Deutsche Kolonialgesellschaft, 1909-1933

HA.VI. Nachl. C.H.Becker. Nr. 191

 

95. C. H. B. an die Abteilung Hamburg der Deutschen Kolonialgesellschaft.

Hamburg, 7.5.1909

(Maschinenkopie)

Der gehorsamst Unterfertigte bittet die Abteilung Hamburg der Deutschen Kolonialgesell-schaft, eine Unterstützung der „Enzyklopädie des Islam“ bei dem Gesamtvorstande zu befürworten respektive zu beantragen.

Die „Enzyklopädie des Islam“ ist ein gleichzeitig in deutsch, französisch und englisch erscheinendes geographisches, ethnographisches und biographisches Wörterbuch der muhammedanischen Völker und wird im Auftrage der Association des Academies von einem internationalen Komitee und unter Mitarbeit aller namentlich auch deutscher Orientalisten

herausgegeben. Das großzügige Unternehmen, das eine entschiedene Lücke ausfüllt und das bestimmt ist namentlich auch bei praktischen Kolonialzwecken als ein wichtiges Nachschlagebuch zu dienen, ist im Jahre 1903 auf dem 13. Internationalen Orientalisten-Kongreß unter Vorsitz von Senior Behrmann in Hamburg beschlossen wurden. Unter großem Beifall der wissenschaftlichen Welt sind bisher drei Faszikel erschienen. Nun aber ist das Werk ins Stocken geraten, weil die Aufgabe sich bei der Durchführung als größer und vor allem kostspieliger erwies, als man anfangs glaubte, annehmen zu dürfen; und weil auch zum Teil die Unterstützungen ausblieben, auf die man gerechnet hatte. Namentlich Deutschland ist bisher nur jährlich mit 500 Mark vertreten, während England mit jährlich 4000, Frankreich, Holland und Österreich-Ungarn mit fast ebenso großen, andere Länder mit geringeren Summen vertreten sind. Das Nähere über die finanzielle Grundlage des Unternehmens ist aus den beigefügten offiziellen Berichten zu ersehen. Das finanzielle Versagen Deutschland ist umso peinlicher, als das Werk in Deutschland beschlossen wurde, in deutsch als Hauptsprache erscheint und die Honorare zum guten Teil an deutsche Gelehrte bezahlt werden.; es wird aber zu einer Gefahr für das ganze Unternehmen, da es ein Weitererscheinen des ganzen Werkes überhaupt in Frage stellt. Deshalb hat sich das Internationale Komitee an den Unterzeichneten gewandt mit der Bitte, in Deutschland für finanzielle Unterstützung des Unternehmens Propaganda zu machen.

Da die Bedeutung des Islam für unsere Kolonien Ostafrika, Togo und Kamerun immer mehr begriffen wird, da jetzt sogar unsere Beamten spezielle Islamkurse durchmachen müssen, gehört eine Förderung unserer Kenntnisse des Islam zweifellos zu den ideellen Aufgaben der Kolonialgesellschaft. Deshalb wende ich mich an die Abteilung mit der Bitte, das vielversprechende Unternehmen der Gesellschaft für eine Subvention von etwa 1000 Mark zu empfehlen. Wenn auch zunächst nur eine einmalige Bewilligung möglich ist, so hoffe ich doch meinen Antrag später erneuern zu dürfen. Sollten die laufenden Mittel der Gesellschaft versagen, könnte vielleicht der Lotteriefonds in Anspruch genommen werden.

Da in den schwierigen Zeiten der Finanzreform eine Subvention des Reiches oder Preußens nicht zu erwarten steht, da auch die preußische Akademie auf Grund ihrer Finanzlage höchstens zu einer geringen Subvention imstande ist, bleibt zu hoffen, daß große Privatgesellschaften in die Bresche springen und Deutschland in diesem internationalen Unternehmen die Stellung ermöglichen, die es kraft seiner Beziehungen zur islamischen Welt bei der Fundierung eines solchen Unternehmens einnehmen müßte. Die Abteilung Hamburg ist besonders dazu berufen, diesen Antrag zu stellen, da Hamburg seinerseits so unendlich viel für die Kolonien tut und Hamburg die Mutterstadt der Enzyklopädie des Islam ist.

Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst (CHB) Professor am Kolonialinstitut.

 

96. Abteilung Hamburg der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG) an C. H. B.

Hamburg, 8.5.1909

Sehr geehrter Herr Professor Becker!

Den Antrag an die Kolonialgesellschaft habe ich soeben unterzeichnet. Er wird heute nebst den 3 Heften der Enzyklopädie und Abschriften1 der mir anvertrauten und anbei zurückfolgenden Berichte nach Berlin abgehen. Es dürfte nunmehr angezeigt sein, daß Sie Herrn Vohsen für den Antrag zu gewinnen suchen.

Mit hochachtungsvollem Gruß Ihr ergebener (gez.) Dr. L. Friedrichsen.

 

97. DKG Hamburg an C.H.B. Hamburg, 3.9.1909

(Maschinenmanuskript)

Geehrter Herr Professor!

Die auf unseren Antrag von der DKG zur Unterstützung der Enzyklopädie des Islam bewilligten 1000 Mark sind am 1. d. Mts. Bei unserem Kassenführer eingegangen. Unter Bezugnahme auf Ihr an unsere Abteilung gerichtetes Gesuch vom 7. Mai d.J. bitte ich höflich, eine Verfügung über diesen Betrag zu dem bezeichneten Zweck gefällig herbeiführen zu wollen.

Das in derselben Angelegenheit an den Verwaltungsrat der Wohlfahrtslotterie zu Zwecken der Deutschen Schutzgebiete von unserem Herrn Vorsitzenden gerichtete Unterstützungsgesuch ist noch nicht erledigt; weitere Mitteilung bleibt vorbehalten.

In vorzüglicher Hochachtung (gez.) Kähne, Schriftführer der Abteilung Hamburg der DKG

 

98. DKG an C. H. B., Hamburg Berlin, 19.9.1910

(Maschinenmanuskript)

Herrn Professor C.H. Becker, Herausgeber des „Islam

Wir interessieren uns für die von Ihnen herausgegebene Zeitschrift „Der Islam“, da sie in vielen Punkten sich mit kolonialen Fragen berührt. Eine Reihe von Aufsätzen werden wir in der alljährlich erscheinenden Übersicht „Die Deutsche Kolonialliteratur“, die der Unterzeichnete herausgibt, aufnehmen.

Es sei uns gestattet, Ihnen den Vorschlag zu machen, mit unseren Veröffentlichungen in einen Tauschverkehr zu treten. Wir erklären uns bereits, Ihnen die Wochenschrift „Deutsche Kolonialzeitung“ und die Monatsschrift „Zeitschrift für Kolonialpolitik, Kolonialrecht und Kolonialwirtschaft“ zuzusenden und sehen Ihrerseits der Überweisung des „Islam“ entgegen.

Schriftleitung der Deutschen Kolonialzeitung. Usw.(gez.) Henos.

 

99. C. H. B. an Dr. L. Friedrichsen, DKG Hamburg. Hamburg, 3.10.1910

(Maschinenkopie)

Sehr geehrter Herr Doktor!

In höflicher Erwiderung Ihres Schreibens vom 1. Oktober erkläre ich mich bereit, am Sonnabend, den 12. November im Kreise der Kolonialgesellschaft einen Vortrag zu halten. Als Titel möchte ich vorschlagen:

Die Araber als Kolonisatoren.

Mit dem Ausdruck meiner Hochachtung in bekannter Verehrung

Ihr sehr ergebener (CHB)

 

100. C. H. B. an DKG, Hamburg . Hamburg, 3.11.1910

(Maschinenkopie)

Sehr geehrter Herr Rat!2

Ich werde Ihnen gern eine kurze Inhaltsangabe meines Vortrages für die Zeitungen und Ihren Jahresbericht zur Verfügung stellen. Ich bin dazu aber natürlich erst in der Lage, wenn ich meinen Vortrag gemacht habe, das geschieht aber immer erst in den letzten Tagen bevor er gehalten wird.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ir sehr ergebener (CHB)

 

101. DKG London an C. H. B. (London), Februar 1912

Bericht über das Jahr 1911

Sehr geehrter Herr!

Die Zahl unserer Mitglieder ist im verflossenen Jahr von 167 auf 190 gestiegen. Der Besuch der Vortragsabende war durchweg gut. Die Jahresabrechnung wurde von Herrn G. Rose geprüft und richtig befunden.

Es fanden fünf Vorträge statt:

  • 10. Februar (1911): Egon Fr. Kirchstein über „Auf Zentralafrikas Feuerbergen, Erlebnisse und Forschungen in der Vulkanwelt am Kiwu-See“ (mit Lichtbildern.
  • 29. März: Sir I.D.Rees, KCIE, CVO, über „Indien, Probleme der Gegenwart“ in englischer Sprache.
  • 6. Mai: Professor Dr. C.H. Becker vom Hamburgischen Kolonialinstitut über

Der Islam und die Kolonisierung Afrikas“.

  • 7.Oktober: Frau Margarete von Eckenbrecher über „Reise und Jagderlebnisse in Deutsch-Ostafrika“ (mit Lichtbildern)
  • 2. Dezember: (Anläßlich der Feier des 25jährigen Bestehens der Abteilung) Dr. C.R. Hennings über „Unsere deutschen Kolonien“.

(Rest vom Hg. weggelassen. Interessant vielleicht noch der Jahresbeitrag von 10 shilling, wovon 8 Mark an die Zentrale gehen für die Zeitung.)

 

102. C.H. B. an DKG Hamburg Hamburg, 24.5.1912

(Maschinenkopie)

Sehr geehrter Herr Rat!

In der Beantwortung Ihrer geschätzten Zuschrift über Dr. Grothe und das Deutsche Vorderasienkomitee kann ich mich nur der Äußerung des Herrn Dr. Friederichsen und der Ihrigen rückhaltlos anschließen, d.h. ich habe bei Dr. Grothe stets gewisse Bedenken, sehe aber nicht ein, warum er nicht als Redner für die Kolonialgesellschaft tätig sein soll, ja ich halte ihn sogar für nicht ungeeignet für diese Aufgabe. Soviel über diesen persönlichen Punkt.

Was das Vorderasienkomitee betrifft, so stehe ich auf dem Standpunkt, daß man alle Betätigungen des Deutschtums im Auslande unterstützen soll. Auch ist der Beitrag nicht hoch und man bekommt dafür die Beiträge zur Kenntnis des Orients, die meist einige ganz gute Aufsätze enthalten. Vor kurzem bat mich Dr. Grothe, in den Vorstand des Komitees einzutreten, doch habe ich es abgelehnt, offiziell mit der Begründung, daß ich in den Vorstand derartiger Gesellschaften nicht nur als dekoratives Moment wirken möchte, in Wirklichkeit aber, weil mir eine nahe Zusammenarbeit mit Dr. Grothe und Martin Hartmann, der sicher seinerzeit auch sehr dafür interessiert hatte, nicht sympathisch war.

Indem ich Sie bitte, diese offene Äußerung als diskret zu betrachten, zeichne ich mit vorzüglicher Hochachtung als Ihr sehr ergebener (CHB).

 

103. C. H. B. an DKG, Berlin (Berlin), 24.1.1931

(Maschinenkopie)

Der Unterzeichnete bittet, ihn aus der Liste der Mitglieder der Deutschen Kolonialgesellschaft streichen zu wollen.

Hochachtungsvoll ergebenst (CHB).


1 Vom Herausgeber nicht abgedruckt.

2 Es handelt sich wohl um den Herrn Rat Dr. Kähne vom Senat. Vgl. Brief vom 12.5.1912