Deutschen Welle, Königswusterhausen, 1927-33

HA VI. Nachl. C.H.Becker. Rep.92. Nr. 2002

265. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin W 9, 31.1.1927

(Maschinenmanuskript)

Hochverehrter Herr Minister!

Auf Veranlassung von Herrn Professor Schubotz erlaube ich mir, Ihnen beiliegend einen Fragebogen zu überreichen und Sie zu bitten, ihn auf vier Vorträge stichwortartig ausgefüllt uns möglichst umgehend zusenden zu wollen. Wie wir von Herrn Oberregierungsrat Duwe erfahren, sind Ihnen die von uns bezeichneten Termine, d.h. Freitag, der 4. und 11. März, nachmittags von 5-6 Uhr für die Abhaltung Ihrer Vorträge genehm. Wir haben deshalb unser Programm unter Berücksichtigung dieser Termine aufgestellt. Ferner wären wir Ihnen dank-bar, wenn wir recht bald die genaue Formulierung des Haupttitels1 Ihrer vier Vorträge erfahren könnten. Dann aber habe ich noch die Bitte, uns doch für unsere Zeitschrift, den D.W.-Funk einen etwa 3-4 Schreibmaschinenseiten langen Einführungsaufsatz in Ihre Vortragsreihe schreiben zu wollen, den ich bis zum 11. Februar benötigen würde.

Wie ich zu meiner Freude höre, sind Sie, hochverehrter Herr Minister, gesundheitlich wieder hergestellt. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich demnächst gelegentlich telefonisch bei Ihnen erfahren könnte, wann ich Sie wieder einmal besuchen darf.

Mit den besten Grüßen Ihr Ihnen stets sehr ergebener Gez. (unleserlich)

Anlage. Notizzettel

Das Problem der Schule im heutigen Staat

  1. Die Stellung der Schule in den Bildungskämpfen der Gegenwart.
  2. Staat und Gesellschaft als Träger der Schule.

 

266. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 30.4.1927

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Minister,

Wir beehren uns, Ihnen hierdurch ergebenst mitzuteilen, daß wir die uns freundlichst für den Monat Juni zugesagten Vorträge über den Orient nach dem Weltkriege in unser Juniprogramm auf Donnerstag, den 16. und Donnerstag, den 23. Juni nachmittags von 5.30-6.30 Uhr eingesetzt haben. Wir wären Ihnen, sehr geehrter Herr Minister, sehr verbunden, wenn Sie uns freundlichst mitteilen ließen, ob diese in Vorschlag gebrachten Termine Ihnen genehm sind.

Ferner bitten wir Sie ergebenst, uns für unsere Zeitschrift D.W.Funk einen Einführungsaufsatz in Ihre Vorträge schreiben zu wollen, den wir gern bis spätestens 1. Juni in Händen haben würden. Der Aufsatz braucht nicht länger als drei Schreibmaschinenseiten zu sein. Wir würden es lebhaft begrüßen, wenn Sie uns zu diesem Aufsatz einiges Abbildungsmaterial zur Illustrierung des Aufsatzes zugehen lassen könnten.

In vorzüglicher Hochachtung Die Deutsche Welle gez. Herzlichste Grüße , unleserlich)

 

267. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 10.10.1929

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Minister,

wir gestatten uns, Sie höflichst an die mit unserem Direktor Herrn Prof. Dr. Schubotz getroffene Vereinbarung zu erinnern, wonach Sie bereit sind, am Montag, den 28.Oktober 1929 abends von 8 – 8.30 Uhr vor unserem Mikrophon gegen eine Vergütung von M 500,- über „Die geistige Krisis der Gegenwart“ zu sprechen. Für eine kurze Bestätigung wären wir sehr dankbar.

In vorzüglicher Hochachtung Deutsche Welle i.A gez.Dürra

Rede abgelegt in Akte 18/IX Nr.115

 

268. Professor Schubotz . Einleitung zur Sendereihe Gegenwartsfragen

In Deutsche Welle, Berlin 25.10.1929 (Kopie an C.H.B.)

Die echten Gegenwartsfragen sind die flüchtigen Kinder der Zeit.. Sind nicht von heute und nur deswegen Gegenwartsfragen, weil sie gerade jetzt aktuell sind. Die echten Gegenwartsfragen tragen die ganze Fragwürdigkeit der Zukunft in sich und zwingen uns deswegen zum Nachdenken und mehr als zum Nachdenken: zur Rechenschaft. Und vor allem zur Rechenschaft über unsere Einsicht in ihre Fragwürdigkeit und Folgenschwere. Schon das erste Thema, mit dem der preußische Kultusminister Professor Dr. Becker der Deutschen Welle neue Vortragsreihe Gegenwartsfragen eröffnet, schon das erste Thema Die geistige Krisis der Gegenwart gibt diese Grundhaltung zu erkennen. Denn: was ist hier die Frage? Hier ist es wirklich nur fraglich, wie weit wir unsere kritische geistige Situation durchschauen. Ihre Tatsächlichkeit steht außerhalb jeder Diskussion. Es ist kein Zufall oder gar etwa der Wunsch nach geistig-eleganter Repräsentation, die diesen Redner an die Spitze der großangelegten Vortragsreihe stellt. Minister Becker hat mit seiner immer wiederholten Forderung nach neuer Humanität die zentrale Frage und kritische Fragwürdigkeit unserer Tage aufgezeigt. Es wäre lächerlich, diese Forderung in den Mittelpunkt eines weitausgreifenden Bildungsprogrammes zu stellen, wenn sie nicht von der Grundansicht und Grundeinsicht ausginge, daß es unserem Zeitalter an Humanität gebricht.

Es mag hier an einem ganz geringfügig erscheinenden Bildausschnitt des täglichen Lebens gezeigt werden, wie weit und in welchem Sinne es uns an Humanität gebricht. Wir nennen es in unangebrachter Überhebung Egoismus, wenn einer anfängt über seine Arbeit und Arbeitshäufung zu stöhnen, über den Mangel an Muße. Ja es macht tiefen und leider imponierenden Eindruck, wenn ein vielbeschäftigter Mann stöhnt, daß er seit Wochen kein Buch mehr in der Hand gehabt habe. Man verstehe mich nicht dahin, daß ich in den Büchern und im Umgang mit ihnen den Gipfel der Humanität erreicht sähe. Nein, ich nehme s nur als Beispiel. Der Mann hätte eben so gut sagen können, ich finde keine Zeit, über meine eigene Arbeit nachzudenken. Nachzudenken aber mit der Ruhe des Unbeteiligten, Ungehetzten, Zuschauenden, vielleicht sogar Träumenden. Und es gehört durchaus zu der Krisis unserer Tage, die über unsere Tage hinaus Bedeutung hat, daß wir Gefahr laufen, die wirtschaftliche Zwangslage zum zwingenden Grund für unsere Atemlosigkeit zu nehmen. Das heißt aber erst aus einer Not eine Krisis und aus der Krisis eine Krankheit und aus der Krankheit den Tod zu machen. Denn das ist der gefährlichste Mangel an Humanität, daß man Menschen wie eine Arbeitsmaschine betrachtet, die eigens und nur zur Arbeit geschaffen ist und die wie eine Maschine erst abgenützt und dann verbraucht und dann zum alten Eisen geworfen werden darf. Der kleine aber nicht unwesentliche Unterschied besteht darin, daß die Maschine viel eher revoltiert als der Mensch, weil sie nur bei guter und sachkundige Behandlung arbeiten kann und (dieser Unterschied ist wesentlicher), weil sie nicht ahnt, daß sie unter Umständen vor ihrer eigenen Unbrauchbarkeit zum alten Eisen geworfen werden kann, aus Sparsamkeitsgründen, wenn eine neue Maschine billiger ist als die Reparatur der alten. Das ist keine politische, nicht einmal eine wirtschaftspolitische Betrachtung. Nur ein Hinweis, daß wir uns ganz außerhalb der politischen Auseinandersetzung alle miteinander verbrauchen, als wenn wir leichter ersetzbar wären als Maschinen und als wenn wir nichts Unersetzliches (etwa das Humane) hätten, um dessentwillen wir uns selbst mit einer gewissen Schonung oder doch Achtung (das ist Selbstachtung) behandeln sollten.

Statt dessen leben wir, auch wenn wir gut leben, wie die Barbaren. Von Tag zu Tag, ohne recht eigentlich noch den Lebenstag eines Menschen zu kennen. Es gibt keine Religion ohne Humanität. Uns es gibt keine Humanität ohne Ruhe. Der Sonntag und seine Heiligung ist ein Gradmesser in der Überwindung des Fiebers, das wir die geistige Krisis der Gegenwart nennen.

 

269. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 11.11.1930

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Minister (a.D.),

wir beziehen uns höflichst auf die von unserem Herrn Direktor Professor Dr. Schubotz mit Ihnen geführten Verhandlungen und bestätigen Ihnen der Ordnung halber noch einmal, daß Sie die Liebenswürdigkeit haben wollen, am Freitag, dem 5.,12. und 19. Dezember in unserem Hochschulfunk in der Zeit von 18.30-18.55 Uhr über das Thema zu sprechen: Europäisierung der islamischen Welt.

Mit vorzüglicher Hochachtung Deutsche Welle gez. I.A. Dürr

 

270. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 19.4.1932

Sehr geehrter Herr Staatsminister!

Wir beziehen uns auf die mit Ihnen geführten Verhandlungen und teilen Ihnen hierdurch höflichst mit, daß wir die mit Ihnen vereinbarte Rundfunkveranstaltung

Reiseeindrücke aus Ostasien
für Montag, den 2. Mai, in der Zeit von 19.35-20.15 Uhr vorgesehen haben.
Etc.pp (Honorar 200 RM)

Wir bitten höflichst um umgehende Bestätigung des Termins …

Mit vorzüglicher Hochachtung Deutsche Welle gez. (unleserlich)

 

271. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 15.6.1932

(wie oben:)

Thema: Reiseeindrücke aus Ostasien: Niederländisch Indien.
(Honorar dto.)
Montag, 4.7.1932, 19.35-20.20 Uhr

 

272. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 22.8.1932

(wie oben)

Thema: Die Erziehung und der Wandel der Gesellschaft auf dem Pädagogischen Weltkongreß in Nizza.
Mittwoch, 7.9. 1932 , 16-16.25 Uhr
Honorar 100 RM

 

273. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 28.12.1932

(wie oben)

Thema : Europäische und amerikanische Wesensart.
Montag, 9.1.1933, 21.30-22.10 Uhr
Honorar 150 RM

 

274. C.H.B. an Deutsche Welle, Masurenallee. Berlin, 3.1.1933

(Privatsekretariat)

Im Auftrage von Herrn Minister Becker übersende ich Ihnen wunschgemäß zwei Durchschläge des von ihm am 9. Januar zu haltenden Vortrags. Herr Minister Becker bittet, ein Exemplar Herrn Prof. Schubotz persönlich vorzulegen, da er ihn darum gebeten hatte.

Hochachtungsvoll ergebenst. Gez. (Sekretärin)


1 Vgl. Anlage