Ich legte förmliches Kouvert ein. – Dora schrieb ausführlich sehr beglückt von Bansin, schade, daß sie es dort nicht besser getroffen hat. Der kühle Sommer ist ja sonst wohl günstiger für Berlin.

Heute ist der 4te schöne Tag nach endlosem Regen, d.h. nur einen Tag konnte man nicht heraus, sonst war’s zum Gehen angenehm morgens und abends. Vorigen Montag trafen die beiden Tanten ein, Anna und Ottilie, mit Marie, es war sehr nett. Tante Anna ist nun noch hier mit Heinrich, der Conrad gestern brachte. Er hat sich etwas gespart und sein Papa gab ihm 50 Mark zu, da ging er zu Conrad nach Heidelberg und hierher. Er ist sehr lang geworden, macht einen bescheidenen, sehr anständigen Eindruck, ist aber sehr auffallend blaß. Ich hoffe doch, Deine Ermahnungen haben Frucht getragen? Conrad sah auch schlecht aus, fühlt sich aber wohl und ist vergnügt. Tante Anna nimmt mich mehr in Anspruch wie andere Gäste, es ist aber sehr gut, daß ich sie ausführlich sprach, bevor Onkel kommt, der noch in München und Umgegend ist. – Ernst ist schon seit gestern in Galgenhumor, weil er morgen fort muß. Er thut uns allen sehr leid, er spielt(e) heute an seinem Geburtstag doch sehr vergnügt mit seinen Kindern und baut mit ihnen unter den Linden ganz Wilhelmshöhe in den Sandhaufen. Emma Bergmann ist gestern gleichzeitig mit den beiden Schöffers von zwei Seiten eingetroffen. Sie war drei Wochen in England und hat sich sehr erholt und ist wieder so lieb und sympathisch wie früher. Das junge Ehepaar Huisken ist auch in Sicht, hoffentlich kommt er nicht grade nächsten Sonntag. – Die Großmutter von Else ist gestern von ihrem Leiden erlöst worden, Ferdi kommt aber nicht hin. – Von Anna Jansen sind die Berichte gut, sie hat in einer Woche 4 Pfund zugenommen, da dies der Zweck ist, hofft man das Beste.

Der König von Württemberg hat mir eine Salonphotographie zugeschickt mit eigenhändiger Unterschrift und dahinter 1866-98 und auch durch Herrn von Reden versichern lassen, er erinnere sich mit größtem Interesse der Zeit bei uns und der genossenen Gastfreundschaft.- So hat er doch seine Schuld eingelöst nach einem vollen Menschenalter.

Grüße Willy herzlich. Ich erwarte morgen oder übermorgen Geld und werde Dir senden.

Treu D(eine) Mutter.

 

20. Julie Becker an Sohn Carl. Gelnhausen.9.8.1898

Lieber Carl,

als Du nicht nach Rathenow gekommen bist, hat mir eine Karte von Dir völlig genügt. Daß die ersten Tage nicht schön waren, hatte ich mir schon gedacht. Dora scheinst Du auf der Durchreise nicht gesehen zu haben, ich freue mich für sie des schlechten Wetters, das tröstet doch sehr. Für uns ist es schade und für die Erndten darf es nicht lange dauern. Von Tag zu Tag warte ich auf wichtige Nachrichten – sie bleiben aus. Es fällt mir schwer nicht kribbelig zu werden. Die n(…unleserlich) ist von Alex, heute war ich besonders enttäuscht, da ich auf Sonntag hoffte, ich will ihm heute dann doch Mal wieder ins Gewissen reden; die andere ist wegen des Hauses, da es so lange dauert, fürchte ich nun, es ist wieder nichts. Ferdi war gleich Donnerstag bei Morck, der ihm auch schließlich den Reflektanten nannte, ein Banquier Hahn, Bruder der Frankfurter, der Millionär ist aber in Homburg zur Kur. Abgesprochen wurde, daß er’s zeigen solle und Ferdi ließ durchblicken, daß wir bis 310 (000 RM) herunter gehen wollten. Vorläufig hatten sie 250.000 (Reichsmark) ungesehen geboten. Na, es wird ja mal wieder nichts sein.

Else ist denn nun doch glücklich Samstag fort. Die Kleine ist wieder wohl, aber natürlich zurückgegangen. – Willy Jansen war 2 Tage da, mit Anna geht’s noch langsam, doch werden sie nun wenigstens eine Einsamkeit zu Zweien haben in Oosterbeck. Anna muß täglich trotzdem zur Heilgymnastik. Höre ich etwas Interessantes schreibe ich wieder. Grüße Rudi und wenn seine Eltern hier sind, soll er auch einmal kommen. – Du mußt es mir wegen Deines anderen Besuchs einrichten.

Treu Deine M(utter)

PS. Emma und Frida waren Beide etwas angegriffen von der Badischen Krankheit, die dort epidemisch … ist, doch sind sie wieder wohl. (ergänzende Klammer unleserlich)

 

21. Julie Becker an Sohn Carl. Gelnhausen 15.8.1898

Lieber Carl,

Diesmal erhielt ich schon gestern Deine Karte, von Alex noch immer nichts. Ernst und Ferdi und Adolf Helund (?) waren über Nacht hier, dazu fallen wir Familienesser mit der Witteck und aßen in der Hitze in 2 Zimmern, der Saal war zu heiß und nach Westen war es schön kühl. Sehr besorgt waren wir wegen Ully, die seit Freitag hohes Fieber hatte das sich trotz Einpackung auf 40.5° gestern Mittag steigerte. Wir schickten nach Frankfurt um gewisse Fieberpulver zu holen, die sie um 10 und um4 (Uhr) Mittags bekam. Zu dieser Zeit war die Temperatur noch immer 39.3°. Heute früh ist sie fieberfrei und ganz munter und war ich erfreut dies telegraphisch den Eltern melden zu können. Else wollte Donnerstag zurück sein, kommt aber nun wohl früher, man konnte es ihr nicht verschweigen und wegen des Sonntags scheint sie wohl heute erst Alles auf ein Mal zu hören. Ferdi hat rührend mit gepflegt, das Meiste tat Emma.

Ernst und Ferdi und ich theilten uns gegenseitig unsere Besorgnisse wegen Alex mit. Ernst … hatte die Sache noch nicht halb erfahren. Beide wundern sich über Hans, daß er nichts gethan hat. Ich hatte ihm auch wieder geschrieben, heute antwortet er darauf. Die Übung für vorige Woche war abbestellt worden, Hans meint es fiele auf wenn er hinginge, er wollte mit Bode in Berlin Zusammenkunft, scheint gescheitert zu sein! – Ich habe tolle Angst, daß es Alex aufs Gemüth geschlagen ist. Sein Wille scheint jedenfalls lahmgelegt, da er auf meinen sehr dringenden Brief vom Dienstag auch wieder nichts sagt. Ob sie ihn auch aus dem Unterricht heraus gethan? Das wäre doch zu entsetzlich. Wenn er nur nicht wieder etwas Dummes ge-macht hat in seinem deprimierten Zustand. Fahre Du nun bitte doch bald hin. Gott gebe, daß noch nichts passiert ist! Die Angst um den Jungen steigert sich mit jedem Tag!

Treu D(eine) M(utter)

 

22. Julie Becker an Sohn Carl. Gelnhausen,16.8.1898

Lieber Carl,

schon der Anblick Deines Briefes verhieß mir Nachricht von Alex, und ich kann Dir nicht sagen welch Glücksgefühl mich nach Kenntnisnahme des Inhalts durchströmte. Ein entsetz-licher Druck ist von mir genommen, – der Junge ist doch gesund, nicht aus dem Unterricht, für immer gebrandmarkt!- So fern (unleserlich) er bleibt, wenn er nicht in seinem geliebten Reg(iment) bleiben darf, so könnte es doch noch schlimmer sein und die erhaltene Lehre wird hoffentlich einen bleibenden Eindruck auf ihn machen, daß er erst überlegt, ehe er handelt, und diese Erfahrung wird ihn für fernerhin stets an den richtigen Takt mahnen.- Geschrieben hat er noch immer nicht, – aber man vergißt ja nur zu leicht; wenn man wieder schlafen und ohne Druck leben kann.

Ullys Besserung hält stand, Else ließ sich darauf hin noch einen Tag fallen.

Treu, Du treuer Jung, – Deine Mutter

 


 Aus einem Brief der Mutter Becker6 an ihren Sohn Bernhard (+1837)

So wird man am Ende allein stehen, bis man denn wieder den früher Heimgegangenen die Hände reicht und später auch die Seinigen ausstreckt, um die Zurückgelassenen in Empfang zu nehmen.

22. Juni 1821 – 1897

Du kamst am Sommermorgen,
Durch Mutterkuß geweckt,
An Mutterbrust geborgen,
In diese Zeitlichkeit.

Nun, – da am Lebensende
Den Geist schon Dämmerung deckt,
Die Mutter treue Hände
Dem Sohn entgegenstreckt!

Du Letzter all der Meinen
Ich warte Dein, brich auf!
Du hast vollbracht den reinen,
Den arbeitsreichen Lauf.

Wie mich mit süßen Klängen
Dein kindlich Lied ergötzt,
In meiner Seele Eingang
Stimm ein, mein Sohn, auch jetzt!

Womit ich rang vergebens,
Der Sorg und Schulden Last,
Das Bittre meines Lebens
Du mild gesühnet hast.
Die Hand, die kühn entschlossen,
Mir war sie unverdrossen
Zum Geben aufgetan.

Du stilltest viele Zähren
Von Not und Menschenleid,
Zu Perlen sie verklären
Sich in der Ewigkeit,
Hat nicht mich wundgedrückt
Der Sorgen Dornenkranz,
Sieh, wie Du nun geschmücket
Mein Haupt mit Perlenglanz.

Geh aus dem Kreis der Deinen
Nun mit getrostem Mut.
Auf Großen und auf Kleinen
Dein frommer Segen ruht.
Wenn Deine Augen brechen
Wird Frieden Dich umwehn,
Du hörst die Mutter sprechen
Das Leben war doch schön!“


 

23. Julie Becker an Sohn Carl. Gelnhausen, 23.8.1898

Lieber Carl,

Deine Sonntagskarte blieb aus! Fehlt Dir etwas? Ich bin natürlich gleich besorgt.-

Da ich sie gestern und heute erwartete, wollte ich Dir gleich die frohe Nachricht bringen, daß der Kommandeur des Reg(iments) von Zieten mit dem Offizierscorps die Sache mit Alex geregelt hat und sie ihn beim Regiment behalten wollen. Wir alle werden froh sein, wenn die Zeit herum ist, damit er nichts mehr anstellen kann. An Ermahnungen von allen Seiten hat es ihm nicht gefehlt. Er war am Sonntag in Rathenow und Hans hat sich auch versöhnen lassen.

Hier haben eben Tante Line, Louise und Ernst Hoff, Otto Michaelis (gegessen?), und Abends spielt uns Marie Becker auf dem herrlichen neuen Flügel Beethoven, und wir lauschen andächtig beim Sternenschein, ich wünsche meinen vier Soldaten und meinen armen Berliner Studenten diese abendliche Kühle, bei der man die Hitze des Tages vergißt.

Ferdi war Sonntag da und kommt wieder zu Elsens Geburtstag. Er sah die Mainzer Parade hinter dem Kaiser stehend und hörte zwei Kritiker.

Hahns (?) finden es immer noch zu heiß das Haus anzusehn … Abgesprungen sei er noch nicht.

Anna Jansen geht es aber besser, sie sei viel heiterer, ist in Osterbeck mit ihrem Mann.

Ich schrieb eben Alex zu seinem Geburtstag morgen.

Es küßt Dich Deine … Mutter

 

24. Julie Becker an Carl. Gelnhausen, 13.9.1900 (Brief V)

Lieber Carl,

Deine Briefe sind bis jetzt alltäglich eingetroffen, gestern drei auf ein Mal und des Morgens die Karte an Frida. Ich war sehr erstaunt, daß Du schon wieder in Madrid warst, doch erklärte es dann Dein Brief. Heute früh erhielt ich Briefkarte vom 10. Nach und nach geht die Verbindung, wie es scheint, besser. Ich freue mich riesig, daß Du wohl, vergnügt und gesund bist. Hoffe auch bald zu hören, daß die Arbeit sich auch lohnen wird. Willy ist bang, daß Du fleißig bist, all den ungehobenen Schätzen gegenüber. Ein Glück, daß man Dich nur 5 Stunden zuläßt.

Willy hat auch recht Pech, er schrieb mir von seinem neuen bösen Karfunkel, das ihm so zu schaffen machte. Ich denke eben viel an ihn, durch Rudi, der mir gestern, als wir uns zufällig zu einsamen Spaziergang zusammenfanden, viel erzählte, was man alles zum Examen wissen muß. Es gibt Knochen im Gehirn, die 75 Ecken und Löcher haben, alle mit Namen versehen, die man nennen muß. Rudi ist gerade heute angekommen, er studiert eifrig in Deinem Studierzimmer, schläft aber gut, ißt ordentlich, ist Nachmittags um 5 (Uhr) zu allem zu haben. Vorgestern waren Rehbocks von 11 bis 5 Uhr hier, die erzählten mir von W. Hegeners Verlobung, was zwischendurch allerhand Hoffnungen durchkreuzt, die Eltern aber sind sehr zufrieden, da die Familie eine vornehme holländische ist. Vermögen war früher groß, es wurde aber größtenteils verloren. Das Mädchen ist elegant und hübsch, nur ein Jahr jünger als er. Auch Theodor wurde als er in Landvoort war, mal von ihnen als Mann geplant, er aber hielt sich sehr reserviert, Und Du, Carlchen, eine Spanierin bringst Du mir nicht mit, gelt? Wäre nicht mein Wunsch.

Rehbocks entführten uns die Jugend, es war am Abend Zauberflöte und wurde ich auch gleich sehr bearbeitet und erteilte ich die Erlaubnis, Rehbocks spendierten das Nachtessen.

(Schlußblatt fehlt) (Mutter)

 

25. Julie Becker an ihre Kinder. Gelnhausen, 21.8.1906

Meine lieben Kinder,

das Herannahen des heutigen Tages hat mich schon lange bewegt und nun ist er wirklich da mit seiner Flut von Gedanken und Erinnerungen! Vor 50 Jahren stand ich als junge Braut am Altar , den so heiß Geliebten zur Seite, die grüne Myrthe im Haar, die Welt und Zukunft vor mir im Sonnenglanz, aber auch den festen Vorsatz und die heiße Bitte im Herzen den Mann dessen Wahl mich so stolz gemacht, so glücklich zu machen, wie es mit allen meinen Kräften nur möglich sein würde!

Dann kam der Tag, heute vor 25 Jahren, wo die grüne Myrthe gefeiert wurde und mit Dank und großer Freude sahen wir beide auf den lang versagten Segen unverhofft auf sechs blühende Kinder und genossen die Liebe von Geschwistern, Verwandten und Freunden, die sich so überraschend kund gab.

Alles was wir nicht zu hoffen gewagt, das geschah,- nach 16 Jahren ungetrübter Gemeinschaft wurden uns vergönnt, liebe Schwiegersöhne, eine vierte Tochter, liebliche Enkel erhöhten unser Glück, und als dann endlich die schwere Trennungsstunde schlug und jede Lebens-freude für immer verdunkelt schien, da erwies sich meine Liebe zu Euch und die Eure zu mir doch mächtig genug, mir noch ein Mal wunderschöne Zeit zu gewähren. Ich genieße den Einblick in sechs wahrhaft glückliche Ehen und freue mich an der Entwicklung lieber Enkelkinder in allen Stämmen.

Wie gern laß ich alles Leid zurücktreten, das ein langes Leben Jedem bringt, – ich fühle mich nicht in trauriger, sondern in gehobener Stimmung, denn ich habe ein großes Los gezogen und wenn auch allein im Leibe noch, so doch im Geist verbunden mit den Vorangegangenen, freue ich mich diesen Tag zu erleben, der mir ein Feiertag seliger Erinnerung und tief emp-fundener Dankbarkeit sein soll.

Es ist daher mein Wunsch, auch Euch, liebe Kinder, eine Freude zu bereiten und ein Andenken zu überreichen an den 21sten August, der für mich so große Bedeutung gewann, eine stete Erinnerung beim Tragen an den Vater, dem Spender der edlen Steine, als wie ein Symbol seiner sich niemals genug tuenden Liebe und an die Mutter, die sie über 37 Jahre getragen hat und sich heute freut, daß sie für Alle reichen und auch ihr noch ein Andenken bleibt.

Nehmt die Gabe hin mit meinem warmen Dank für Alles was Ihr mir gewesen, was Ihr mir seid und noch sein werdet und mit meinem und des Vaters Segen für Euch und Eure Kinder, denen Gott Erfüllung geben wolle!

Amen.-

***

26. Julie Becker an Sohn Carl. Frankfurt/Main, 19.11.1916

Lieber Carl,

Ich möchte Dir heute nur mitteilen, daß ich die Sache mit den Banken geordnet habe und die Sache Ferdinand mitgeteilt habe. Die Fassung ist ein bißchen verschieden, da beide Banken meinen Text etwas veränderten. Die Frankfurter schreibt, sie nähme Notiz davon, daß ich beiden Söhnen Vollmacht gegeben über mein Guthaben Jeder allein zu verfügen und Jeder allein über das Vermögen, wenn der Andere nicht zu erreichen sei. In diesem Fall gälte für sie die Mitteilung des Einen, daß dieser Fall eingetreten sei.

Die Filiale fand das zu riskiert und gab ihre Einwilligung unter der Bedingung, daß ich Jedem über Beides die Vollmacht erteilte. Ich machte damit keine Schwierigkeit. Ihr werdet Euch schon verständigen, da natürlich immer Einer nur die Teilung haben kann, damit es kein Durcheinander gibt. Jeder wird gern über das Vermögen lieber nur die halbe Verantwortung

tragen.

Gestern kam eine wahre Freudenbotschaft. Hans schrieb mir, daß er die Kais(erliche) Bot-schaft bekommen habe, daß er nun doch noch kommandierender General7 werden soll und zwar in der Heimat bei einem stellvertretenden Kommando. Wo? Und wann ist noch unbe-kannt, jedenfalls aber bald. Könnt Euch denken, wie glücklich Dora ist. Aber Weiteres können sie erst beschließen, wenn sie wissen wohin. Auch Hans schrieb sehr befriedigt, denn im Krieg sei dies ein sehr wichtiger einflußreicher Posten, aber der Abschied von der Division tue ihm leid. Sonst nichts neues. Herzlichen Gruß Mutter.


1 Theo Riedel war Marineoffizier; während des Spanischen Bürgerkrieges war er als Kapitän mehrmals dort zur Unterstützung General Francos. Selbstmord 1939.

2 Zu dieser Zeit fanden die üblichen Herbstmanöver statt; Großvater Ferdinand mußte als junger Assessor in Hanau die Flurschäden regulieren und war deshalb bei der Geburt Ullys nicht in Gelnhausen.

3 Sie meint wohl gemütsvoll o.ä.

4 Wilhelm Bornemann war Frankfurter Stadtschulrat, Sohn Willy ein Schul- und Studienfreund Carls. Zum ersten Todestage wurde ihm in der Stadt von Freunden ein Denkmal gesetzt. Willy, cand.med., sagte lt. Pressenotiz, „das ihm gewidmete Denkmal werde ihnen stets eine ernste Mahnung sein, in den Fußstapfen des Verstorbenen zu wandeln im Dienste und zum Wohle der Menschheit.“

5 Julie ist die Mutter des Herausgebers.

6 Amalie Becker geb. Schmincke, aus Carlshafen an der Weser

7 Hans Riedel wurde Generalleutnant.