Pädagogische Akademie, 1929-31

HA VI. Rep.92 Becker. Nr.274

275. Anfrage Minister Becker. Berlin.6.1.1929

Herrn MR v.d Driesch, hier

Sofort

Ist die Stelle für einen landeskundlichen Geographen in Breslau schon besetzt? Ich kenne persönl(ich) gut einen ausgezeichneten Kandidaten:

Stud.Ass. Dr. Max Wocke in Hirschberg.

Denkbar gut geeignet für eine Pädag(ogische) Akad(emie), Schlesier, hat über das schlesische Gebirge gearbeitet. Bitte ihn für alle Fälle vormerken. Er gehört zur Kriegsteilnehmer-Generation und stammt aus der Jugendbewegung. Gez.B(ecker)/ 6.I.

Notiz von Ministerialrat von den Driesch an C.H.B. Berlin, 9.1.1929

Als Erdkundler für Breslau ist der dortige Studienrat Olbricht in Aussicht genommen, der als Methodiker der Erdkunde und als schlesischer Heimatkundler auch literarisch sehr bekannt und vorzüglich empfohlen ist und auch mit den Pädagogischen Akademien schon seit längerer Zeit in Gedankenaustausch steht.

Herr Studienassessor Wocke werde ich für die Pädagogische Akademie Görlitz vormerken.

Gez. Von den Driesch

 

276. C.H.B. an MR v.d. Driesch Berlin, 16.6.1930

(Maschinenkopie)

Lieber Herr von den Driesch,

vielleicht erinnern Sie sich noch unserer Besprechung über Dr. Rudolf Ibel in Hamburg. Er wird sich in diesen Tagen mit einem erneuten Gesuch an Sie wenden. Es geschieht nach vorheriger Rücksprache mit mir, und ich habe es übernommen, sein Gesuch bei Ihnen zu unterstützen. Ich könnte mir denken, daß Herr Ibel zu dem Typus Menschen gehört, an dem auch Herr Minister Grimme seine Freude hat. Jedenfalls sollte man einen Mann, der mit solcher innerer Begeisterung zur Lehrerbildung drängt, nicht deshalb ganz zurückstellen, weil seine Bekenntniszugehörigkeit ihn im Augenblick schwer verwendbar macht. Ihrer und Herrn Wendes Geschicklichkeit wird es gewiß gelingen, diesen vorzüglichen Menschen unterzu-bringen. Mit verbindlichen Grüßen Ihr Ihnen aufrichtig ergebener (C.H.B)

 

277. C.H.B. an MR von den Driesch. Berlin, 2.3.1931

(Maschinenkopie)

Lieber Herr von den Driesch,

in Frankfurt/Oder, wo ich zu einem kurzen Besuch des Musikheims weilte, hörte ich von den Herren der Pädagogischen Akademie, daß Sie in diesen Tagen das Ministerium verlassen, um sich ganz der pädagogischen Aufgabe eines Professors zu widmen. Aus diesem Anlaß möchte ich Ihnen doch sagen, wie schmerzlich mich Ihr Ausscheiden aus dem Ministerium berührt. Seit jener denkwürdigen Unterhaltung, in der wir zum erstenmal die weitgehende Übereinstimmung unserer Ansichten feststellten, habe ich Sie immer als Garantie und Bestätigung meines eigenen Wollens und Strebens betrachtet. Gewiß haben Sie von Anbeginn Ihre Verwaltungs- und Organisationsarbeit nur als ein Durchgangsstadium betrachtet. Aber ich hatte doch immer gehofft, daß die Wichtigkeit der Aufgabe Sie reizen würde, das Schifflein unserer Pädagogischen Akademien so lange zu lenken, bis ein ruhigeres Fahrwasser erreicht wäre. Nun hat Sie offenbar die Arbeit doch gesundheitlich mehr mitgenommen, als ich dachte, und Sie machen es wie ich – nur freiwillig – , daß Sie die extensive Verwaltungsarbeit mit einer vertieften und intensivierten vertauschen. So gut ich Sie verstehen kann, bin ich doch voll Sorge um die Zukunft der Akademien. Ich sehe Gefahren von allen Seiten, wie mir überhaupt immer klarer wird, daß ein parteipolitisch geleiteter Staat das Gegengewicht einer kulturellen Autonomie braucht. Als ich aus dem Ministerium schied, war es mir ein tröstliches Bewußt-sein, daß Sie die Pädagogischen Akademien weiter verwalteten. Gewiß bleiben ja auch jetzt die Herren Kaestner und Wende; aber in der Trägerschaft der pädagogischen Idee reißt doch zum erstenmal die Verbindungslinie ab, wenigstens an der Zentrale. Und dabei tröstet mich nur der Gedanke, daß die Mitarbeiter an den einzelnen Akademien doch allmählich zu einem stärkeren Träger des Gedankens zu werden beginnen als das Ministerium selbst. Wenigstens hoffe ich das, denn nur dann wäre der Hochschulgedanke gerechtfertigt.

Ihnen aber, lieber Herr von den Driesch, möchte ich bei Ihrem Ausscheiden noch einmal sagen, wie gern ich mit Ihnen zusammengearbeitet habe, und wie dankbar ich Ihnen immer bleiben werde, daß Sie in manchen schwierigen Zeiten fördernd und vertrauensvoll im Kampfe neben mir gestanden sind. Ich wünsche Ihnen vor allem Ruhe und Gesundheit und das beglückende Bewußtsein, daß die von Ihnen gesäte Saat auch nach Ihrem Ausscheiden aufgehen und daß sie die ungünstige Witterungslage des Augenblicks überwinden wird.

Mit den besten Grüßen in aufrichtiger Verehrung Ihr ergebenster (C.H.B.)

 

278. Von den Driesch an C.H.B. Lugano, 17.3.1931

Hochverehrter Herr Minister!

Für Ihre gütigen Worte anläßlich meines Ausscheidens aus dem Ministerium danke ich Ihnen von Herzen.

Gern hätte ich mich der Aufgabe, die Sie mir vor 6 Jahren übertragen haben, noch länger gewidmet; aber schon vor 1 ½ Jahren fühlte ich mich körperlich und seelisch der Arbeit nicht mehr gewachsen, und seit ich im Bonner Krankenhaus die Nachricht von Ihrem Rücktritt erhielt, wußte ich auch, daß meine Tage im Ministerium gezählt waren. Ich war im ganzen Verlauf des Jahres 1930 im Dienst durch häufiges Kranksein gehemmt, von anderen Hemmungen zu schweigen. So mußte ich zu der Überzeugung kommen, daß mit meinem Verblei-ben im Ministerium der Sache der Akademien nicht mehr gedient sein könne, während ich andererseits hoffen darf, als Lehrender beim Ausbau der Akademien noch einiges leisten zu können.

Um das Schicksal der Akademien bangt mir trotz der zur Zeit für sie ungünstigen wirtschaftlichen und politischen Lage nicht. Ich bin der Überzeugung, daß sich die Akademien aus eigener Kraft weiter helfen werden, und es ist mir ein großer Trost, daß Dank der sieben Neugründungen, die im letzten Jahre Ihrer Ministerschaft vorbereitet wurden, nun 15 Akademien dastehen, die nicht wegzudisputieren sind und deren Dynamik immer fühlbarer werden wird.

Mit Freude denke ich an die 5 Jahre, während deren ich unter Ihnen an Ihrem Werk mitarbeiten durfte, und besonders dankbar werde ich Ihnen, hochverehrter Herr Minister, stets bleiben für die Weite und Tiefe Ihrer Auffassung von der Lehrerbildung und Ihr Verstehen und Ihre Güte gegenüber Ihren Mitarbeitern.

In aufrichtiger Verehrung und mit den besten Wünschen für Ihr weiteres Wirken

Ihr (gez.) von den Driesch

Deutschen Welle, Königswusterhausen, 1927-33

HA VI. Nachl. C.H.Becker. Rep.92. Nr. 2002

265. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin W 9, 31.1.1927

(Maschinenmanuskript)

Hochverehrter Herr Minister!

Auf Veranlassung von Herrn Professor Schubotz erlaube ich mir, Ihnen beiliegend einen Fragebogen zu überreichen und Sie zu bitten, ihn auf vier Vorträge stichwortartig ausgefüllt uns möglichst umgehend zusenden zu wollen. Wie wir von Herrn Oberregierungsrat Duwe erfahren, sind Ihnen die von uns bezeichneten Termine, d.h. Freitag, der 4. und 11. März, nachmittags von 5-6 Uhr für die Abhaltung Ihrer Vorträge genehm. Wir haben deshalb unser Programm unter Berücksichtigung dieser Termine aufgestellt. Ferner wären wir Ihnen dank-bar, wenn wir recht bald die genaue Formulierung des Haupttitels1 Ihrer vier Vorträge erfahren könnten. Dann aber habe ich noch die Bitte, uns doch für unsere Zeitschrift, den D.W.-Funk einen etwa 3-4 Schreibmaschinenseiten langen Einführungsaufsatz in Ihre Vortragsreihe schreiben zu wollen, den ich bis zum 11. Februar benötigen würde.

Wie ich zu meiner Freude höre, sind Sie, hochverehrter Herr Minister, gesundheitlich wieder hergestellt. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich demnächst gelegentlich telefonisch bei Ihnen erfahren könnte, wann ich Sie wieder einmal besuchen darf.

Mit den besten Grüßen Ihr Ihnen stets sehr ergebener Gez. (unleserlich)

Anlage. Notizzettel

Das Problem der Schule im heutigen Staat

  1. Die Stellung der Schule in den Bildungskämpfen der Gegenwart.
  2. Staat und Gesellschaft als Träger der Schule.

 

266. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 30.4.1927

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Minister,

Wir beehren uns, Ihnen hierdurch ergebenst mitzuteilen, daß wir die uns freundlichst für den Monat Juni zugesagten Vorträge über den Orient nach dem Weltkriege in unser Juniprogramm auf Donnerstag, den 16. und Donnerstag, den 23. Juni nachmittags von 5.30-6.30 Uhr eingesetzt haben. Wir wären Ihnen, sehr geehrter Herr Minister, sehr verbunden, wenn Sie uns freundlichst mitteilen ließen, ob diese in Vorschlag gebrachten Termine Ihnen genehm sind.

Ferner bitten wir Sie ergebenst, uns für unsere Zeitschrift D.W.Funk einen Einführungsaufsatz in Ihre Vorträge schreiben zu wollen, den wir gern bis spätestens 1. Juni in Händen haben würden. Der Aufsatz braucht nicht länger als drei Schreibmaschinenseiten zu sein. Wir würden es lebhaft begrüßen, wenn Sie uns zu diesem Aufsatz einiges Abbildungsmaterial zur Illustrierung des Aufsatzes zugehen lassen könnten.

In vorzüglicher Hochachtung Die Deutsche Welle gez. Herzlichste Grüße , unleserlich)

 

267. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 10.10.1929

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Minister,

wir gestatten uns, Sie höflichst an die mit unserem Direktor Herrn Prof. Dr. Schubotz getroffene Vereinbarung zu erinnern, wonach Sie bereit sind, am Montag, den 28.Oktober 1929 abends von 8 – 8.30 Uhr vor unserem Mikrophon gegen eine Vergütung von M 500,- über „Die geistige Krisis der Gegenwart“ zu sprechen. Für eine kurze Bestätigung wären wir sehr dankbar.

In vorzüglicher Hochachtung Deutsche Welle i.A gez.Dürra

Rede abgelegt in Akte 18/IX Nr.115

 

268. Professor Schubotz . Einleitung zur Sendereihe Gegenwartsfragen

In Deutsche Welle, Berlin 25.10.1929 (Kopie an C.H.B.)

Die echten Gegenwartsfragen sind die flüchtigen Kinder der Zeit.. Sind nicht von heute und nur deswegen Gegenwartsfragen, weil sie gerade jetzt aktuell sind. Die echten Gegenwartsfragen tragen die ganze Fragwürdigkeit der Zukunft in sich und zwingen uns deswegen zum Nachdenken und mehr als zum Nachdenken: zur Rechenschaft. Und vor allem zur Rechenschaft über unsere Einsicht in ihre Fragwürdigkeit und Folgenschwere. Schon das erste Thema, mit dem der preußische Kultusminister Professor Dr. Becker der Deutschen Welle neue Vortragsreihe Gegenwartsfragen eröffnet, schon das erste Thema Die geistige Krisis der Gegenwart gibt diese Grundhaltung zu erkennen. Denn: was ist hier die Frage? Hier ist es wirklich nur fraglich, wie weit wir unsere kritische geistige Situation durchschauen. Ihre Tatsächlichkeit steht außerhalb jeder Diskussion. Es ist kein Zufall oder gar etwa der Wunsch nach geistig-eleganter Repräsentation, die diesen Redner an die Spitze der großangelegten Vortragsreihe stellt. Minister Becker hat mit seiner immer wiederholten Forderung nach neuer Humanität die zentrale Frage und kritische Fragwürdigkeit unserer Tage aufgezeigt. Es wäre lächerlich, diese Forderung in den Mittelpunkt eines weitausgreifenden Bildungsprogrammes zu stellen, wenn sie nicht von der Grundansicht und Grundeinsicht ausginge, daß es unserem Zeitalter an Humanität gebricht.

Es mag hier an einem ganz geringfügig erscheinenden Bildausschnitt des täglichen Lebens gezeigt werden, wie weit und in welchem Sinne es uns an Humanität gebricht. Wir nennen es in unangebrachter Überhebung Egoismus, wenn einer anfängt über seine Arbeit und Arbeitshäufung zu stöhnen, über den Mangel an Muße. Ja es macht tiefen und leider imponierenden Eindruck, wenn ein vielbeschäftigter Mann stöhnt, daß er seit Wochen kein Buch mehr in der Hand gehabt habe. Man verstehe mich nicht dahin, daß ich in den Büchern und im Umgang mit ihnen den Gipfel der Humanität erreicht sähe. Nein, ich nehme s nur als Beispiel. Der Mann hätte eben so gut sagen können, ich finde keine Zeit, über meine eigene Arbeit nachzudenken. Nachzudenken aber mit der Ruhe des Unbeteiligten, Ungehetzten, Zuschauenden, vielleicht sogar Träumenden. Und es gehört durchaus zu der Krisis unserer Tage, die über unsere Tage hinaus Bedeutung hat, daß wir Gefahr laufen, die wirtschaftliche Zwangslage zum zwingenden Grund für unsere Atemlosigkeit zu nehmen. Das heißt aber erst aus einer Not eine Krisis und aus der Krisis eine Krankheit und aus der Krankheit den Tod zu machen. Denn das ist der gefährlichste Mangel an Humanität, daß man Menschen wie eine Arbeitsmaschine betrachtet, die eigens und nur zur Arbeit geschaffen ist und die wie eine Maschine erst abgenützt und dann verbraucht und dann zum alten Eisen geworfen werden darf. Der kleine aber nicht unwesentliche Unterschied besteht darin, daß die Maschine viel eher revoltiert als der Mensch, weil sie nur bei guter und sachkundige Behandlung arbeiten kann und (dieser Unterschied ist wesentlicher), weil sie nicht ahnt, daß sie unter Umständen vor ihrer eigenen Unbrauchbarkeit zum alten Eisen geworfen werden kann, aus Sparsamkeitsgründen, wenn eine neue Maschine billiger ist als die Reparatur der alten. Das ist keine politische, nicht einmal eine wirtschaftspolitische Betrachtung. Nur ein Hinweis, daß wir uns ganz außerhalb der politischen Auseinandersetzung alle miteinander verbrauchen, als wenn wir leichter ersetzbar wären als Maschinen und als wenn wir nichts Unersetzliches (etwa das Humane) hätten, um dessentwillen wir uns selbst mit einer gewissen Schonung oder doch Achtung (das ist Selbstachtung) behandeln sollten.

Statt dessen leben wir, auch wenn wir gut leben, wie die Barbaren. Von Tag zu Tag, ohne recht eigentlich noch den Lebenstag eines Menschen zu kennen. Es gibt keine Religion ohne Humanität. Uns es gibt keine Humanität ohne Ruhe. Der Sonntag und seine Heiligung ist ein Gradmesser in der Überwindung des Fiebers, das wir die geistige Krisis der Gegenwart nennen.

 

269. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 11.11.1930

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Minister (a.D.),

wir beziehen uns höflichst auf die von unserem Herrn Direktor Professor Dr. Schubotz mit Ihnen geführten Verhandlungen und bestätigen Ihnen der Ordnung halber noch einmal, daß Sie die Liebenswürdigkeit haben wollen, am Freitag, dem 5.,12. und 19. Dezember in unserem Hochschulfunk in der Zeit von 18.30-18.55 Uhr über das Thema zu sprechen: Europäisierung der islamischen Welt.

Mit vorzüglicher Hochachtung Deutsche Welle gez. I.A. Dürr

 

270. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 19.4.1932

Sehr geehrter Herr Staatsminister!

Wir beziehen uns auf die mit Ihnen geführten Verhandlungen und teilen Ihnen hierdurch höflichst mit, daß wir die mit Ihnen vereinbarte Rundfunkveranstaltung

Reiseeindrücke aus Ostasien
für Montag, den 2. Mai, in der Zeit von 19.35-20.15 Uhr vorgesehen haben.
Etc.pp (Honorar 200 RM)

Wir bitten höflichst um umgehende Bestätigung des Termins …

Mit vorzüglicher Hochachtung Deutsche Welle gez. (unleserlich)

 

271. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 15.6.1932

(wie oben:)

Thema: Reiseeindrücke aus Ostasien: Niederländisch Indien.
(Honorar dto.)
Montag, 4.7.1932, 19.35-20.20 Uhr

 

272. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 22.8.1932

(wie oben)

Thema: Die Erziehung und der Wandel der Gesellschaft auf dem Pädagogischen Weltkongreß in Nizza.
Mittwoch, 7.9. 1932 , 16-16.25 Uhr
Honorar 100 RM

 

273. Deutsche Welle an C.H.B. Berlin, 28.12.1932

(wie oben)

Thema : Europäische und amerikanische Wesensart.
Montag, 9.1.1933, 21.30-22.10 Uhr
Honorar 150 RM

 

274. C.H.B. an Deutsche Welle, Masurenallee. Berlin, 3.1.1933

(Privatsekretariat)

Im Auftrage von Herrn Minister Becker übersende ich Ihnen wunschgemäß zwei Durchschläge des von ihm am 9. Januar zu haltenden Vortrags. Herr Minister Becker bittet, ein Exemplar Herrn Prof. Schubotz persönlich vorzulegen, da er ihn darum gebeten hatte.

Hochachtungsvoll ergebenst. Gez. (Sekretärin)


1 Vgl. Anlage

Vossische Zeitung, 1932

HA I/92 Becker Nr. 334

256. Vossische Zeitung Berlin an C.H.B. Berlin, 27.4.1932

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister,

hätten Sie nicht Lust, Eindrücke und Lehren aus Ihrer Ostasien-Reise in der Vossischen Zeitung publizistisch zu behandeln? Wir denken nicht an Artikel, die im engeren Sinn als politisch anzusprechen wären, sondern glauben, daß Sie berufen wären, vom Geistigen aus den Zugang zu dieser für uns immer noch so fremden Welt zu deuten. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie unserem Wunsch entsprechen würden und wären Ihnen für einen entsprechenden kurzen Bescheid, wann etwa wir mit Artikeln rechnen könnten, sehr dankbar.

Mit verbindlichen Empfehlungen gez.Elbau (Chefredakteur)

 

257. C.H.B. an Herrn Elbau, Vossische Zeitung. Berlin, 4.5.1932

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Elbau!

Ich muß um Entschuldigung bitten, daß ich erst heute auf Ihren liebenswürdigen Brief vom 27. April antworte, in dem Sie mich fragen, ob ich nicht Lust hätte, über Eindrücke und Lehren aus meiner Ostasien-Reise in der Vossischen Zeitung zu berichten. Ich konnte Ihnen nicht sofort antworten, da ich eine ältere Verpflichtung gegenüber dem Berliner Tageblatt eingegangen war, dem ich eine Reihe Artikel von der Reise versprochen hatte, von denen ich aber schließlich nur einen einzigen geschrieben habe. Ich habe nun gestern mit Herrn Theodor Wolff vereinbart, daß ich ihm in der nächsten Zeit 3 Artikel liefern will, die sich aber nur mit Ostasien beschäftigen werden.

Noch ganz frei bleiben meine Eindrücke aus Indien, Persien und Irak. Allerdings würde es mir noch mehr Freude machen, auch einige von meinen wundervollen Fotografien publizistisch zu verwerten. Vielleicht ist dazu im Verlag Ullstein Gelegenheit, da die Vossische Zeitung ja dafür wohl kam in Frage kommt. Ich habe über tausend zum Teil sehr merkwürdige Aufnahmen zu vergeben, vielleicht könnte ich Ihnen in dieser Hinsicht gefällig sein. Es handelt sich hier um China, Niederländisch-Indien, Britisch-Indien, Persien und den Irak sowie Syrien. Auch habe ich interessante Aufnahmen von einem Flug von Teheran nach Bagdad gemacht. Sollte aber dafür dortseits kein Interesse bestehen, würde ich Ihnen nach Pfingsten gern einen oder den anderen Aufsatz für die Vossische Zeitung zur Verfügung stellen, und ich würde dafür Persien oder Irak vorschlagen.

Mit bestem Dank für Ihre Anfrage und mit verbindlichen Grüßen

Ihr Ihnen hochachtungsvoll ergebener (C.H.B.)

 

258. Vossische Zeitung an C.H.B. Berlin, 6.5.1932

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister,

mit bestem Dank bestätige ich das Schreiben vom 4.d.M. Ich habe dem Chefredakteur der Berliner Illustrirten Zeitung von dem Inhalt Kenntnis gegeben und werde Ihnen dessen Entscheidung alsbald weitergeben.

Für heute möchte ich nur betonen, daß ich mich sehr freuen würde, zunächst einen Aufsatz über Persien von Ihnen zu erhalten.

Mit verbindlichen Grüßen gez. Elbau

 

259. Vossische Zeitung an C.H.B. Berlin, 12.5.1932

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister,

meinem Schreiben vom 6. d. M. möchte ich heute noch hinzufügen, daß mir die Leitung unserer Zeitschriften-Abteilung mitgeteilt hat, es würde sich empfehlen, eine kleine Auswahl Ihrer Photographien an Herrn Direktor Szafranski gelangen zu lassen, um ein vorläufiges Urteil zu ermöglichen, ob die Bilder für Reproduktionszwecke in Zeitschriften oder Zeitungen die besondere Eignung haben, die ja nichts mit ihrem künstlerischen oder dokumentarischen Wert zu tun hat, sondern vor allem auch technisch bewertet werden muß. Ich würde es für den zweckmäßigsten Weg halten, wenn Sie dem Vorschlag der Zeitschriften-Abteilung entspre-chen würden.

Mit verbindlichen Empfehlungen gez. Elbau.

 

260. Vossische Zeitung an C.H.B. Berlin, 3.8.1932

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister,

die Erklärungen, die Reichsminister von Gayl in seinem Rundschreiben an die Länder über seine Schulgesetzpläne gemacht hat, veranlassen mich zu der Bitte an Sie, sehr verehrter Herr Minister, für die Vossische Zeitung den Komplex der Schulfragen von einer höheren Warte aus zu erörtern, eventuell in mehreren Artikeln. Für einen baldigen zusagenden Bescheid würde ich Ihnen ganz besonders dankbar und bin

in aufrichtiger Verehrung Ihr gez. Elbau

 

261. C.H.B. an Herrn Elbau. Verlag Ullstein z.Z. Meersburg, 17.8.1932

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Elbau!

Zu meinem lebhaften Bedauern erhielt ich Ihren Brief vom 3. August erst in diesen Tagen. Da ich mich im Auslande befinde, habe ich das Rundschreiben des Herrn Reichsinnenministers Gayl über seinen Schulgesetzplan bisher nicht zu Gesicht bekommen. Ich bin schon aus diesem Grunde, wie auch wegen meines noch etwa 14 Tage dauernden Ferienaufenthaltes im Augenblick nicht in der Lage, zu diesen Plänen Stellung zu nehmen.

Vom 1.9. an bin ich aber in Berlin zurück und würde unter Umständen gerne Ihrem Wunsche entsprechen, einen oder mehrere Artikel über die kulturellen Schulfragen zu schreiben. Jedoch möchte ich aber nicht Herrn Prof. Hildebrandt in die Quere kommen. Es würde deshalb wohl das Praktischste sein, daß ich Sie bald nach meiner Rückkehr anrufe, um mit Ihnen das

Nähere zu verabreden. Auch dürften bis dahin die neuen Besetzungen des preußischen Kultusministerium, die ich aus taktischen Gründen gerne erledigt sehen möchte, ehe ich zu dem Regierungsprogramm Stellung nehme, (erfolgt sein.)

Dann kann man vielleicht um so praktischere Arbeit leisten. Darauf kommt es mir an, nachdem ich seit meinem Rücktritt vom Amte zu keinem Kulturpolitischen Problem Stellung genommen habe.

In bekannter Hochschätzung und Verehrung Ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

262. Vossische Zeitung an C.H.B. Berlin, 8.12.1932

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister!

Sie waren so freundlich, gelegentlich die Bereitschaft zu bekunden, für die Vossische Zeitung aus der Fülle Ihrer Erfahrungen und Erkenntnisse heraus zu den großen Fragen der deutschen und europäischen Entwicklung Stellung zu nehmen. Es läge uns besonders daran, für die Feiertage zwischen Weihnachten und Neujahr Beiträge von besonderem Niveau zu veröffentlichen, die über den Tag hinausweisen. Wir möchten deshalb an Sie die Frage richten, ob Sie bereit wären, ein Thema nach Ihrer Wahl zu behandeln, mit einer Tendenz, die sich in folgende Worte fassen läßt: „Der Weg zu lichteren Tagen“. Wir denken dabei besonders an die Herausarbeitung der immateriellen Werte, die für eine Generation mit erschüttertem Besitzgefühl ganz andere, tiefere Bedeutung haben, als in der heute so überschätzten goldenen Zeit der Vorkriegsjahre.1

Für einen baldigen zusagenden Bescheid wären wir Ihnen besonders dankbar. Wir würden bitten, uns das Manuskript möglichst bis 20.Dezember zur Verfügung zu stellen.

Mit herzlichem Dank im Voraus und verbindlichen Empfehlungen

Vossische Zeitung, Redaktion gez. Elbau

 

263. C.H.B. an Vossische Zeitung. Berlin, 10.12.1932

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Elbau!

Ihrer Anfrage vom 8. Dezember, Ihnen bis zum 20.d.M. ein Manuskript für die Weihnachtsnummern zur Verfügung zu stellen, werde ich gern entsprechen. Ich denke, daß ich den Titel wählen werde Das Ringen um eine neue Bildung. Dabei werde ich die Tendenz, die Sie vorschlagen, gern verfolgen, da sie meiner eigenen Überzeugung entspricht.

Mit verbindlicher Empfehlung Ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

264. C.H.B. an Vossische Zeitung. Berlin, 19.12.1932

(Maschinenkopie)

Hochgeehrter Herr Elbau!

Anbei überreiche ich Ihnen den versprochenen Aufsatz für Ihre Weihnachtsnummer. Ich habe ihn Formen des Dritten Humanismus genannt, aber ich habe nichts dagegen, wenn Sie den Titel im Sinne meines letzten Briefes ändern wollen in Das Ringen um eine neue Bildung resp. Das Ringen um einen neuen Humanismus.2

Mit verbindlicher Empfehlung Ihr sehr ergebener (C.H.B.)


1 Hervorhebung vom Herausgeber.

2 Der Artikel liegt leider nicht bei. vgl. Weihnachtsnummer der Vossischen Zeitung 1932

Deutsche Liga für Menschenrechte, 1930

I HA Rep.92 C.H.Becker. Nr.2962

255. Deutsche Liga für Menschenrechte, vormals Bund Neues Vaterland an C.H.B. Berlin 7.6.1930 (Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Professor Becker!

Der Vorstand der Deutschen Liga für Menschenrechte hat beschlossen, in allernächster Zeit, möglichst Ende Juni, eine Kundgebung mit dem Titel „Die Schande des deutschen Antisemitismus“ abzuhalten. Eine Begründung für die Notwendigkeit einer solchen Kundgebung brauchen wir nicht besonders zu geben. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie die Güte hätten, uns mitzuteilen

  • ob Sie prinzipiell bei einer solchen Kundgebung mitzuwirken beabsichtigen
  • welcher Zeitpunkt Ihnen am passendsten ist.

Wir teilen Ihnen ergebenst mit, daß wir uns außerdem noch an folgende Persönlichkeiten gewandt haben:

 

  • Gen(eral)-Sup(erintendent) Dr. Otto Dibelius
  • Staatsminister Dr. Grimme
  • Geheimrat Prof. Dr. Kahl
  • Reichtagspräsident Paul Löbe

Wir bitten um ge(fälligen) Bescheid.

Mit vorzüglicher Hochachtung Deutsche Liga für Menschenrechte e.V.

(Unterschrift, unleserlich)1


1 Becker lehnt ab wegen Berufsumstellung und Zeitmangels wie auch gesundheitlichen Gründen, obwohl prinzipiell dafür.14.6.1930

Ernst Cassirer, 1919-25

VI HA Nachl. Becker C.H. Rep.92 Becker C., Nr.96

249. Ernst Cassirer an C.H.B. Berlin, 13.3.1919

Sehr geehrter Herr Geheimrat!

Würden Sie gestatten, Sie gelegentlich einmal im Kultusministerium aufzusuchen, um über eine persönliche Angelegenheit mit ihnen Rücksprache zu nehmen? Ich wäre Ihnen für die Angabe einer Stunde, zu der ich Ihnen nicht ungelegen käme, sehr dankbar.

Ich bin mit den besten Empfehlungen in vorzüglicher Hochachtung Ihr Ernst Cassirer1.

Anmerkung Beckers: Mittwoch 26.(3.), 11 Uhr.

 

250. Ernst Cassirer an C.H.B. z.Z. Düsseldorf, 24.2.1924

Hochverehrter Herr Staatssekretär.

Verzeihen Sie mir, wenn ich die freundliche Zusendung Ihres Aufsatzes über Spengler erst heute mit dem Ausdruck des herzlichsten Dankes beantworte: ich war in den letzten Wochen durch akademische Verpflichtungen und durch den Abschluß einer größeren Arbeit so viel-fältig bedrängt, daß meine Korrespondenz sehr stark darunter gelitten hat, und ich noch jetzt während einer Reise die freie Zeit finde, das Versäumte einigermaßen nachzuholen.

Das Interesse, das Sie meinem kleinen Aufsatz über die Begriffsform im mythischen Denken entgegenbringen, war mir um so wertvoller und ermutigender, als die Probleme, die ich in diesem Aufsatz nur kurz skizziert habe, mich gerade jetzt wieder sehr eingehend beschäftigen. Ich habe in der Vorbereitung des zweiten Bandes meiner Philosophie der symbolischen Formen, der ausschließlich die Philosophie der mythischen Denk – und Anschauungsform behandeln soll. Hierbei empfinde ich es auf Schritt und Tritt, wie sehr der Philosoph, wenn er in diesem Fach nach ganz unwegsamen Gebieten einigermaßen weiter kommen will, überall auf die intensive Mithilfe und auf die Meinung der speziellen Fachkenner angewiesen ist. Ihr Aufsatz läßt mich hoffen, daß es mir gelungen ist, auch Ihr Interesse für einen Problemkreis zu erwecken, der wenn überhaupt nur in aktiver Zusammenarbeit zwischen systematischer Philosophie und den Einzelphilologien zu bewältigen sein wird. Ich werde im Laufe der näch-sten Woche in Berlin sein, da ich unmittelbar vor meiner Abreise durch Herr Geheimen Oberregierungsrat Pallah die Aufforderung erhielt, am 6. März im Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht zu sprechen – eine Aufforderung, die ich um so lieber angenommen habe, als das Thema, das er mir vorschlägt und das sich wohl an einen von Ihnen kürzlich gehaltenen Vortrag anschließt, ganz im Rahmen meiner jetzigen Arbeit liegt.

Sollte sich bei dieser Gelegenheit die Möglichkeit zu einer persönlichen Rücksprache mit Ihnen ergeben, so würde mir das sehr wertvoll sein: ich würde dann nur um eine ganz kurze Mitteilung bitten, wenn ich Sie in der Zeit vom 4.-6. März einmal aufsuchen dürfte.

Ich bin in ausgezeichneter Hochachtung Ihr aufrichtig ergebener Ernst Cassirer.

 

251. C.H.B. an Ernst Cassirer, Professor in Hamburg. Berlin 27.2.1924

Privatsekretariat (Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Kollege!

Ich danke ihnen bestens für Ihren freundlichen Brief vom 24. des Monats. Ich freue mich sehr, daß Sie den Vortrag im Namen der Veranstaltung des Zentralinstituts übernommen haben. Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, daß ich in diesen Tagen von Berlin abwe-send sein werde, da ich schon diese Woche einen dringend notwendigen Erholungsurlaub antrete und für 14 Tage in die Schweiz fahre.

Mein Vortrag führte den Titel „West-östliche Kulturkritik“ und enthielt eine Kritik der islamischen Zivilisation vom Standpunkt des Europäers. Im ersten Teil untersuchte ich die Grundlagen der islamischen Zivilisation im Verhältnis zu Europa und wie ihre Wesensart in die verschiedenen Formen der Rezeption der Anteile von Ost und West sich auswirken. Im zweiten Teil untersuchte ich die Rückwirkung des modernen Europa auf den heutigen Orient. Als einleitender Vortrag des Unternehmens stand er völlig isoliert und hatte nichts mit der planvollen Reihe zu tun, die Ihr Vortrag einleiten soll.. Da das Thema Ihres Vortrages Ihrem Buche entnommen ist, bin ich besonders froh und dankbar, daß Sie sich entschieden haben, durch Ihre persönliche Mitwirkung unserem Unternehmen eine besondere Weihe zu geben.

Mit vorzüglicher Hochschätzung Ihr ergebenster (C.H.B.).

 

252. C.H.B. an Ernst Cassirer. Berlin, 9.3.1925

Privatsekretariat (Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Kollege!

Für das mir durch Vermittlung des Bruno Cassirer Verlags, hierselbst, freundlichst übersand-te Buch Philosophie der symbolischen Formen, Zweiter Teil: Das mythische Denken sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank. Ich hoffe, bald eine Mußestunde zu finden, um die mich sehr interessierende Schrift in Ruhe lesen zu können.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster (C.H.B.)


1 Ernst Cassirer *1874 Breslau + 1945 New York. Philosophieprofessor bis 1933 in Hamburg, Emigration nach England Professor in Oxford 1933-35, dann in Göteborg/Schweden. Vetter von Bruno und Paul C.

Chinese Educational Mission to Europe, 1932/33

HA VI Nachl. C.H.Becker. Rep.92 Becker C. Nr. 102

242. Prof. Y.G. Cheng an C.H.B. Universität Nanking, 20.11.1931

My dear Dr. Becker,

On behalf of the faculty and students of the university I am writing to ask if you will be good enough to give an address at our general assembly on Wednesday, November 25th, at noon. The meeting lasts for twenty minutes and any subject you decide upon will, I am sure, be of great interest to all. If next Wednesday should not be a convenient time for you to come, would you kindly give us the pleasure of hearing you the following Wednesday?

We should all appreciate it very much also if you would consent to give a lecture any afternoon next week at five o’clock. You would not be limited for time at this lecture and could speak for an hour or so if you cared to do so.

Hoping very much that you can be with us on Wednesday at noon, and at five o’clock some day convenient o you, I am yours sincerely Y.G. Chen

HA VI. Nachlaß C.H.Becker. Rep.92 Becker Nr.106

Chinese Educational Mission to Europe (Polen, Deutschland, Frankreich, England, Italien, gesponsert vom Völkerbund in Genf)

243. Prof. Cheng, Schanghai an C.H.B. Paris, 11.11.1932

Dear Dr. Becker,

I am very glad to write you that we had a very comfortable journey to Paris and arrived in due time. We were met at the station by representatives from the Ministry of Foreign Affairs and Public Instruction, Dr. Bonnet, Mr. Laytia, and many others. We will have a conference about our program with Bonnet and others to-morrow morning. We all seem to agree that our work here must not be too heavy.

I must take this opportunity to thank you most sincerely for all the assistance you have given to us and the interest you have shown in our work, during our travel in Germany. They are real sources of courage and inspiration to us. We do hope that our friendship will grow with time. When we go back to China, we will have plenty of opportunity to solicit your assistance and are confident that you will give us lavishly.

With my highest regards to yourself as well as to Mrs. Becker. Very sincerely yours C.P.Cheng

244. Prof. Lee, Cinese Educational Mission to Europe, Paris an C.H.B. Paris, 18.11.1932

(Maschinenmanuskript)

Dear Minister Dr. Becker,

We are again busy with our French study program. During the last few days we have been visiting different scientific institutes incorporated with the Sorbonne. Beginning from to-day we are going to study the primary and the technical vocational education in France, in which we are deeply interested as we have been in all our study tours through different countries in Europe. We believe through universal primary education rigidly carried out can the training of citizenship morally, physically and intelligently be secured; and by adequate vocational training the poverty and the unlawfulness of the masses can be reduced. This is one of the most gigantic problems our country must face and solve before she can lift herself above and free herself from international encroachment.

I hope you will pardon me for my bringing-up again the question I spoke to you on the eve-ning when I left for Paris the question of the possibility for the I.G.(Farben) Fabriken works to take in some Chinese students educated in chemical engineering at Engineering Colleges in our country to be trained in advanced work in their practical technical departments. The Siemens and AEG works at Berlin during the last few years through personal friendship have been making it almost as a practice to take in a few students each year trained in electrical engineering in our schools at home. During the course of training the students are paid with an amount of money enough to pay their living expenses. It is indeed a high sacrifice and the part of these two concerns and a great favor to us, that even during such business crisis they are still keeping the students. The Siemens works also have promised through my personal acquaintance with Mr. Esterer of their overseas department to take on one more of my students from Hanchow from the beginning of the next year.

Being a chemical factory which, I am fully aware, likes always to keep certain amount of secrecy I do not want to take for granted that IG Fabriken will also take in foreign students as do electrical manufacturers. But I am just venturing the idea if the IG Fabriken will consider to take in foreign students and train them as chemical technicians so that later on these students can be placed on services if the IG Fabriken works or sales-offices in foreign countries. For example the Siemens companies in Shanghai and other places in China are making use of the services of the Chinese students engineers trained in Germany very intensively. The matter, therefore, must looked upon as beneficial to both sides.

I had the pleasure of meeting Dr. Duisburg1 at Köln when he received us at tea at the immense establishment of his works. Then, however, there was no opportunity for me to convey him my intention. But perhaps the matter can be taken up more appropriately through your good office than by direct communication between Dr. Duisburg and myself. At the same, however, I must assure you, Dr. Becker, that I shall not be disappointed a bit if Dr. Duisberg’s answer is negative.

Our study trip through Germany has been most helpful. All forms of activities in this wonder-ful country of yours have impressed upon us most deeply; and we only hope that, through carrying out rigid discipline and systematic training of the youth by education our country shall be able, as Germany has been, some day in the near future to develop her natural wealth for the welfare and enrichment of all mankind instead of being a constant source of danger for international conflict on the Pacific.

Words, we feel, cannot express our appreciation adequately for your help given us throughout our study trip in Germany. And we must also convey you our hearty thanks for the assistance and guidance rendered us by Dr. Hilcker and Dr. Littmann of the Zentralinstitut.

Our mission shall be at Paris until the 4th of December and we will be in London from December 5th to 28th. In either cities mails can reach us by care of the Chinese Legation.

With best regards, I remain Yours sincerely S.M. Lee

245. Prof.C.P.Cheng an C.H.B. London SW7, 7.12.1932

Dear Dr. Becker,

We left Paris yesterday and arrived London the same evening. We met Prof.Tawney this afternoon but very briefly. We shall be here until Christmas, then we will go to Geneva.

We are glad to inform you that our Government has sent us some further appointments which will enable us to visit Italy, Austria and Russia. In that case, we shall look forward with assurance and (I) am revisiting Berlin.

With my highest regards sincerely yours C.P.Cheng.

246. C.H.B an Prof. S. M. Lee. Berlin, 30.12.1932

Chinese Educational Mission to Europe, London

(Maschinenkopie)

Dear Mr. Lee,

I have to apologize that I did not answer your letter at an earlier date, but I was waiting for an answer of Dr. Duisberg to whom I had forwarded your suggestions. I received the included letter of Dr. Duisberg a few days ago and I hope you to be satisfied by his proposals, though they don’t correspond to all of your wishes.

Your visit in Germany is still unforgotten and I am sending to you and your colleagues my heartiest wishes for the forthcoming year. I hope that we shall see you again in Germany before long and that you enjoyed your circulate tour through Europe with all the profit you expected from it.

With kindest regards and renewed wishes (C.H.B.)

Anlage Original am 30.12.1932 an Mr. S.M. Lee of the Chinese Educational Mission to Europe.

Prof. Dr. C. Duisberg Leverkusen, I.G. Werk, 21.12.1932

Geheimer Regierungsrat

Herrn Staatsminister a. D. Prof. D. Dr. C. H. Becker, Berlin-Steglitz

Sehr verehrter Herr Staatsminister!

Mir liegt es noch ob, Ihre sehr geehrte Zuschrift vom 12.d.M., die ich mit lebhaftem Interesse zur Kenntnis genommen habe, zwar etwas verspätet, zu beantworten. Inzwischen hielt ich Rückfrage bei einigen Herren aus der Leitung meiner Firma, I.G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft, in deren Arbeitsbereich die von ihnen erörterte Angelegenheit fällt.

Schon im Frühjahr 1929 hatte sich die I.G. dem Verband für den Fernen Osten gegenüber bereit erklärt, eine beschränkte Zahl chinesischer Studenten nach Absolvierung ihres Hochschulstudiums aufzunehmen, um sie mit der Anwendung unserer Produkte vertraut zu machen. In Aussicht genommen war hierbei ein Ausbildungskurs in unseren Färbereilaboratorien und den in Betracht kommenden Propagandastellen. Das Projekt erlangte seiner Zeit keine praktische Bedeutung, weil die in Aussicht genommenen jungen Chinesen restlos bei anderen deutschen Industriezweigen (Siemens, Ludwig Löwe & Co., Junkers-Werke) untergebracht werden konnten.

Auch heute steht die I.G. den Anregungen des Herrn Lee von der Chinese Educational Mission to Europe nicht ablehnend gegenüber, allerdings mit der Einschränkung, daß nur eine Ausbildung in Bezug auf die Anwendung unserer Produkte in Betracht kommen kann. Eine Beschäftigung in Fabrikationsbetrieben oder wissenschaftlichen Laboratorien scheidet der Betriebsgeheimnisse wegen natürlich von vornherein aus, ebenso können wir uns nicht ver-pflichten, den betreffenden Studenten nach Beendigung des Ausbildungskurses eine Anstel-lung in unseren Fabriken oder auswärtigen Verkaufsstellen zu geben. Ob und wieweit wir eventuell den einen oder anderen in unserer China-Organisation verwenden könnten, muß von Fall zu Fall auf Grund der Bedarfsfrage und der persönlichen Geeignetheit des Betreffenden entschieden werden.

Ihre liebenswürdigen Festwünsche erwidere ich herzlichst und verbleibe mit besten Grüßen Ihr sehr ergebener gez. C. Duisberg

 

247. Prof. C.P. Cheng an C.H.B. Venedig, 9.1.1933

Dear Dr. Becker,

I am so sorry not to be have been able to write you earlier, anyway I am very glad to inform you that I am having a wonderful time in Italy, enjoying both the sights und their hospitality. While in Rome, I had the pleasure of having long conversations with both the Pope and Mussolini. They are both admirable personalities2 and both expressed their confidence in the great future of China.

At present we are in Venice again. This will be the end of our visit in Italy. From here, we hope to go to a mountain resort for a just short rest. We will be in Vienna by the 21st of this month. Our address there will be in care of Chinese legation.

I wish and renew my thanks for all the kindness you have shown us while we were in Berlin. Those days we spent with you are precious to us and we will never forget them. May I take this opportunity of asking that if it is not too much bother, I would be proud to possess a photo of you for souvenir? If you have one on hand, please send it to Vienna. I want also your autograph on it.

With my best personal regards I am very sincerely Yours C.P. Cheng.

248. C.H.B. an Prof. C.P.Cheng, Vienna Berlin, 21.1.1933

(Maschinenkopie)

My dear Mr. Cheng!

I thank you so much for your kind letter from January 17th. I learned with the greatest interest that you had long conversations with the Pope and Mr. Mussolini. They are not the only one who believe in a great future of China. I am looking backward to your visit in Berlin with the greatest satisfaction and I should be very pleased to see you here again. I enclose the photo you asked me for; you would oblige me very much by sending me one of yours occasionally.

I speak very often of China. So I give a lecture to-night in the Verband für den Fernen Osten on the whole journey from Peping to Damascus. I always say that China is the only country in the word that does not fear Japan. You have heard perhaps that a certain discussion took place in America on account of our criticizing the shaping of the new Chinese civilization after the American pattern. The consequence was that the New York Times asked me to explain in a more explicit manner in what the difference between American and European civilization should consist. This article of mine appeared in New York Sunday the 8th. Unfortunately I have no copy so send it to you but I am quite sure this discussion will be continued

An other point I want to stress upon is the opinion uttered in our report on the Mass-education movement in Tinghsien. I don’t agree myself with what appeared here under my name. I only tried to smooth the criticism given by one of our colleagues. Unfortunately I was ill so that I could not form an own opinion of what is being done at Tinghsien; now I hear at my greatest regret that this part of our report finds a severe criticism in China as well as in America. Mr. Tawney who did not see the text before it appeared was very angry, but we where under such a stress in finishing these last chapters that it was impossible to ask the opinions of all our colleagues before printing this isolated opinion of one of us.

With my best wishes for a successful stay at Vienna, where you will see marvellous things and hoping sincerely to see you in Berlin very soon, I am with kindest regards to you and your colleagues Yours very sincerely (C.H.B.)


1 Er meint natürlich Geheimrat Prof.Dr. C(arl) Duisberg, nach dem die heutige CDG benannt ist, die sich für internationale Praktika einsetzt.

2 Hervorhebung vom Herausgeber.

Max Clauß, 1925

HA VI. Nachl.C.H. Becker. Rep.92 Becker 111

241. Max Clauß, Offenburg, 15.10.1925

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Minister!

Als Studierender der Heidelberger Ruperto-Carola, der ältesten Hochschule der deutschen Westmark, und inaktiver Bursch der Verbindung Rupertia gestatte ich mir, Ihnen, unserem hochverehrten Alten Herrn, zu dem Zwischenfall in Paris mit Dr. Krüger einige, vielleicht nicht ganz uninteressante Mitteilungen aus meinen eigenen Erfahrungen drüben zu machen.

Es ist unbegreiflich, daß Herr de Monzie seinen wohlgemeinten Verständigungsversuch einem solchen, bei der Haltung der Pariser Großbourgeoisie leicht vorauszusehenden Mißerfolg aussetzen konnte. Trotzdem wäre es bei aller berechtigter Empörung und Verwahrung von unserer Seite falsch, den Fall ohne weiteres zu verallgemeinern. Einige Gegenbeispiele mögen das beweisen.

Im Auftrag des Heidelberger Instituts für Sozial- und Staatswissenschaften hielt ich mich dieses Frühjahr zusammen mit Herrn Dr. Arnold Bergsträsser, den Sie soviel ich weiß kennen, drei Monate in Paris auf, um Informationen für eine soziologische Arbeit über die französische Demokratie zu sammeln. Man hat mich in den verschiedensten Kreisen der Rechten und Linken nie die geringste Feindseligkeit fühlen lassen, sondern ist meinen oft recht anspruchsvollen Wünschen über jedes Erwarten entgegengekommen, ohne das berühmte „pazifistische“ Bekenntnis als Gegenleistung zu verlangen. Erlauben Sie mir, drei Fälle von offiziöser Bedeutung dem offiziellen Rückschlag an die Seite zu stellen.

  • Herr Prof. André Siegfried von der konservativen Ecole des Sciences politiques, Sohn des bekannten Senators und Freundes von Gambetta, selbst noch bei den letzten Wahlen Kandidat des Bloc national in Le Havre, hat Dr. Bergsträsser und mich in seiner Familie aufs freundlichste empfangen. Er hat uns beide zu einer Fest-Conférence über „Außenhandel und Diplomatie“ (einer geschlossenen Veranstaltung der Schule) eingeladen. Ich persönlich habe ihn noch zweimal während meines Aufent-haltes besucht und in stundenlangen Gesprächen die wertvollsten Auskünfte über französische politische Zustände von ihm erhalten.
  • Herr Lucien Herr, Bibliothekar der berühmten Ecole Normale Supérieure, ein Altelsässer, der für Frankreich optiert hatte, hat mir die Bibliothek der Schule zur uneingeschränkten Benützung geöffnet und mich in meiner Arbeit außerordentlich unter-stützt. Er hat mir, als ich zur Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis ins Innen-ministerium bestellt wurde, einen Brief an den Minister mitgegeben, der mir auch auf der Präfektur alle Schwierigkeiten aus dem Wege räumte. Einen anderen Brief, den er mir nach meiner Rückkehr schrieb, lege ich ihnen bei. Ich weiß, daß ich ihm jederzeit Bekannte schicken kann.
  • Herr Prof. Charles Seignobos, der bekannte Historiker der Sorbonne, hat mich in seiner Wohnung empfangen und ebenfalls über eine Stunde lang in zuvorkommend-ster Weise meine Fragen beantwortet.
  • In der Bibliothèque Nationale habe ich dauernd gearbeitet.- Dr. Bergsträsser wird übrigens die angeführten Beispiele noch beträchtlich vermehren können.

Der Fall Krüger zeigt, daß die französische Nation ihre häßlichste Kriegskrankheit, den blinden Haß auf den Gegner, noch lange nicht überwunden hat. Doch brauchen wir deshalb, außer der selbstverständlich gebotenen offiziellen Zurückhaltung, keine Gesinnungssanktionen zu ergreifen. Frankreichs eigene Zukunft hängt davon ab, ob es im Kampf mit den Schatten seiner Vergangenheit endlich Sieger bleibt oder nicht. Wir können ruhig warten.

In Erinnerung an Ihre wundervolle Rede zum 50. Stiftungsfest 1923, zu dem ich aus dem besetzten Gebiet gekommen war,

Mit Rupertengruß Max Clauß.

Deutsche Hochschule für Politik, 1923-32

HA. VI. Nachl. C.H. Becker. Rep 92 Becker D. Nr. 190

228. Herrn Staatssekretär Prof. Dr. Becker. Berlin, 22.8.1923

Betr. Ausbildungskurse Wintersemester 1923/24 für die Attachés des Auswärtigen Amtes

Das Auswärtige Amt hat uns, wie Sie wissen, den Auftrag erteilt, die technische Durchführung der Ausbildungskurse für die Attachés zu übernehmen. Dieser Tage sind mir nun die Wünsche des AA, die Namen, Themen und Terminvorschläge der in Aussicht genommenen Herren Dozenten zugegangen. Ich habe daraufhin aus den verschiedenen Wünschen und Bedingungen einen Studienplan zusammengestellt, wonach für Ihre Vorlesung über den Kreis der Orientalischen Fragen (Der Islam und die Politik der Großmächte) Montag der 5. und Donnerstag, der 8. November und Montag, der 12. und Donnerstag der 15. November, nachmittags von 5-7 Uhr angesetzt ist.

Ich wäre ihnen dankbar, wenn Sie sich mit diesen Terminen einverstanden erklären könnten, damit das etwas mühe- und kunstvolle Gebäude der Anordnung im Ganzen belassen werden kann; das Semester ist verhältnismäßig knapp bemessen, das Programm umfassend und bei der vielfältigen Inanspruchnahme einiger Herren Dozenten in seiner Beweglichkeit beschränkt.

Ihr sehr ergebener Theodor Heuß.

 

229. Deutsche Hochschule für Politik an C.H.B. Berlin, 9.10.1923

Als Ergänzung unseres Ihnen neulich übersandten Studienplans für das Wintersemester 1923/24 überreichen wir Ihnen in der Beilage den Fortbildungskursus für die Anwärter1 des auswärtigen Dienstes. Die Tatsache, daß von jetzt an die diplomatischen Beamten einen besonderen Kursus mit abschließender Prüfung an der Deutschen Hochschule für Politik zu absolvieren haben, glauben wir als einen besonderen Erfolg schätzen zu dürfen.

Eine Ehrenkarte für das Wintersemester legen wir gleichfalls bei.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Direktion der Deutschen Hochschule für Politik

gez. Jäckh

 

Adresse zum 50. Geburtstage C.H. Beckers

230. DHfP an C.H.B Berlin, 12.4.1926

Sehr geehrter Herr Minister,

an dem Tage, der Ihnen eine Fülle von Glückwünschen und Grüßen aus dem weiten Bereich Ihres Wirkens bringt, möchte sich die Deutsche Hochschule für Politik, die auch in diesen Kreis gehört, zwar nicht wichtig, aber doch bemerkbar machen. Eigentlich muß man sich selbst beglückwünschen; denn daß ihr ein so tatkräftiger Freund und Förderer geworden und erhalten geblieben ist, muß eine Anstalt, die sich noch unter Mühen zu entwickeln hat, selbstsüchtig als ein großes Glück betrachten.

Aber die Deutsche Hochschule für Politik begrüßt Sie als den Mann, der in seiner schöpferischen Arbeit ein Vorbild dafür gegeben hat, wie Politik getrieben werden kann. Sie haben mit wachsendem Erfolge das weite Feld Ihrer Verwaltung entpolitisiert im Sinne der Befreiung von sachfremden Rücksichten und taktischen Preisgaben, aber zugleich politisiert im Sinne der Anpassung an die staatlichen Bedürfnisse und die sozialen Kräfte der Gegenwart2.

So versuchen auch wir in unserer Hochschule das Feld der Politik zu bestellen: das hochschießende Unkraut falschverstandener Routine und ergebnislosen Ausgleichs zu jäten, dafür aber die rechte Kenntnis der Wirklichkeit als Voraussetzung jedes politischen Gestaltungs-willens aus dem fruchtbaren Boden der Gemeinschaft aufzuziehen. In dieser Arbeit, die wissenschaftlichen Ernst und praktische Freudigkeit verlangt, fühlen wir uns mit Ihnen verbunden, und wir danken Ihnen heute wiederum dafür, daß auch Sie dieser Verbundenheit durch Mitarbeit und Hilfe als Gelehrter wie als Politiker immer Ausdruck gegeben haben.

Wir haben keine Auszeichnungen zu vergeben, die sich mit allen den auf Ihnen liegenden akademischen Ehren messen könnten. Aber die dankbare Erinnerung an alles, was Ihnen die Deutsche Hochschule für Politik seit ihrer Gründung verdankt, gibt unseren Glückwünschen die besondere Wärme.

Für den Vorstand: Dreur, Staatsminister, Dr. W. Simons; Reichsgerichtspräsident i.R

 

231. C.H.B. an Dr. Wolfers, DHfP, Berlin. Berlin, 14.6.1930

(Maschinenkopie)

Sehr geehrter Herr Dr.Wolfers,

in Ihrem Brief vom 6.d.M. fragen Sie mich nach Privatdozent Dr. Ulrich Noack in Frankfurt/M… Ulrich Noack ist der Sohn des hiesigen Ordinarius für Archäologie. Seine Mutter ist die Schwester Otto Erich Hartlebens. Er ist ein zwar zarter aber ungeheuer geistiger und lebendiger Mensch, der überall, wo er hinkommt, sofort als ungewöhnlich auffällt. Auch in Frankfurt ist er jetzt sofort in den engeren Kreis der Rietzler, Tillich, Wertheimer usw. aufgenommen worden.

Er hat seine Jugend in der Schweiz verlebt und zwar aus gesundheitlichen gründen in Zuoz, hat dann längere Zeit in England gelebt, dessen Sprache er nahezu wie die deutsche beherrscht. Er ist mit einer Norwegerin verheiratet, hat also auch zu Skandinavien durch längeren Aufenthalt mannigfache Beziehungen. Er ist ein Mann internationalen Charakters, den man jederzeit beruhigt herausstellen kann, da er mit tadellosem gesellschaftlichen Benehmen eine positive und charaktervolle Haltung verbindet. Das Schwert des Geistes sitzt ihm locker in der Scheide, und er ist ein eleganter Fechter, immer vornehm, aber ein Mensch des inneren geistigen und ethischen Müssens. Er hat in England, wie ich weiß, so gut gefallen, daß man ihm die deutsche Herkunft nicht recht glauben wollte. Auch sein äußerer Typ ist angelsächsisch. Er treibt als Fachmann modernste Geschichte und hat mit einem aufsehenerregenden, sehr umfangreichen Buch über Bismarck begonnen: Bismarcks Friedenspolitik und das Problem des deutschen Machtverfalls, Quelle& Meyer 1928, 500 Seiten. Er hat darin zum ersten Mal gewagt, Bismarck aus seiner Zeit heraus zu kritisieren. Wenn Sie sich das Schlußkapitel ansehen, bekommen Sie vielleicht den besten Eindruck von seinem Wesen. Es drängt ihn zur politischen Verwertung historischer Erkenntnisse. Er ist überhaupt politisch sehr stark interessiert, steht den Demokraten nahe, wenn er ihnen nicht angehört. Er ist Europäer, wenn nicht Cosmopolit und hat mir erst dieser Tage in einem Brief geschrieben, daß ich ihm eigentlich zu nationalistisch wäre. Als Habilitationsschrift hat er ein Buch über Lord Acton geschrieben, die aber noch nicht gedruckt ist, und als Kolleg hat er für das nächste Semester in Frankfurt englische Innenpolitik im 19. Jahrhundert angekündigt. Er ist ein ausgezeichneter Redner und eine gewinnende Persönlichkeit, dabei ohne um sein persönliches Charisma zu wissen.

Zusammenfassend kann ich sagen, daß er in Beziehung auf wissenschaftliche Vorbildung, internationale Beziehungen, politische und ethische Gesinnung und propagandistische Wirkung für einen historischen Lehrstuhl an der Hf P wie geschaffen erscheint. Er hat nicht die Absicht, im Laufe des nächsten Jahres nach Berlin zu kommen. Man müßte ihn also wohl besonders herzitieren. Ich glaube, Sie würden sehr schnell mit ihm zu einer Verständigung gelangen. Eben fällt mir noch ein Einzelzug ein, der vielleicht für Sie von Wichtigkeit ist. Mr. Mowrer hatte den Plan, mit amerikanischem Geld, einen deutschen, einen französischen und einen englischen Historiker zu einem gemeinsamen Buch über den Weltkrieg zusammen-zuführen. Der Plan scheiterte im letzten Augenblick am Mangel an Mitteln. Der deutsche Kandidat war Ulrich Noack.

Mit verbindlichem Gruß Ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

232. C.H.B., Kultusminister a.D. an Dr. Wolfers, DHfP. Berlin, 14.6.1930

(Maschinenkopie)

Sehr geehrter Herr Wolfers,

ich bin grundsätzlich bereit, den von Ihnen gewünschten kleinen Vortrag am Dienstag den 7. August für die amerikanischen Professoren und Geistlichen zu halten. Ich nehme an, er wird in englischer Sprache gewünscht. Da ich in diesen Wochen doch mit der Vorbereitung meiner amerikanischen Vorträge beschäftigt sein werde, glaube ich, diese Aufgabe übernehmen zu können, während ich ja sonst alle Vortragstätigkeit zurzeit grundsätzlich ablehne.

Mit verbindlichen Grüßen Ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

233. Dr. Wolfers, DHfP, an C.H.B. Berlin, 16.6.1930

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Minister,

ich danke Ihnen für ihr Schreiben vom 14.d.M. und freue mich sehr, daß Sie bereit sind, den Vortrag für die Sherwood Eddy-Party zu übernehmen. Der Eindruck wird viel stärker sein, wenn Sie, wie Sie es vorschlagen, in englischer Sprache sprechen. Der Tee ist in Aussicht genommen auf Donnerstag (nicht Dienstag), den 7. August.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener (gez.)Wolfers.

 

234. C.H.B. an Dr.Wolfers DHfP. Berlin, 17.6.1930

(Maschinenkopie)

Sehr geehrter Herr Dr. Wolfers,

auf Ihren Brief vom 4.d.M. in Sachen Attaché-Kursus für das kommende Wintersemester bin ich gern bereit,, über Probleme der Orientpolitik zu sprechen. Meine nunmehr schon langjährige Erfahrung hat mich allerdings gelehrt, daß 6 Doppelstunden eine sehr beschränkte Zeit sind. Wenn es sich also einrichten läßt, würde ich bitten, 8 Doppelstunden in Aussicht zu nehmen. Was die Stunde betrifft, so wäre ich mit Donnerstag von 9-11 (Uhr) einverstanden. Noch lieber wäre mir die zweite Hälfte des Vormittags, von 11-13 Uhr3. Im übrigen kann ich im kommenden Wintersemester die Vorlesung erst nach Weihnachten halten, da ich bis in den Dezember hinein voraussichtlich in Amerika abwesend sein werde.

Mit verbindlichem Gruß Ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

235. C.H.B. an Dr. Johann Strunz DHfP. Berlin, 8.12.1930

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Dr. Strunz,

ich habe mir Ihren Plan noch einmal gründlich durch den Kopf gehen lassen und bei meiner Hochschätzung Ihrer Bestrebungen und Ihrer Person fällt es mir wirklich herzlich schwer, Ihnen eine Absage erteilen zu müssen. Aber ich habe noch einmal meinen Arbeitsplan für die nächsten Wochen und Monate überdacht, und da ist es mir unmöglich, daß ich eine so zeit-raubende und schwierige Arbeit übernehmen kann. Gewiß kann ich gerade das Problem „Politik und Pädagogik in (den führenden Kulturstaaten4) der Nachkriegszeit“ besser überschauen als jemand anders. Aber ich weiß vielleicht zuviel und bin den Dingen zu nahe gestanden, um den nötigen historischen Abstand für eine Darstellung finden zu können. Wenn ich die Dinge schreiben wollte, wie sie gewesen sind, würde ich mich Unannehmlichkeiten aussetzen, und sie zu verschleiern ist erstens eines Gelehrten unwürdig und zweitens mit einer so großen Anstrengung verbunden, daß ich einfach die Zeit nicht aufbringen kann. Ich motiviere Ihnen meine Absage so ausführlich, weil ich Ihnen damit ein Zeichen meiner Hochschätzung geben möchte. Einem Verleger würde ich einfach ein kühles Nein entgegengesetzt haben. Mit den besten Wünschen für Ihre Arbeit Ihr Ihnen aufrichtig ergebener (C.H.B.)

 

236. Ernst Jäckh (DHfP) an C.H.B. Berlin, 7.1.1931

(Maschinenmanuskript)

Verehrter lieber Herr Minister Becker,

erst jetzt finde ich Ihren Weihnachtsartikel im Berliner Tageblatt: er drückt mir die Feder in die Hand, um Ihnen mitzuteilen, daß das, was Sie im Anschluß an Ihre Eindrücke vom Institute of Pacific Relations dort ausführen und anregen, seit einiger Zeit hier unterwegs ist. Es ist das, was ich Ihrer Frau Gemahlin gegenüber immer meinte, wenn ich ihr sagte: wir brauchen Sie bald zurück aus Amerika. Es ist das, was ich in der „Friedensakademie“ (als Stresemann-Stiftung) vorbereitet habe und worüber ich sehr gerne mit Ihnen gelegentlich mündlich sprechen möchte, um Ihnen über die bisherige Entwicklung zu berichten. Vielleicht lassen Sie mich freundlicherweise wissen, wann und wo es Ihnen paßt.

Mit herzlichem Gruß Ihr ergebener E. Jäckh

 

237. Dr. Wolfers, DHfP, an C.H.B. Berlin, 23.7.1931

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Minister,

im Anschluß an unsere Besprechung erlaube ich mir, Ihnen die Protokolle der beiden letzten Kuratoriumssitzungen zuzusenden zu Ihrer persönlichen Orientierung. (…)

Die Konferenz des Institute of Pacific Relations findet in der Zeit vom 21. Oktober in Hangchow statt. Ich würde es dankbar begrüßen, wenn Sie auf dieser Konferenz die Deutsche Hochschule für Politik vertreten wollten. Herr Professor Dr. Jäckh würde Sie in diesem Fall bitten, gleichzeitig auch in Ihrer Eigenschaft als Mitglied des Präsidiums der Stresemann-Stiftung dort teilzunehmen. Es wäre im Hinblick auf die Institutspläne hier sicher von größtem Interesse, die Arbeitsmethoden jener Konferenz aus der Nähe kennenzulernen.

Wenn Sie grundsätzlich damit einverstanden wären und Aussicht besteht, daß Sie nach Hangchow fahren können, würde ich gern Mr. Eduard Carter, den secretary-treasurer der Vereinigten Staaten in jenem Institut, von Ihrer Teilnahme in Kenntnis setzen. Ich würde Sie bitten, mir im Falle Ihrer Zustimmung mitzuteilen, unter welcher Adresse Sie in China zu erreichen sein werden.

Mit besten Empfehlungen und vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener Wolfers.

 

238. C.H.B. an Dr. Wolfers. Berlin, 25.7.1931

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Kollege Wolfers,

Anbei sende ich Ihnen die mir freundlichst zur Einsicht übersandten Protokolle der letzten Kuratoriumssitzung zurück. Es war mir doch wichtig, über den Stand der Dinge informiert zu werden. Gewiß ist es schön, wenn Staat und Gesellschaft große Mittel für solche privaten Institutionen zur Verfügung stellen. Aber man sieht an den jetzigen Erlebnissen wieder einmal mit erschreckender Deutlichkeit, auf wie unsicherem Boden alle solche Institutionen ohne eigene Einnahmen gestellt sind. Bei Vereinen ist es immer noch etwas besser, weil sich die Beiträge verteilen, und selbst ein erheblicher Ausfall doch niemals so katastrophale Folgen haben kann wie der Zusammenbruch großer Geldgeber.

Natürlich würde ich sehr gern die Tagung des Institute of Pacific Relations in Hangshow mitmachen. Ich würde nur nicht empfehlen, mich offiziell zu delegieren, da ich keinerlei Verpflichtungen übernehmen kann, Ende Oktober gerade in Hangshow zu sein. Unsere chine-sischen Reisepläne werden erst nach unserer Ankunft in Nanking fixiert werden, und wir haben uns verpflichtet, keinerlei andere Bindungen vorher anzunehmen. Sie können sich denken, daß alle großen Universitäten uns natürlich auch gern als Redner begrüßen möchten, und was es sonst noch an anderen Verpflichtungen gibt. Wenn ich in Nanking bei meiner Ankunft Ende September eine Einladung zur Teilnahme an dieser Sitzung vorfinde, werde ich es natürlich zu ermöglichen versuchen. Aber selbstverständlich kann der generelle Plan unserer Studienreise nicht davon abhängig gemacht werden.

Mit verbindlichen Grüßen und nochmals bestem Dank Ihr Ihnen aufrichtig ergebener (C.H.B.)

 

239. DHfP an C.H.B Berlin, 2.12.1931

Da seine Exzellenz der Herr Spanische Botschafter in Washinton, Professor Salvador de Madariaga unvorhergesehenerweise wegen des Mandschurei-Konfliktes im Völkerbundsrat festgehalten worden ist, muß leider das von der DHfP auf Donnerstag, den 3. Dezember angesetzte Frühstück, ebenso wie der Vortrag „Spanien und die Ideen der europäischen Entwicklung“ in letzter Stunde auf unbestimmte Zeit verschoben werden. DHfP

 

240. C.H.B. an Dr. Wolfers DHfP. Berlin, 13.6.1932

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Kollege Wolfers!

Ihre freundliche Einladung, am 23. Juli einen englischen Vortrag über „The German Educati-onal System“ zu halten, muß ich zu meinem lebhaften Bedauern ablehnen, da ich aller Vor-aussicht nach, bereits am 20 Juli Berlin verlassen muß, um in Genf bei der Tagung der Com-mission de Coopération intellectuelle den abschließenden Bericht über meine Chinareise zu erstatten. Sonst hätte ich natürlich sehr gern getan und steh Ihnen für ähnliche Fälle auch gern zur Verfügung.

Mit verbindlichen Grüßen Ihr Ihnen aufrichtig ergebener (C.H.B.)


1 Im Rahmen dieses ersten Fortbildungskurses für Attachés sprachen hochkarätige Dozenten, so Prof. Hoetzsch über das europäische Staatensystem; Prof. Vogel über Geopolitik; Prof. Brinkmann über England und seine Kolonien; Prof. Oncken über die USA; Dr. Kühn, AA, über Frankreich und die Dritte Republik; Prof. Herre über Spanien; Prof. Becker über orientalische Fragen; usw. im SS sprachen u.a Prof. Meinecke, Erich Marcks, Smend.- Auch in den Jahren 1924-1930

2 Hervorhebung durch den Herausgeber.

3 Nach Rücksprache mit dem AA genehmigt ab 8.1.1931 von 11-1 Uhr. Brief vom 25.6.1930. Interessant in dem Zusammenhang. In dem Attaché-Kurs nahm ein gewisser Referendar (Herbert?) Blankenhorn teil. Der Name ist für die Nachkriegszeit von Bedeutung. Schreiben v.4.10.1930 an Becker.

4 Vervollständigt nach dem Brief der DHfP v.8.12.1930 an Becker, worin alle übrigen Mitarbeiter aufgelistet wurden.

Graf Coudenhove-Kalergi, Paneuropäische Union, 1925-1933

HA.VI. Nachl. C.H.Becker C. Rep.92. Nr. 128

217. Coudenhove-Kalergi an C.H.B. Wien, im Juni 1925

(Maschinenmansukript)

Excellenz!

Um die Stimmen der bedeutendsten Europäer über die Notwendigkeit und Möglichkeit eines Zusammenschlusses Europas zu sammeln, gestatte ich mir, Sie um Ihre prinzipielle Stellungnahme zu beiliegenden1 Fragen zu bitten.

Da die gesamten Antworten in der Zeitschrift ‚Paneuropa’ erscheinen sollen, wäre ich Ihnen für eine baldige, wenn auch noch so kurze Beantwortung sehr verbunden und zeichne mit dem Ausdrucke meiner vorzüglichen Hochachtung als Ihr sehr ergebener

(gez.) Richard W. Coudenhove-Kalergi.

 

218. Telegramm Coudenhove-Kalergis an C.H.B. vom 6.12.1926 aus Wien

Würde mich freuen, Freitag mit Ihnen Berlin zu frühstücken. Grüße Coudenhove.

Notiz und Antworttelegrammm Beckers: Hocherfreut, bitte Freitag zwei Uhr mein Gast sein. Becker.

 

219. Coudenhove-Kalergi an C.H.B. Wien, 27.1.1927

(Maschinenmanuskript)

Excellenz!

Neulich las ich in den Zeitungen, daß Sie für alte oder verarmte Schriftsteller einen Ehrensold eingeführt hätten. Ich beglückwünsche Sie zu dieser Einrichtung, die mir eine Kulturtat ersten Ranges erscheint!

In diesem Zusammenhange möchte ich Sie bitten, auch an Rudolf Pannwitz zu denken, über den ich kürzlich mit Ihnen sprach. Ich halte Rudolf Pannwitz für einen europäischen Geist ersten Ranges und in seiner Bedeutung für die Entwicklung deutscher Kultur größer als Keyserling und Spengler. Ich bitte Sie – falls es Ihre Zeit gestattet, seine beiden Werke ‚Die Krise der europäischen Kultur’ und ‚Die deutsche Lehre’ anzusehen und dieses Urteil nachprüfen zu wollen.2

Rudolf Pannwitz befindet sich ständig in der größten materiellen Notlage, da der Absatz seiner Schriften in keinem Verhältnis zu seiner Bedeutung steht.

Ich gestatte mir daher anzuregen, daß Rudolf Pannwitz unter diejenigen deutschen Denker gerechnet wird, die einen moralischen Anspruch auf den von Ihnen gestifteten Ehrensold haben.

Ende nächster Woche hoffe ich nach Berlin zu kommen und Sie dort wiederzusehen.

Inzwischen ist das Sekretariat der paneuropäischen Union Deutschland durch Herrn von Lupin besetzt worden, und es würde mich freuen, wenn es Ihnen möglich wäre, Herrn Dr. Lupin zu empfangen, damit er sich mit Ihnen über die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit besprechen kann.

Mit herzlichen Grüßen bin ich Ihr aufrichtig ergebener (gez.) Richard : Coudenhove-Kalergi

 

220. C.H.B. an Coudenhove-Kalergi, Berlin, Nordsternhaus Berlin, 10.2.1928

(Maschinenkopie)

Lieber Graf Coudenhove!

Zu meinem lebhaften Bedauern ist es mir nicht gelungen, mich für Ihren Vortrag am letzten Mittwoch frei zu halten. Ich habe das um so mehr bedauert, als meine augenblicklich starke dienstliche und gesellschaftliche Inanspruchnahme mich auch verhindert, mich in diesen tagen mit meiner Frau für eine andere Verabredung zur Verfügung zu stellen. Da ich nun am Sonntag wieder eine Dienstreise antrete, muß ich Sie und Ihre verehrte Frau Gemahlin schon bitten, auf diesem Wege meine und meiner Frau freundliche Grüße entgegenzunehmen. Hoffentlich trifft es sich bei einer späteren Gelegenheit wieder günstiger.

Mit verbindlichen Empfehlungen von Haus zu Haus Ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

221. C.H.B. an Coudenhove-Kalergi, Hotel Kaiserhof, Berlin, 11.1.1929 (Maschinenkopie)

Sehr geehrter Graf Coudenhove!

Mit dem mir in Gestalt Ihres dreibändigen Buches ‚Kampf um Paneuropa’ übermittelten Weihnachtsgruß haben Sie mir eine aufrichtige Freude bereitet. Ich danke Ihnen verbindlich für die mir mit der Sendung erwiesene liebenswürdigwürdige Aufmerksamkeit und benutze gern die Gelegenheit, Ihre guten Wünsche zum neuen Jahr angelegentlichst zu erwidern.

Mit verbindlichen Empfehlungen Ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

222. Paneuropäische Union an C.H.B. Wien, 31.10.1929

(Maschinenmansukript)

Liebe Exzellenz!

Namens der paneuropäischen Union richte ich an Sie als Mitglied unseres Ehrenausschusses die Bitte, uns einige paneuropäische Zeilen zur Verfügung zu stellen, damit wir dieselben in unserer Zeitschrift sowie in der Weltpresse propagandistisch verwerten können.3

Mit herzlichen Grüßen bin ich Ihr aufrichtig ergebener (gez.) R.N. Coudenhove-Kalergi

 

223. C.H.B. an Coudenhove-Kalergi. Berlin, 19.12.1929

(Maschinenkopie)

Lieber Graf Coudenhove!

Von dem Paneuropa-Verlag ist mir das Buch ‚Das Wesen des Antisemitismus’ von Heinrich Graf Coudenhove-Kalergi übermittelt worden. Für die mir durch diese Übersendung erwiesene freundliche Aufmerksamkeit sage ich Ihnen meinen besten Dank.

Mit verbindlichen Empfehlungen ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

224. Coudenhove-Kalergi an C.H.B. Berlin, 1.2.1930

Liebe, verehrte Exzellenz,

es ist mir ein Herzensbedürfnis Ihnen zu sagen, wie stark ich in diesen letzten4 Tagen mit Ihnen gefühlt habe und wie gut ich Ihren Entschluß verstehe!

Gleichzeitig möchte ich Ihnen die große Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, die Ihnen jeder deutsche und europäische Kulturmensch schuldet und für die Tapferkeit und Geistigkeit, mit der Sie es durchgeführt haben.

Durch seine innere Kraft wird es alle Krisen überdauern und durch ein neues Deutschtum ein neues Deutschland schaffen.5

Ihnen wünschen wir nach diesen langen Jahren des Kampfes Erholung, Ruhe und Beschau-lichkeit zu neuer Kraft, neuen Kämpfen und neuen Aufgaben.

Mit herzlichen und freundschaftlichen Grüßen von Haus zu Haus stets Ihr

R.N. Coudenhove-Kalergi

 

225. Telegramm Coudenhove-Kalergis an C.H.B. Gstaad, 12.9.1932

Einlade Sie herzlichst Europa Kongreß Basel 1. bis 4. Oktober. Kommissionsvorsitz Zusammenarbeit europäischer Schulen übernehmen. Wegen Spesen Vergütung. Drahtet eventuell wo wann telephonisch erreichbar. Grüße Coudenhove Gstaad

 

226. Telegramm von C.H.B. an Coudenhove, Gstaad Berlin, 13.9.1932

Bedauere herzlich, kollidiert mit Besuch chinesischer Mission.

Dank Gruß Becker.

 

227. C.H.B. an Coudenhove-Kalerg, Berlin Hotel Esplanade, 31.1.1933

(Maschinenkopie)

Lieber Graf Coudenhove!

Ich konnte Ihnen gestern Abend im Gedränge des Abschieds und bei der späten Stunde nicht mehr sagen, wie außerordentlich stark mich namentlich auch Ihre Schlußansprache berührt hat. Sie war fast noch glücklicher als das schon ausgezeichnete Referat. Neben mir saß ein mir bis dahin unbekannter Herr, der ganz erschüttert war und mir immer wiederholte, er habe bisher Paneuropa für eine Diner-Angelegenheit gehalten, nun aber war er von dem sittlichen Ernst und der straffen Gedankenführung Ihrer Darbietung ganz ungeheuer bewegt. Sie erfüllen wirklich eine Mission, und ich glaube, daß Sie Recht haben, daß nur die große Schwierigkeit darin beruht, daß die kleinen Nöte des Alltags und die politischen und wirtschaftlichen Teillösungsversuche uns immer so erfüllen, daß man die Massen schwer zur Einstellung auf künftige große Ziele bringt. Immerhin ist es ein Unfug zu sagen, daß die Dinge nicht weitergekommen seien. Ich habe den Eindruck, daß hauptsächlich durch Ihre Bücher und Reden der Gedanke so gefördert ist, daß er aus dem Reich der Ideen plötzlich einmal in die praktische Politik überspringen könnte. Dazu ist allerdings ein äußerer Druck wohl unvermeidlich. Jedenfalls habe ich das Bedürfnis, Ihnen noch einmal zu danken für das, was Sie menschlich und sachlich an diesem Abend mir geschenkt haben.

Leider reisen Sie ja in wenigen Tagen wieder ab, und ich bin bis Donnerstag überstark besetzt, so daß ich erst bei Ihrer nächsten Anwesenheit in Berlin auf ein Wiedersehen hoffen darf. Vielleicht schreiben Sie mir dann vorher eine Zeile, damit Sie einmal zu uns kommen können, denn auch meine Frau würde sich natürlich sehr freuen, Sie und Ihre Gattin wiederzusehen.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr Ihnen herzlich ergebener (C.H.B).


1 Die Fragen lauteten: 1. Halten Sie die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa für notwendig?

2. Halten Sie das Zustandekommen der Vereinigten Staaten von Europa für möglich?.

Keine Antwort Beckers, da in Urlaub.

2 Notiz Beckers: Auszug (Abs.1-5) in Gg. Gegeben am 31.1.27 mit einem Buch von Pannwitz: Staatslehre I, Die Lehre von den Mächten. (Empfang im Auftrag von Pannwitz vom Verlag.)

3 Rot unterstrichen vom Empfänger

4 Becker trat im Januar 1930 zurück, nachdem er seinen Wunschnachfolger Grimme erhielt.

5 Hervorhebung vom Herausgeber.

Chicago University, 1932/33

VI.HA Nachl. Becker Rep 92 Nr.7986

134. James Henry Breasted, Director of the Oriental Institute of the University of Chicago The Cloisters, 5807 Dorchester Ave, Chicago, Illinois, USA an C.H.B., Chicago, 11.3.1932

(Maschinenmanuskript)

My dear colleague,

I received with the greatest pleasure your kind letter of the 13 of February, written at Persepolis. I assure you I appreciate very much a message from you under these circumstances when I know there was so much of interest which you wanted to see. And I am very grateful that you took the time to send me this letter.

Your impressions, communicated while they were very recent and fresh in your mind, are most welcome, and I am very glad to see that you are wholly converted to the desirability of further research at Persepolis. It is indeed a magnificent site, and I am glad that you have seen it, and are able to report at first-hand on the tremendous impressiveness of the surviving remains of this ancient home of Persian power and civilisation.

I am glad also that you are convinced of the efficiency and success of the staff which we have chosen to do this work. I do not see how we could have a better man than Herzfeld, and Krefter also makes a very favorable impression. We are hoping for results of substantial importance from this effort, and the indications gathered from the work already done would lead us to conclude that we are not disappointed.

I hope that you are bringing home the most valuable experiences from your visit in the far orient, though I can understand that under the present circumstances your work must have been exceedingly difficult. I trust that you are returning to your family and friends in the best of health and spirits. We are all watching the political developments in Germany with the deepest interest and the profoundest concern; the worst thing that could happen would be his successful election. I am sure that would make en end of him. But whether the German Republic could survive such a catastrophe is a grave question.

With warmest good wishes to you and your household, in which Mrs. Breasted joins me, and with very pleasant recollections of our last visit there, I remain very faithfully yours

James Henry Breasted

135. C.H.B an Charles Breasted, Chicago. Berlin (?), 10.12.1932

(Maschinenkopie)

Lieber und verehrter Herr Breasted,

der erste Weihnachtsgruß, den ich in diesem Jahr empfing, war der Ihrige. Sie wissen, daß wir Deutsche die Gewohnheit der Christmas-Cards nicht haben, sonst würde sich mein Gruß mit dem Ihrigen gekreuzt haben. So gibt mir Ihre Karte den willkommenen Anlaß, Ihnen einmal wieder einen recht herzlichen und freundschaftlichen Gruß zu schicken, denn ich denke mit unveränderter Sympathie an unser Zusammentreffen zurück und bedauere nur aufrichtig, daß wir uns so selten sehen. Möge es ihnen und Ihrer Gattin im neuen Jahr gut gehen und mögen vor allem auch die großen Arbeiten Ihres Vaters (James Henry B.), die sie betreuen, unter der ungünstigen Weltlage nicht allzu sehr leiden. Mir persönlich liegt namentlich das große Persepolis-Werk am Herzen, und ich stehe grade wieder in Unterhandlung, um noch etwas darüber zu schreiben, um die deutsche Öffentlichkeit auf die großen amerikanischen Leistungen im Interesse der Bildung aufmerksam zu machen. Nun ist ja auch der Schah in Person in Persepolis gewesen, aber ich habe darüber noch keinen Bericht erhalten.

Indem ich Sie bitte, mich auch Ihrem Herrn Vater angelegentlichst zu empfehlen, grüße ich mit den besten Wünschen für Familie und Beruf als Ihr Ihnen aufrichtig ergebener (C.H.B.)

 

136. Charles Breasted an C.H.B. Chicago, 16.1.1933

(Maschinenmanuskript)

My dear Dr. Becker,

Just prior to my recent departure from Tucson, Arizona, where I have been convalescing from a serious operation and illness of the past summer and autumn, I received your letter of December 10 acknowledging receipt of my Christmas Card.

It is characteristically charming and thoughtful of you to take time from your crowded days to write me as you did, and the present letter is intended merely as an expression of my gratitude and appreciation. I wish I might look forward to seeing you in person in Berlin – I was so disappointed that we failed to meet in Persepolis last year where I arrived after your departure – but unfortunately owing to my illness I am not going abroad this year. My father an mother are leaving early in February for an extensive sojourn in the Near East and hope rather late in May or early June to be passing through Berlin on their way home. It is unlikely therefore that I shall have cause to envy them their sight of you at that time.

Again please accept my sincerest thanks for your kind letter, which I assure you earn a great deal to me, and believe me, with friendliest greetings and good wishes.

Cordially yours Charles Breasted

137. Dr. Walter Becker an Charles Breasted. Berlin, 17.3.1933

(Maschinenkopie)

My dear Mr. Breasted,

I want to add to my letter of yesterday a few words about a matter in which w do not want to decide anything without having first conferred with you or your father and the Oriental Institute of Chicago. I am writing to you personally since I learned from your cable that your father is at present in the Near East and since I know that you will be able to answer my question or take necessary steps.

My father, as you know, has owned one of the most valuable and complete collections of books about the field of Arabistic and Islamkunde. As far as I know there is no other equally valuable library in private hands in Germany and only one or two in other European countries, which could be compared to it. As you will be able to imagine this library is of no use to us personally and on the other hand we are, owing of the difficult circumstances of this time and the complete loss of our fortune during the inflation obliged to sell it sometime before too long. We have already several offers from book-dealers in Germany who are very eager to get hold of this unusable valuable collection. A sale to one of these book-dealers would, of course, mean that father’s books would not stay together but would be sold by the dealer separately to different people or institutions. It is natural that we have the desire to keep father’s collection as such, even if it is not any more in our possession, and we would therefore prefer to sell it to some institution, which could keep it as a whole. Unfortunately, owing to the general lack of means, no institution in this country seems to be able at the present moment or within the course of the next year to acquire the whole collection for an adequate price, so that we shall probably be obliged to accept the highest offer of the above-mentioned book-dealers. Before we do so, however, we feel that we should ask you or your father, if by any chance the oriental Institute of Chicago or another American institution of which you know would be at all interested in buying this collection. We would in that case not decide anything definitive about a sale to one of the book-dealers before we have had an offer from America, if by such a sale it would be possible to keep father’s books together.

I have, of course, no idea whether the Chicago Oriental Institute is at all interested in this matter, but if there should be such a possibility, I would be very glad to have any representative of yours examine and estimate the library here; also it would be possible so send you a catalogue. A personal examination by some of your representatives would, however, be preferable and probably unavoidable since one of the main value of this collection besides its completeness lies in the way in which the books are bound and kept. I may add that there are Arabic and considerable number English and French. To give you an approximate idea of the value of the library I may say that according to the estimates that are in our hands so far we should not consider a sale for less then $ 10 000.

I hope, dear Mr. Breasted, that you understand why I am writing to you about this all. My motives are not only our desire to try everything to keep father’s library together the collection of which is part of his life-work, but also the feeling that it could not be fair to decide anything definite about a sale without having informed you and your father beforehand.

I should be very much obliged to you if you would let me know at your earliest convenience if in your eyes there is any chance at all that the Oriental Institute or some other American institution would be interested in the matter.

With kind regards yours sincerely (Walter Becker)

138. Charles Breasted an Walter Becker. Chicago, 20.4.1933

(Maschinenmanuskript)

Dear Dr. Becker,

I have delayed acknowledgement of your very interesting letter from March 17 which reached me while I was still in Arizona convalescing from a serious operation last summer, in order that I might confer with several of our senior scientific staff members at the Oriental Institute headquarters regarding the possibilities of preserving intact your father’s valuable scientific library.

So far as the Oriental Institute is concerned, I regret to report that the acute financial stringency in which we find ourselves and the policy of drastic retrenchment thereby necessitated, absolutely preclude our entertaining the idea of acquiring on any basis all or even a portion of this unique library. Conditions being what they are, the price of $10,000 which you have placed upon the collection, which in normal times would no doubt have been a fair appraisal, is also quite beyond any other university department of oriental languages to which I might refer you in this country. After careful consideration of all possibilities, I am unable to think of any indivual in America whose combined interest and means would enable him to consider this project.

I need hardly assure you of my appreciation of your kind thought of my father and myself in this connection and my profound regret at being unable to send you a my favourable reply. Your letter together with a copy of the present acknowledgement will of course be brought to my father’s attention upon his return to Chicago early in June, but I know that perforce his reactions will concur with my own.

I wish you every success in your disposition of your father’s splendid collection of works, which I agree with you ought to be kept intact as a monument to his lifetime of pre-eminent productivity and achievement.

With every good wish, I remain

Very sincerely yours Charles Breasted,

Executive Secretary

139. Walter Becker an Charles Breasted, Oriental Institute Chicago. Berlin, 21.6.1933

(Maschinenkopie)

Dear Mr. Breasted,

I regret not to have been able to acknowledge your kind letter of April 20th earlier than today. As you will be able to imagine the work concerning the disposition of the library, the house and many other things together with my regular professional work takes every minute of my time now.

We are, of course, very sorry that a sale of the library to your institute is out of question at the present moment. But we want you to know that we are nevertheless extremely grateful to you for going through the trouble of considering it all and giving us the required information.

In the meantime we have had various more or less hopeful negotiations with different people and institutions in this country as well as in Spain, Holland, Palestine and – through a German agent – also in America. And we hope to arrive at some definite agreement within the next few months. The price, owing to the general depression, will have to be considerably lower than the real value of the collection. I expect now that it will be something about 25 000 RM, but I have not kept you informed about further development, since you have said in your letter that the Oriental Institute is unable to acquire on any basis all or even a portion of the collection.

Thanking you again for your kindness, I am, dear Mr. Breasted,

yours sincerely (Walter Becker)