Carl Duisberg, 1924-1932

VI.HA. Nl. C. H. Becker Nr. 288

40. C. H. B. an Generaldirektor Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. Carl Duisberg1

Berlin, 30.12.1924

(Maschinenkopie) Privatsekretariat
Vertraulich

Sehr geehrter Herr Duisberg!

Auf Veranlassung von Geheimrat Bücher habe ich mich um eine Ehrenpromotion des scheidenden Geheimrats Sorge bemüht. In Berlin scheiterte die Sache an der Größe der Fakultät, doch hoffe ich in Bonn, wo sich auch Spiethoff dafür interessiert, zum Ziel zu kommen. Spiethoff schreibt mir, daß es von großer Bedeutung sein würde, wenn ein Brief von Ihnen die Ehrenpromotion bei Spiethoff anregte, worin vielleicht besonders auf den Anlaß, warum die Ehrenpromotion gerade jetzt stattfinden sollte, hingewiesen wäre. Spiethoff bittet um streng vertrauliche Behandlung, besonders daß auf der am 7.Januar (1925) stattfindenden Präsidialsitzung möglichst nicht davon gesprochen wird.

Ich bedauere aufrichtig, Sie so lange nicht gesehen zu haben. Vor allem vermißte ich Sie lebhaft auf der letzten Tagung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Hoffentlich gestattet es Ihnen Ihre Gesundheit, bald wieder einmal nach Berlin zu kommen. Sie wissen, daß ich mich stets freue, Sie begrüßen zu können.

In bekannter hoher Verehrung und mit den besten Wünschen zum Jahreswechsel

Ihr aufrichtig ergebener (CHB)

 

41. Prof. Dr. C. Duisberg an C. H. B. Leverkusen, 5.1.1925

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister!

Wie Sie wohl schon vernommen haben, bleibt mir nach mehrmaliger Ablehnung nun doch nichts anderes übrig, als das große persönliche und geschäftliche Opfer zu bringen und die Nachfolgerschaft des Herrn Dr. Sorge im Vorsitz des Reichsverbandes der Deutschen Industrie zu übernehmen. Nach schweren Kämpfen habe ich mich endlich zu dem Entschluß durchgerungen, eine in der am 14. des Monats einberufenen Präsidialsitzung etwa auf mich fallende Wahl anzunehmen unter einer Reihe von Bedingungen, die mir und der zukünftigen Geschäftsführung die Arbeit erleichtern und dabei die Stoßkraft des Reichsverbandes vermehren werden. Wenn Herr Geheimrat Bücher als geschäftsführendes Präsidialmitglied bleiben würde, wäre die Sache viel leichter und einfacher. Da er aber in das Stickstoffsyndikat unter der Führung der Badischen Anilin- und Sodafabrik zu Ludwigshafen eintritt, so muß gleichzeitig mit dem Rücktritt des bisherigen Vorsitzenden ein Nachfolger für Geheimrat Bücher gesucht und gefunden werden, der sich dann aber erst noch einarbeiten muß. Das ist die wichtigste und schwierigste Aufgabe, die dem neuen Vorsitzenden erwächst. Daneben kommt dann die Pflicht der Dankbarkeit für den scheidenden Vorsitzenden Dr. Sorge. Wir sind Ihnen von Herzen dafür dankbar, daß Sie auf Veranlassung von Geheimrat Bücher sich um eine Ehrenpromotion für Herrn Sorge bemüht haben. Mit großem Interesse nahm ich Kenntnis davon, daß Professor Spiethoff in Bonn nunmehr bereit ist, einen diesbezüglichen Antrag zu stellen. Die rechte Hand des Herrn Dr. Bücher, Herr Dr. Respondeck, war gestern bei mir und hat mir über seine Besprechung mit Herrn Prof. Spiethoff eingehend Bericht erstattet. Danach soll ich vorläufig nichts tun, sondern abwarten, ob sich irgendwo in der philosophischen oder juristischen Fakultät Widerstände bemerkbar machen sollten. Wenn dies – was auch in Bonn nicht unmöglich – der Fall sein sollte, will Herr Prof. Spiethoff mich benachrichtigen und ich werde dann als „Freund und Förderer“ der Universität mein bestes tun, um die Widerstände zu beseitigen.

Hoffentlich haben wir diesmal Erfolg, obgleich es nicht so leicht sein wird, wie die meisten glauben. Eine große Anzahl von Professoren steht jetzt auf dem Standpunkt, daß die Würde eines Ehrendoktors nur für wissenschaftliche Leistungen verliehen werden soll. Sicherlich wird dies erneut auch auf der in kommender Woche stattfindenden Tagung des Hochschul-verbandes zum Ausdruck gelangen. Es ist mit Recht zu wünschen, daß man bei Ehrenpromo-tionen mit mehr Vorsicht und mit größerer Auslese, als bisher vorgeht. Wenn nun auch bei Dr. Sorge von eigentlichen wissenschaftlichen Leistungen nicht die Rede ist, so sind die Verdienste, die er sich um unsere nationale Wirtschaft direkt und indirekt erworben hat, so groß, daß man eine Ausnahme von der an sich berechtigten Regel machen muß. Auf jeden Fall ist Bonn die Universität, bei der es uns sicherlich auch durch meine Vermittlung am leichtesten gelingen wird, Widerstände, die sich zeigen, zu beseitigen. Selbstverständlich werde ich für streng vertrauliche Behandlung der Angelegenheit Sorge tragen.

Auch ich bedauere aufrichtig, daß ich Sie solange nicht gesehen und gesprochen habe. Durch die vorgenommene Verschiebung der letzten Tagung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft war es mir leider nicht möglich, in Berlin zu sein, da gleichzeitig wichtige Interessengemeinschafts-sitzungen in Ludwigshafen stattfanden. Auch mein Gesundheitszustand – chronischer Hals- und Rachenkatarrh – zwingt mich zurzeit, das Reisen möglichst einzuschränken. Wie Profes-sor Preysing in Köln meint, werde ich meine Katarrhe erst los werden, wenn ich einen mehr-wöchentlichen Aufenthalt im Süden nehme. Ich habe deshalb nach Cap Martin geschrieben, wo ich vor dem Kriege im Februar oft weilte, und will sehen, ob man jetzt als Deutscher dort wieder unterkommt. Auf jeden Fall werde ich, wenn ich zwischenzeitlich noch nach Berlin komme, die Gelegenheit benutzen, Sie einmal aufzusuchen.

Mit den besten Wünschen zum Jahreswechsel und freundlichen Grüßen bin ich

Ihr sehr ergebener (gez.) Carl Duisberg.

 

42. Carl Duisberg an C. H. B. Leverkusen, 6.10.1926

(Maschinenmanuskript9

Sehr verehrter Herr Minister!

Als ich soeben von einem mehrtägigen Aufenthalt in Frankfurt am Main zurückkehrte, fand ich zwischen der mir zugesandten Post auch Ihre Arbeit: „Die Pädagogische Akademie im Aufbau unsers nationalen Bildungswesens“ vor. Wenn es mir meine Zeit erlaubt, werde ich die mich natürlich sehr interessierende Schrift auf meiner Englandreise, die ich morgen antrete, lesen. Ich möchte aber nicht verfehlen, Ihnen schon heute für Ihre freundliche Auf-merksamkeit meinen besten Dank zu sagen.

Mit freundlichen Grüßen verbleibe ich Ihr sehr ergebener (gez.) Carl Duisberg.

 

43. C. H. B. an Carl Duisberg Berlin, 14.7.1927

(Maschinenkopie)

Sehr verehrter Herr Geheimrat!

Für die freundliche Übersendung Ihrer Abhandlung „Der deutsche Binnenmarkt“ sage ich Ihnen meinen besten Dank.

In vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener (CHB)

 

44. Carl Duisberg an C. H. B. Leverkusen, 19.8.1927

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister!

Da ich die Absicht habe, über das Dr. Carl Duisberg-Haus, sobald es fix und fertig ist, ein mit Bildern ausgestattetes Büchlein fertigen zu lassen, in dem Zweck und Einrichtung des Hauses sowie die Einweihungsfeier selbst genau beschrieben werden soll, so wäre ich Ihnen zu großem Dank verbunden, wenn Sie das beiliegende Stenogramm der Rede, die Sie die Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit hatten, bei der Einweihungsfeier zu halten, genau durchsehen, korrigieren und mir wieder zugehen lassen wollten. Das Büchlein soll dann demnächst allen Freunden und Bewohnern des Hauses zugesandt werden.

Mit bestem Dank im Voraus und freundlichen Grüßen

Ihr sehr ergebener (gez.) Carl Duisberg.

Anmerkung 1: Abschrift zurückhalten. Weitersenden. B.29.(8.27)

Anmerkung 2: Abschrift siehe Mappe Reden und Ansprachen Nr. 18.III unter Nr. 55.

Anmerkung 3 Duwes vom 22.8.: Im Privatsekretariat sind Vorlagen des Herrn Ministers für die Rede nicht vorhanden

 

45. ORR Duwe an Carl Duisberg. Berlin, 30.8.1927

(Maschinenkopie)

Sehr verehrter Herr Geheimrat

Im Auftrag des zurzeit auf einer Erholungsreise befindlichen Herrn Staatsministers Prof. D. Dr. Becker beehre ich mich, das von ihm durchgesehene Stenogramm seiner bei der Einweihung des Dr. Carl-Duisberg-Hauses gehaltenen Rede Ihnen mit besten Empfehlungen des Herrn Ministers ergebenst zu übersenden.

In vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener (Duwe)

Oberregierungsrat.

Anmerkung: Abschrift der Rede siehe Reden und Ansprachen Nr. 18 III unter Nr. 55

 

46. Carl Duisberg an C. H. B. Leverkusen, 2.10.1928

(Maschinenmanuskript)

Sehr verehrter Herr Minister!

Es war meine feste Absicht – und das hatte ich auch schon Herrn Dr. Schairer mitgeteilt – an der Sitzung der Lincoln-Stiftung teilzunehmen. Als ich jedoch heute meinen Notizkalender durchblätterte und übersah, welche Aufgaben meiner in der nächsten Zeiten harren, da konnte ich nicht anders, als den Entschluß zu fassen, meine Zusage zu der Teilnahme an der Sitzung der Lincoln-Stiftung am 16. Oktober wieder zurückzuziehen. Sie werden das verstehen, wenn ich Ihnen, sehr verehrter Herr Minister, kurz mein unmittelbar bevorstehendes Reise- bzw. Sitzungsprogramm mitteile. Ich fahre am Montag abend nach Berlin, von dort am Dienstag nach Leipzig, wo am 9.-14. Oktober I.G. (Farben)-Sitzungen stattfinden, dann zurück nach Leverkusen und nehme dann am 18.-21. ds.Mts. an den Sitzungen der Deutschen Akademie in München teil. Kaum nach Leverkusen zurückgekehrt, muß ich wieder nach Berlin fahren, wo vom 23.-26. Oktober Sitzungen der Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft bzw. des Reichsverbandes der Deutschen Industrie stattfinden, am 27. Oktober habe ich in Bonn die diesjährige Hauptversammlung der Gesellschaft von Freunden und Förderern der Universität Bonn zu leiten. Am 13. November gedenke ich von Genua aus eine neue Weltreise anzutreten, die mich zunächst nach Colombo und von dort nach Britisch-Indien, Niederländisch-Indien, China, Japan führt und über Nordamerika nach Deutschland zurückbringt, wo ich etwa Mitte Mai nächsten Jahres wieder einzutreffen hoffe.

Ich darf annehmen, daß Sie unter diesen Umständen mich bei der Sitzung der Lincoln-Stiftung entschuldigen werden und bin mit besten Empfehlungen und freundlichen Grüßen

Ihr (gez.) Carl Duisberg.

Handschriftlicher Nachsatz Duisbergs.

Allzugern hätte ich Sie einmal wiedergesehen, um mit Ihnen über die Deutsche Studentenschaft zu sprechen und zu sehen, ob sich nicht jetzt, wo die leitenden Herren klein und zu Verhandlungen geneigt sind, ein Weg der Verständigung finden läßt. Wir müssen doch sehen, daß unsere Jugend einig bleibt oder wieder wird, wo immer es möglich ist. Nichts ist schlimmer als eine Zerrissenheit des deutschen Volkes gerade in dieser Zeit.2

Ich hoffe aber, daß ich noch am 23. oder 24 Oktober Gelegenheit hierzu finden läßt. Wiederholt Ihr C.D.

 

47. C. H. B. an Carl Duisberg Berlin, 6.1.1931

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Geheimrat,

für die freundliche Übersendung Ihres bedeutungsvollen Vortrages

„Die Zukunft der deutschen Handelspolitik“

spreche ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank aus. Auch für Laien sind Ihre Ausführungen von allergrößtem Interesse.

In ausgezeichneter Hochschätzung Ihr Ihnen verehrungsvoll ergebener (CHB)

 

48. C. H. B. an Carl Duisberg Berlin, 11.3.1931

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Duisberg,

Es war sehr liebenswürdig von Ihnen, mir Ihren interessanten Beitrag zum akademischen Deutschland zugehen zu lassen. Der Abschnitt Hochschule und Wirtschaft hätte gewiß keinen kompetenteren Bearbeiter finden können. Ich beglückwünsche Sie und uns zu dieser Leistung und danke Ihnen herzlich für die Übersendung.

Mit dem Ausdruck meiner besonderen Hochschätzung

Ihr Ihnen verehrungsvoll ergebener (CHB)

 

49. C. H. B. an Carl Duisberg Berlin, 1.11.1932

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Für die freundliche Übersendung Ihrer Ansprachen und Reden anläßlich der Erneuerung des Doktordiploms sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank. Man wundert sich immer wieder, daß Ihr Diplom schon erneuert werden mußte, nachdem der Mensch selber so wenig erneuerungsbedürftig erscheint.

Mit den besten Wünsche und mit verehrungsvollen Grüßen Ihr sehr ergebener (CHB)

 

50. C. H. B. an Carl Duisberg Berlin, 12.12.1932

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Von der Chinese Educational Mission to Europe erhalte ich einen Brief, von dem ich Ihnen einen Auszug gern übermitteln möchte, da er im wesentlichen an Ihre Adresse gerichtet ist, und man sich meiner nur als Mittelsperson und zur Empfehlung an Sie bedient. Der Sie betreffende Briefauszug lautet folgendermaßen:

  • I hope you will pardon me for bringing up again the question I spoke to you on the evening when I left for Paris – the question of the possibility for the IG Fabriken works to take in some Chinese students educated in chemical engineering at enginee-ring colleges in our country to be trained in advanced work in their practical technical departments. The Siemens and A.E.G. works at Berlin during the last few years through personal friendship have been making it almost as a practice to take in a few students each year trained in electrical engineering in our schools at home. During the course of training the students are paid with an amount of money just enough to defray their living expenses. It is indeed a high sacrifice on the part of these two concerns and a great favor to us, that even during such business crisis they are still keeping the students. The Siemens works also have promised through my personal acquaintance with Mr. Esterer of their oversea department to take on one more of my students from Hangchow from the beginning of the next year.
  • Being a chemical factory, which, I am fully aware, lives always to keep certain amount of secrecy I do not want to take for granted that the I.G. Fabriken will also take in foreign students as do the electrical manufacturers. But I am just venturing the idea if the I.G Fabriken will consider to take in foreign students and train them as chemical technicians so that later on these students can be placed on the services of the I.G Fabriken works or sales-offices in foreign countries. For example the Siemens companies in Shanghai and other places in China are making use of the services of the Chinese students engineers trained in Germany very intensively. The matter, therefore, must looked upon as beneficial to both sides.

I had the pleasure of meeting Dr. Duisberg at Köln when he received us at tea at the immense establishment of his works. Then, however, there was no opportunity for me to convey him my intention. But perhaps the matter can be taken up more appropriately through your good office than by direct communication between Dr. Duisberg and myself. At the same, however, I must assure, Dr. Becker, that I shall not be disappointed a bit if Dr. Duisberg’s answer is negative.”

Darf ich hinzufügen, daß ich mich besonders freuen würde, wenn auch die I.G. Farben, ähnlich wie die anderen großen Konzerne, den Wünschen der Chinesen entgegenkommen könnte. Der Briefschreiber ist Ingenieur-Mitglied der Mission, S. M.. Lee,

In der Hoffnung auf eine freundliche Antwort grüße ich Sie bestens, zugleich auch mit den herzlichsten Wünschen zu dem bevorstehenden Fest.

Ihr Ihnen verehrungsvoll ergebener (CHB)


1 Carl Duisberg *1861 Barmen +Leverkusen 1935, Chemiker und Industrieller, seit 1912 Generaldirektor der Farbwerke Bayer (Elberfeld) und nach der Fusion der deutschen Teerfarbenfabriken, an der er führend beteiligt war, Vorsitzender des Aufsichtsrates und des Verwaltungsrates der I.G. Farbenindustrie. Schuf enge Verbindungen zwischen Wissenschaft und Industrie. Brockhaus 1953

2 Hervorhebung des Herausgebers.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert