Graf Coudenhove-Kalergi, Paneuropäische Union, 1925-1933

HA.VI. Nachl. C.H.Becker C. Rep.92. Nr. 128

217. Coudenhove-Kalergi an C.H.B. Wien, im Juni 1925

(Maschinenmansukript)

Excellenz!

Um die Stimmen der bedeutendsten Europäer über die Notwendigkeit und Möglichkeit eines Zusammenschlusses Europas zu sammeln, gestatte ich mir, Sie um Ihre prinzipielle Stellungnahme zu beiliegenden1 Fragen zu bitten.

Da die gesamten Antworten in der Zeitschrift ‚Paneuropa’ erscheinen sollen, wäre ich Ihnen für eine baldige, wenn auch noch so kurze Beantwortung sehr verbunden und zeichne mit dem Ausdrucke meiner vorzüglichen Hochachtung als Ihr sehr ergebener

(gez.) Richard W. Coudenhove-Kalergi.

 

218. Telegramm Coudenhove-Kalergis an C.H.B. vom 6.12.1926 aus Wien

Würde mich freuen, Freitag mit Ihnen Berlin zu frühstücken. Grüße Coudenhove.

Notiz und Antworttelegrammm Beckers: Hocherfreut, bitte Freitag zwei Uhr mein Gast sein. Becker.

 

219. Coudenhove-Kalergi an C.H.B. Wien, 27.1.1927

(Maschinenmanuskript)

Excellenz!

Neulich las ich in den Zeitungen, daß Sie für alte oder verarmte Schriftsteller einen Ehrensold eingeführt hätten. Ich beglückwünsche Sie zu dieser Einrichtung, die mir eine Kulturtat ersten Ranges erscheint!

In diesem Zusammenhange möchte ich Sie bitten, auch an Rudolf Pannwitz zu denken, über den ich kürzlich mit Ihnen sprach. Ich halte Rudolf Pannwitz für einen europäischen Geist ersten Ranges und in seiner Bedeutung für die Entwicklung deutscher Kultur größer als Keyserling und Spengler. Ich bitte Sie – falls es Ihre Zeit gestattet, seine beiden Werke ‚Die Krise der europäischen Kultur’ und ‚Die deutsche Lehre’ anzusehen und dieses Urteil nachprüfen zu wollen.2

Rudolf Pannwitz befindet sich ständig in der größten materiellen Notlage, da der Absatz seiner Schriften in keinem Verhältnis zu seiner Bedeutung steht.

Ich gestatte mir daher anzuregen, daß Rudolf Pannwitz unter diejenigen deutschen Denker gerechnet wird, die einen moralischen Anspruch auf den von Ihnen gestifteten Ehrensold haben.

Ende nächster Woche hoffe ich nach Berlin zu kommen und Sie dort wiederzusehen.

Inzwischen ist das Sekretariat der paneuropäischen Union Deutschland durch Herrn von Lupin besetzt worden, und es würde mich freuen, wenn es Ihnen möglich wäre, Herrn Dr. Lupin zu empfangen, damit er sich mit Ihnen über die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit besprechen kann.

Mit herzlichen Grüßen bin ich Ihr aufrichtig ergebener (gez.) Richard : Coudenhove-Kalergi

 

220. C.H.B. an Coudenhove-Kalergi, Berlin, Nordsternhaus Berlin, 10.2.1928

(Maschinenkopie)

Lieber Graf Coudenhove!

Zu meinem lebhaften Bedauern ist es mir nicht gelungen, mich für Ihren Vortrag am letzten Mittwoch frei zu halten. Ich habe das um so mehr bedauert, als meine augenblicklich starke dienstliche und gesellschaftliche Inanspruchnahme mich auch verhindert, mich in diesen tagen mit meiner Frau für eine andere Verabredung zur Verfügung zu stellen. Da ich nun am Sonntag wieder eine Dienstreise antrete, muß ich Sie und Ihre verehrte Frau Gemahlin schon bitten, auf diesem Wege meine und meiner Frau freundliche Grüße entgegenzunehmen. Hoffentlich trifft es sich bei einer späteren Gelegenheit wieder günstiger.

Mit verbindlichen Empfehlungen von Haus zu Haus Ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

221. C.H.B. an Coudenhove-Kalergi, Hotel Kaiserhof, Berlin, 11.1.1929 (Maschinenkopie)

Sehr geehrter Graf Coudenhove!

Mit dem mir in Gestalt Ihres dreibändigen Buches ‚Kampf um Paneuropa’ übermittelten Weihnachtsgruß haben Sie mir eine aufrichtige Freude bereitet. Ich danke Ihnen verbindlich für die mir mit der Sendung erwiesene liebenswürdigwürdige Aufmerksamkeit und benutze gern die Gelegenheit, Ihre guten Wünsche zum neuen Jahr angelegentlichst zu erwidern.

Mit verbindlichen Empfehlungen Ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

222. Paneuropäische Union an C.H.B. Wien, 31.10.1929

(Maschinenmansukript)

Liebe Exzellenz!

Namens der paneuropäischen Union richte ich an Sie als Mitglied unseres Ehrenausschusses die Bitte, uns einige paneuropäische Zeilen zur Verfügung zu stellen, damit wir dieselben in unserer Zeitschrift sowie in der Weltpresse propagandistisch verwerten können.3

Mit herzlichen Grüßen bin ich Ihr aufrichtig ergebener (gez.) R.N. Coudenhove-Kalergi

 

223. C.H.B. an Coudenhove-Kalergi. Berlin, 19.12.1929

(Maschinenkopie)

Lieber Graf Coudenhove!

Von dem Paneuropa-Verlag ist mir das Buch ‚Das Wesen des Antisemitismus’ von Heinrich Graf Coudenhove-Kalergi übermittelt worden. Für die mir durch diese Übersendung erwiesene freundliche Aufmerksamkeit sage ich Ihnen meinen besten Dank.

Mit verbindlichen Empfehlungen ihr sehr ergebener (C.H.B.)

 

224. Coudenhove-Kalergi an C.H.B. Berlin, 1.2.1930

Liebe, verehrte Exzellenz,

es ist mir ein Herzensbedürfnis Ihnen zu sagen, wie stark ich in diesen letzten4 Tagen mit Ihnen gefühlt habe und wie gut ich Ihren Entschluß verstehe!

Gleichzeitig möchte ich Ihnen die große Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, die Ihnen jeder deutsche und europäische Kulturmensch schuldet und für die Tapferkeit und Geistigkeit, mit der Sie es durchgeführt haben.

Durch seine innere Kraft wird es alle Krisen überdauern und durch ein neues Deutschtum ein neues Deutschland schaffen.5

Ihnen wünschen wir nach diesen langen Jahren des Kampfes Erholung, Ruhe und Beschau-lichkeit zu neuer Kraft, neuen Kämpfen und neuen Aufgaben.

Mit herzlichen und freundschaftlichen Grüßen von Haus zu Haus stets Ihr

R.N. Coudenhove-Kalergi

 

225. Telegramm Coudenhove-Kalergis an C.H.B. Gstaad, 12.9.1932

Einlade Sie herzlichst Europa Kongreß Basel 1. bis 4. Oktober. Kommissionsvorsitz Zusammenarbeit europäischer Schulen übernehmen. Wegen Spesen Vergütung. Drahtet eventuell wo wann telephonisch erreichbar. Grüße Coudenhove Gstaad

 

226. Telegramm von C.H.B. an Coudenhove, Gstaad Berlin, 13.9.1932

Bedauere herzlich, kollidiert mit Besuch chinesischer Mission.

Dank Gruß Becker.

 

227. C.H.B. an Coudenhove-Kalerg, Berlin Hotel Esplanade, 31.1.1933

(Maschinenkopie)

Lieber Graf Coudenhove!

Ich konnte Ihnen gestern Abend im Gedränge des Abschieds und bei der späten Stunde nicht mehr sagen, wie außerordentlich stark mich namentlich auch Ihre Schlußansprache berührt hat. Sie war fast noch glücklicher als das schon ausgezeichnete Referat. Neben mir saß ein mir bis dahin unbekannter Herr, der ganz erschüttert war und mir immer wiederholte, er habe bisher Paneuropa für eine Diner-Angelegenheit gehalten, nun aber war er von dem sittlichen Ernst und der straffen Gedankenführung Ihrer Darbietung ganz ungeheuer bewegt. Sie erfüllen wirklich eine Mission, und ich glaube, daß Sie Recht haben, daß nur die große Schwierigkeit darin beruht, daß die kleinen Nöte des Alltags und die politischen und wirtschaftlichen Teillösungsversuche uns immer so erfüllen, daß man die Massen schwer zur Einstellung auf künftige große Ziele bringt. Immerhin ist es ein Unfug zu sagen, daß die Dinge nicht weitergekommen seien. Ich habe den Eindruck, daß hauptsächlich durch Ihre Bücher und Reden der Gedanke so gefördert ist, daß er aus dem Reich der Ideen plötzlich einmal in die praktische Politik überspringen könnte. Dazu ist allerdings ein äußerer Druck wohl unvermeidlich. Jedenfalls habe ich das Bedürfnis, Ihnen noch einmal zu danken für das, was Sie menschlich und sachlich an diesem Abend mir geschenkt haben.

Leider reisen Sie ja in wenigen Tagen wieder ab, und ich bin bis Donnerstag überstark besetzt, so daß ich erst bei Ihrer nächsten Anwesenheit in Berlin auf ein Wiedersehen hoffen darf. Vielleicht schreiben Sie mir dann vorher eine Zeile, damit Sie einmal zu uns kommen können, denn auch meine Frau würde sich natürlich sehr freuen, Sie und Ihre Gattin wiederzusehen.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr Ihnen herzlich ergebener (C.H.B).


1 Die Fragen lauteten: 1. Halten Sie die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa für notwendig?

2. Halten Sie das Zustandekommen der Vereinigten Staaten von Europa für möglich?.

Keine Antwort Beckers, da in Urlaub.

2 Notiz Beckers: Auszug (Abs.1-5) in Gg. Gegeben am 31.1.27 mit einem Buch von Pannwitz: Staatslehre I, Die Lehre von den Mächten. (Empfang im Auftrag von Pannwitz vom Verlag.)

3 Rot unterstrichen vom Empfänger

4 Becker trat im Januar 1930 zurück, nachdem er seinen Wunschnachfolger Grimme erhielt.

5 Hervorhebung vom Herausgeber.

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