Professor C. Bezold, 1897-1921

VI.HA. Nachl. C. H. Becker. Nr. 6431

111. Bezold1 an C. H. B. Heidelberg, 27.8.1897

Sehr geehrter und lieber Herr Becker!

Anbei, in aller Eile, aber mit nicht weniger herzlichem Dank für Ihren freundlichen Brief, in dem mich besonders die Opport-Erzählung höchlichst ergözte, die versprochenen Empfehlungen:

  1. den geschlossenen Brief an Bürge, den Sie persönlich abzugeben suchen sollten (B. ist in London);
  2. die Empfehlung für den Reading Room, nur dann zu präsentieren, wenn B. eine verlangen sollte, was ich kaum glaube;
  3. eine Karte an King, auf der ich zum Jux in Keilschrift beifügte: lû suhmer ana kâsa adamis adannies – „Friede sei mit Dir, sehr, sehr“, d.h. die assyrische Grußformel;
  4. Mr. Russel Martineau, M.A., kenne ich, obwohl er sich meiner kaum erinnern wird, ganz gut; er ist im Printed Book Department, soviel ich weiß für Spanisch u.dgl., ist aber (wenn ich aufrichtig sein darf) am vergnügtesten, wenn man ihn in Ruhe läßt. So habe ich Ihnen keine Empfehlung an ihn geschrieben
  5. Der Superintendent des Manuscript Room, dessen Namen ich Ihnen neulich zu nennen vergaß, ist Mr. Bickley, ich kenne ihn nicht näher.
  6. Im Reading-Room würde ich ihnen, falls Sie ein ganz besonderes Anliegen haben, mich an Mr.Fortescue oder Mr. Wilson halten; beide kennen mich.
  7. Der Keeper des Manuscript-Departments (also Brüge entsprechend), ist Prof. Douglas, dem Sie mich allenfalls auch empfehlen können, ebenso seinen Assistenten Margolionth und Mr. Ellis, die letzten fünf alle nur für den Notfall.
  8. Grüßen Sie auch bitte sehr die Attendants von Bürge, besonders Mr. Jarois und Mr. Spencer von mir, so auch Mr. Seally, Micky und Grimmit!
  9. Demjenigen Attendant, der Sie hauptsächlich mit Handschriften usf. bedient würde ich 10-20 sh(illing) geben, je nach der Zeit die Sie bleiben; für 4-5 Wochen genügen 10 Mark, jetzt das so unter der Hand; denn offiziell sind keine Trinkgelder gestattet.

(In einem arabischen Text geht Bezold auf kalligraphische Unterschiede ein: dicke Schrift und flüchtige Schriftart,) die im 7. Jahrhundert neben der (wohl klassischen) um sich griff, aber vom Qoran ausdrücklich ausgeschlossen war; vgl. Sie Nöldeke, Geschichte des Qorans, Sure 329& 349, Notu.

Ein Boarding House weiß ich leider nicht, da unseres heruntergekommen ist; vielleicht kann Ihnen der liebenswürdige Luzae, den ich herzlich zu grüßen bitte, etwas sagen.

Und nun reisen Sie glücklich! Meine Frau erwidert Ihre Empfehlungen herzlich. Lassen Sie bald einmal hören, wie Sie drüben eingewöhnen. Seien Sie herzlich gegrüßt. C. Bezold.

 

112. C. Bezold an C. H. B. , London Heidelberg, 4.11.1897

Geehrter und lieber Herr Becker,

Hoffentlich sind Sie gut in Ihrem neuen Domizil eingetroffen!

Lagarde hat, wie ich bald nach Ihrer Abreise aus der von Gottheil verzeichneten Bibliographie seiner Werke ersah, den Psalmenkommentar von Barheb. Ediert; aber – keine einzige der Londoner HSS vermerkt (nur S.244, Note ist eine kurze Stelle aus Add. 14620 citiert). Es wird sich nun fragen, ob sich nicht doch eine Neuausgabe des ganzen Opus verlohnt, zumal L’s hebräische Transrciption wirklich nahezu ungenießbar ist. Ohne die Varr. (…) Texte zu kennen, kann ich das natürlich nicht entscheiden. Vielleicht könnten Sie gelegentlich auch einmal mit Geheimrat Sachau über die Sache reden!. Aber zu einer Dissertation haben Sie vollauf genug Material, wie Sie nach einem Blick auf die „Prätamissa“ sofort erkennen werden.

So leid es mir tut, daß Sie auf diese Weise vielleicht keine größere Textedition von der Londoner Reise einheimsen, so glaube ich doch, daß Sie von Ihrem genauen Copien viel gewonnen haben und daß sich Ihre Reise vollauf lohnen wird. Lagarde hat wie mir scheint (vgl. die Vorrede, p. iv) nicht einmal alle die von Ihnen gesammelten Dissertationen gekannt. Aber ich bitte Sie, besonders darauf zu achten, daß Ihnen jetzt aus der neueren und neuesten Literatur nichts mehr darauf bezügliches entgeht.

Anbei ein paar kurze Einführungen für Sie an Geheimrat Sachau und Professor Barth; bitte empfehlen Sie mich beiden Herren und ihren Gemahlinnen auch mündlich auf angelegentlichste!

Und lassen Sie bald einmal von sich und Ihren Arbeiten hören Ihrem Sie bestens grüßender

C. Bezold.


Promotion in Heidelberg


113. C. Bezold an C. H. B. (Heidelberg), 3.11.1899

Lieber Herr Doctor,

Zur gleichen Zeit wie Ihre Sendung der „Bibliotheca (unleserlich)“, für die ich bestens danke, kam beiliegende Karte von Goldziher.

Ich denke, damit können wir sehr zufrieden sein!-

Nun hoffe ich, daß Sie lauter schöne Zuschriften auf Ihre Arbeit bekommen; ebenso, daß Sie ein schönes Semester in B(erlin) verleben.

Mit besten Grüßen, auch von meiner Frau, Ihr sehr ergebener C. Bezold.

 

114. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 20.11.1899

Sehr geehrter und lieber Herr Doctor,

Endlich komme ich dazu, Ihnen für Ihren freundlichen Brief vom 16. d. M. zu danken und returniere beigeschlossen die fünf Schriftstücke der Arabisten, die Sie so freundlich mitsandten.

Ich glaube, Sie dürfen trotz aller Ausstellungen mit dem Resultat doch zufrieden sein; Arabisten wie de Goje gibt es eben nicht sehr viele! Und von Barth haben Sie ein schönes Lob erhalten! Das schließt natürlich nicht aus, daß Sie auch in der Öffentlichkeit einmal unsanft angerührt werden; besonders von den „Grünen Blättern“ hätte ich in dieser Hinsicht (weggelocht: weniger Verdruß?) – schon meinetwillen!

Wie ich über die Setzung von Hampe und Jastid denke, haben wir ja besprochen – gerade mit Bezug auf Brockelmann; bei dem Gedicht, dachte ich mir, wollten Sie die Vocalisation der Handschrift wiedergeben; anders natürlich die Ausgabe eines Dichters! „Unelegant“ käme es mir nur vor, wenn man eine Qoranstelle ohne volle Vocalisation wiedergäbe; (arb.Wort) ist mir neulich noch aufgefallen, schadet aber gewiß nicht!

Prof. Brünnow ist übrigens, wie mir neulich Geheimer Hofrat Zangemeister versicherte, in Vevey. Den Betrag Ihrer Rechnung hat mir Herr Baensch mitgeteilt, ebenso die Höhe der Manuscriptcopien!

Daß Sie so viele Sprachen – moderne und abgestorbene – zu beherrschen sich anschicken, darum könnte ich Sie fast beneiden. Schade aber, daß Sie den Baidáwí nicht hören können! Über das Factum der Fortsetzung Ihrer assyriologischen Studien berichtete mir heute Herr Prof. Dulitzsch (Berlin?).

Wir gehen und sehn dem Höhepunkt des Wintersemesters – 22. November – entgegen. Ich selbst habe das liebgewordene Docieren, Redigieren, Recensieren und Musicieren wieder aufgenommen; aber oft klingt noch die schöne Erinnerung an den Süden durch. Verschiedene nette Photographien aus Lugano – von Frau Dr. Jaffé – sind wohl auch Ihnen zugegangen.

Es hieße Eulen nach Athen tragen, wenn ich Ihnen – nach Ihrer deutsch-orientalistischen Centrale – etwas neues zu schreiben versuchte. Darum nur noch die besten Grüße, von meiner Frau und Ihrem stets ergebensten C. Bezold.

 

115. Neujahrskarte C. Bezolds an C. H. B., Gelnhausen München, 30.12.1899

Viel Glück 1900

Und dazu besten Dank für Ihren freundlichen Brief, sehr geehrter und lieber Herr Doctor, d.d.4. d. M.! Wir hatten stark gehofft, Sie zu sehn und am 20., als wir eine Stunde gegen Abend ausgingen, sogar das Gas brennen lassen, damit Sie bei Ihrem Besuch ev(entuell) ein erleuchtetes Zimmer bei uns vorfänden. Nun werden wir uns in diesen Ferien wohl kaum sehen, da wir erst am 7. Januar 1900 wieder nach H(eidelberg) zurückkehren wollen.

Mit der Verzögerung Ihres Artikels bin ich ganz einverstanden; ev(entuell) dann aber für’s nächste Heft! Daß Sie einen Aufenthalt bei Nöld(eke, Straßburg) wenn auch aufgeschoben, so doch nicht aufgehoben habe, freut mich. Über den hittitischen Fund in Babylon hatte mir Prof. Delitzsch schon vor längerer Zeit geschrieben,

Betr(effend) in Angelegenheit „B.“ ist zwar noch nichts definitives entschieden, aber es ist so gut wie sicher, daß er seine Stellung, auch die an der (arab.Text) aufgeben muß.

Alles schöne und gute für Sie zum kommenden Jahrhundert von meiner Frau und Ihrem stets ergebensten C. Bezold.

 

116. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 12.3.1900

Geehrter und lieber Herr Doctor,

Besten Dank für Ihre Ansichtspostkarten und Ihren freundlichen Brief vom 9. d. M.! Wir wollten im März sicher noch hier bleiben; Sie würden uns durch Ihren Besuch sehr erfreuen; was dann wird, Lugano oder Baden-Baden oder gar nicht, wissen wir selbst noch nicht. Natürlich schon jetzt vielen Dank für Ihre freundliche Einladung nach Gelnhausen!

Über Ihre Arbeiten freue ich mich sehr, mündlich mehr zu hören. Mit dem Artikel hat es noch 1-2 Monate Zeit, vielleicht noch länger; aber teilen müßten wir einen 4 Bogen füllenden Artikel jedenfalls.

Ich bin noch nicht dazu gekommen, einen „Kodak 2“, ein Weihnachtsgeschenk meiner Frau in Gebrauch zu nehmen.

How do you and your friend develop? Ich hoffe, leiblich, geistig und photographistisch aufs allerbeste!

Mit diesem Wunsche grüßt Sie, auch seitens der Gattin Ihr stets ergebenster C.B.

Anmerkung: Seybold schrieb mir, er würde Ihre „hübsche“ Arbeit kurz in WZKM besprechen.

 

117. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 5.6.1900

Sehr geehrter und lieber Herr Doctor,

Ihre liebenswürdige, heute morgens eingetroffene Einladung hat uns, meiner Frau und mir, nicht ganz wenig Kopfzerbrechens gemacht, da wir es gar nicht recht verantworten können, Ihre hochverehrte Frau Mutter, die uns noch gar nicht kennt, – und noch dazu zu zweit – ins Haus zu fallen.

Aber die Aufforderung ist so liebenswürdig, all das Schöne und Interessante, das Sie in Aussicht stellen, so verlockend, und vor allem die Hoffnung, auf diese Weise die persönliche Bekanntschaft Ihrer Frau Mutter zu machen, so erfreulich, daß wir nicht widerstehen können und deshalb übermorgen zu der von Ihnen bestimmten Zeit in Gelnhausen einzutreffen beabsichtigten.

Indem ich unserer Ankunft die angelegentlichsten Empfehlungen voraussende, und mit den besten Grüßen an Sie von meiner Frau und mir bin ich Ihr stets ergebenster C. Bezold.

 

118. C.Bezold an C. H. B. Heidelberg, 19.8.1900

Sehr geehrter und lieber Herr Doctor,

herzlichen Dank! Anbei der Schluß Ihres Artikels! Ich bitte die Correctur entweder morgen, Montags, hierher zu returniren, oder, falls Sie keine Zeit finden, in ein oder zwei Tagen nach Engelberg, Hôtel Engel. Ihre Separatabzüge lasse ich Ihnen dann seinerzeit (d.h. wenn der ganze Bogen 3 reingedruckt ist), wie verabredet, an Ihre Frau Mutter nach Gelnhausen expediren.

Zu Ihrer Reise in jeder Beziehung alles Glück! Werden wir ein oder das andere Mal etwas von Ihnen hören?

Hoffentlich haben Sie von Ihrem Herrn Schwager zufriedenstellende Nachrichten erhalten. Ihnen und all den verehrten Ihrigen sendet meine Frau herzliche Empfehlungen, und schließe mich mit besonderen Grüßen an Sie an Sie als Ihr stets ergebenster C.Bezold.

 

119. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 24.9.1900

Sehr geehrter und lieber Herr Doctor,

Ich beeile mich nun, meine Karte vom 19.d.M. aus Engelburg zu ergänzen:

A.Haffner (nicht Bittner!) hat, wie Sie mittlerweile wohl schon aus Brockelmann Lit I., S.105 ersehen haben, das (Arab.Wort) edirt. Er schreibt dort in der Einleitung:

  • „Ich beabsichtige, die noch mod(erneren) Worte al-Asmaris…zu ediren… Hierbei wollte ich mit dem Kitâb el-ibid beginnen. Herr Dr. R. Geyer hatte die Freundlichkeit, mich auf einer HS Kopenhagen aufmerksam zu machen, die ebenfalls das Kitâb el-ibid enthalte … habe ich Abschrift davon genommen…. Wenn ich es (arab.Wort) aber in Angriff nahm, wie das Kitâb el-ibid, geschah es, weil… die Verschiedenheit der beiden (arab.Wort) – das der Escurial-Bibliothek nimmt nur ungefähr den vierten Teil des hiesigen ein und weist auch inhaltlich große Differenzen auf – zunächst noch größere Schwierigkeiten bot …“

Sie sehen also, daß sich leider meine neulich geäußerte Befürchtung bestätigt hat. Dr. Haffners Adresse kenne ich nicht.

Beiläufig noch eine literarische Notiz für Ihre Pferdebuch-Studien. Zu Heffnés Ausgabe der K al-Zait von al-Asmaî hat D.H.Müller einen kleinen Aufsatz beigesteuert, der nicht einmal in Scherman’s O.B. steht: An Arabian book of the Horse from the 2nd century of the Hejra“, scheint’s in irgendeiner hippologischen Zeitschrift, deren genauen Titel ich nicht ersehen kann. Doc. Heinr(ich?) würde Ihnen ev(entuell) gewiß Aufschluß geben; auch können Sie seiner Zeit bei mir den Separatabzug einsehen.

Hoffentlich geht es Ihnen recht gut! Jetzt jährt sich bald unser römischer Aufenthalt, eine schöne Zeit!

Mit den besten Wünschen und Grüßen, auch von meiner Frau, Ihr stets ergebenster C-Bezold.

Nachtrag: Gestern erhielt ich von Nöldecke den II. Teil seiner „Früh Mittelalterzeit“.

 

120. C .Bezold an C. H. B., Napoli 2 Heidelberg, 24.11.1900

Sehr geehrter und lieber Herr Doctor,

Herzlichsten Dank dafür, daß Sie unserer immer so freundlich gedenken! Ich habe Ihre zwei Karten vom 2. und 19. d. M. ganz richtig erhalten und mit größtem Vergnügen daraus ersehen, daß Sie so schönes genossen haben. Glück auf zur weiteren Fahrt!

Nach der neuen Recension Ihres Buches hab ich gleich gestern auf der Bibliothek gefahndet, aber noch nicht erhalten. Die „Zeitschrift“ ist seit ein paar Tagen (endlich!) ausgegeben; also nun Ihr Artikel aller Welt zugänglich.

Guidi, die Ihre Adresse nicht kennt, ersucht mich die „ingraziarte da sua parte par l’amabile invio“

Seit Semesteranfang ist meine Übersetzung des (Arab. Titel) ganz fertig; jetzt arbeite ich täglich ein paar Stunden am Text – eine sehr langwierige Geschichte.

Seit ein paar Tagen ist (arab.Wort) Mitglied der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften! Brockelmann ist Extraordinarius in Breslau; Erlangen noch unbesetzt. Bitte empfehlen Sie mich Ihren Reisegenossen, und seien Sie herzlich gegrüßt von meiner Frau und Ihrem stets ergebenen C. Bezold.

 

121. C. Bezold an C. H. B., Kairo, Heidelberg, 3.3.1901

Sehr geehrter und lieber Herr Doctor,

Tag für Tag hatte ich die Absicht, Ihren lieben Brief vom 22. December v.J., der sich mit meiner Karte an Sie aus München vom 29.December kreuzte, zu beantworten; da kam neulich Ihre letzte freundliche Karte vom 7. Februar, aus der ich ersah, daß Sie Nachrichten erst wieder am 12.d. M. erreichen können; deshalb die späte Antwort!

Nun haben Sie vor allem für alle Ihre Nachrichten schönsten Dank! Was haben Sie nicht alles in wenigen Monaten schönes und interessantes gesehen und erlebt! Ich freue mich schon jetzt auf Ihre genauen mündlichen Berichte im Sommer.

Ihre mir namhaft gemachten Beiträge sind im letzten (weggelocht) (am 31. Januar an mich gelangten Heft der ZDMG3 noch nicht erschienen; nun hoffe ich aufs nächste Heft. Zum Aufstöbern der in Syrien befindlichen Kelti-Handschrift noch besonderes Glück!

Daß Sie Converstionsstunden nehmen, ist wohl sehr gut – neben allem anderen täglichen Gebrauch der Sprache.

Für Ihr freundliches Anerbieten von Büchereinkäufen herzlichen Dank! Ich fürchte, bis Sie diesen Brief erhalten, wird es für Sie zu spät, noch lange Besorgungen zu machen. Immerhin gebe ich Ihnen für den Fall, daß Sie etwas finden, was Sie für unser Seminar für nützlich halten Carte blanche bis zu Mark 100; mehr kann ich in diesem Jahr nicht gut aufbringen. Aber Sie haben ja die gute Absicht, das Land der Pharaonen bald wieder zu besuchen; eventuell nähme ich für mich selber etwas von dem Einkauf ab.

Ihre Wüstenexpedition muß herrlich gewesen sein! Die Gattin von Lebna Dengeler – er nahm nur eine einzige Frau – hieß „Ähre des Evangeliums“ (griech.Text); „Chronique de Galâdêwos“, ed. W.E. Conzelman (Paris 1895/Bouillon), p.4. (griech. Text).

Neulich schrieb mir Snouck aus Batavia: „…und danke ich Ihnen …für die Zusendungen…welche mich sehr interessiert haben; in der Zeitschrift namentlich Beckers Studien…!; auf dieses Dictum dürfen Sie – bei Snoucks bekannter Zurückhaltung – besonders stolz sein!

Daß Brockelmann nun glücklich die Breslauer und nun auch Jacob die Erlanger Professur erhalten hat, freut mich sehr. Wieviel Arabisch sich Meissner in Mesopotamien angeeignet hat, weiß ich nicht; aber ich teile natürlich bis zu einem gewissen Grade Ihre Bedenken; übrigens hat M(eissner) für seine bisherigen assyriologisch-philologischen Arbeiten entschieden eine Beförderung irgend welcher Art verdient.

Im übrigen haben die ersten Monate dieses Jahres noch nicht viel besonders Neues gebracht; ein sehr schönes äthiopisches Bilderbuch von Lady Meux-Bürge und Teil I und II (Text und Übersetzung) von Somi’s Diwan aus Centralarabien, herausgegeben von Stumme.

Wir stehen unter dem Zeichen der ernsten Trauer um den vorgestern vom Schlag gerührten Geheimrat Erdmannsdörffer, dem ich manchmal auch von Ihren Plänen (Habilitation etc.) erzählte; er wird morgen zu Grabe geleitet, ein betrübender Semesterschluß!

Nächsten Samstag wollen wir beide von hier direct (via Marseille) nach Tunis, dort ca. 10 Tage bleiben (kommen Sie doch ein bißchen rüber!!) und dann Sicilien kennen lernen; dann via Neapel, Rom, Lugano zurück. Etwaige Nachrichten erreichen uns bis ca. 23.d. M. in Tunis, Hôtel de Paris, oder kurz darauf Palermo, Hôtel Trinacria; ca. Mitte April in der bekannten via Frattina 119 in Rom.

Ich fürchte, in T(unis) trotz meines Studiums von „Stummer“ eine ziemlich „stumme“ Rolle zu spielen (on parle francais!), freue mich aber doch sehr, den Staub Europas einmal von den Füßen zu schütteln.

Ihr Verbindungsbruder Eisenlohr hat die Bilzis-Geschichte bei mir –ich glaube bis S. 12 – eingenommen.

Nun leben Sie wohl; viel Glück und gute Gesundheit zu Kommendem! Meine Frau grüßt Sie herzlich – ebenso wie Ihr stets ergebenster C. Bezold.

 

122. C.Bezold an C. H. B., Kairo……………………………..München, 16.3.1901

Sehr geehrter und lieber Herr Doctor,

Herzlichsten Dank für Ihre mir gestern zugegangenen freundlichen Zeilen! Ich glaube, Sie haben sich selbst schon den richtigen Weg vorgezeichnet: zunächst an die Botschaft in C(airo) schreiben, und, wenn – was ich nicht hoffe – Ihr Ansuchen dort auf energischen Widerstand stößt, Mitte October bis Mitte Nov(ember) dort zuzubringen.

Die Habilitationsangelegenheit wird Ihnen mit recht im Vordergrunde Ihrer Interessen stehen: ich selbst will gewiß gern alles nach Kräften beschleunigen, möchte aber ja nicht, daß irgendein Schritt zur Vorstellung berechtigt, als wollten Sie irgendwie hetzen, da dies unter Umständen in der Facultät einen nicht angenehmen Eindruck erwecken könnte.

Der vorläufigen und privaten Übersendung Ihrer Arbeit sehe ich gegen Mitte October gern und mit Spannung entgegen. Wir treffen wohl erst am 5. (Oktober) in H(eidelberg) ein, der Straßburger Philologenversammlung halber.

Zur glücklichen Rückkehr Ihres Herrn Schwagers aus dem Mittelreich4 unsere besonderen Glückwünsche! Dazu schönste Empfehlungen von meiner Frau und mir an Ihre verehrten Angehörigen und Ihnen selbst herzliche Grüße!

Ihr stets ergebenster C.Bezold.

 

123. C. Bezold an C. H. B., Kairo, Heidelberg, 27.10.1901

Sehr geehrter und lieber Herr Doctor,

Endlich komme ich, nach der neulich vorausgehetzten Karte, zur Beantwortung Ihres Briefes vom 20.d.M. Von Ihrer Arbeit habe ich noch nicht viel gelesen, da ich mit Geschäften geradezu überhäuft bin. Aber ich habe keinen Zweifel, daß sie so bleiben kann. Ich sende Ihnen beiliegend unsere Habilitationsordnung und ersuche Sie nun bald die Bedingungen des §1 zu erfüllen. Ihre Bewerbung mit Detaillierung der Beilagen 1, 2 usf. sei wie beim Doctor-Gesuch auf Foliobogen! Sie bewerben sich wohl darum, an der hiesigen Universität „über semitische Sprachen und Persisch“ oder „über semitische Sprachen, Persisch und Türkisch“ Vorlesungen halten zu dürfen? Oder über „orientalische Sprachen“ – was ein wenig zu viel sagen dürfte? (wegen Sanskrit, Egyptisch etc.). Übrigens würde auch „semitische Sprachen“ genügen, aber wie Sie wollen! Am Ende doch „semitische Sprachen und Persisch“. Als Beilagen würden Sie wohl senden: Maturitätszeugnis, Heimatschein, Bescheinigung über Militäruntauglichkeit, Abriß Ihres Lebenslaufes und Bildungsganges, Zeugnisse (Matrikeln!) der Universitäten etc. Lausanne, Heidelberg, Berlin; Doctordiplom; ferner extra angeführt die Drucksachen, nicht veröffentlichte Abhandlungen, Beitrag zum (unleserlich: Forschungsbericht?); ferner an Druckschriften: Dissertation, den Aufsatz in der Zeitschrift und was Sie sonst etwa noch haben: Alles!

Ich würde Ihnen raten, mir („dem Decan“) dies alles baldmöglichst einzuschicken. Der Eingang Ihrer Arbeit datirt dann natürlich vom selben Tag wie das übrige. Ich nehme mir dann drei Wochen zur Begutachtung der Arbeit und lege alles der Fac(ultät) vor, worauf Sie, im günstigen Falle aufgefordert werden, mir (dem Decan) drei Themata für die Probevorlesung einzureichen. 1. also Mahdi etc. 2. (unleserlich: Adamsage?) 3. würde ich ganz ruhig „Jerusalems Rolle und die orientalischen Religionen“ (so wohl bessere Fassung als „Die religiös-geschichtliche Bedeutung Jerusalems“ ) wählen; voraussichtlich wird dann 1. genommen.

Über Verleger mündlich; ich wüßte, glaube ich, was!

Am 31.d.M. bin ich nicht hier; aber nachher bald auf Wiedersehen!

In Eile grüßt Sie Ihr stets ergebener C. Bezold.

 

124. C.Bezold an C. H. B., Gelnhausen. Heidelberg, 28.10.1901

Sehr geehrter und lieber Herr Doctor,

am Mittwoch dem 30.d.M. um 4 (Uhr) sehr willkommen, auch schon um 3 ½ Uhr. Auf meinen gestrigen Brief hier wird nicht so viel zu besprechen sein, daß wir nicht um 5 ¼ (Uhr) fertig würden, um welche Zeit ich (zu Hause) Colleg habe.

Ich adressire noch nach G(elnhausen), da ich Sie morgen noch dort glaube.

Mit herzlichen Grüßen stets Ihr CBzd.

Anmerkung von Ernst von Blumenstein:

Hast Du die Cigarren nicht vergessen? Traf heute fünf Stück Dammwild, wovon ich morgen 1-2 schießen (will? Weggelocht). 11.45 h schoß ich beinahe einen Bock. Hals- und Beinbruch. Gruß Ernst

 

125. C.Bezold an C. H. B., Kairo München, 31.12.1901

Sehr geehrter und lieber Herr Doctor,

haben Sie recht herzlichen Dank für Ihren interessanten und lieben Brief vom 21.d.M., der mich gestern hier erreichte! Ich habe schon vor einigen Wochen alle Ihre Papiere an Ihre verehrte Frau Mutter returnirt zusammen mit einem officiellen Schreiben, daß das vorgesetzte Gr(oße) Ministerium Ihre Zulassung zur Habilitation genehmigt hat, und daß wir jetzt die gedruckten Exemplare Ihrer Habilitationsschrift erwarten, um den Termin zur öff(entlichen) Probevorlesung zu vereinbaren. Ich sehe also jetzt in H(eidelberg) (wohin wir nächsten Sonntag zurückkehren wollen) Ihrem „Teildruckgesuch“ entgegen und werde dieses sofort empfehlend in der Facultät circuliren lassen.

Wie freue ich mich, daß Sie in C(airo) wieder eine so schöne und interessante Zeit verleben. Auch die Übernahme Ihrer Arbeit seitens Trübner, der jüngst noch einmal in H(eidelberg) war und mit mir darüber gesprochen hat, gereicht mir natürlich zu großer Freude. Ich teile durchaus mit Ihnen die frohe Hoffnung und Erwartung, daß sich unser Zusammenwirken in H(eidelberg) aufs schönste und ersprießlichste gestalten werde.

Auf Ihre Einrichtung in der Keplerstraße 19 sind wir natürlich sehr begierig.

Und nun zum Jahreswechsel – wenn auch etwas spät – noch von uns beiden die allerherzlichsten Wünsche für Sie, Ihre Gesundheit und Zukunft! Bitte empfehlen Sie uns auch herzlich Ihrer Frau Mutter und Ihren Geschwistern! Auf frohes Wiedersehen freut sich schon jetzt Ihr stets ergebenster C.Bezold.

P.S. Recht schöne Grüße an Dr. Bissing!.

 

126. C. Bezold an C. H. B., Kairo Heidelberg, 13.2.1902

Sehr geehrter und lieber Herr Doctor,

Herzlichen Dank für die Karte vom 10.d.M. und für den Brief vom 7.d.M., den ich soeben erhielt! Wir freuen uns von Herzen, daß Sie eine schöne Zeit verleben und nun noch so eine interessante Reise vor sich haben.

IR und Layard haben Sie billig erworben; für das Ajání um 3 Pfund Sterling (?) würde Ihnen das Seminar zu Dank verpflichtet sein.

Ihre öff(entliche) Probevorlesung soll 45 Minuten dauern, grade wie ein regelrechtes Colleg.

Selbstverständlich bin ich zu allen Corr(ecturen) und Revisionen, die Sie mir senden lassen, stets bereit. Von der DMG habe ich noch nichts erhalten, hoffe aber, daß man mir die Corr(ec-turen) schickt, wenn Sie die dortige Redaction darum ersucht haben. Baensch schickte grade jetzt Ihren Titel – mit dessen neuer Fassung ich mich hiermit einverstanden erkläre (dies auch officiell!); ich will ihn heute returniren. Allem weiteren sehe ich bald entgegen. Ihr „Heft I“ ist von Tr(übner)5 auch auf dem Umschlag meines neuen Zeitschrift-Heftes schon als „unter der Presse“ befindlich angezeigt.

Über die Mitteilung betr. Erdmannsdörfer’s (?) Bibliothek besten Dank! Ich will sehen, was sich seiner Zeit thun läßt, und habe heute schon mit einem älteren Collegen in diesem Sinne gesprochen.

Und nun recht viel Glück und gute Gesundheit zu Ihrer Reise! Wie werden Sie mit Schätzen und Erinnerungen aller Art beladen wiederkehren! Herzliche Grüße von meiner Frau und

Ihrem stets ergebensten C.Bezold.

Anmerkung:

Grüße an Dr. von Bissing.

 

127. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 2.10.1902

(Maschinenmanuskript!)

Hochverehrter und lieber Herr College!

Endlich komme ich dazu, Ihnen für Ihre freundliche Karte herzlichsten Dank zu sagen. Bitte, empfangen Sie zugleich auch unsere besten Glückwünsche zur neuen Onkelschaft!

Wir haben in Berlin (zum Teil mit Kuhns), Dresden, Leipzig, Jena eine wunderschöne Zeit verlebt; hingegen habe ich mich hier tüchtig erkältet und wir mußten deshalb unsere Reise nach Lugano bis übermorgen aufschieben. Dann soll’s aber endlich fort! Mittlerweile beschäftige ich mich vorzugsweise mit meiner neuen Schreibmaschine, die ich endlich in Leipzig unter Herrn Bänschs gütiger Anleitung erstanden habe. Was sagen Sie dazu?

Wincklers bewußtes Buch habe ich noch immer nicht zu Gesicht bekommen, bin natürlich sehr gespannt darauf. Hingegen erhielt ich in diesen Tagen die erste Hälfte von Zimmerns Bearbeitung von Schraders K.A.T., die mir sehr gut gefällt. Er ist glaub’ ich nicht zu weit mit Vergleichen gegangen.

Hoffentlich läuft Ihre Angelegenheit mit Prof. Wille recht gut ab.

Mit diesem Wunsche und unseren herzlichen Empfehlungen an Ihre verehrte Frau Mutter grüßt Sie, auch von meiner Frau, herzlich Ihr stets ergebenster (gez.) C. Bezold

Anmerkung:

Adresse in Lugano: Hôtel Belle-vue au Lac. Wassalâm!

 

128. C.Bezold an C. H. B., Heidelberg…………… …Lugano, 27.10.1902

Sehr geehrter und lieber Herr College,

Herzlichen Dank für die freundliche Karte vom 21.d.M. Auch ich freue mich nun schon sehr auf das Wiedersehen; wir haben hier schöne, aber ziemlich arbeitsreiche Tage verlebt. Denken Sie, Kreysing schreibt mir gestern, die Correctur Ihres Artikels für ZDMG sei an mich nach Heidelberg geschickt. Und unser Briefträger, der (arab. Schimpfwort?) hat sie nicht umadressiert. Wollen Sie bitte am 30. (Donnerstag), vielleicht am Besten nachmittags ca. 4 Uhr (oder später) zu mir kommen, damit wir die Sache rasch in Angriff nehmen. (Arb.Wort) Stets Ihr C.Bezold

 

129. C. Bezold an C. H. B. Weggis, 28.9.1903

Streng vertraulich!

Sehr geehrter und lieber Herr College,

Ihr letzter Brief hat mich, was die v.B.’sche6 Angelegenheit angeht, aufrichtig gesagt, sehr in Erstaunen versetzt, und ich fürchte fast, wir kommen nun nicht zum Ziel!

Es ist mir unerfindlich, wie v. B., dem Sie doch gewiß die Mitteilung von mir als eine streng vertrauliche machten, Decan, Facultät, Referenten und Ministerium ganz ruhig davon berichten konnte!! Wäre es nicht selbstverständlich gewesen, davon zu schweigen, bis der Ruf an ihn kam, zumal ja in den Ferien nirgends etwas geschieht?!

Unsere Facultät ist ja über die ganze Sache, d.h. die Personalfrage, noch nicht informirt. In welchem Licht würde ich nun erscheinen, wenn irgendein Mitglied von auswärts etwas erführe, wovon es zu Hause noch gar nicht unterrichtet ist?!

Sie können Herrn von B. unter den jetzigen Umständen nur darauf hinweisen, daß von uns noch gar nichts ins Werk gesetzt ist, und daß er durch Übereilung der Sache nur schadet. Ohne die Unterlage eines wirklichen, officiellen Rufes läßt sich nun einmal kein Druck ausüben; das ist ein alter Erfahrungssatz!

Schade, daß wir auf diese Weise um ruhiges Vorgehen gebracht werden können! Ein Besuch Herrn von B.’s bei mir in Österreich (?) dürfte für diese Sache zwecklos sein, da ja erst im Nov(ember) von mir aus irgend etwas geschehen kann.

Die beiden Briefe von B.’s sende ich Ihnen anbei zurück!-

Für alle Fälle sende ich Ihnen dies alles noch nach G(elnhausen), da Sie wohl erst anfangs October reisen wollten. Diesen meinen Brief bitte ich natürlich nur für sich zu behalten!-

Übermorgen wollen nun auch wir wieder nach Hause. Alle möglichen Arbeiten ziehen mich dorthin.

Ich hoffe von Herzen, daß Ihre Operation gut verläuft und Ihnen die Zeit des unfreiwilligen Nichtstuns rascher vergeht als Sie jetzt fürchten!

Dies der aufrichtige Wunsch Ihres Sie auch von meiner Frau herzlich grüßenden C. Bezold.

 

130. C. Bezold an C. H. B., Leipzig, Krankenhaus St. Jacob. Heidelberg, 14.10.1903

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter und lieber Herr College!

Herzlichsten Dank für Ihre Karte und das schöne Geschenk, zu dessen Vollendung ich Ihnen von Herzen gratuliere! Nicht minder zur Besserung Ihrer Gesundheit! Einen Teil Ihrer Schrift (Die Arabisierung) habe ich schon mit größtem Interesse gelesen; im übrigen stecke ich zutiefst in der Arbeit.

Vielleicht halten Sie Ihre Besprechung lieber am Mittwoch (28.)? Es kommt ja nicht darauf an; aber ich glaube, ich habe schon einem oder dem anderen darüber gesprochen oder auch geschrieben, daß ich am 29. „besprechen“ wollte. Daher meine Bitte!

Bis zu einem recht frohen Wiedersehen von uns beiden an Sie die herzlichsten Grüße und Wünsche für Ihre Gesundheit!

Ihr allzeit treuergebener (gez.) C. Bezold.

P.S. Viele Grüße an Freund Dr. J.B.-D.!

 

131. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 23.12.1903

(Maschinenmanuskript)

Hochgeehrter und lieber College!

Herzlichen Dank und dazu die schönsten Glückwünsche zu der mir soeben von Ihnen zugegangenen Recension Goldzihers über Ihr zweites Heft, auf das Sie wirklich stolz sein können. Man sieht, wie sehr sich G(oldziher) über Ihre Arbeit gefreut hat, und mit wie großem Interesse er Ihren Studien nachgegangen ist. Einen besseren Recensenten als ihn konnten Sie sich ja gar nicht wünschen! Das wird Ihnen eine wahre Weihnachtsfreude sein! Und ich freue mich mit Ihnen darüber!

Ich sende Ihnen die Recension gleich wieder zurück. Auch für Ihre Sendung der grünen Blätter und der „Mitteilungen“ noch schönsten Dank! Bei der Lektüre der ersteren tut es einem wirklich leid, wie verbittert Peiser nun geworden ist, und wie ungerecht er doch manchmal urteilt. Er macht doch seine Aussichten damit nicht um ein Stäubchen besser! Und dabei ist er im Grunde ein guter, aber freilich recht unbedeutender Mann, was ich von Winckler ja durchaus nicht behaupten möchte!

Heute früh hatte ich auch einen Brief von Goldziher und gestern einen von Goeje; nun wird der Prospect für die „Festschrift“ wohl wirklich bald werden.

Empfehlen Sie bitte uns beide Ihrer hochverehrten Frau Mutter aufs herzlichste und seien Sie selber nochmals von meiner Frau und mir zum Feste begrüßt!

Mit herzlichem collegialen Gruß Ihr allzeit getreuer (gez.) C. Bezold.

 

132. C. Bezold an C. H. B., Gelnhausen Engelberg/Schweiz, 24.9.1905

Verehrtester und lieber Herr College,

Noch immer hatte ich Ferien,, kehre aber morgen zurück! Nehmen Sie vielen herzlichen Dank für den lieben Brief vom 6. d. M.! Und Glückauf zur Fortsetzung der Papyri-Arbeit. Alles darin hat mich sehr interessiert (auch über AT!). Hoffentlich sind die Aufnahmen nun gelungen! Hilprechts Kauf hatte ich ziemlich genau kritisch prophezeit!

Der Anfang ist mir natürlich ganz recht; ich fange wohl ein paar Tage früher an.

Sehr wichtig war mir die Nachricht über den rückständigen Straßburger Mitarbeiter, das ist K. J. Neumann! Ev(entuell) muß ich Sie damit noch quälen!

Herzlichste Empfehlungen von uns beiden an Ihre Frau Mutter und viele Grüße an Sie! Stets Ihr C. Bezold.

 

133. C. Bezold an C. H. B., Berlin, Hotel Continental. Heidelberg, 20.10.1905

Verehrtester und lieber Herr College,

Haben Sie recht herzlichen Dank für Ihre beiden lieben Karten vom 6. und 15. d. M.! Ich schreibe erst jetzt, da ich annehmen darf, daß Sie mittlerweile wieder nach B(erlin) zurückgekehrt sind. Während Sie in den Papyri dort schöne Funde machen, habe ich hier zum Einstand zunächst wieder einen Brustkatarrh erlebt und muß mich immer noch halten. Aber nächsten Donnerstag soll’s nun an ein Vorbesprechen und ins Semester rein! Anfang des Monats hatten wir auf ein paar Tage den lieben Besuch von Sir Charles L., dem auch unsere Papyri sehr gut gefielen. Er läßt Sie schönstens grüßen.

Sonst nicht viel neues. Die Angelegenheit des Straßburger Mitarbeiters hat sich zur vollen Zufriedenheit Aller erledigt.

Heute früh kam schon eine vergnügte Karte aus München von Walter N.

Von hiesigen Coll(egen) habe ich fast noch niemanden gesehn, desto mehr Druckbogen aus Gießen.

Herzliche Grüße von uns beiden auch an Ihre Frau Gemahlin! Auf baldiges Wiedersehen freuen sich m(eine) Frau und Ihr getreuer C. B.

 

134. C. Bezold an C. H. B., Gelnhausen7 Heidelberg, 15.8.1906

Verehrtester und lieber College,

Verzeihen Sie, wenn ich jetzt schon als Plagegeist komme: können Sie mir angeben, wann ungefähr Ihr M(anuskript) für ZA druckfertig sein wird, d.h. ob schon in den nächsten Wochen? Und ungefähr, wieviel es sein wird? Ich könnte darnach unser Heft etwas leichter einrichten!

Meine Adresse bis Samstag früh die hiesige; dann bis 23. incl. Herrenalb, Villa Grüner Wald; dann unbestimmt bis ca. 30.sten.

Haben Sie Wellhausens Anzeige der Festschrift in den GGN gesehen?

Gerhard, der uns vor ein paar Tagen besuchte, erzählte von dem griechischen Qorra-Text: – sehr interessant!

Herzliche Empfehlungen von uns beiden auch für Ihre liebe Gattin und hochverehrte Mutter! Und viele Grüße von Ihrem stets ergebenen C. Bezold.

 

135. C. Bezold an C. H. B., Gelnhausen Heidelberg, 17.8.1906

Verehrtester und lieber College,

Herzlichen Dank! Ganz einverstanden! Da Sie Ihr Manuskript so schön druckfertig machen, habe ich schon gestern bei Straub Auftrag gegeben, es mit der Folge der Artikel so einzurichten, daß ein direkt von Ihnen in München eintreffendes Manuskript bald möglichst zum Satz kommt und anderes warten muß! Ich bitte Sie also sehr, wenn Sie einmal fertig sind, Ihr Manuskript gleich direkt an die Akademische Buchdruckerei von Herrn F. Straub. München,

Otto-Str. 12 abzuschicken; aber bitte zugleich auch eine Karte an mich (am besten Adresse: Heidelberg!), damit ich gleich au fait bin.

Wellh(ausen) ist oft sehr „suggestiv“!!- Haupt habe ich schon vor Erhalt Ihrer Karte abgelehnt (natürlich), aber Sie wärmstens empfohlen.

Morgen früh soll’s fort! In haste and hurry – mit herzlichen Grüßen und Empfehlungen stets Ihr C. Bezold.

 

136. C. Bezold an C. H. B., Gelnhausen. Engelberg/Schweiz, 9.9.1906

Herzlichsten Dank, verehrtester und lieber College, für die freundlichen Zeilen und vor allem auch für das schöne, durchweg sehr gute Bild!

Ich hoffe, daß Str(aub) mit dem Satz des Manuskriptes bald beginnen kann und dank Ihrer umsichtigen Bemerkungen alles in Ordnung bringt.

Wir verleben hier schöne Tage bei ganz entzückendem Wetter; wollen hier möglichst lang aushalten, dann vielleicht noch ein bißchen(?) nach Lugano.

Mit schönsten Empfehlungen von uns beiden grüßt Sie Ihr stets getreuer C. Bezold.

 

137. C.Bezold an C. H. B., Heidelberg. Lugano,4.10.1906

Herzlichen Dank, verehrter und lieber Coll(ege)!

Sie können es auch Samstag oder Sonntag mit der Corr(espondenz) werden lassen! Ich berechne aus unserer Tabelle, daß von 2 ½ Bogen 50 Abz(üge): 25 Mark kosten (soviel wird es wohl werden?) 3 Bog(en) = 30 Mark. Wenn Sie dies aufwenden wollen, bitte – einen Vermerk auf Corr(espondenz) oder sonst Nachricht. Dann lasse ich 100 herstellen, Ihnen sofort nach Fertigst(ellung) die 50 Gratisex(emplare) zusenden, wegen der übrigen vorhandenen in H(eidelberg). Die ersten 50 werden dadurch nicht verzögert.

Herzlichste Grüße von Haus zu Haus! Ihr in Sonnenwärme schwelgender (unleserlich, weggelocht), stets getreuer C.Bezold.

 

138. C. Bezold an C. H. B., Heidelberg Lugano, 9.4.1907

Verehrter und lieber Herr College,

Herzlichen Dank für Ihre lieben Zeilen, die uns nur leider so ernste Nachrichten über Ihre hochverehrte Frau Mutter bringen! Von ganzem Herzen wünschen wir beide, daß das Aufgeben Ihrer geplanten Reise von denselben günstigen Folgen begleitet sein möge, wie bei unserer Orientfahrt, und daß die Besserung Ihrer Frau Mutter ebenso rasch fortschreite wie die meiner Schwiegermutter!

Schade, daß nach dem was Sie mir schreiben, K. einfach den Kopf verliert! Auf Ihren und N(öldekes?) Artikel ist m.E. nur ein vernünftiges Schweigen am Platz!

Ich weiß absolut nicht, was mit meiner Druckerei ist, von der ich seit über einer Woche Fahnen mit arab(ischem) Satz erwarte (drucken vermutlich was anderes: Hommet?, Glaser?) Ich habe Ihren Artikel schon zwischen Ihrem früher geschickten einschicken lassen, will ihn, wenn es irgend geht, bei meiner Anwesenheit in M(ünchen?) noch mehr beschleunigen.

Nochmals von uns beiden alle guten Wünsche für die Besserung in Gelnhausen und dazu herzliche Grüße von Haus zu Haus! Stets Ihr C. Bezold.

P.S. Adresse wie oben bis 20., dann im Notfall: bei Frau Prof. Bussian, München, Neureutherstr. 2.

 

139. C. Bezold an C. H. B., (Hamburg) Heidelberg, 31.12.1908

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Nehmen Sie recht herzlichen Dank für Ihren lieben langen Brief, der mich, wie Sie sich denken können, durch und durch interessiert! Nicht nur das „Was“ – auch das „Wie“! Alles atmet Arbeit und riecht nach Volldampf, und dann ist es gut so. Die Verpflanzung Ihrer Tätigkeit war an der Zeit. Ich muß wieder an mir selber messen: solche Briefe schrieb ich (mutatis mutendis) 1888 aus London!

Vor allem gratuliere ich Ihnen zum Erfolg Ihrer Vorlesungen und zu der schleunigen Errichtung des Seminars. Ihren „Vortrag“ habe ich ziemlich sorgfältig durchgelesen und kann mir nun Ihr Colleg vorstellen; dabei müssen Sie freilich auf den Vortrag mehr Gewicht legen als unsereiner. Auch das ganze forsche Vorgehen des Instituts, das ich aus der Eröffnungsfeier ersehe (besten Dank auch dafür!), ist imposant und klingt durch und durch gesund -, wenn Sie vielleicht mit Ihren Universitäts-Gründungs-Gedanken und der gesellschaftlichen Verschiebung Ihrer Zeit auch etwas vorauseilen! Item, Sie werden später vielleicht noch mehr wie jetzt überblicken, welche Summe von Arbeit Sie grade jetzt leisten. Es ist gut, daß die Verantwortung des Fachvertreters, das Muß der Sitzungen etc. jedem zunächst im idealischen Licht verklärt wird.

Was Sie über Meinhof schreiben, hat mich natürlich sehr interessiert; davon erzählen Sie mir gewiß mündlich noch. Daß ich nicht vergesse: dürfen wir Sie an einem der beiden Tage, Freitag 29. oder Samstag 30 Jan(uar) 1909 bitten, ganz einfach mit uns beiden zu essen (1 Uhr), damit man dabei plaudern kann? Wollen Sie uns baldmöglich mit zwei Worten freundliche Zusage geben und den Tag bestimmen?

Wegen Beádhorí stehe ich natürlich stets zu Ihren Diensten.- Die grünen Blätter besorge ich bald, aber in besonderer Eile sind Sie damit wohl nicht.—Über die Wirkung unserer Adresse in der Barth-Fischer-Sache kann nach meiner Meinung erst die Zukunft entscheiden. Ob der jetzige Zustand haltbar ist??

Wir haben bisher ein ruhiges Semester verlebt, sind aber jetzt beide mit Krampfhusten und Heiserkeit behaftet; schon vor 10 Tagen, als uns auf einen Tag Littmann (mit Schwester) besuchte, konnte ich kein lautes Wort mehr sprechen. Die Langeweile dieser Zeit der Gefangenschaft verkürzte ich mir durch die Behandlung der Sumerischen Frage, um die mich Halévy seit Monaten quält. Ob er es nun wirklich über sich gewinnen wird, sie auch drucken zu lassen?! Nehmen Sie zum Schluß für sich, Ihre liebe, recht herzlich von uns beiden gegrüßte Frau und die Kinderlein alle guten Wünsche für ein gesundes, gesegnetes 1909 entgegen! Daß ich diese Wünsche auch auf Ihre verehrteste, gottlob! wieder so rüstige Frau Mutter und die seit der Kindheit verehrten Schwiegereltern ausdehne, brauche ich Ihnen kaum zu sagen.

Auf baldiges Wiedersehen freuen sich meine Frau und Ihr treuer (gez.) C. Bezold.

 

140. C. Bezold an C. H. B., Hamburg. Heidelberg, 24.3.1909

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Endlich und im allerletzten Moment vor unserer morgigen Abreise nach Italien und weiter komme ich dazu, Ihnen nochmals zu schreiben. Zunächst nehmen Sie bitte recht herzlichen Dank, daß Sie mir solange die „grünen Blätter“ geliehen haben, die mir gerade in diesen letzten Wochen noch von besonderem Nutzen waren. Heute nachmittag ist die ganze in Ihrem Besitz befindliche Zeitschrift von Buchbinder Koch abgeholt worden und wird Ihnen dann wohl bald ganz gebunden zugehen.

Dazu aber noch ein freimütiges Wort! Als neulich der Procuraträger von Trübner, Herr Dr. G. Lüdtke, bei mir war, besprachen wir das Wohl und Wehe von ZA und ich mußte auf Goldzihers & Co Idee von der (übrigens verwerflichen) Zweiteilung in assyriologische und semitistische Bände kommen. Dabei mußte ich (natürlich streng vertraulich!) auch Ihre Idee der Islamischen Zeitschrift zur Sprache bringen, was Sie mir gewiß nicht verargen werden. Dr. L(üdtke) war darin sehr interessiert und ich verhehlte ihm nicht, daß ich schon mündlich Sie auf den Tr(übner)’schen Verlag hingewiesen hätte. Ich versprach ihm nun auf seine Anregung, „unverbindlich“ noch über die Sache mit Ihnen zu conferieren, und er schrieb mir noch vor ein paar Tagen, daß, wenn Sie ihn zunächst unterrichten wollten, sobald Sie die Ausführung Ihrer Absicht näher ins Auge faßten, Sie der ernsten Absicht begegnen würden, in gewissenhafte Prüfung der zur Fundierung des Unternehmens notwendigen Bedingungen einzutreten und danach die Entscheidung zu treffen.

Ich muß nun dem ein Wort wärmster Empfehlung beifügen. Der Verkehr mit der Firma

Trübner hat sich für mich in den letzten paar Jahren zu einem äußerst angenehmen gestaltet, und ich kann das Entgegenkommen in jeder Weise von dort aufs höchste rühmen! Pro domo darf ich dem aber auch beifügen, daß, wenn unsere beiden Organe in demselben großen Verlag erschienen, auch jeder Schein einer Concurrenz schwände und wir, soviel ich sehen kann, alle dabei nur gewinnen könnten. Bitte überlegen Sie sich die Sache einmal!

Ich schicke Ihnen anbei nur meinen Halévy-Artikel, weil Sie (?weggelocht) den Schrader-Nekrolog ja in der ZA zu lesen bekommen und ich sonst nichts greifbares vorzuweisen habe.

Nun bin ich froh, dem Heidelberger Winter zu entrinnen und endlich einmal meinen Husten ganz gründlich pflegen zu können, der noch immer nicht weichen will.

Hoffentlich sind Sie und alle die lieben Ihrigen ganz wohlauf und denken gern an das erste Hamburger Halbjahr zurück! Mit herzlichen Grüßen von uns beiden, auch an Ihre verehrteste, liebe Frau, Ihr allzeit getreuer (gez.) C.Bezold

P.S. Adresse am besten immer Heidelberg.

 

141. C. Bezold an C. H. B., Hamburg Heidelberg, 13.5.1909

Verzeihen Sie, lieber Freund,

daß ich erst jetzt zur Beantwortung Ihres lieben, interessanten Briefes vom 10.4. und zum Dank für 2 freundliche Sendungen (über Volkers? und Ihre Professoren) komme! Und daß die Antwort wieder so kurz wird! Ich brauche Ihnen nicht erst zu sagen, wie sehr mich alles in dem Brief interessierte und wie vorzüglich und inhaltsreich ich Ihren (Nach?weggelocht)ruf finde. Sie sind V. durchaus gerecht geworden!

Daß Sie den Anknüpfungspunkt mit Trübner aufgenommen haben, freut mich sehr; nun hoffe ich auch, daß die mündliche Unterredung in Berlin, die mir die Firma vor ein paar Tagen andeutet, befriedigend und fruchtverheißend verlaufen ist. Es wäre recht schön, wenn wir uns auf gemeinsamem Boden in die Hände arbeiten könnten!

Menaggio haben Sie wahrscheinlich reichlich verdient; ob Sie meine Karte aus Ägypten dort erreicht und mein Halévy-Artikel noch in H(amburg) getroffen hat?


Bezolds Ägyptenreise


Wir haben die schönste Reise, die wir je gemacht haben, hinter uns: am eindrucksvollsten ein Sandsturm in Sa’ara (unter Bissings Führung), am schönsten Philae, am großartigsten die Königsgräber in Theben (aber ach, der lange Eselsritt!) und der Abstieg nach Dír el batric; am lehrreichsten wohl der Tempel in Edfu(?). In Assuan regnete es – wie seit mindestens30 Jahren nicht geschehen war. Borchardts und besonders Oppenheim waren von überwältigender Liebenswürdigkeit; Büge sprach ich kurz, Sayre etwas länger und gemütlich wie in Vor-Museums-Zeiten!

Fuhren von Kairo durch bis Lugano (in 4 Tagen, davon 4 Stunden in Rom) und kamen am 5. an, wo 14 Zuhörer warteten. Einige Empfehlungen und Grüße von Haus zu Haus! Ihr wie immer treuer C. Bezold.

 

142. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 27.5.1909

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Ihr lieber Brief vom 16. d. M. samt Einlagen hat mich außerordentlich gefreut, und ich hätte ihn längst beantwortet, wären mir nicht ein paar Tagesbesuche (am Himmelfahrtstag ein sehr lieber von Littmann und letzten Montag ein langgeplanter von Münchner Verwandten), dazu noch recht viel unaufschiebbare Correcturen dazwischengekommen. Aber jetzt folgt endlich der herzlichste Dank, auch Ihrer verehrtesten Gattin, für alle Ihre freundlichen Wünsche und für Ihr liebes Geschenk! Ja, das kam mir auch merkwürdig vor, daß diese Wünsche diesmal schriftlich waren; aber man spricht da oft mehr aus als von Mund zu Mund. Daß ich diesmal 50 Jahre alt geworden bin, ist mir vor der hand noch nicht so peinlich, als mir vor 10 Jahren die 40 wurden. Man gewöhnt sich eben allmählig an die absteigende Bewegung: kostet weniger Schweiß und geht schneller!

Abgesehen von Ihren mich beschämenden Worten über ZA ist das, was Sie Trübner als Ihr vorschwebendes Ziel bezeichnet haben, so trefflich geschrieben, daß Sie es ohne weiteres drucken lassen könnten. Das habe ich auch Herrn Dr. de Gruyter gesagt, der mich am am 21. d. M. besuchte – gleichfalls mit den Schriftstücken bewaffnet, die ich Ihnen anbei mit vielem Dank zurücksende. Ich war hoffentlich in Ihrem Sinne nicht indiscret, als ich ihm auch Ihre An- und Absichten ad rem ziemlich unverhüllt merken ließ. Ein Vorschlag von mir, die anzunehmende Abonnentenzahl auf 200 zu steigern, und ein zweiter, den Ladenpreis auf 25 Mark zu erhöhen, fanden beide keinen Beifall bei ihm. Hingegen versteht er sehr wohl, daß Sie jetzt die Verhandlungen nicht übereilen können und wollen. Er wünschte mir nur, daß sowohl Sie wie auch ich überzeugt sein möchten, daß er in seinem unverbindlichen Vertragsentwurf „fair“ gehandelt habe, und ich muß sagen, ich habe nicht den geringsten Grund, daran zu zweifeln. Auch daß er die Zuschüsse jeweilig nur zur Deckung von Deficits verwenden will und zunächst aus dem Unternehmen keinen Gewinn zu ziehen beabsichtigt, ist gewiß vollauf anzuerkennen. Item, ich wünsche Ihnen nach wie vor von Herzen, daß sich später oder früher ein für alle Teile und obenan für die gute Sache erwünschter Abschluß erzielen lassen möchte, und sehe natürlich allem Weiteren mit regstem Interesse entgegen.

Außer für Ihre „Christianity“, die ich wenigstens teilweise wieder durchgelesen und mich dabei der guten Übersetzung gefreut habe, danke ich Ihnen noch ganz besonders für den Abdruck aus der „Kolonialen Rundschau“, die mir vorgestern zuging. Ich muß sagen, ich habe noch nie etwas gelesen, was mich so gründlich und dabei so rasch über die Vorgeschichte unserer Kolonien unterrichtet hätte. Die sachliche Ruhe, mit der Sie sehr heikle Fragen behandelt haben, ist dabei besonders zu rühmen, und daß Sie andererseits sehr energisch für die wissenschaftliche Bildung der Beamten eintreten und am Schluß auch ein Wort pro domo reden, finde ich ganz in Ordnung. Das Zugeständnis, daß die Missionen „ein Kulturfactor sind, den wir einfach nicht entbehren können“, hätte ich nicht über mich vermocht. Ich weiß nicht, wie weit die Holländer dem beistimmen würden; und die halten doch wohl auch Sie für die besten Kolonisatoren? Aber Sie wissen ja, ich spreche als fernstehender outsider. Und eine, nur wenig überzuckerte Pille, daß die Mission dem Islám – in die Hände arbeitet, bleibt für alle Gläubigen zu schlucken!

Auch was Sie sonst noch schreiben: über Moritz, über Ihren Professorenantrag, Ihren Lector, einen besonders begabten Schüler, „Enzyklopädie“, Schreibmaschine und Secretärin, Alles hat mich aufs wärmste berührt und interessiert.

Ich freue mich, daß mein Halévy-Artikel Anklang gefunden hat, am meisten über Thureau-Dangin’s volle Zustimmung. Ungnad will eine Richtung darin weiter verfolge.

Sonst gibt es von hier nichts Neues zu berichten. Außer Vorlesungen und einer Doctorarbeit bin ich noch immer mit dem Aufräumen alter Briefschulden, Nachholen versäumter Lektüre und Redactionsgeschäften in Anspruch genommen. Hoffentlich kommt bald die ersehnte Zeit, wo ich wieder an mein Äthiopisch und Assyrisch gehen kann!

Für Ihre liebe Frau hoffen und wünschen wir beide, daß längst aller Ärger mit den Sklavinnen überwunden sei und Sie den Hamburger Sommer, der nach 1902 zu schließen herrlich sein muß, in vollen Zügen genießen mögen; auch Ihren Kindern gelten natürlich diese Wüsche mit.

Und nun noch Glückauf! Zu einer frohen Pfingstfahrt und viele herzliche Grüße von uns beiden an Sie beide! Ihr stets getreuer (gez.) C. Bezold.

 

143. C. H. B. an C. Bezold. Hamburg, 11.6.1909

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor,

Was raten Sie mir? Kurz vor Pfingsten erhielt ich nach dem Schweigen eines Jahres die arabischen Druckbogen von Helbig’s Dissertation. Wie Sie erinnern, hatte ich sie ihm bereits einmal zurückgeschickt, weil Sie unpublizierbar waren. Nun habe ich heute den ganzen Tag auf die paar ersten Seiten verwandt. Sie wimmeln von Fehlern. Koranstellen sind nicht erkannt und sogar emendiert. Der zu Grunde liegende Text meist durch die Fehler der anderen Handschriften verbessert, dabei ein fürchterliches Durcheinander in den Handschriften, und was das Schlimmste ist, Helbig kann unmöglich auch nur zwei Zeilen hintereinander verstanden haben. Wenn ich in dem Tempo weiter korrigiere, ist es nicht mehr seine Arbeit. Ich habe deshalb große Lust, nicht weiter zu korrigieren und ihn eine Anmerkung machen zu lassen, daß ich nur die ersten Seiten des arabischen Textes durchgesehen hätte. Das deckt mir den Rücken und überdies Sapienti sat.

Ich möchte Sie nun um Rat bitten. Ich könnte mich höchstens auf ein Bitten von Ihnen entschließen, den Text zu Ende durchzukorrigieren, denn Helbig hat es weder um mich noch überhaupt verdient, daß ich für zwei bis drei Wochen meine wenigen freien Stunden widme. Ich habe wirklich viele Anfängertexte gesehen, aber so ein gänzlich hoffnungsloser ist mir noch nie unter Händen gekommen.

Ich glaube, ich habe Ihnen auch noch gar nicht gedankt für Ihren liebenswürdigen Brief vom 27. Mai. Sie können sich denken, daß sehr verschiedenartige Antworten auf meinen kleinen politischen Islamartikel einliefen. Meine von Ihnen beanstandete Stellung zur Mission ist ein Produkt der Hamburger Luft, d.h. ein Kompromiß mit den Tatsachen und der Praxis. Wer beobachtet, wie die kolossalen amerikanischen Missionsunternehmungen in Ostasien der politischen Propaganda Amerikas den Boden bereiten, der erkennt, was für ein wichtiger Faktor die Mission bildet. Fragen Sie einmal Troeltsch darüber, der gewiß kein Missionsfreund ist.-

Kennen Sie Stumme persönlich? Es besteht nämlich die Gefahr, daß Meinhof unseren Ruf ablehnt und dann werden wir die afrikanischen Sprachen wohl etwas anders interpretieren müssen. Glücklicherweise liest Stumme auch Kisuaheli. Natürlich müßte er dann in Zukunft die afrikanischen Sprachen zu seinem Hauptstudium machen. Ich kenne ihn leider gar nicht und bin für jede Auskunft über seine Persönlichkeit dankbar. Daß man versucht, Meinhof in Berlin zu halten, ist natürlich eine Chicane, denn er ist dort total überflüssig. Ich hoffe aber doch, daß er annimmt; ich muß mich nur bei Zeiten über einen Ersatz informieren. Wüßten Sie einen anderen als Stumme? (CHB)

 

144. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 12.6.1909

Lieber Freund,

herzlichen Dank für den Brief und den interessanten Artikel! Daß Sie in Holland vergnügt waren, hatte ich mittlerweile schon durch Snouck erfahren.

Ich meine, nachdem Sie H(elbig) einmal das Thema gegeben und ihn sonst unterstützt haben, können Sie ihn jetzt nicht gut vor Torschluß (31. Juli) in Stich lassen. Übrigens hab’ ich aus der Dissertation gar nicht sehr viel ar(abischen) Text in Erinnerung, eigentlich nur in der „Distom“ (?). Ist denn noch viel hinzugekommen und ist das für die Dissertation nötig? Sonst lassen Sie’s, bitte, ruhig weg! Item – auch mir wär’s natürlich lieb, wenn die Sache jetzt erledigt würde. Den Zusatz eines arabischen Textes, der nicht in dem ursprünglichen Ma(nu-skript) der Diss(ertation) enthalten war und nicht von Ihnen angesehen ist, könnte ich nicht billigen. Wenn Sie also Ihre Hand abziehen, müßte die Diss(ertation) so gedruckt werden, wie sie der Fac(ultät) vorgelegen hat. Ich meine aber, Sie nützen der Sache, wenn Sie sich opfern.

Nach dem, was Sie mir früher erzählten, wäre es zu begrüßen, wenn Ihnen A. einen Korb gäbe. St(umme) kenne ich persönlich leider gar nicht. Daß er in Jena abgelehnt hat, wissen Sie; wie man dort zu ihm kam, ist mir nach dem, was ich vorher über die Wiederbesetzung hörte, nicht klar geworden. Und an den Ersatz durch einen Deutschen?

Für heute nur diese Zeilen! Dazu aber noch die herzlichsten Wünsche und Grüße von Haus zu Haus! Ihr stets getreuer C. Bezold.

 

145. C. H. B. an C. Bezold. (Hamburg), 8.7.1909

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor,

mit der Übersendung des Akademieberichtes habe Sie mir eine unerwartete große Freude bereitet. Wir fingen gerade an, ärgerlich darüber zu werden, daß uns Eisenlohr nicht darüber orientierte, wo wir doch mit begreiflichem Interesse diese neue Entwicklung Heidelbergs verfolgten. Durch Ihre Güte war ich der erste der alten Heidelberger hier, der den Anderen die bedeutungsvollen Nachrichten übermitteln konnte. Es muß eine große Schwierigkeit gewesen sein, bei der Auswahl der Mitglieder Verstimmungen zu vermeiden. Hier wollte zunächst niemand glauben, daß Jellineck nur außerordentliches Mitglied sei. Bei großer persönlicher Empfindlichkeit kann eine solche Neugründung wohl den Fakultätsfrieden stören. Gerade deshalb war ich riesig gespannt, welche Auswahl man treffen würde. Zur Sache selbst kann man Heidelberg nur gratulieren und ich hoffe, daß Sie vielen Erfolg mit Ihren Unternehmungen haben werden.

Ich habe Ihnen noch gar nicht gedankt für die Übersendung der posthumen Arbeit von Vollers. Es hat mich sehr gefreut, aus der Anmerkung erneut zu ersehen, daß Sie mit meinem Nachruf auf Vollers einverstanden sind.

Um auf den Gegenstand unseres letzten Briefwechsels zurückzukommen, so habe ich mit einem ungeheuren Opfer an Zeit Helbig’s Arbeit durchkorrigiert. Trotz meiner ca. 200 Verbesserungen auf den wenigen Seiten bleiben immer noch eine gute Anzahl schwieriger Stellen, die so sicher unrichtig sind; aber ich habe jedenfalls (einen) einigermaßen lesbaren Text hergestellt, vorausgesetzt, daß Helbig die Revision richtig liest.

Meine Sorge um Meinhof hat sich als überflüssig herausgestellt, wie Sie inzwischen gelesen haben werden. Wir haben ihn vorigen Samstag mit seiner Frau als neuen Kollegen angefeiert. Auch der Sinologe Dr. Francke hat angenommen und ihm gewinnen wir eine sehr wertvolle Bereicherung unseres Professorenrates. Der Kiautschouvertrag stammt aus seiner Feder, ebenso der Staatvertrag über die neugegründete chinesisch-deutsche Hochschule. Er faßt seine Professur ebenso wie ich als eine Realienprofessur, selbstverständlich auf philologischer Basis. Auch für die übrigen noch im Schoße der Kommission schlummernden Professuren dürfen wir das Beste hoffen. Wir arbeiten alle jeder in seiner Weise momentan auch politisch, da man hier nicht nur den Regierenden sondern auch der Volksvertretung so nahe ist. Unsere Professorengesellschaften sind die reinsten parlamentarischen Abende. Die Verhältnisse liegen äußerst kompliziert, da auch im Kollegenkreise nicht allseitig dasselbe gewollt wird.

  • Da ist einmal der Gegensatz zwischen Professor und Museumsdirektor,
  • zweitens zwischen den exclusiven Universitätsleuten, die das ganze Heil in der Schaffung einer Universität alten Styles erblicken,
  • und den modernen Leuten, die wie ich der Meinung sind, daß bei einer Neugründung wohl alles Gute, sowie alle Berechtigungen der Universitäten übernommen werden sollen, daß aber vor Allem den Bedürfnissen des modernen Lebens mehr Rechnung getragen werden muß als daß auf den Universitäten der Fall ist.

Diese letztere Anschauung ist nun nicht nur die für mich theoretisch erwünschtere, sondern auch praktisch leichter durchführbar, da in den Kreisen der hiesigen Bürgerschaft Sinn für etwas großes Neues besteht, aber starke Opposition gegen die Universität alten Styles nicht zu leugnen ist. Man fürchtet zunächst die Studenten, besonders die bunten Mützen, dann aber namentlich in Kaufmannskreisen die Schaffung eines selbständigen, neuen Körpers, der unausbleiblich die führende Rolle in dem geistigen Leben Hamburgs übernehmen wird und damit neben dem bisher anerkannt ersten Stand des Kaufmanns einen neuen Faktor von unübersehbarer Tragweite einführt. Wie die Dinge jetzt liegen, muß die Entscheidung nach den Ferien fallen. Wir haben uns in einem privaten Gutachten dahin ausgesprochen, daß das Kolonialinstitut ohne Studenten auf die Dauer zu einer technischen Fachschule herabsinken würde, daß es wissenschaftlich nur Frucht bringen könne, wenn es als Glied eines größeren Ganzen funktioniere. Deshalb haben wir vorgeschlagen, das Vorlesungswesen weiter auszubauen, Abteilungen d.h. Fakultäten zu bilden, die inoffiziell schon längst bestehen, und dem Ganzen einen Namen zu geben und korporative Rechte zu verleihen. Wir verlangen weiter hauptsächlich Studenten, was nur bei Semesteranrechnung möglich wird, und das Doctor-examen, das nach einem juristischen Gutachten uns ohne Weiteres durch den Senat und Bürgerschaft verliehen werden kann; die übrigen Bundesstaaten sind durch bereits bestehende Verträge zur Anerkennung dieses Doctors verpflichtet. Über all diese Dinge, wie auch über die notwendige Berufung von Philologen wird nun eifrigst hinter den Kulissen verhandelt; dabei muß man furchtbar vorsichtig sein, daß man an den vielen mitsprechenden Stellen immer die richtigen Argumente verwendet. Ich muß Sie natürlich auch Sie bitten, alle diese Mitteilungen als streng vertraulich anzusehen.

In diesem Zusammenhange möchte ich nun eine Frage an Sie richten. Von unseren sämtlichen Kollegen besitzt nur Meinhof den Doctortitel nicht. Ich möchte mich nun darum umtun, in welcher Weise man ihn ihm am besten verschafft. Verdient hat er ihn zweifellos; er ist eben einmal der Begründer der Bantu-Philologie. Wäre es nun nach der Heidelberger Praxis möglich, daß die dortige philosophische Fakultät etwas unternehme. Wenn nicht, käme die theologische Fakultät in Frage. Ich habe kürzlich in Amsterdam mit Weiß darüber gesprochen. Ehe ich diesem mein Material gebe, möchte ich Sie gefragt haben, weil Meinhofs hauptsächliche Leistungen auf streng philologischem Gebiete liegen. Vielleicht sprechen Sie gelegentlich einmal mit Troeltsch über die Sache. Ich wäre Ihnen für jeden Rat dankbar, denn es ist natürlich für Meinhof nicht angenehm, späterhin den Doctortitel zu verleihen, ohne ihn selbst zu besitzen.

Wir stehen vor den ersten Prüfungen. In Islamkunde werde ich acht, in Kisuaheli zwei zu prüfen haben. Einer hat sogar seine Hauptarbeit über den Islam in Kamerun gemacht und mir ein Scriptum von 90 eng beschriebenen Folioseiten eingereicht. Trotzdem sehe ich der Prüfung gerade dieses Jünglings mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Die Kurse des Vorlesungswesens hören schon in der nächsten Woche auf und auch das Kolonialinstitut wird in der letzten Juliwoche zu Ende gehen. Meine Frau geht mit den Kindern am 15. Juli nach dem Ostseebad Timmendorfer Strand, wohin ich folge, sobald ich frei werde. Am 7. August kehren wir auf 4 Wochen nach Hamburg zurück, da ich einmal endlich wieder etwas Productives schaffen möchte. Die mittleren Wochen des September verbringen wir in Gelnhausen. Ich würde dann gern einmal für einen Tag zu Ihnen herüberfahren.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr stets dankbar ergebener (CHB)

 

146. C. H. B. an C. Bezold. (Hamburg), 2.11.1909

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor,

Verzeihen Sie einem Vielbeschäftigten, daß er Ihnen und Ihrer verehrten Gattin erst heute für Ihre gastliche Aufnahme dankt. Und schon wieder muß ich an Ihre Güte appellieren. Wollen Sie mir bitte erneut Ihren Rat in Sachen meiner Zeitschrift zur Verfügung stellen. Als Grund-lage meiner weiteren Verhandlungen mit Trübner hatte ich einliegende Bemerkungen, in denen Sie Ihren Geist spüren werden, aufgesetzt. Auf Grundlage dieser Bemerkungen habe ich vorigen Sonntag in Berlin mit Herrn de Gruyter verhandelt. Gleichsam als Protokoll unserer Aussprache sandte mir heute Herr de Gruyter seinen Bericht an Trübner über unsere Besprechung. Derselbe ist ungemein zuvorkommend und sympathisch. Wie Sie sehen, besteht eine Meinungsverschiedenheit nur in Bezug auf die Separate. Ich gebe in diesem Punkte sehr ungern nach, da eine wissenschaftliche Zeitschrift meines Erachtens in erster Linie zur Erleichterung der Organisation der Arbeit dienen soll und erst in zweiter Linie als wirtschaftliches Unternehmen aufgefaßt werden darf. Ich verstehe durchaus den Standpunkt des Verlegers, möchte aber gern meine Position nicht aufgeben. Was meinen Sie dazu?

In Bälde mehr. Heute nur diese Schriftstücke mit der Bitte um baldmögliche Rücksendung. Uns geht es vortrefflich; nur habe ich viel zu tun. So heute Abend noch mein Publikum. In Berlin habe ich eine neue auch Sie interessierende Deutsch-Österreichische Gründung vorbereiten helfen, von der ich Ihnen nächstens mehr erzählen werde. Geyer war extra dazu nach Berlin gekommen.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus. Ihr stets dankbar ergebener (CHB)

 

147. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 4.11.1909

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Herzlichsten Dank! – Um gleich in medias res zu gehen, so weiß ich gar nicht, ob Ihnen über Punkt c) noch eine Äußerung von mir erwünscht ist. Für alle Fälle erlaube ich mir aber zu bemerken, daß auch ich das durchgehende Honorar von M 100 für die Berichte zu hoch finde und eher auf ein Bogenhonorar recurrieren würde.; eine Scheidung zwischen aufgeforderten und unaufgeforderten Einsendern von solchen Berichten erscheint mir ebenso wie Herrn de G(ruyter) sehr gefährlich und zweischneidig.

Aber nun zum Hauptpunkte d)! Wir geben in der Regel für „Artikel“ 50 Separata, für „Sprechsaalbeiträge“ 25; dabei sind die ersteren als einen Bogen überschreitend, die letzteren als dies nicht tuend gedacht. Natürlich kommen Ausnahmen vor, wodurch die Einsender kurzer Artikel gewinnen und die langer Sprechsaalbeiträge verlieren.

  • Wäre es nun (da Sie ja keine ähnliche Einteilung wie Z.A. haben) nicht geraten, die Bogengrenze zum Einteilungsmodus zwischen50 und 25 Separata zu machen, oder dgl.?
  • Ferner: nur einzelne Autoren legen auf Separattitel Wert: wäre es nicht tunlich, deren Wünsche von Fall zu Fall zu befriedigen unter möglichst billiger Anrechnung des Titelzusatzes. Ich vermisse (oder habe es in der Eile übersehen) eine ausdrückliche Bemerkung, daß auf dem Separattitel jedenfalls stehen muß: Sonderabzug aus „Islam“ 190, Bd…., S….ff oder dgl., nehme dies aber als ganz selbstverständlich an, in jedermanns Interesse.
  • Endlich drittens: Die Früher-Ausgabe der Separata würde ich zäh festhalten. Die meisten meiner Herren Mitarbeiter legen darauf besonderes Gewicht, und ich habe noch keinerlei Erfahrung gemacht, inwiefern die Früher-Ausgabe „für die Zeitschriftenliteratur verhängnisvoll“ wurde. Aber natürlich: buchhändlerisch-merkantile Erfahrung steht mir nicht zu Gebote. Ich weiß nur, daß mir sicher mancher Artikel entgangen oder doch manche unliebsame Korrespondenz entstanden wäre, wenn ich über die Ausgabe der Separata zeitlich nicht frei schalten könnte.

Soweit das Geschäftliche! Und dazu wie immer die herzlichsten Wünsche zum Gedeihen auch dieses Ihres schönen Unternehmens!

Ich stecke bis über die Ohren in Kolleg und Kolleg-Vorbereitung; vorgestern begann die Genesis mit über 20, gestern das Alttest(amentarische) Seminar mit 7 Zuhörern. Aber die tägliche Vorlesung und noch dazu mit Vorbereitung ist mir neu und läßt mir herzlich wenig übrige Zeit. Wo bleibt die Verwirklichung all der liebgewordenen Pläne, die ich wälze: Assyr(ische) Literatur, 2. Auflage; Supplement zum Katalog; Supplement zu Brünow: Meissner; ja selbst mein armer äthiopischer Heiliger? Und dabei brennt einem die entsetzliche „Weltgeschichte“ auf die Finger!

Wundernett war’s in Wien und München; dort zusammen mit Troeltsch, der auch einen Vortrag hielt (am selben Abend, an dem der erste Teil meiner „Trilogie“ stieg), und in München einen Tag nach Windelband’s Vortrag. Wir wohnten bei Müllers und haben diese ordentlich genossen.

Für heute in der bekannten Eile Addio! Schönste Wünsche und Grüße von Haus zu Haus!

Stets ihr alter, treuer (gez.) C. Bezold.

 

148. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 16.12.1909

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Verzeihen Sie dem 12-Stunden-Dozenten, wenn er erst heute zur Beantwortung Ihrer lieben Zeilen vom 10. d. M. kommt! Es ging wirklich nicht früher.

Daß ich Ihrem Unternehmen eigentlich ziemlich fern stehe, darüber brauche ich Sie nicht erst lang aufzuklären; unser langjähriges Zusammensein, an das ich oft und gern zurückdenke, hat Ihnen ja alle Falten meines wissenschaftlichen Herzens geöffnet! Aber wenn Ihnen neben den anderen auch an meinem Namen etwas gelegen ist, so bin natürlich gern bereit, beizutreten. Verfügen Sie also nach Wunsch über mich!8Nöldeke haben Sie nicht in Aussicht genommen?

Wir erwarten in ein paar Tagen Littmann hier, mit dem ich viel zu besprechen habe; der wird mich wohl auch über Ihren „engsten Arbeitsausschuß“ noch weiter aufklären.

Was mir neben Kolleg und manchem anderen noch viel Zeit kostet, ist die Akademie; da ist eben noch so gut wie Alles in die Wege zu leiten, wobei mir Verschiedenes anvertraut worden ist.

Daß wir statt Gunkel nun Beer bekommen haben, ist Ihnen wohl mittlerweile bekannt geworden. Als ich neulich mein Alttestamentliches Seminar bei uns zu Tisch hatte, sah ich übrigens erst, wie viel Liebe Merx unter den Studenten gesät hat, die noch über seinem Grabe wächst.

Möchten Sie und Ihre liebe Frau sammt den Kindern ein recht frohes, gesundes Weihnachten verleben! Dieser herzliche Wunsch von uns beiden, meiner Frau und

Ihrem getreuen (gez.) C. Bezold


Vorbereitung der Zeitschrift „Der Islam“


149. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 11.2.1910

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Verzeihen Sie es meiner sehr knappen Zeit, daß ich Ihren Vertrag bis heute habe liegen lassen! Ich bin mit fast allen Sätzen darin einverstanden. Da Sie ihn aber einmal geschickt haben, so erlaube ich mir doch noch ein paar – ganz unmaßgebliche! – Vorschläge, nämlich

  1. Abgesehen davon, daß Sie sich (wie Sie schreiben) vorbehalten, daß Ihr Name „für alle Zeiten irgendwie auf dem Titel bleibt“, würde ich in §3 sagen „… der Begründer und erste Herausgeber der Zeitschrift. Er behält das Amt des leitenden Herausgebers9 auf jeden Fall …“
  2. In §7 würde ich schreiben: „… und jeder Band soll tunlichst in … (Sie könnten z. B. eine größere Reise unternehmen müssen oder dgl.: chi sa?
  3. In §8: „… gedruckt werden (verzeihen Sie dem Pedanten!) können Typen für arabische, türkische und persische Einfügungen in Kontext- und Anmerkungsschrift sind erforderlich“.
  4. §14: Nach „pro Exemplar“ würde sich vielleicht empfehlen noch beizufügen: und weiterer entsprechender Berechnung für etwaige eigene Paginierung, Separattitel oder sonstige Zusätze.
  5. In §15 würde ich (schon um die Zeit für überflüssige Korrespondenzen zu ersparen) darauf dringen, daß die Worte „unter Zustimmung des Verlegers“ gestrichen werden.

Wir haben uns gewiß nicht minder als Sie über Ihren lieben Besuch gefreut; ob uns ein baldiges Wiedersehen (im Süden?) beschert wird?!

Herzliche Grüße von uns beiden an Sie und Ihre liebe Frau – auch an Troeltsch! Ihr treuer (gez.) C. Bezold.

 

150. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 9.3.1910

Lieber Freund,

Gestern abends von Wilhelmshaven zurückgekehrt, fand ich Ihren Artikel vor, und erhielt heute ein Duplicat davon sowie den Prospekt Ihrer Zeitschrift: für alles herzlichsten Dank!

Da bei der Duplicatsendung offenbar ein Versehen der Expedition vorlag und ich weiß, wie gern man überschüssige Exemplare hat, hab ich mir erlaubt das zweite Ex(emplar) an Sie zurückzusenden.

Die Lektüre des Artikels fand ich heute vor lauter Correcturen und dringenden, seit 5 Tagen lagernden Korrespondenzen noch keine Zeit, habe aber noch die Vorfreude – aber nur mehr sehr kurz. Dagegen kann ich Sie zu der vornehmen und sachlichen Abfassung des Prospekts beglückwünschen. Ich habe das Gefühl, daß es Ihnen mit der Verwirklichung Ihrer Ideen gut gehen werde, und – ohne alle Schmeichelei – bei Ihnen in den besten Händen sei.

Wir waren auf der Reise und an den Vortragstagen vergnügt; morgen soll ich auf 6 Tage Strohwitwer werden und dann evviva Lugano! Mit den herzlichsten Grüßen von Haus zu Haus Ihr alter treuer C. Bezold.

 

151. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 8.5.1910

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Längst wollte ich Ihnen schreiben und bemerke mit Schrecken, daß das Semester nun schon ordentlich in Gang kommt und die Schuld nicht getilgt ist. So empfangen Sie denn endlich – spät aber herzlich – Dank für Alles, den lieben Brief vom 6. April, die Sendung der französischen Fassung Ihres Vortrags (auch die deutsche für unser Seminar) und die Rezension über Leonard, die ich mit größtem Interesse gelesen habe!

Wir sind seit 14 Tagen zurück nach einem 2tägigen Aufenthalt in Straßburg, der reizend wie immer war. Dort sagte mir Littmann auch, daß Ihr deutsch-österreichischer Verein aufgelöst sei und Sie mir nächstens darüber schreiben wollten; das mag unbewußt meine heutige Antwort verzögert haben.

Und nun zur Sache: 1. Für Herrn Windfuhr habe ich nach dem, was Sie über ihn schreiben, gar keine Angst; wir können ja dann im Examen einen syrischen und einen arabischen Text nehmen. Übrigens hat mir seine Schrift einen sehr guten Eindruck gemacht. Ich sehe einer Eingabe also jederzeit gern entgegen.

2. Auch Herrn Schmidt nehme ich nach Ihren Mitteilungen natürlich gern als Candidaten auf (in seine Arbeit werde ich mich selber wohl erst tüchtig einlesen müssen!) Bei ihm wäre also der Schwerpunkt aufs Arabische zu legen. Und für die bekannten „allgemeinen Fragen“ über Semitica kann er sich wohl aus Nöldeke’s „Die semitischen Sprachen“ und Ähnlichem etwas vorbereiten? Weder von Nationalökonomie noch von Philosophie höre ich, daß sie als Nebenfächer wegen ihrer Schwierigkeiten gescheut würden. Russisch ist hier ausgeschlossen. Spanisch wird wohl gelesen, aber für das Examen fürchte ich, daß ein ziemliches Maß von romanischer Philologie im Allgemeinen (vergleichende Grammatik &c.) vorausgesetzt würde. Ich würde die erstgenannten Fächer mehr empfehlen, wenn sich der Cand(idat) da zu Hause fühlt. – Hoffen wir also auf doppeltes Gelingen!

Für die erste Nummer Ihrer Zeitschrift haben Sie ja treffliche Namen beisammen; möge das immer so bleiben!

Ich habe, ohne Theologie und mit „Hinansetzung“ der Aethiopica – ich muß sagen, seit Jahren! – mich wieder einmal in die Keile10 gestürzt und sehe aufs Neue, wie interessant da Alles und jedes ist, wie sehr uns aber auch ein wenig Zusammenfassung nottut. Hoffentlich reichen meine Kräfte, um eine solche Zusammenfassung auch wirklich zum Nutzen der Wissenschaft zu Stande zu bringen; ich habe fest vor, jetzt nicht mehr „luck“ zu lassen!

In Lugano war’s ungewöhnlich kalt und unfreundlich, genau so wie jetzt hier. Ein Besuch in Locarno (bei Quinckes) verschaffte uns den Genuß eines kurzen Zusammenseins mit Troeltschs und Rathgens; das war sehr nett. Rathgen berichtete auch über seinen Aufenthalt bei Snouck, dem jungen Bräutigam.- Nöldeke war frischer denn je, und ich habe ihn diesmal u.a. als Hebraisten bewundern gelernt; wie enorm reinlich und gradlinig der Mann in Allem denkt, – und ohne Philosoph zu sein!

Mögen Sie mir Ihrer vielmals gegrüßten Gattin und den Kindern einen recht frohen und vor allem gesunden Sommer verleben! Dies der Wunsch meiner herzlich grüßenden Frau und Ihres stets getreuen (gez.) C. Bezold.

 

152. C. H. B. an C. Bezold, Lugano (Hamburg?), 6.4.1910

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor!

Unter meinen wenigen wirklichen Schülern ist ein wahres Wettrennen ausgebrochen, das Doktorexamen zu machen. Neulich hat sich schon Herr Pastor Windfuhr an Sie gewandt und Sie hatten ihn liebenswürdig aufgenommen. Es interessiert Sie vielleicht, noch ein wenig über die Kenntnisse dieses Herrn orientiert zu werden. Er kann hebräisch ausgezeichnet und ist recht eingelesen auch in die rabbinische Literatur. Er wäre so recht ein Mann für unseren seligen Merx gewesen. Auch syrisch liest er recht gewandt und frisch. Die Lecture von Josuas Stylites ging einfach großartig. Seine Kenntnisse im arabischen sind weniger groß, doch hat er nicht ohne Geschick Bohári und Noeldekes Delectus bei mir gelesen. Ich glaube sein Examen wird keinerlei Schwierigkeiten machen, wenn seine Arbeit genügt. Das kleine Schriftchen, das er Ihnen gesandt hat, ist von Strack sehr gelobt worden.

Noch kenntnisreicher, wenn auch ganz anders geartet, ist ein anderer Schüler von mir, der ebenfalls diesen Sommer bei Ihnen promovieren möchte. Dr. jur. F. S. Schmidt macht eben sein Assessorexamen und will dann sofort seine Dissertation, die aus einer Seminarübung bei mir erwachsen ist, fertigstellen. Schmidt ist ein Mensch von ungewöhnlichem Sprachtalent und spricht arabisch mit vollendetem Accent. Er hat in Berlin das Dolmetscherexamen für Marokko gemacht, hat sich aber dann auch ziemlich viel, namentlich in den letzten 1 ½ Jahren, bei mir mit der klassischen Sprache beschäftigt. Bei der Lecture von Abu Júsuf entdeckte er, daß die verschiedenartigsten Institutionen, die unter dem Begriff der Ganima 11behandelt werden, den verschiedenen Abteilungen des römisch-rechtlichen Begriffes der Occupatio entsprachen. Auf meine Veranlassung ging er der Sache nach und legte mir vor einigen Tagen eine Arbeit vor, die wirklich sehr hübsche ganz neue Resultate zur Entstehungsgeschichte des islamischen Rechtes enthält. Ich riet ihm nun, die Arbeit noch etwas auszubauen und als Dissertation zu benutzen. Ich will sie ihm dann gern in meiner Zeitschrift drucken. Er soll nur die Institution jetzt erst noch etwas weiter durch das islamische Recht hindurch verfolgen; bisher hatte er bloß die ältesten Quellen herangezogen. Es wird zweifellos eine sehr hübsche Arbeit. Was noch fehlt, kann er etwa in 4 Wochen machen. Daß Herr Schmidt bei Ihnen im Arabischen glänzend bestehen wird, dafür ist mir nicht bange, nur ist er natürlich kein ausgebildeter Semitist. Er hat zwar hebräisch auf der Schule gelernt und meint leichtere Texte wie die Bücher der Könige bald wieder lesen zu können. Auch ins Syrische hat er sich leidlich hineingearbeitet, wenn er auch etwas Angst vor einem unpunktierten syrischen Texte hat. Ich möchte Sie nun fragen, ob Sie ihn unter diesen Umständen annehmen wollen. Ich kann ihn auf das Wärmste empfehlen. Er kann jedenfalls zehn mal mehr wie Helbig. Was ihm im Syrischen und Hebräischen fehlt, ersetzt er durch eine tüchtige Realienbildung. Über die religiöse Geschichte des Islam und vor allem über die Hauptkapitel des islamischen Rechtes kann er gut Auskunft geben. Die Wahl der Nebenfächer macht ihm auch keine großen Schwierigkeiten. Er denkt an Nationalökonomie (Gotheim) und Philosophie. Gelten diese Fächer als sehr schwierig? Herr Schmidt ist ein vorzüglicher Kenner des Russischen und seiner Literatur. Auch im Spanischen ist er wohl beschlagen. Gibt es eine Möglichkeit, eine dieser Sprachen als Nebenfach zu nehmen? Ich habe ihm versprochen, über alle diese Punkte einmal bei Ihnen anzufragen, ehe er sich selbst an Sie wenden wird. Ich möchte noch hinzufügen, daß Schmidt nicht nur ein sehr kenntnisreicher, sondern auch ein ungewöhnlich reizender Mensch ist. Er hat seit 1 Jahr selbständig den arabischen Anfängerunterricht auf dem Kolonialinstitut erteilt; er war also mein Hülfsarbeiter. Seit dem 1. April besitze ich erst einen Assistenten, der Orientalist im Hauptamt ist, Dr. Tschudi, ein Schüler Jacobs.

Meine Zeitschrift ist im Druck. Ich habe sehr viel Manuskripte bekommen und freue mich von allen Seiten zu hören, daß meine Gründung wirklich einem Bedürfnis entgegenkommt.

Ich habe diese ganzen Ferien ruhig durchgearbeitet, gönne mir nur gelegentlich mit meiner Frau etwas Reiten und Bootfahren. Meistens war hier herrliches Wetter, so daß uns der Verzicht auf eine Reise nach dem Süden eigentlich nicht allzu schwer fällt. Immerhin beschleicht mich doch ein leichtes Neidgefühl, wenn ich an Sie Troeltschens und Rathgens und andere denke. Ich wünsche Ihnen einen recht genußreichen Aufenthalt.

Mit freundlichen Grüßen von Haus zu Haus wie stets in dankbarer Verehrung Ihr getreuer (CHB)

 

153. C. H. B. an C. Bezold. (Hamburg?), 18.7.1910

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Professor!

Herzlichen Dank für die beiden wertvollen Zusendungen, die Sie mir gemacht haben. Ihre Geschichte präsentiert sich ja in prachtvollem Gewande. Ich weiß, daß sie ein Schmerzenskind von Ihnen war, glaube aber, daß das wenige Leser merken werden. Überaus geschickt ist die Betonung der Kulturgeschichte. Ich habe schon ein gut Stück darin gelesen und mich darüber gefreut.

Mit noch größerem Interesse habe ich die Akademiepublikationen durchgelesen. Auch hiervon wußte ich ja aus Ihren Erzählungen schon so viel, daß ich mit Genuß diese überaus wichtige Arbeit durchnehmen konnte, obwohl sie meinem eigenen Arbeitsgebiet ja so sehr fern liegt.

Als kleine Gegengabe sende ich Ihnen in den nächsten Tagen Heft 2 des „Islam“, in dem Sie meine erste größere afrikanische Arbeit finden werden.

Auch hoffe ich Sie Ende Juli oder Anfang August auf der Durchreise in Heidelberg wiederzusehen, denn wir werden ja mancherlei zu besprechen haben. Hier geht alles frisch voran. Vier neue Professuren sind bewilligt und ein Organisationsplan ist in Arbeit. Meine Residenz während des August wird Augsburg sein, während des September Gelnhausen.

Ich bin neugierig, wie Ihnen die Arbeit von Dr. Schmidt gefallen hat. Ein älterer Orientalist hätte vielleicht mehr herausgeholt, aber auch so sind die Resultate doch schon recht erheblich. Mich hat besonders gefreut, daß Schmidt nicht zwangsweise vergleicht, sondern auch ruhig betont, wo Entlehnungen unwahrscheinlich sind. Schmidt ist jetzt auf der Bank tätig, hatte aber auf mein Gutachten hin einen Ruf als Oberbeamter nach Ostafrika, wo er die Entwicklung des Islam beaufsichtigen sollte. Leider war er schon vorher bei der Bank festgelegt. Hoffentlich haben Sie Freude von ihm im Examen.

Kollege Meinhof bat mich neulich, gelegentlich Ihnen nochmals seinen Dank für Ihre Bemühungen in seiner Sache auszusprechen. Er hofft, daß Sie es richtig verstanden haben, warum er seine Arbeit nicht in der Akademie publizieren wollte. An Druckgelegenheiten fehlt es ihm nicht, da er ja selbst Redakteur unserer Institutspublikationen werden wird. Es kam ihm nur darauf an, das Ohr der Semitisten zu erreichen. Da die Arbeit Ihnen, wie ich wohl begreife, etwas aus dem Rahmen Ihrer Zeitschrift zu fallen schien, wird sie Meinhof jetzt wohl in der ZDMG12 veröffentlichen.

Mit verbindlichen Grüßen von Haus zu Haus in bekannter Verehrung Ihr aufrichtig ergebener (CHB)

 

154. C. Bezold an C. H. B., Gelnhausen. Engelberg/Schweiz, 8.9.1910

(Postkarte)

Von der Arnialp senden herzliche Grüße A. Bezold, Otto Cartellieri.

Dazu noch herzlichen Dank, lieber Freund, für das 2. (sehr interessante) Heft des Islam, Ihren freundlichen Brief, den ich noch in Heidelberg, und die Karte, die ich in Oberndorf erhielt! Daß wir uns am 16.8. nicht in der Ausstellung trafen, ist schade (lernten dort Sasse und Nöldeke kennen).

Wir wollen noch ca. 10 Tage hier in Engelberg (Hotel Engel) bleiben, dann nach Heidelberg zurückkehren. Es wäre sehr schön, wenn wir uns dort wiedersähen.

Unsere ehrerbietigen Empfehlungen Ihrer Frau Mutter und viele herzliche Grüße an Ihre l(iebe) Frau! In alter Treue Ihr C. Bezold

 

155. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 10.11.1910

(Postkarte)

Lieber Freund,

Heute komme ich wieder mal mit Dank, herzlichstem Dank für das Schlußheft Ihres „Islam“. Dazu die allerbesten Glückwünsche zur Vollendung des ersten Bandes mit einem multos in annos“! Ich habe das meiste in dem Doppelheft schon durchgelesen, und zwar mit größtem Interesse. Bei den Übersetzungen aus dem Türkischen stieg mir lebhaft der Abend auf, wo mir der freundliche Hilmy Bey dasselbe über die Brautschauen und, was damit zusammenhängt, erzählte.

Was Sie selbst über N(öldekes) neues Werk geschrieben haben, das haben Sie ganz vortrefflich gesagt! Glück auf!

Gleichzeitig sende ich Ihnen eines der ersten Exemplare unseres Rundschreibens und dazu endlich ein Ex(emplar) der Ak(ademie)-Stift(ungs)-Satzungen, das ich in diesen Tagen erhielt.

Bei uns geht’s jetzt ordentlich ins Semester hinein. Gestern war ich unter 170 Zuhörern in Ranke’s Publicum (mit Lichtbildern) über ägyptische Kultur.

Außer N(öldekes) Neue Beiträge lese ich in Mußestunden des genialen Igratins Vorlesungen über den Islam. Gleich us. Igratin ist ganz famos; nicht?

Hoffentlich geht es bei Ihnen Alles gut! Viele herzliche Grüße von Haus zu Haus! Ihr treuer C. Bezold

P.S. Das Examen des Herrn W(indfuhr) soll am 23. d. M. sein

 

156. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 24.11.1910

Lieber Freund,

vielen Dank für Ihre liebe Karte vom 13. d. M. Heute muß ich Ihnen nun leider melden, daß gestern abends Herr Windfuhr nicht bestanden hat. Die allgemeinen Fragen bei mir gingen kläglich, aber noch an; das Syrische war schon ziemlich schlimm (Unkenntnis ganz gewöhnlicher Worte wie –syrische Worte –Liebe, Taufe usw. usw.) aber ich hätte allenfalls noch durch die Finger sehen können. Hingegen war’s bei Boll, der sich auf Wunsch des Herrn W(indfuhr) auf Catull beschränkt hatte, so bös, daß darauf das Examen abgebrochen wurde und Windelband das zweite Nebenfach ausfallen ließ. Ich bedauere dies (wie wir alle) natürlich sehr lebhaft.

Man fühlte nur zu deutlich, daß Herr W. schon zu lange von der Hochschule abgegangen ist, um unsere Anforderungen zu verstehen. Dadurch möchte ich ihn aber nicht entmutigt wissen. Da die Arbeit angenommen ist, kann er ja das Examen wiederholen.

Ich wollte Ihnen doch auch gleich von mir aus über diese Angelegenheit Mitteilung machen. Es ist betrübend; aber scharf angefaßt hat Herrn W. keiner von uns beiden Examinatoren!

Für heute nur noch die schönsten Grüße von Haus zu Haus! Ihr treuer C. Bezold.

P.S. Die Zusagen zur G(oldziher)-Festschrift treffen schon jetzt recht zahlreich ein.

 

157. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 1.1.1911

(Postkarte)

Herzlichen Dank, lieber Freund, und innige Erwiderung der Wünsche für Sie, Ihre liebe Gattin und ganzen Familie!

Sie Glücklicher! Dies Jahr winkt uns keine weite Reise.

Könnten Sie am 26. d. M. ca. 1 Uhr mit uns essen? Darüber würden sich herzlich freuen Ihre vielmals grüßenden, meine Frau und Ihr treuer C. Bezold

 

158. C. Bezold an C. H. B., Kairo Heidelberg, 3.3.1911

(Postkarte, abgestempelt Cairo 8.3.1911!)

L(ieber) Fr(eund),

Heute muß ich Sie mit der (Goldziher)-Festschrift quälen. Denn 20 Herren, die noch mit ihren M(anuskripten) im Rückstand sind, werde ich in den nächsten Tagen den 15. d. M. als letzten Ablieferungstermin angeben; sonst wird das Gelingen der Sache gefährdet.

Da ich weiß, daß Sie mich nicht im Stich lassen, wollen wir entre nous deux noch eine weitere Hinausschiebung vereinbaren, sagen wir bis Ende März; ist Ihnen das recht?

Aber: umgehend bitte ich Sie um genaue Angabe des Themas, da die Beiträge schon in den nächsten Tagen geordnet werden sollen.

Für heute nur in aller Eile diese paar Zeilen. Ich hätte Ihnen viel Schönes auf Ihre beiden freundlichst übersandten Artikel zu sagen, ganz besonders auch über den Islam II, 1 ff!! Aber die Zeit drängt. Meine Frau dankt herzlich für Ihren freundlichen Brief vom 10.d. M.

Grüßen Sie L. (sein Brief richtig eingetroffen; vielen Dank!) und W. vielmals und seien Sie herzlichst gegrüßt von meiner Frau und Ihrem alten treuen C. Bezold

 

159. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 29.3.1911

(Postkarte)

L(ieber) Fr(eund),

Ihre liebe Karte erreichte mich, zwei Tage nachdem ich von Nöldeke (via Littmann) über Ihre Rückreise gehört hatte: wie leid Sie uns beiden tun! Bei allem und allem bin ich sehr froh über Ihre Worte „wir hoffen ihn jetzt gerettet“ und wünschen Ihnen von ganzem Herzen, daß Sie darüber nun volle Gewißheit haben und daß die Besserung nun rasche Fortschritte macht! Grüßen Sie in diesem Sinne auch Ihre liebe Frau herzlich von uns beiden, denen mit Ihrer Rückkehr eine Last wenigstens vom Herzen genommen wurde!

Ich schrieb Ihnen am 16. einen Kartenbrief nach „Villa Victoria“, der jetzt gewiß in Ihren Händen ist.

Wir wollen am nächsten Sonntag nach Lugano (“Bellevue“); bis dahin soll aber noch schrecklich viel fertig werden, deshalb auch diese kurze Nachricht.

Mit allen guten Wünschen und herzlichen Grüßen Ihr treuer C. Bezold.

 

160. C. H. B. an C. Bezold (Hamburg), 30.3.1911

(Maschinenkopie)

Hochverehrter lieber Herr Professor,

Herzlichen Dank für Ihre freundliche, teilnehmende Karte. Unser Walter ist wirklich auf dem Wege der Besserung. Heute durfte er sogar schon ein Viertelstündchen an die Luft. Seine Wunden heilen ausgezeichnet und er hört wieder gut. Natürlich ist er noch ziemlich nervös und bedarf ebenso wie meine Frau nach der langen Pflege einen Aufenthalt in irgendeinem sonnigen Ländchen. Da ich am 6. Mai in London einen Vortrag halte, werden wir es wahrscheinlich verbinden und an die englische Südküste, eventuell Insel Wight, gehen. Sollten Sie dort irgendein Plätzchen wissen, das besonders für diese Jahreszeit empfehlenswert ist, so wäre ich Ihnen für eine Mitteilung aus Lugano sehr dankbar. Vor Mitte April werden wir kaum Hamburg verlassen.

Ihren freundlichen Brief nach Cairo habe ich inzwischen auch erhalten. Mein Beitrag für Goldziher nähert sich der Vollendung. Den Titel Bilderstreit und Bilderverbot werde ich kaum beibehalten können, da sich der Aufsatz über dieses Thema hinaus ausgewachsen hat. Es wird eine Studie über die erste christliche Polemik gegen den Islam in ihrer Wirkung auf das Hadith und die islamische Glaubenslehre .Ich suche noch nach einem hübschen, kurzen Titel. Nach dieser Inhaltsangabe werden Sie meiner Arbeit bei der Manuskriptordnung den ihr gehörigen Platz anweisen können. Ich hoffe Ihnen das Manuskript in 8 bis 10 Tagen nach Lugano senden zu können, wenn ich inzwischen nicht anderes von Ihnen höre.

Mit allen guten Wünschen auch von meiner Frau für Ihr und Ihrer Frau Erholung in dem lieblichen Lugano Ihr Ihnen dankbar ergebener (CHB)

 

161. C. H. B. an C. Bezold, Lugano. Hamburg, 15.4.1911

(Maschinenkopie)

Mit gleicher Post sende ich Ihnen separat eingeschrieben meinen Beitrag für die Goldziher ’sche Festschrift. Sollte er, was ich nicht glaube, den zulässigen Umfang überschreiten, so soll mich Trübner mit den Mehrkosten belasten. Ich denke, die Arbeit wird Goldziher freuen.

Bei uns geht es zur Zeit wieder alles recht ordentlich. Mein Junge ist zwar noch immer in ärztlicher Behandlung, aber man kann sagen, er ist wieder gesund.. So werden wir ein frohes Osterfest feiern und ich wünsche Ihnen und Ihrer Gattin von Herzen ein gutes Fest und weitere Erholung in dem geliebten Lugano.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr getreuer (CHB)

 

162. C. Bezold an C. H. B. Lugano, 15.4.1911

(Postkarte)

Lieber Freund,

Ich habe bis heute auf Ihr Manuskript gewartet und deshalb nicht auf Ihren Brief vom 30.3. geschrieben. Jetzt wollen wir aber nicht länger säumen, Ihnen und Ihrer lieben Frau die herzlichsten Osterwünsche zu senden, besonders daß Ihr lieber W(alter) wieder ganz frisch und munter sei.

Wir waren seinerzeit in Ventuor (Isle of Wight!) und fanden das ganz reizend, auch für die Ausflüge praktisch. Meine Adresse von jetzt bis 21.4.: Locarno, Grand Hôtel Locarno, dann wieder Heidelberg. Mit recht herzlichen Grüßen von Haus zu Haus

Ihr ganz getreuer C. Bezold.

 

163. C. Bezold an C. H. B. Lugano, 17.4.1911

(Postkarte)

Lieber Freund,

Nur mit wenigen Worten herzlichsten Dank für l(ieben) Brief und M(anuskript)! Letzteres überschreitet, denke ich, den Raum nicht.

Wie froh sind wir, daß Sie von Ihrem Walter Gutes berichten können.

Über Kiel weiß ich zunächst gar nichts.

Morgen früh wollen wir nach Locarno und am nächsten Sonntag heim. Herzlichste Grüße von Haus zu Haus! Ihr alter treuer C. Bezold.

 

164. C. H. B. an C. Bezold, Heidelberg (Hamburg), 16.5.1911

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor!

Ich möchte nicht versäumen, Ihnen zum 18. meine herzlichsten Glückwünsche auszusprechen. Es ist doch zu schade, daß ich nicht mehr wie früher bei Ihnen selber antreten kann, sondern daß ich mich auf einen geschriebenen Glückwunsch beschränken muß. Meine Gefühle und Wünsche sind darum aber nicht weniger herzlich und meine Frau und ich treten im Geiste an Ihren Geburtstagstisch im Klavierzimmer und schmücken ihn mit Blumen treuen Gedenkens und dankbarer Verehrung.

Wir haben in diesen Tagen unser neues, prunkvolles Vorlesungsgebäude eingeweiht und ich rüste mich gerade, dort meine erste Vorlesung zu halten. Es war eine schöne Feier mit Festrede von Marcks, feierlichem Senatsdiner usw. Dabei fielen manche Andeutungen über den Ausbau unserer Organisation. Alle Zeitungen sind jetzt voll davon. Jeder hat seine Meinung in dieser Sache, wirkliche Sachkenntnis aber selten. Wir tun ja alles, um den kolonialen Überseecharakter des Bestehenden zu wahren, aber es ist sehr schwer, den Leuten hier verständlich zu machen, daß unsere Spezialitäten doch nur wirken können, wenn sie von den verschiedensten Berufen ohne Zeiteinbuße für die fachmännische Berufsausbildung ausgenutzt werden können. Gottlob ist der Senat jetzt einig, und ein bestimmtes Projekt liegt vor, das bei strengster Diskretion von Vertretern des Senats neun Vertrauensmännern der Bürgerschaft vorgelegt werden wird. Man will die allzu dilettantische Erörterung dieser schwierigen Fragen im Plenum der Bürgerschaft verhindern. Ob diese Verhandlungen noch im Sommer abgeschlossen werden, bleibt zweifelhaft. Jedenfalls aber dürften wir im Winter einen erheblichen Schritt vorwärts kommen.

Von Weiß werden Sie wohl Mancherlei über unsere gemeinsame Reise gehört haben. Es war eine ganz famose Zeit, und gerade in diesen Tagen habe ich meine alten Photographien für Weiß geordnet und wieder so manche halbverblichene Erinnerung aufgefrischt. Hoffentlich gelingt es mir im Herbst, wieder herauszukommen, doch wird das natürlich von der Entwicklung der hiesigen Verhältnisse abhängen.

Ich stecke wieder tief in Arbeit und habe jetzt zunächst meine Papyrie druckfertig gemacht. Außerdem habe ich jetzt natürlich wieder viel mit dem Kolleg zu tun. Ich habe noch nie so viele Hörer gehabt wie dieses Semester. In meiner zweistündigen Privatvorlesung über den Islam in Afrika habe ich nicht weniger als vierzig regelmäßige Hörer. Sehr mangelhaft ist dagegen die Beteiligung an den höheren philologischen Kollegs: für Syrisch und Koranlektüre ist kein rechtes Publikum, außer meinen Assistenten nehmen hieran nur noch zwei andere Herren teil.

Mit herzlichsten Grüßen und nochmaligen besten Wünschen von Haus zu Haus Ihr wie stets dankbar ergebener (CHB)

 

165. C. Bezold.an C.H. Becker Tutzing(bei Starnberg) 10.6.1911

(Postkarte)

Lieber Freund,

Endlich, endlich jetzt, auf einer kleinen Pfingsttour, komme ich dazu, Ihnen – und auch Ihrer verehrtesten, lieben Frau – recht innig für Ihre freundlichen Glückwünsche zu meinem Geburtstag zu danken. An solchen Tagen der Rückschau sind Sie mir besonders nah.

Aber auch sonst wurde ich an (Sie? weggelocht) erinnert, obwohl es der Erinnerung nicht bedürfte: durch Ihre mancherlei Sendungen gediegenen Inhalts. Ich darf Sie auch heute wieder nicht eitel machen, wüßte aber über Ihre Arbeiten gar nicht genug zu loben: von der vornehmen, sachlichen Sprache und klaren Disposition an bis zu dem eigentlichen Kern, um den es Ihnen zu tun ist. Den „Islam“ und den Artikel über das neue Blaubuch hab’ ich mit größtem Genuß und zu reicher Belehrung gelesen, wüßte nichts, was die heutige englische Politik in Eg(ypten) so präzis und verständlich lehrte! Alles Glück zu Weiterem, auch für London, wo Sie am Ende gerade jetzt sind, aber auch zur Eröffnung Ihres Vorlesungsgeb(äudes)!

Weiß hab’ ich nur erst kurz aber begeistert berichten hören, von Littmann (hier) endlich vor ein paar Tagen eine Karte aus Str(aßburg?) erhalten; der wird uns hoffentlich bald in H(eidel-berg) besuchen.

Wenn Sie in diesen Tagen Nöldeke sprechen sollten, bitte ich unsere vielen Empfehlungen an ihn und die Mitteilung, daß mich seine Karte (wegen Festschrift) hier noch rechtzeitig erreicht hat (ich weiß nämlich seine Hamburger Adresse nicht); besten Dank für Vermittlung im Voraus!

Ich stecke noch tief in Astrologie und hoffe meiner neulichen Sendung in nicht allzuvielen Wochen eine zweite (vom Bett aus) zukommen zu lassen. Gestern verlebten wir hier den Abend mit Jastrows.

Auch zu Ihren Papyri alles Heil; sollen sie schon bald fertig werden?

Darf man Sie mit einer ganz kurzen Anzeige von Meinhofs Zeitschrift für ZA (Bedeutung für Semitisten!) quälen??

Allerherzlichste Wünsche und Grüße von Haus zu Haus! Stets Ihr treuer C. Bezold.

 

166. C. H. B. an C. Bezold. (Hamburg), 3.7.1911

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor!

Ich habe Ihnen für eine ganze Reihe freundlicher Zusendungen zu danken. Ihren Akademievortrag habe ich mit wirklichem Genuß gelesen und mir zum ersten Male eine Anschauung von diesen schwierigen astronomischen Sachen gemacht. Ich bewundere übrigens Ihre astronomischen Kenntnisse. In der Astrologie weiß ich jetzt auch einigermaßen Bescheid, aber von der Astronomie habe ich keine Ahnung. Noch ehe ich Ihnen für dieses schöne Geschenk gedankt habe, erhalte ich schon wieder eine Gabe, die so wertvoll erweiterten babylonisch-assyrischen Texte. Auch hierfür danke ich Ihnen aufrichtig.

Sie werden inzwischen eine kleine Gegendedikation in Gestalt des Doppelheftes meiner Zeitschrift erhalten haben. Es ist doch merkwürdig, wie sich Ihre alte Prophezeiung bewahrheitet hat, daß ich noch einmal die Cairoer Papyri herausgeben würde. Ich mußte schon in Cairo immer daran denken. Auch die anderen Artikel werden Sie interessiert haben, so vor allem Marokko, das ja jetzt do hoch aktuell ist. Ich wußte schon seit langem, daß etwas bevorstand und bin wirklich froh, daß es endlich so weit ist. Das Vorgehen der Franzosen bedeutete doch eine derartige Verachtung des deutschen Standpunktes, daß es sich nur mit der allgemeinen deutschen Uninteressiertheit in der auswärtigen Politik erklärt, daß sich die öffentliche Meinung das so lange gefallen ließ. Mit brennender Spannung sehe ich der Weiterentwicklung der Dinge entgegen; denn die Interessen, die speziell auch hamburgische Firmen in jener Gegend haben, sind außerordentlich groß.

Ich habe mich hier zwei Tage lang der türkischen Studienkommission gewidmet, endlose Diners mit ihr vertilgt und bin nach Helgoland mit ihr gefahren. Es waren reiche, interessante Stunden. Die Leute machten einen vorzüglichen Eindruck. Wenn nur alle Türken so wären!

Gottlob neigt sich jetzt bald das Semester seinem Ende zu. Am 2. August siedeln wir nach Mölln in Lauenburg über. Wir werden diesesmal wohl nicht nach Süddeutschland kommen, höchstens nur ganz kurz.

Von Gotheil hörte ich neulich, daß Sie demnächst nach Amerika gehen, und ich gratuliere Ihnen zu diesem ehrenden Rufe. Anstrengend muß die Sache aber sein, denn 36 Vorträge sind keine Kleinigkeit.

Was sagen Sie übrigens zu Jacob? Ich bin natürlich sehr erfreut, ihn so in die Nähe zu bekommen, wenn ich mich auch ein klein wenig auf Littmann gespitzt hatte. Ich finde es ein kolossales Wagnis von ihm, seine glänzende Erlanger Position mit einem unbekannten Etwas in Kiel zu vertauschen, und ich bin überzeugt, daß die Annahme des Rufes durch Jacob alle Welt überrascht hat, so sehr ihm wohl jedermann den Ruf gegönnt haben wird.

Mit nochmaligem Danke und herzlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr dankbar ergebener (CHB)

 

167. C. Bezold an C. H. B, Mölln. Heidelberg, 13.8.1911

(Postkarte)

Lieber Freund,

Herzlichen Dank für die soeben erhaltene Korr(espondenz)! Es ist unverantwortlich, daß ich Ihnen noch immer nicht für Ihren l(ieben) Brief vom 3.7 und besonders für den letzten Islam gedankt habe. Beides geschieht hiermit aufs herzlichste. Ich hab’ alles im Islam mit größtem Interesse gelesen; zur Papyrusausgabe besonderen Glückwunsch. Aber (arab. Text)!!

Heute nur in aller Eile ein paar Fragen wegen Ihrer Korr(espondenz), um deren event(uelle) umgehende Beantwortung ich bitte. (Griech. Text) ist in Ordnung; die Anmerkung über DLZ lassen wir so, da ich nicht ausgehen kann.

Famos hat Nöldeke in Herrmatt (gewiß in Ihrem Sinne) die Korr(ektur) auch noch durchgemessen und dabei verbessert „mit dem Klosterleben vertauschte“ (statt gegen das Klosterleben); (es folgen weitere griechische Textkorrekturen.) Aber die Hauptsache: am Schluß verstand ich die Worte gar nicht; Nöldeke sagte, es könne nur heißen: (arab. Text); sie hab ich jetzt geändert.

Wenn Sie nun damit einverstanden sind, daß diese Änderungen vorgenommen werden, aber (griech. Text) stehen bleibt, dann bedarf es keiner Antwort; sonst bitte (wie gesagt, umgehend) um ein paar Zeilen.

Wir freuen ns, daß Sie so vergnügt sind. Auch wir waren (trotz leichten Unwohlseins von N(öldeke?) und Snoucks in H(amburg?) froh. Aber von dort hab’ ich einen bösen Bronchialkatarrh mitgebracht, der mich schon seit einer halben Woche arbeitsunfähig macht! Dumm! Im Verlauf dieser Woche hoff’ ich Ihnen Bolls und meine Akad(emie)-Abh(andlung) zu schicken. Da sind Sie wohl noch in M(ölln)?

Mit allen guten Wünschen und herzl(ichen) Grüßen von Haus zu Haus

Stets Ihr treuer C. Bezold

 

168. C. Bezold an C. H. B., Gelnhausen Heidelberg, 16.9.1911

Lieber Freund,

Das hat uns beiden, meiner Frau und mir, sehr leid getan, aus Ihrem soeben eingetroffenen l(ieben) Brief erfahren zu müssen, daß Sie und Ihre verehrte, liebe Frau so viele Sorgen durchgemacht haben. Wir wünschen von ganzem Herzen baldigste Besserung und Genesung des armen kleinen Patienten.

Wegen der Festschrift lassen wir’s also wie Sie wünschen, beim Mai, und ich nehme Ihr Thema als feststehend in die Ordnung auf; ich bitte nur dann um das M(anuskript) sobald wie irgend möglich.

Die kurze Frist, die den Mitarbeitern gesteckt werden mußte, wirkte nicht gut; noch heute sind eine Anzahl M(anuskripte) ausständig, obwohl gestern der – verlängerte – Termin war. Das macht mir viele Schreibereien! Unter uns: D.H.M. hat noch (trotz früherer Zusage) vor Torschluß wegen Arbeitslast abgesagt; das wird Littmann, den ich von uns beiden herzlichst zu grüßen bitte, interessieren (Komitee-Mitglied!)

Ihre Übereinkunft mit Moritz ehrt ihn; und wir können uns dazu gratulieren!

Ich sitze noch immer über den heillosen Anm(erkungen) zu meiner Akademierede.; ein ganzes Stück Arbeit without showing!

Es wird allmählig hohe Zeit, daß wir ein wenig ausspannen; dann sollen die Rosse zügellos in Lugano grasen

Alle guten Wünsche von uns beiden und dazu herzliche Grüße, auch nach Hamburg, bitte! Ihr alter C. Bezold.

 

169. C. Bezold an C. H. B. Lugano, 22.10.1911

Postkarte)

Wenigstens einen kurzen, aber recht herzlichen Gruß möchten wir Ihnen, lieber Freund, und Ihrer verehrtesten Gattin noch schicken, wo wir heut’ über 8 Tage von umstehendem netten Häuschen wieder ins Semester heimfahren! Ich denke noch an unseren fidelen Nachtimbiß, wie wir damals um 1 Uhr von Rom ankamen, und an so manches! Nicht wahr, unsere „Reflexe“ haben Sie noch auf dem Land gekriegt (Schweigen bedeutet „ja“)?

Daß Sie Wienr’s (arab. Text) angenommen haben, freut mich sehr; hoffe, s’macht Ihnen keine Umekehr(?)!

Alle guten Wünsche für gesunden frohen Winter Ihnen und Ihrer ganzen lieben Familie! Ihr alter Freund C. Bezold.

 

170. C. H. B. an C. Bezold. Hamburg,27.10.1911

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor!

Ihre so sehr erfreuliche Postkarte aus Lugano erreicht mich so ungefähr am anderen Ende Europas, nämlich in Cuxhaven. Ich kam aber doch nicht gleich dazu, ihnen auf einer Postkarte zu danken und so hole ich es jetzt mit diesen Zeilen nach. Ich freute mich sehr, seit langem einmal wieder Nachricht von Ihnen zu erhalten. Mit Bedauern ersehe ich jedoch aus Ihrer Karte, daß ich bei dem ständigem Ortswechsel dieses Sommers offenbar ganz übersehen habe, daß ich meiner Freude über und meines Interesses an Ihren schönen Studien in Gemeinschaft mit Boll noch keinen entsprechenden Ausdruck gegeben habe. Ich hatte erst neulich Gelegenheit, mich von der unmittelbaren Nützlichkeit, und von dem Eindruck zu überzeugen, den Ihre Arbeit in den speziell interessierten Kreisen gemacht hat. Dr. Warburg nämlich, ein erstklassiger Privatgelehrter hier, wie wir wenige in Deutschland haben, der die Beziehungen auf mittelalterlicher, orientalischer und antiker Astrologie verfolgt, sprach in den höchsten Tönen von der großen Bedeutung Ihrer Arbeit für seine Studien. Auch ich begrüße es, wenn auch nur als Laie, mit Freude, daß die so oft vermuteten Beziehungen einmal überzeugend bewiesen werden konnten, und ich gratuliere Ihnen zu dieser schönen Arbeit.

Mit Ihrem offenbar vortrefflichen Schüler Dr. Wiener hatte ich eine ausgiebige Korrespondenz über seine Arbeit. Ich schlug ihm eine Reihe von Veränderungen vor, namentlich eine schärfere Herausarbeitung der vorislamischen Quellen und der Beziehungen zum Hadith. Er ging mit sehr viel Freude auf meine Anregungen ein und hat inzwischen noch recht wertvolle Entwicklungslinien herausbekommen, von denen er mir neulich in einem sehr langen Briefe Kenntnis gab. Das Erscheinen der Arbeit wird sich allerdings dadurch etwas verzögern, doch habe ich die Möglichkeit genutzt, die Arbeit unterzubringen, da ich ja jetzt auch unter dem Titel von „Studien“ Beihefte zum Islam herausgebe. Das nächste Heft wird ausführliche Mitteilungen darüber bringen. Es ist übrigens bereits vollständig gedruckt und wird Ihnen sehr bald zugehen. Ich habe wieder ziemlich viel darin geschrieben. Ich hoffe, Sie lesen auch einmal meine zahlreichen Anzeigen. Ich habe mich zu einer Stellungnahme zwischen Herzfeld und Strzygowski entscheiden müssen.

Meine Frau und ich beneiden Sie um Ihren schönen Aufenthalt in Lugano. Meine Frau ist diesen Sommer gar nicht nach dem Süden gekommen, und ich war nur wenige Tage ausschließlich in Gelnhausen. Wir hatten einen reizenden Aufenthalt in Mölln. Danach war ich in Gelnhausen und jetzt noch vierzehn Tage in Cuxhaven, wo meine Vorträge über Orientpolitik einen Zulauf hatten, der meine kühnsten Erwartungen übertraf. Sie mußten wegen baulicher Arbeiten etwas später stattfinden, so daß für mich das Semester diesesmal erst mit dem 1. November beginnt. Aber schließlich habe ich in Cuxhaven ja auch schon im Auftrage meiner Behörde gesprochen.

Man diskutiert hier zu Zeit in der Öffentlichkeit sehr viel die Universitätsfrage, und es ist in maßgebenden Kreisen eine nicht unerhebliche Opposition: Doktorexamen und ähnliches gönnt man uns, aber der Name Universität wirkt hier über die Maßen abschreckend. Der Senat ist sich aber einig und hat die Universität beschlossen, nur ist die Frage, ob er sie in der Bürgerschaft durchbekommen wird. Die Sache liegt hier umgekehrt wie in Frankfurt, dort will die Bürgerschaft und die Regierung nicht, bei uns will die Regierung und die Bürgerschaft nicht. Jedenfalls wird diesen Winter viel davon die Rede sein. Ich kann es schließlich persönlich am besten abwarten, denn ich habe in meinem reizenden Seminar mit meinen guten Mitteln, meiner Zeitschrift, meinen Assistenten ein so reizendes Wirkungsmilieu, daß ich mich wirklich wohl fühle.

Dabei fällt mir ein, daß ich Ihnen noch gar nicht erzählt habe, daß ich seit der Verheiratung von Dr.Tschudi einen neuen Assistenten Dr. Graefe und einen zweiten wissenschaftlichen Hülfsarbeiter, einen Professor Jaeger für Neupersisch, einen Oberlehrer, der in Persien gewirkt hat, habe. Außerdem ist es mir möglich gewesen, einen gebildeten Ägypter, leider allerdings ein Christ, als ständige Hülfskraft und Lektor an meinem Seminar anzustellen. Da außerdem die Assistenten der anderen Seminare zum Teil ebenfalls Semitisten sind und sofern sie es nicht sind, zum Teil arabisch lernen, so hat sich jetzt hier unter der Fahne der Arabistik ein großer Kreis strebsamer junger Leute in höheren Semestern zusammengefunden, wie ich ihn in Heidelberg niemals besessen habe. Schon in den Ferien sind wir täglich zwischen zwei und vier Uhr auf dem Seminar zusammengekommen, um arabische Sprechübungen mit dem Lektor zu veranstalten. Von meinem orientalischen Abend habe ich Ihnen glaube ich schon früher geschrieben. Es ist für mich ein großer Vorteil, nun jeden Tag auf dem Seminar arabisch sprechen zu müssen.

In der Hoffnung, daß es Ihnen Beiden gut gegangen ist und in der freudigen Aussicht, Sie vielleicht wie jedes Jahr Ende Januar um Kaisers Geburtstag herum auf einen Sprung wiederzusehen, bin ich mit herzlichen Grüßen auch von den Meinen (CHB).

 

171. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg 15.11.1911

Postkarte

Lieber Freund,

Herzlichen Dank für Ihren lieben, interessanten Brief vom 27. d. M. und für die Drucksendung des Seminars! Heute schreib’ ich nur eilig in einer Angelegenheit die unseren Festschriftjubilar (Goldziher) betrifft. Das Fest ist, wie Sie wissen, am 20. Dezember: größere Univ(ersitäts)-Deputation, vom Senat geführt; Ansprache vom Rektor und Dekan etc. Am 29.1312. Empfangsabend beim Rektor „zu Ehren der ausländischen Gelehrten“. So gut wie sicher kommen (arab. Text) wir beide; sehr wahrscheinlich (arab. Text mit Anmerkung: Dies ganz vertraulich!). Bei (unleserlich, wohl Nöldeke) will ich am nächsten Montag in Str(aßburg) persönlich anklopfen (muß wegen Festschrift hinüber), habe aber nicht viel Hoffnung.

Wie wär’s wenn Sie kämen?!! Ich sage: es wäre famos! Eisen Sie sich ein paar Tage los und kehren Sie dann mit uns froh zur Weihnacht heim! Im Falle der (hochwillkommenen!) Bejahung ersucht Prof. Ed. Mahler (Budapest IX, Franzensring 24) bis spätestens 22.-25. November Nachricht an ihn.

Bitte überlegen Sie sich den Fall! G(wohl Goldziher!) würde sich gewiß riesig freuen!

Herzliche Grüße und Empfehlungen von Haus zu Haus! Ihr treuer C. Bezold.

 

172. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 1.12.1911

(Postkarte)

L(ieber) F(reund),

das ist ganz famos, das Sie kommen können! Wir wollen hier am 18. d. M. früh ca. 6 ½ Uhr abreisen und abends (über Würzburg) ca. 9 ½ Uhr in Wien eintreffen; dort im Hôtel de France übernachten; am 19. morgens 9 Uhr weiterfahren und alle (arab. Wort) um 1.40 Uhr in Pest eintreffen und im Hungaria absteigen.

Vielleicht schreiben Sie mir noch eine Zeile, ob, wann und wo wir uns unterwegs ev(entuell) treffen könnten – to be on the look out!

Auf frohes Wiedersehen und herzliche Grüße von Haus zu Haus! Ihr treuer C. Bezold.

 

173. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 24.12.1911

(Postkarte)

Mein lieber Freund,

Haben Sie herzlichen Dank für alle Ihre freundlichen Nachrichten! Wie leid Sie uns getan haben, und ganz besonders jetzt tun, brauche ich Ihnen nicht zu sagen; Sie wissen es und müssen es fühlen, daß wir alle Ihre Freude und all Ihr Leid immer von Herzen mitfühlen! Diesen Tag vollständig.

Wir suchten Sie am Dienstag morgens (früh 9 Uhr) schon auf dem Staatsbahnhof in Wien, trafen aber leider nur Snuock, mit dem wir nach Pest fuhren. Dort kündete uns Mahler auf der Bahn Ihre Verzögerung, und abends in seiner Wohnung, wo wir mit Jacob, Snouck, Sohn Goldziher etc den Abend verbrachten (kam) – leider! – Ihre definitive Absage an. Den Jubilar begrüßten außer uns Ausländern am Mittwoch mittags ca. 30 Kollegen, darunter auch Löw und der 83jährige Vambug. Rektor und Dekan sprachen ungarisch, ich natürlich deutsch. Dann Lunchen an kleinen Tischen. Abends Festessen im Hôtel Bristol (ca. 25 Personen) mit guten Reden (hauptsächlich Deutsch (!), aber auch Ungarisch, Lateinisch, Arabisch und Assyrisch (Name unleserlich). Unsere Damen kamen um 11 Uhr aus einem Symphonieevenement nach, dann kneipten wir bis nach Mitternacht und – im kleinen Kreis – in unserem Hotel noch bis 2 Uhr weiter. Von den Äußerungen G(oldzihers) müssen Ihnen die Ohren mächtig geklungen haben!

Von einem gemütlichen Mittagessen bei Goldziher mit Snouck und Mahlers fuhren wir am Donnerstag nachmittags die Nacht durch direkt bis München!

Alle guten Wünsche für 1912 und auf Wiedersehen im Januar. Ihr immer treuer C. Bezold.

 

174. C. H. B. an C. Bezold. Hamburg, 28.12.1911

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor!

Ich möchte Ihnen heute nur kurz danken für den ausführlichen Bericht über Budapest, den ich Ihrer Güte verdanke, sowie für die freundlichen Worte, die Sie meiner Frau und mir widmen. Gottlob war meine Frau am Weihnachtsfest wieder so weit, daß wir doch recht vergnügt feierten. Harmonisch und still sind die Festtage verflossen. Hoffentlich hatten auch Sie nach den schönen Budapester Eindrücken ein erfreuliches Fest. Zum neuen Jahre senden meine Frau und ich Ihnen aufrichtige und herzliche Wünsche und Grüße. Ich freue mich sehr, Ende Januar wieder einmal auf ein Stündchen bei Ihnen einkehren zu dürfen. Es hat diesesmal zwar gewisse Schwierigkeiten, da der Geburtstag meiner Mutter auf Sonnabend, den 28. fällt, und Sie an Kaisers Geburtstag wohl besetzt sein werden. Ich schreibe Ihnen zeitig das Nähere.

Mit herzlichen Grüßen und Wünschen von Haus zu Haus Ihr wie stets dankbar ergebener (CHB)

 

175. C. H. B. an C. Bezold. (Hamburg), 18.1.1912

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor!

Noch vor unserem persönlichen Wiedersehn möchte ich heute zugleich im Namen von Littmann mit einer großen Bitte an Sie herantreten. Littmann und ich haben auf Veranlassung von Trübner die Herausgabe eines Grundrisses der semitischen Philologie übernommen. Wir haben ein sehr umfangreiches Programm entworfen, das auch das ganze große Gebiet der Realien mit Ausnahme der Geschichte mit einbezieht. Ehe wir nun mit diesem Plane an die Öffentlichkeit treten, möchten wir uns der Mitarbeiter einiger der Hauptvertreter der wichtigsten Disziplinen versichern. So schreiben wir in diesen Tagen außer an Sie an Goldziher, Snouck, Wellhausen, Ed. Meyer und Brockelmann. Mit Jacob haben wir anläßlich unseres hiesigen Zusammenseins mündlich gesprochen, und heute erhalte ich von Littmann einen Brief mit der frohen Botschaft, daß auch Nöldeke sich zur Übernahme einiger Kapitel bereit erklärt hat. Erst, wenn die genannten Herren uns ihre Teilnahme zugesagt haben, wollen wir an die weiteren Kreise der Kollegen herantreten.

Es bedarf ja wohl keiner weiteren Versicherung, daß Littmann und ich von Anfang an damit gerechnet haben, daß Sie uns für das Assyrisch-Babylonische teils mitarbeitend, teils beratend zu Seite stehen würden. Wir wollten Sie in erster Linie bitten, die assyrische Literatur zu übernehmen, die als eigener Band der Serie Literaturgeschichte erscheinen soll. Umfang und Einrichtung wäre natürlich vollkommen Ihnen überlassen. Aber wenn wir die Literaturgeschichte nennen, so soll das keine Beschränkung ausdrücken, sondern es steht Ihnen wie den anderen obengenannten Herren zunächst selbstverständlich freie Wahl zu, und wir werden jeden Wink und jeden Beitrag dankbar und freudig annehmen. Ich sende Ihnen anbei unseren vorläufigen Entwurf, damit Sie sehen, wie wir uns die Sache gedacht haben. Der Entwurf ist natürlich als provisorisch anzusehen und soll nicht so veröffentlicht werden.14

Über alles Nähere sprechen wir wohl am besten mündlich. Wenn Sie mir nur bald Ihre prinzipielle Geneigtheit bestätigen wollten. Ich kann mir gar nicht denken, daß Sie sich von diesem Unternehmen ausschließen werden; ich hoffe vielmehr, daß Ihre schon lange ausgereifte assyrische Literaturgeschichte nun in diesem Grundriß erscheint, eine seiner schönsten Zierden und hoffentlich einer seiner ersten Bände wird. Welche Gebiete Littmann und ich selber bearbeiten, ergibt sich ja wohl auch ohne nähere Angaben aus der Übersicht.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus in bekannter Verehrung Ihr stets ergebener (CHB).

 

176. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 17.1.1912

(Postkarte)

Lieber Freund,

Vielen Dank für Ihre beiden Nachrichten! Recht herzlich freuen wir uns beide auf Ihr Kommen und haben mit W.’s verabredet, daß Sie uns am Samstag dem 27. mittags gewährt werden; also dürfen wir – wohl ohne weitere Nachricht – wohl sicher auf Ihren lieben Besuch an diesem Tage, gegen oder um 1 Uhr, zählen.

Von dem anderen „Unternehmen“ hat mir L(ittmann) schon vor Jahren erzählt, und ich habe damals nicht „nein“ gesagt. So darf ich’s wohl auch jetzt nicht, obwohl mir der Himmel voll astrologischer Baßgeigen hängt und ich – beispielsweise – in der ganzen Weihnachtsvacanz vor lauter fremden Anfragen nicht zu einer Zeile selbständiger, eigener Arbeit gekommen bin. Sie werden das jetzt in Ihrer Stellung in H(amburg) sehr gut zu würdigen wissen!

Also auf gesundes, frohes Wiedersehn! Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus

Ihr treuer C. Bezold

 

177. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 6.3.1912

(Postkarte)

Lieber Freund,

Sehr freuen wir uns auf das Wiedersehn mit Ihnen!! Mit dem Hôtel bin ich ein bissl in ungeschützter (unleserlich, weggelocht) Lage. Wir hatten im Dez(ember) in München mit Kuhns verabredet, daß wir jedenfalls mit ihnen zusammen sein wollten, und daraufhin hatte ich neulich „Palace“ vorgeschlagen, womit wir beidseitig dorthin schrieben. Schon die Preise sind uns zu exorbitant (francs 18). Nun hab ich mir (kurz vor Eintreffen Ihrer lieben Karte) ganz in K(uhns( Hand gegeben; er macht wahrscheinlich mit „Minerva“ etwas aus, ev(entuell aber mit „Hermes“.

Sobald ich erfahre, wo wir unterkommen sollen, teile ich es Ihnen mit; möchte Sie aber deshalb ja nicht hinhalten. Ich fürchte fast, Sie können meine Antwort nicht mehr gut abwarten. Wie gesagt, „Minerva“ ist das wahrscheinlichste, aber ich kann nicht dafür garantieren.

Herzliche Grüße von Haus zu Haus; und (arab. Text), auf gesundes frohes Wiedersehen an Bord des Baron Beck in Brindisi.

Ihr treuer C. Bezold.

 

178. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 7.3.1912

(Postkarte)

L(ieber) Fr/eund), heute erfahre ich, daß K(uhn) im „Minerva“ für uns mitbestellt hat. Da dort voraussichtlich Platz ist, so ist es allem Ermessen nach so gut wie sicher, daß wir dort wohnen werden.

Wie immer herzlichstes Gedenken von Haus zu Haus! Ihr treuer C. Bezold.

 

179. C. H. B. an C. Bezold. (Hamburg), 15.5.1912

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor!

Zu Ihrem Geburtstag sende ich Ihnen, wie alle Jahre auch diesmal zugleich im Namen meiner Frau unsere aufrichtigsten Wünsche. Möge Ihnen noch viele Jahre die erstaunlich Arbeitsfrische und –Freudigkeit erhalten bleiben, wegen deren ich Sie schon immer beneidet und von der ich bei unserem kürzlichen Zusammensein einen neuen lebendigen Eindruck empfangen habe.

Es war wirklich zu schön, daß wir in Athen so intensiv zusammen sein konnten und Ihre freundliche Aufnahme in Heidelberg ist uns beiden noch in lieber Erinnerung. Ich habe wenige ruhige Augenblicke seitdem gehabt, da man hier gleich wieder in das große Räderwerk eingestellt wird und sich mit drehen muß, wenn man wirken will. Ich habe in diesem Semester in meiner Islamkunde die Rekordziffer von 50 Teilnehmern erreicht, was mich besonderer Genugtuung erfüllt, da Martin Hartmann in Berlin, trotz der Universität, es auf keine 20 bringt.

Herrn von Goutta habe ich leider eine Absage schicken müssen, da ich erweiterte Drucke von anderswo publiziert ungern nehme, namentlich, wenn es sich um reine Übersetzungen handelt, in denen nicht einmal sehr viel Islamisches vorkommt. Ich habe ihm aber sehr freundlich geschrieben und ihn zur Mitarbeit am Islam aufgefordert.

Martin Hartmann schickte mir neulich eine sehr begeisterte Botschaft über das Blühen seiner Gesellschaft. Wie ich höre, hat er aber in der Vorderasiatischen Gesellschaft seine Liste vergeblich herumgehen lassen, nicht ein Anwesender trug sich ein. Er meinte, politisch wäre seine Sache unbedenklich, weil ein Kammerherr des Kaisers seinem weiteren Vorstande angehört. Diese Bemerkung charakterisiert seinen ganzen Überblick über die Verhältnisse zur Genüge. Ich fürchte, der Verein wird ebenso unpolitisch werden, wie die unpolitischen Briefe der Türkei.

Mit verbindlichen Grüßen und nochmaligen Wünschen von Haus zu Haus

Ihr aufrichtig ergebener (CHB).

 

180. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 19.5.1912

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Haben Sie recht herzlichen Dank für Ihre lieben Zeilen vom 15. d.M., mit den freundlichen Glückwünschen von Ihnen und auch von Ihrer verehrtesten, herzlich gegrüßten Frau Gemahlin! Sie glauben kaum, wie sehr mich immer diese Wünsche freuen und jedesmal an alte Zeiten frohen und – dürfen wir wohl beide sagen – nicht ganz unfruchtbaren Zusammenseins und –arbeitens erinnern! Auch Ihr neulicher Besuch lebt noch gar schön in unserer Erinnerung fort, und die Athener Tage mit Ihnen bleiben unvergessen.

Daß Sie ein so großes Auditorium in der Islamkunde haben, freut mich sehr, überrascht mich aber hinsichtlich des Vergleichs mit Hartmann gar nicht, obwohl ich mir denken kann, daß, wer H(artmann) richtig versteht, vieles von ihm lernen kann. Dem Ableben seiner „Gesellschaft“ sehen wir also ruhig entgegen.- Dr. Goutta ist ein sehr begabter, aber auch sehr merkwürdiger Mensch; ich könnte es gut begreifen, wenn er ganz in der Philosophie, womit er sich gegenwärtig beschäftigt, stecken bliebe und da entweder gar nichts oder etwas ganz besonderes leistete.

Wenn ich Sie nicht jedesmal zu einer Folge Ihres „Islam“ beglückwünsche und Ihnen für die Übersendung danke, so ist das von mir reine Bummelei, und ich bitte um Indemnität. Diesmal geschieht es aber ausdrücklichst und herzlich. Außer Ihren eigenen Beiträgen hat mich, wie Sie sich denken können, besonders Saxl’s Aufsatz nahe berührt; aber studieren muß ich ihn erst!

Was ich schon bei einer anderen Gelegenheit für ZDMG vorhatte, unterbreite ich Ihnen hier zu Kahle’s Artikel: würden Sie ein paar Zeilen von mir („aus einem Brief“ oder dgl.?) aufnehmen (oder wenn Sie wollen selber schreiben), worin ich die Herren ersuche, bei ihren Notenbeispielen auch die Geschwindigkeit, am besten wohl nach Mälzel’s Metronom zu notieren?

Ich habe heute mit Schmerz eine syrologische Dissertation (über Homilien), die mir heillos Zeit gekostet hat, zurückweisen müssen (privatim) und dasselbe steht mir in ein paar Tagen mit einer arabistischen über die Chidrlegende bevor. Der jüdisch-holländische Verfasser der letzteren hat einen Haß gegen Muhammed, wie ich ihn noch nie in meinem Leben kennen gelernt habe; merkwürdig, nicht?

Auf frohes Wiedersehen in Leiden mit Ihnen beiden freuen wir uns schon jetzt und grüßen herzlich von Haus zu Haus: meine Frau und Ihr treuer (gez.) C. Bezold.

 

181. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 24.5.1912

(Maschinenmanuskript)

Aus einem Briefe von C.B(ezold), Heidelberg, d. 24 Mai 1912

…Gelegentlich der sehr willkommenen Notenbeispiele in P. Kahle’s Artikel über „Zâr-Beschwörungen in Egypten“ im letzten Doppelheft von der „Der Islam“ (Bd.III, S.40f.) möchte ich anregen, daß bei solchen Beigaben in Zukunft die Herren Verfasser auch das Tempo der Vorträge angeben, am besten wohl nach Mälzel’s Metronom. Bei Aufzeichnungen phonographischer Wiedergaben würde auch die Minuten-Umdrehungszahl der Walze eines Edison-Apparats genügen…

Lieber Freund!

Die in aller Eile zur Antwort auf Ihre liebe Karte vom 21.d. M. ! Wir wollen – faul wie ich bin – in einer Stunde schon wieder in die Ferien verreisen – nach Tutzing, Hôtel Simson, um von da aus auch allerhand Besorgungen in München zu erledigen.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr treuer (gez.) C. Bezold.

P.S. Bitte, ändern und verbessern Sie in dem obigen, rasch hingeschriebenen Zeilen, was Ihnen gutdünkt (auch Stilistisches)! D.O.

 

182. C. Bezold an C. H. B. Tutzing, 25.5.1912

(Postkarte)

Lieber Freund,

Da ich vermute, daß Sie mir von den Ihnen gestern geschickten paar Zeilen nicht erst Corr(ecturen) senden, bitte ich noch um eine Verbesserung: statt der zweideutigen „Aufzeichnungen“ (phonographische Walze) ist lieber „Bestimmungen“ oder – wenn es gut hineinpaßt – Tempobestimmungen zu setzen. Besten Dank im Voraus für Remedur.

Wir fuhren gestern bis Augsburg als Schutzengel von Fräulein Edith Stählin, dann nachts noch hier heraus. Wetter sehr naß, aber dabei Blütenpracht und Vogelsang.

Nochmals für Sie und Ihre ganze Familie gute Pfingstferien von meiner Frau und Ihrem alten treuen C. Bezold.

 

183. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 2.11.1912

(Postkarte)

Lieber Freund,

zwei liebe Nachrichten (19. und 25.d, M.) liegen mir von Ihnen vor und ich komme nun endlich dazu, Ihnen herzlich dafür zu danken. Der kurze Bericht von dem hohen Besuch in Ihrem Institut hat mich sehr interessiert; aber das muß ich mündlich erzählt bekommen, nicht wahr?-

Heute hab’ ich Ihren großen und grundlegenden Artikel im Islam endlich genau gelesen, – und kann natürlich auch meinerseits nur beistimmen. Das haben Sie, auch in der überzeugenden Darstellung wieder famos gemacht! Daß man (ni fallor) auch heutzutage eine rak’a vor dem (katholischen) Hochaltar macht (cf.S.390), ist Ihnen wohl längst bekannt. Aber eingehende Studien à la (griech. Text) sollten uns doch noch einmal den wirklichen Kanal der Übernahme weisen.

Natürlich bin ich auch ganz Ihrer Meinung über die Kongreß-Vorschläge (Krüger’s Artikel in der „Christlichen Welt“ habe ich noch nicht gesehen. Übrigens haben wir zusammen mit Littm(ann) in L(eipzig?) Ihren Kongreßbericht gelesen und uns herzlich gefreut, wie reizend (und dabei wahr) Sie in allem (auch über Snouck) geschrieben haben. Mittlerweile werden Sie meine Sendung der Diss(ertation) vom 30.10. erhalten haben. Es hat mich sehr gefreut, daß ein Snouck die Diss(ertation) (bei allen möglichen Aussetzungen) „mit Geschick und Kenntnis behandelt“ und „ein nützliches kleines Buch, das sich außerdem angenehm liest“, nennt.

Denken Sie, meine arme Frau hat sich heut vor 8 Tagen den Fuß verstaucht und liegt nun noch immer in Massage-Behandlung in Lugano, das ich am Montag verließ; ich erwarte sie aber in 2-3 Tagen zurück.

Mit dem herzlichen Wunsch, daß bei Ihnen Alles gut gehen möge, und vielen Grüßen von Haus zu Haus Ihr treuer C. Bezold.

 

184. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 10.11.1912

(Postkarte)

Lieber Freund,

Heute wollten wir an Anna von Reitzenstein schreiben und anfragen, an welchem Tag dieses Monats Ihr Herr Schwiegervater sein 70. Lebensjahr vollendet. Da kommt morgens die Trauernachricht vom Hinscheiden ihres teuren Vaters.

Nun kann ich dorthin meine Anfrage nicht richten, sondern muß Sie damit belästigen; hoffentlich kommt sie nicht zu spät!

Für freundliche Antwort (mit 2 Zeilen) im Voraus dankend und mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr treuer C. Bezold.

 

185. C. H. B. an C. Bezold. (Hamburg), 12.11.1912

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor!

Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihre inhaltsreiche Postkarte und für die Übersendung der Dissertation Ihrer Schülerin.

Zunächst möchte ich meinem lebhaften Bedauern darüber Ausdruck geben, daß Ihre verehrte Gattin erst verspätet nach Heidelberg zurückkehren konnte, und ich hoffe, daß sie inzwischen längst wieder in alter Frische bei Ihnen eingezogen ist. Grüßen Sie sie bitte von mir und meiner Frau herzlichst.

Daß Sie meinem Artikel zustimmen, freut mich. Bisher ist meine These von keiner Seite bestritten. Die Rak-a der Katholiken, auf die Sie mich aufmerksam machen, ist schon in meinem Aufsatz angedeutet in der Bemerkung über die Rak-a li Tahijjat al Masdjie (Seite 390). Die Parallele ist für mich außer Zweifel. Man soll beim Betreten der Moschee jedesmal eine solche Rak-a machen, ob Gottesdienst ist oder nicht.- Von allen Seiten bekomme ich noch kleine Ergänzungen, und es wird bald lohnen, die ganze These einmal auf breitester Basis systematisch darzustellen.

Dann noch herzlichen Dank für Fräulein Reitemeyers Buch, das ich bisher erst auszugsweise kennen gelernt habe. Als Dissertation ist es natürlich sehr gut. Mir persönlich fehlt etwas die prinzipielle Fragestellung. Ich habe natürlich zunächst die Geschichte von Fustat mit meiner eigenen Darstellung verglichen, die sie ja leider noch nicht kennen konnte. Ich werde in der nächsten Nummer des „Islam“ darauf zurückkommen.- Schade ist z. B. auch, daß sie die eingehende Studie von Massignon über Fes nicht kennt. Doch wer an seine eigene Dissertation denkt, wird keinen Stein auf diese Dame werfen.

Nun ist der Vater Ihrer Freunde ja auch heimgegangen. Es war ein großes Glück, denn er war doch schon lange sehr schwer leidend. Ob Sie wohl zur Beerdigung gefahren sind? Ich habe s auf ausdrücklichen Wunsch meiner Augsburger Verwandten unterlassen, umsomehr, als ich kommenden Sonnabend den 70. Geburtstag meines Schwiegervaters mitfeiern werde. Auf der Durchreise mache ich in Berlin die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Islamkunde mit, wo Imhoff Pascha über die derzeitige Lage spricht.- Über die Türkei will ich lieber nichts sagen, weil sonst dieser Brief überhaupt kein Ende nehmen würde.

Mit freundlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr dankbar ergebener (CHB).

 

186. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 17.11.1912

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Herzlichen Dank für Ihre lieben Zeilen vom 12. d. M. ! Ich hoffe, Sie haben gestern in Augsburg frohe Stunden verlebt, blicken mit einiger Befriedigung auf die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Islamkunde zurück und sind glücklich zu Ihrer Familie zurückgekehrt.

Hoffentlich sind Sie gegen Fräulein Reitemeyer’s Büchlein auch so gnädig wie Snouck! Sie schreibt mir, daß sie in der letzten Zeit besonders Persisch geschrieben habe; offenbar hat sie sich aber überarbeitet, da ihr der Arzt nun viel Spazierengehen empfohlen hat.

Und nun zur Hauptsache Ihres lieben Briefes: vielen Dank für die freundliche Aufforderung zur Teilnahme an Ihren Ferienkursen! Ich habe, da die Sache zu eilen scheint, gestern Boll ermächtigt, Koll. Warburg offizielle meine Zusage mitzuteilen, und will auch gern bei dem von diesem vorgeschlagenen Thema („Die astrologische Praktik der Babylonier“) bleiben. Ich selbst lege für diesen Vortrag keinen großen Wert auf Lichtbilder und glaube, wenn solche nicht erwünscht würden, mit zweimal 45 Minuten (inclusive Diskussion) gut auskommen zu können. Mit Lichtbildern würde ich wohl 3mal 45 Minuten (inclusive Diskussion) beanspruchen müssen. Sie veranlassen wohl freundlich die offizielle Zusendung der Einladung, wenn dies nicht schon von Warburg geschehen sollte.

Troeltsch hoffe ich dieser Tage zu sehen; er scheint aber, soviel ich von Boll höre, schon von sich aus Lust zur Teilnahme zu haben.

Wir freuen uns sehr auf Hamburg, auf Sie und die lieben Ihrigen. Aber was da Alles noch dazwischen liegt!

Meiner Frau geht es recht ordentlich; sie hofft in den nächsten Tagen ein wenig ausgehen zu können.

Für heute nur noch die herzlichsten Grüße von Haus zu Haus, besonders von Ihrem alten, treuen (gez.) C. Bezold.

 

187. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 8.1.1913

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Drei Nachrichten von Ihnen liegen mir vor: der herzliche Brief vom 31. vorigen Monats, der sich mit meiner Drucksendung an Sie (Akademiebeschluß über mein Babylonisch-assyrisches Lexikon!) gekreuzt hat; die liebe Glückwunschkarte an meine Frau; und – leider – auch die Trauernachricht vom Ableben Ihres Herr Schwagers. Ich habe Ihrer hochverehrten Frau Schwester, die wir von ganzem Herzen bedauern, unser Beileid zum Ausdruck gebracht. Für Ihre freundliche Gratulation, die sie ganz besonders freute, will meine Frau Ihnen selbst noch danken. So komme ich gleich zur Beantwortung Ihres Briefes und erwidere Ihre Wüsche innig von Haus zu Haus. Möchte die ernste Zeit, der Sie in Ihrer Familie entgegensehen, aufs glücklichste verlaufen und Ihnen beiden ungetrübte Freude bringen!

Mit Sorgen habe ich von Ihrem Unwohlsein gelesen. Ehrenvolle Ämter wie der Vorsitz im Professorenkonvent gehen nicht spurlos an den angestrengten Nerven vorüber. Desto mehr wünsche ich Ihnen neue Kraft und Ausdauer und bedauere die Verschiebung Ihrer afrikanischen Pläne nicht allzu sehr. Ihr Prospekt, dessen Empfang ich Herrn Senator von Melle dankend bestätigte, ist weitblickend und, wie ich glaube, sehr glücklich disponiert; wenn auch die Zukunft noch dies und jenes korrigieren wird, so sind doch die Richtlinien deutlich vorgezeichnet. Mögen die Hamburger nun auch durch den Erfolg für ihre Mühe belohnt werden!

Bei uns will sich am nächsten Samstag ein praktischer Schulmann (Gymnasium hier),

Güntert, für Iranisch habilitieren; ich glaube aber nicht, daß er für Ihr Persisch zu haben wäre.

Ich habe die ganze Weihnachtsvakanz – selbst auf die Gefahr hin, mit meinen Vorträgen für Amerika schließlich hetzen zu müssen – auf die Vorbereitung für Hamburg verwandt, und ich glaube, es ist einiges brauchbare dabei herausgekommen. Die elf Bände bab(ylonisch)-ass(yrischer) Briefe, die ich auf die astrologischen „Praktik“ durchgenommen habe, geben darüber mehr Anhaltspunkte als irgend welche anderen Texte! Auch das scheint u.a. klar daraus hervorzugehen, daß der Sabbath keine babyl(onische) Einrichtung gewesen sein kann. Übrigens soll, in schá’llah, der ganze Sommer außer dem Lexikon noch dieser Arbeit gewidmet werden!

Lassen Sie uns, sobald Sie können, wissen, an welchem Tage wir Sie hier mittags erwarten dürfen (wenn möglich nicht Dienstags oder Donnerstags, da ich an diesen Tagen von 3-5 Uhr Vorlesungen habe) ?

Darüber würde sich herzlich freuen Ihr von Haus zu Haus vielmals grüßender, altgetreuer (gez.) C. Bezold.

P.S. Ist Marcks schon in USA, und wie lang bleibt er dort?

 

188. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 11.1.1913

Lieber Freund,

Herzlichen Dank für alle lieben Nachrichten! Es ist sehr schade daß Sie nicht hierherkommen, aber unter diesen Umständen natürlich völlig begreiflich.

Denken Sie, die HAPAG hat uns immer noch nicht geschrieben, mit welchem Dampfer sie uns befördern will; s’wird wohl ca. Mitte Februar sein, und ich hoffe Sie dann flüchtig zu sehen. Möglich wär’s daß wir am 25. April zusammen mit Marcks zurückführen.

Die Sache mit Herrn C. Schoy hat ganz Ihre Richtigkeit; er hat vor kurzem hier in der naturwiss(enschaflichen Facultät das Examen gemacht: Hauptfach Wolf, Naturgeschichte Königsberger und Klebs, und hat die II. Note erhalten. Diese Kenntnisse habe ich mir durch unseren Pedell verschafft. Hätte ich heute bei der Rektorwahl (Gottlob) Wolf getroffen, so hätte ich ihn wohl unter der Hand über den Wert sp.(?) der Arbeit befragen können; er war aber nicht da. So bitte ich dann mit obigem vorlieb zu nehmen und – vor allem es vertraulich zu behandeln. (Natürlich steht Ihnen, wenn Sie einmal das M(anuskript) haben der Weg zu Wolf jederzeit offen.) Ob der Mann Arabisch kann? Warum er das nicht als Nebenfach wählte? Ich hatte vorher keine Ahnung von ihm.

Alle, alle guten Wünsche von Haus zu Haus, mit denen Sie herzlich grüßt

Ihr treuer C. Bezold.

 

189. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 26.1.1913

(Postkarte)

Lieber Freund,

Nun scheint unsere Reise wirklich Ernst werden zu wollen. Meiner Frau Fuß ist brav, mein Urlaubsgesuch liegt beim Ministerium, und das M(anuskript) der Vorträge wächst. So hoffen wir am Freitag, den 7. Februar spät abends in H(amburg) einzutreffen und am 9. mit der „President Grant“ zu crossen. Wir wollen bei „Moser“ (in alter, freundlicher Erinnerung) absteigen; es ist doch noch der alte Betrieb? Nur wenn Sie gegenteiliges wüßten, bäte ich um eine Zeile Nachricht, eventuell mit Angabe eines anderen Hôtels. Am Samstag, den 8. müssen wir gleich ins Bureau der Hapag und dann sofort all unser Gepäck verstauen. Ob wir dann zum Sonntag noch auf terra firma übernachten, weiß ich nicht. Aber nett wär’s, wenn wir uns sehen könnten, vielleicht Samstag nachmittags.

Einstweilen herzliche Empfehlungen und Grüße von Haus zu Haus!

Ihr alter treuer C. Bezold.

 

190. C. H. B. an C. Bezold. (Hamburg), 28.1.1913

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor,

Meine Frau und ich freuen uns herzlich darauf, Sie Ende nächster Woche hier begrüßen zu dürfen. Über „Hotel Moser“ sind mir keinerlei nachteilige Nachrichten zu Ohren gekommen, die Lage ist bequem und wissen Sie ja, daß es ein altmodisches Hotel ist. Sie scheinen sich vorzustellen, als ob Sie in Hamburg an Bord gingen; nach meinen Erfahrungen, gerade mit dem „Präsident Grant“, liegt die Sache aber so, daß sämtliche Reisende am Morgen des Abfahrttages mit Extrazügen nach Cuxhaven befördert werden, wo sich die Einschiffung vollzieht. Auch das Gepäck geht dann erst mit. Sie werden also nach Ihrer Rücksprache auf dem Bureau den Nachmittag und Abend voraussichtlich ganz frei haben und rechnen wir jedenfalls auf Sie. Näheres machen wir später aus. Ich werde Sie jedenfalls Sonnabend Früh im Hotel aufsuchen.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus

Ihr getreuer (CHB)

 

191. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 19.7.1913

(Postkarte)

L(ieber) Fr(eund),

Herzlichste Glückwünsche zum Bonner Ruf, den wir soeben in der Zeitung lasen!

Und in aller Eile Grüße von Haus zu Haus!

Ihr treuer C.B.

P.S. Morgen kommt (arab. Text).

 

192. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 26.7.1913

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Wann wird die Entscheidung wohl bei Ihnen fallen? Wir sind natürlich riesig begierig auf Ihre Nachrichten!

Für heute nur mit ein paar Worten unser Reise-Programm, damit Sie ungefähr wissen, was wir in Hamburg vorhaben und auf wie lange!

Ich möchte am nächsten Donnerstag hier vormittags noch zwei Stunden lesen, dann um 11.23 Uhr abfahren und mit dem schönen Nachtzug in Hamburg eintreffen; will dort im „Esplanade“ vorbestellen. Am 1. August möchte ich dann gern vormittags Herrn Senator Melle meine formelle Aufwartung machen und womöglich wollen gern auch Ihnen und Ihrer lieben Gattin und ev(entuell) dem Ehepaar Warburg einen Besuch abstatten. Nachmittags wenn irgend tunlich Stellingen. Oder macht man die Besuche besser nachmittags? Abends ist also dann der Vortrag – ohne Lichtbilder; doch wohl im Frack? Ich hoffe mit 110 Minuten reichlich durchzukommen. Amüsant ist der Vortrag leider gar nicht geworden, da ich eben kein „general Public“ im Auge habe, sondern einige Zuhörer, die sich wirklich für den Gegenstand interessieren. Die Vorbereitung hat recht viel Zeit gekostet, d. h. ungefähr das ganze Semester.

Samstag nachmittags möchten wir uns wohl gern an der Besichtigung des Phonetischen Laboratoriums beteiligen. Braucht meine Frau da eine Karte und kann sie überhaupt mit? Braucht sie für meinen und für Boll’s Vortrag eine Karte?15

Eigentlich wollten wir schon am Samstag mit dem Nachtzug zurückfahren. Aber ich soll doch wohl wenigstens einmal Boll hören? (Sie, Warburg und Troeltsch zu genießen wird mir ja leider wegen dringender Arbeit, die meine baldige Rückkehr erfordert, ganz unmöglich.) Wenn wir noch einen Tag zugeben, wäre wenigstens für mich der Sonntag auch das Zentralgefängnis lockend, aber nicht notwendig. Und könnten wir uns dann abends noch an dem geselligen Beisammensein in Eppendorf beteiligen und doch noch unseren Zug um 11.04 Uhr erwischen?

Für ein paar freundliche, ganz knappe Winke auf einer Festkarte wäre Ihnen sehr dankbar Ihr Ihrem wichtigen Entschluß alles Glück wünschender, von Haus zu Haus herzlichst grüßender treuer (gez.) C. Bezold.

 

193. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 28.7.1913

Lieber Freund,

Von ganzem Herzen innigen Glückwunsch zur Rückkehr an die Hochschule! Ja, ich habe gewünscht, daß Sie annehmen möchten und zwar wegen Ihrer Gesundheit und wegen des Gegenstandes, dem Sie die Hauptarbeitskraft Ihres Lebens, d.h. die besten Arbeitsjahre, widmen. Die Hamburger haben Recht, Ihnen dafür dankbar zu sein; denn wenn die Universität einmal kommt, schuldet die Organisation vieles Ihnen! Egoistisch freue ich mich, Sie nun ein bissl näher zu kriegen. Und welche Freude wird es für Ihre verehrteste Frau Mutter sein!

Warum ich wirklich nicht länger in Hamburg bleiben kann, so leid es mir tut, Sie und Warburg nun nicht zu hören, kann ich Ihnen mündlich leicht erklären

Wenn Sie und Ihre verehrteste Frau sich wirklich mit uns plagen wollen, dürften wir vielleicht am Sonntag mittags zu Ihnen kommen? Zu Warburgs nimmt meine Frau soeben an; wir bestellen dann um ½ 11 Uhr ein Auto zur Bahn. Ans Esplanade hab’ ich soeben geschrieben.

Sehr nett wär’s freilich, wenn Sie uns am Freitag früh im Hôtel aufsuchen wollten zur Besprechung von allem weiteren. Vielleicht ist’s besser, wir verschieben Stellingen auf Samstag, damit ich für den Vortrag nicht müd werde. Si vedrà.

Herzlichste Grüße von Haus zu Haus! Ihr alter treuer C. Bezold.

 

194. C. Bezold an C. H. B., Bonn Heidelberg, 31.12.1913

(Postkarte)

Zum nahen Rhein ziehen dies Jahr unsere Wünsche für Sie, Ihre liebe Gattin und die Kinder! Ein inniges Prost 1914! Ich hoffe, Littmann kann uns mündlich mehr Gutes von Ihnen berichten, wonach wir uns sehnen. In alter Treue A. und C. Bezold.

 

195. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 1.2.1914

Lieber Freund,

Es tut mir sehr leid, daß Sie aus diesem Grund Ihr Kommen am 9.8. „nicht bestimmen können“. Hoffentlich sind aber alle Ihre Sorgen so, daß eine genaue Untersuchung sie völlig beheben kann; das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.

Ich will mich jetzt einmal bei Littmann erkundigen, ob er sich am 9. freimachen kann; davon wird dann weiteres abhängen. Übrigens sprach ich vor ein paar Tagen Kracht(?) und fragte ihn, wann er fortginge; er sagte mir, er würde „so gut wie gar nicht“ während der Ferien fortgehen: wobei freilich das „so gut wie“ zu betonen sei; verschwören könne er natürlich nichts, und 1-2 Tage würde er wohl auch so wie wir einmal abwesend sein.

Ich dachte, diese Mitteilung würde Sie interessieren, und schreibe deshalb schon jetzt, damit Sie ev(entuell) Ihre Dispositionen leichter treffen können.

Ich selbst will mich nun ev(entuell) nach dem bewußten 9. richten und damit Herrenalb zu kombinieren suchen; für unser geliebtes Engelberg kommt dann wohl erst die letzte Augustwoche in Betracht. Was soll bis dahin noch alles an Arbeiten werden!! Es gruselt mir, wenn ich daran denke.

Und nun alle guten Wünsche für Ihre Gesundheit und die herzlichsten Grüße von Haus zu Haus! Ihr treuer C. Bezold.

 

196. C. Bezold an C. H. B. Montreux, Hôtel Beau Rivage, 10.4.1914

Lieber Freund,

Ihr Lebenszeichen aus Meran vom 29. vorigen Monats hat uns doppelt gefreut, 1. weil es uns zeigte, daß Sie sich einmal nach langer Zeit Erholung gönnten, und 2. weil des das erste in diesem Jahr war, wonach ich mich schon sehr gesehnt hatte; vielen Dank!

Nun ist unser hiesiger, am 23. v. M. angetretener Ferienaufenthalt schon fast wieder zu Ende (wir wollen nächsten Mittwoch nach München, um dort die Hochzeit im Hause Müller mitzufeiern),und erst jetzt komme ich zu diesem langgeplanten Brief.

Ich habe ein recht arbeitsreiches Wintersemester hinter mir, darunter viele Dinge, die der Außenstehende so gar nicht merkt: Sie kennen das! Unter anderem hat mir die (ehrenvolle) Stellung eines Korrespondenten für die Angelegenheiten der von Freiburg und Heidelberg gemeinsam unternommenen Ausgrabungen in Ägypten ungemein viel Zeit und Arbeit gekostet. Auch mein „Lexikon“ hat nun endlich in diesem Winter (nach Weihnachten) angefangen und ist eine neue „Rosen-Fessel“ zu den anderen hinzu. Dazu kann nächstens der Prospekt für ein „Reallexikon der Assyriologie“ mit der Werbung von Mitarbeitern versandt werden, etc. etc. Sie sehen, zu der vielgeliebten Astrologie bleibt zunächst nicht viel Zeit, und auch der Druck des Hamburger Vortrags ist noch um einige Wochen verschoben.

Nun aber etwas anderes und aktuelles: die Heidelberger Herren Kollegen, die für die Sache interessiert sind, haben mich zum ersten und Troeltsch zum 2. Vorsitzenden des Lokalkomités des nächsten, für 1916 geplanten Kongresses für Religionswissenschaft ernannt. Ich nahm Gelegenheit, in der betr(effenden) konstituierenden Sitzung Ihren Ägyp(ten)artikel im „Islam“ wörtlich vorzulesen, der großen Beifall fand. Nun möchte ich aber gern, daß wir die „Richtlinien“ möglichst klar vorzeichnen, um sie bei den Einladungen gleich mitzuverwerten. Ein kleines inoffizielles „Meeting“ im Semester gelang schon deshalb nicht mehr, weil Bertholet nicht dazu zu haben war. Ich habe deshalb dieses Meeting, wozu ich außer Troeltsch und evtl. Boll oder anderer Heidelberger gerne Sie und Littmann (und Bertholet) hätte, mir für die Pfingstzeit als ausführbar gedacht und frage deshalb bei Ihnen an, ob Sie in der Pfingstzeit abkömmlich und ev(entuell) geneigt wären, für einen oder zwei Tage nach H(eidelberg) zu kommen. Auf Littmann glaube ich (nach mündlicher Unterhaltung!) sicher rechnen zu dürfen. Wir könnten dann in meiner Wohnung die integrierenden Punkte zur Festlegung des Arbeitsverlaufs des Kongresses gemütlich und „informally“ besprechen, und ich könnte später das Facit dem Lokalkomité zur Genehmigung unterbreiten.

Eine freundliche Antwort, welche Tage (bitte eine möglichst große Auswahl) Sie etwa zur Verfügung hätten (am besten nach Heidelberg addressiert), würde sehr freuen Ihren von Haus zu Haus vielmals und herzlichst grüßenden, alten treuen C. Bezold.

 

197. C. H. B. an C. Bezold. (Bonn?), 14.5.1914

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor,

Könnten Sie mir nicht mitteilen, für welches Datum Sie sich in der Pfingstwoche entschlossen haben, da ich meine übrigen Pläne danach einrichten muß. Ich habe in der Woche vor Pfingsten in Hamburg zu tun, könnte aber Samstag Abend in Heidelberg sein.

Was unsere Arbeiten betrifft, so habe ich mir für den Islam zwei Themata überlegt, die man natürlich noch schärfer präzisieren könnte.

  1. Die Anfänge der islamischen Religion (Leben Muhammed Forschung, die Einflüsse der älteren Religionen usw.),
  2. Die Modernisierung des Islam unter dem Einfluß Europas (Hier könnten Einzelreferate für Ägypten, Türkei, Persien und Indien in Aussicht genommen werden.)

Welche Themata in der allgemeinen Religionsgeschichte gerade en vogue sind, ist für mich schwierig zu sagen. Mir fallen gerade Themata ein wie

    • Prinzipien der Kult- und Lithurgiebildung, oder
    • Typische Züge des Heiligenbildes in den verschiedenen Religionskreisen,
    • Initialriten (Religionsstifter, Königswahl)

Man müßte sich einmal mit Frazer oder einem anderen der führenden Leute in Verbindung setzen. Meinen hiesigen Kollegen Clemen mag ich darüber nicht fragen, da er doch keine

erste Leuchte ist.

Jedenfalls würden Sie mich sehr zu Dank verpflichten, wenn Sie mir bald über den Termin nähere Mitteilung machen wollten.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr Sie dankbar verehrender (CHB).

 

198. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 15.5.1914

Lieber Freund,

Längst wollte ich Ihnen für Ihren lieben Brief vom 14. April danken, da kommt heute Ihr zweites freundliches Schreiben mit den wertvollen Themata, etc.

Meinem Doppeldank muß ich aber nun die Mitteilung beifügen, daß unsere Zusammenkunft sich nun doch noch etwas verschiebt. Littmann hätte ja allerdings kommen können; aber von Bertholet hab’ ich immer noch keine Nachricht, wann der Kongreß eigentlich stattfinden soll, und was er sonst disponieren kann. Und meine eigenen Pläne (u.a. eine gründliche Bücherräumerei) wollen sich auch der Pfingstwoche nicht fügen. Ich möchte deshalb das Semester-Ende oder den Ferienanfang für die erbetene Zusammenkunft vorschlagen und hoffe, auch dann bei Ihnen – nach vorheriger, rechtzeitiger Vereinbarung – keine Fehlbitte zu tun.

Hoffentlich ist Ihre Gesundheit nun wieder ganz gestärkt. Ich stehe vor dem Auspacken unserer in Ägypten erworbenen Schätze – 49 Kisten, was noch manchen Schweißtropfen kosten wird. Das Semester hat sich gut angelassen, nette arbeitsame Leute. Bei Ihnen hoffentlich ebenso!

Nochmaligen herzlichen Dank für alle Ihre Vorschläge und für heute nur noch von uns beiden die schönsten Empfehlungen und alle guten Wünsche für Sie, Ihre verehrteste Gattin und die Kinder, mit den Sie vielmals grüßt Ihr alter, treuer C. Bezold.

 

199. C. H. B. an C. Bezold. (Bonn?), 19.5.1914

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor,

Dieses Jahr bin ich wirklich von einer unglaublichen Vergeßlichkeit. So habe ich auch glücklich Ihren gestrigen Geburtstag vollständig verschwitzt, aber ich hoffe, Sie nehmen auch heute noch einen herzlichen Glückwunsch dazu freundlich auf. Mir geht etwas viel durch den Kopf zur Zeit, da ich außer vier Stunden historischer Vorlesungen noch sechs Stunden philologische, zum Teil neue, zu halten habe., und daneben meine Hamburger Vorträge für die kommende Woche vorbereiten muß. Ihr freundlicher Brief hätte mich aber eigentlich erinnern sollen. Haben Sie herzlichen Dank

Es tut mir leid, daß aus der Pfingstverabredung nichts wird, doch stehe ich auch gern in der ersten Augustwoche zur Verfügung. Ich bitte dann aber um die Tage zwischen dem 3. und 5., da ich mit Beginn der Schulferien am 5. meine Kinder in die Sommerfrische bringen muß. Ob wir unsere übrigen Pfingstpläne nun durchführen, d.h. die Pfingsttage doch nach Heidelberg kommen, steht dahin. Wenn es bei unserer ersten Absicht bleibt, werde ich jedenfalls auch bei Ihnen vorsprechen.

Für heute nur diese kurzen Zeilen und meinen herzlichen und aufrichtigen Glückwunsch, sowie alles Gute von Haus zu Haus. Ihr Sie dankbar verehrender (CHB)

 

200. C. Bezold an C. H. B. Wien, 29.5.1914

(Postkarte)

Herzlichen Dank, lieber Freund,

für Ihre lieben Glückwünsche, der mich um nichts minder freute, daß er am 19. abging! Ich habe noch in Heidelberg an Littmann geschrieben, daß Sie gern die Zeit vom 3.-5. August zu unserer Zusammenkunft hätten.

Seit Dienstag bin ich hier beim Kartelltag der Deutschen Akademien; interessante Tage. (Arab. Name) war von ausnehmender Freundlichkeit. Morgen hoffe ich mich mit meiner Frau und Müllers in Prien zu treffen. Recht frohe Pfingsten Ihnen und Ihrer verehrtesten Gattin vom alten C. Bezold.

 

201. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 22.6.1914

(Postkarte)

Lieber Freund,

Wie sehr ich Ihre treffliche Darstellung der orientalischen Wissenschaften genoß, hab ich Ihnen schon angedeutet. Heute komme ich nur mit Geschäftlichem: Bertholet kann unmöglich 3.-5-August wegen der dortigen Examina; könnte wohl vom 9. August an; dann ev(entuell) Ende September. Letzteres würde mir sehr wenig passen. Wäre es Ihnen denn nicht doch möglich, am 9. August hierher zu kommen? Ich würde im Bejahungsfalle sofort Bertholet und Littmann benachrichtigen, damit wir zu einem Resultat kommen. Bitte geben Sie wenn irgend möglich, Ihrem Herzen einen Stoß!

Ich hab’ noch immer schrecklich viel mit unseren ägyptischen Ausgrabungen zu tun, komme noch zu gar keinem continuierlichen wissenschaftlichen Arbeiten!

Herzlichste Grüße von Haus zu Haus!

Ihr alter treuer C. Bezold.


Ausbruch des 1. Weltkrieges


202. C. H. B. an C. Bezold. (Bonn), 26.8.1914

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor,

Seitdem wir uns trennten, hat sich Gewaltiges ereignet. In der allgemeinen Spannung kam ich noch nicht dazu, Ihnen zu schreiben, um Ihnen für Ihre mancherlei Freundlichkeiten zu danken, die Sie mir bei meinem letzten Aufenthalt in Heidelberg wieder in so reichem Maße erwiesen. Ich lese soeben, daß mein lieber Freund Weiß von seinen Leiden erlöst wurde, und ich weiß nicht, ob es mir möglich sein wird, zur Beerdigung zu kommen. Deshalb bitte ich Sie freundlichst, mir für einliegende 10 Mark einen schönen Kranz zu besorgen. Ich muß Sie darum ersuchen, weil alle meine jüngeren Heidelberger Freunde zur Zeit ausgerückt sind; aber ich hoffe, die Mühe wird Ihnen nicht zu groß sein, da es ja in der Brückenstraße mehr als einen Blumenladen gibt. Jedenfalls danke ich Ihnen bestens für diese Gefälligkeit. Sollte ich noch Reisegelegenheit finden, was nicht allein von den Eisenbahnzügen abhängt, sondern von meinen freiwillig übernommenen Hülfspflichten, so würde ich mich natürlich persönlich bei Ihnen einstellen.

Ich wirke hier bei der Verwundeten-Verpflegung mit, um mich wenigstens auch etwas nützlich zu machen. Im Übrigen arbeite ich still für mich und freue mich, wieder die Nerven dazu zu haben. Auch gesundheitlich geht es uns allen nach Wunsch.

Daß unser guter Weiß erlöst wurde und nicht noch lange leiden mußte, war ein rechter Segen. Schmerzlich ist es nur für seine einem solchen Schlag so gar nicht gewachsene Frau, daß der eine Sohn gleichzeitig vor dem Feinde steht. Mir war bei meinem letzten Besuch im Hause Weiß ganz klar, daß es ein Abschiedsbesuch war.

In der Hoffnung, daß es Ihnen gut geht, mit nochmaligen besten Dank im Voraus und herzlichen Grüßen von Haus zu Haus in bekannter Verehrung Ihr ergebener (CHB).

 

203. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 16.9.1914

(Postkarte)

Lieber Freund,

endlich, endlich komme ich dazu, Ihnen für Ihre freundlichen Zeilen vom 26.v.M. zu danken, die ich am Nachmittag nach der Beerdigung unseres treuen Kollegen W(eiß) erhielt. Der Kranz wurde natürlich sofort besorgt. Es war eine ernste, durch eine tief zu Herzen gehende Rede Frommels verklärte Feier.

Gottlob, daß Sie von sich Gutes melden können. Wieviel weltbewegende Größe hat sich ereignet, seit wir zuletzt zusammen waren! Der Grund meines langen Schweigens ist, daß ich hier für’s Rote Kreuz einen Zentralnachweis aller hier befindlichen Verwundeten organisiert habe: Zettel und Kasten von meinem Assyr(iologischen) Lexikon übernommen. Dies nimmt meine Zeit Tag für Tag von morgens ½ 6 Uhr bis abends 8 Uhr, und ich bin recht froh, wenn ich in dieser Zeit mit dem Tagespensum fertig werde. An irgendwelche andere Beschäftigung für mich und meine Frau (die genau so viel zu arbeiten hat wie ich selber) ist nicht zu denken. Nur ein paar Korrespondenzen, besonders mit Nöldeke (?) halte ich aufrecht. Unser Büro ist im Orientalischen Seminar.

Nun aber genug dieser langen Erklärungen über uns selbst!

Ich hoffe von Herzen, daß Ihre verehrteste Gattin und ganze Familie in bester Gesundheit sind, und Sie selbst den altem Adam wirklich und gründlich auszuziehen die Nervenkraft fanden oder doch jetzt finden.

Was mag von Ägypten kommen? Ein (weggelocht!) Ich halte Englands Erniedrigung auf die Kulturstufe, die es jetzt vor aller Welt eingenommen hat, für eine Schmach für ganz Europa gegenüber dem Orient; den 22916 hab’ auch ich niedergelegt.

Tausend gute Wünsche und herzlichste Grüße von Haus zu Haus! Ihr treuer C. Bezold.

 

204. C. H. B. an C. Bezold Bonn, 28.12.1914

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor!

Der Jahreswechsel gibt mir Anlaß, Ihnen wieder einmal von mir zu berichten. Vor allem aber möchte ich Ihnen und Ihrer verehrten Gattin zugleich im Namen meiner Frau ein gutes neues Jahr wünschen. Ich hoffe, daß wir uns 1915 wieder einmal gemütlich sehen werden und daß es auch nach den schweren, bangen Kriegszeiten uns einen ehrenvollen Frieden bringe. In diesem Wunsche ist sich wohl die ganze Welt einige; denn so gut alles bisher bei unseren Operationen geht, so schmerzlich ist es doch zu sehen, welch ungeheure Opfer uns der Krieg kostet. Meine zahlreichen Verwandten im Felde sind zwar bisher scheinbar gut durchgekommen, aber liebe Freunde habe ich umsomehr verloren, und am Tage vor Weihnachten wurde mir die traurige Kunde, daß auch Dr. Graefe den Heldentod gefallen ist. Er, der wie Sie wissen wie kein anderer in meinem Sinne arbeitete, in zweijähriger täglicher Gemeinschaft unter meinen Augen zu einem wirklichen Gelehrten herangereift war und in Hamburg meine spezielle Tradition noch mehr vertrat als Tschudi. Er wurde am 11. September verwundet und ist am 25. September in einem französischen Lazarett auf der Insel St. Nazaire gestorben. Es hat zwei Monate gedauert, bis seine Eltern und seine Braut die erste Nachricht erhielten. Auch um meine zweite Hoffnung, um Ritter, fange ich an, mich zu sorgen, da ich nach einer regelmäßigen Korrespondenz nun bereits mehrere Wochen ohne Nachricht von ihm bin. Er steht allerdings am Yserkanal in schwierigster Position.

Aus meinen mancherlei kleinen Broschüren werden Sie gesehen haben, daß ich mich etwas politisch beschäftige. Jetzt will ich ein Lehrbuch des Islam fertig machen. Aber wenn das alles auch zeitgemäß ist, so ist es doch nur ein schwacher Surrogat für eigentliche vaterländische Tätigkeit. Hoffentlich funktioniert Ihr Verwundeten-Büro gut und haben Sie Befriedigung von dieser nützlichen Schöpfung.

Ich beabsichtige am 1. Januar auf einige Zeit nach Hamburg zu gehen, um die Neuordnung der Zeitschrift und so manches Andere mit Tschudi zu besprechen. Dort treffe ich auch Littmann und werde wohl auch Jacob sehen, dessen Schüler Thorning übrigens auch vermißt wird. Ich werde meine Reise über Gelnhausen und Berlin nehmen und besonders bei meiner Mutter Einschau halten, um die wir kürzlich mal wieder recht in Sorge waren. Gottlob hat sie sich aber doch wieder hindurch gearbeitet und war in der Lage, mit drei Kinderfamilien ein trotz aller Sorge frohes Weihnachtsfest zu feiern. Auch bei uns behielten die Kinder ihr Recht, und das Fest ist harmonisch verlaufen.

Trotz des Krieges habe ich fast alle meine Vorlesungen zustande gebracht und sogar einen Doktoranden gehabt, der am Tage nach dem Mündlichen eingezogen wurde. Auch sonst bleiben in den philologischen Vorlesungen hauptsächlich die Schlacken, während die gesunde Jugend hinaus ist. Trotzdem harren in meiner Geschichte Afrikas, zweistündig, immer noch fünfzehn Mann aus.

Mit freundlichen Grüßen von Haus zu Haus und allen guten Wünschen Ihr Ihnen wie stets dankbar ergebener (CHB).

 

205. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 20.1.1915

(Postkarte)

Lieber Freund,

verzeihen Sie vielmals, wenn ich erst endlich jetzt zur Beantwortung Ihrer beiden sehr lieben Briefe komme. Den ersten ließ ich deshalb zunächst ein wenig liegen, weil ich dachte, Sie blieben länger in H(amburg?). Und dann kam wieder so viel Arbeit (Verwundetentransporte etc.), daß ich zu keiner Zeit Privatkorrespondenz kam. Auch den 6. Januar, zu dessen gedenken Ihnen meine Frau ganz besonders danken läßt, haben wir von früh bis abends gearbeitet. Sn(oucks)s Broschüre erhielt ich zugleich mit einem entrüsteten Brief Littmann’s darüber. Ich teile natürlich völlig seine und Ihre Ansicht. Am Sonntag habe ich das, was mir die Lektüre des Artikels zu äußern auferlegte, auf einer Postkarte an Nöldeke geschrieben, darauf aber bis jetzt keine Antwort von ihm erhalten. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Karte die Zensur nicht passiert hat. Sobald ich wieder etwas aufatmen kann (außer dem „Amt“ hab’ ich vier Stunden Kolleg; daneben fortwährend das Assyrische Wörterbuch, das viel Arbeit macht, und noch die Korrektur einer syrisch-griechischen Evangelien-Konkordanz, letztere die erweiterte Dissertation eines im Felde stehenden Schülers), aber wie gesagt, sobald die Zeit freier wird, schreibe ich Ihnen mal ausführlicher. Was mag H(erzfeld?) sagen? Es ist doch jammerschade, daß gerade das kommen mußte!

Für heute nur noch wiederholten Dank und innige Wünsche für Sie alle und Grüße von Haus zu Haus! Stets Ihr treuer C. Bezold.

 

206. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 28.2.1915

(Postkarte)

Lieber Freund,

Jetzt hab’ ich die am 20. Januar versprochene Antwort doch wieder so lang liegen lassen, bis Ihr Artikel erschienen ist, und kann ich nur auch Ihnen wiederholen, was ich vor kurzem an Littmann schrieb: seien Sie mir wegen des Schweigens nicht böse: jeder größere Truppentransport wie der vom 19. und vom 25. d. M. nimmt auch meine knappe häusliche Zeit noch in Anspruch; ich erübrige mit Mühe und Not ein Stündchen früh, um mit der Maschinenschreiberin unseres Lexikons Schritt zu halten!

Schön haben Sie geschrieben, vornehm, sachlich, eindringlich. Es freut mich, daß sich unsere Gedanken mehrfach getroffen haben; so über die läppische Bemerkung Seite 19, Zeile 16: de bevolkung schijnt etc.17– Die Anmerkung auf S.29 haben Sie wohl absichtlich ignoriert! Ich suchte möglichst sachlich nach Sn(ouck)s Motiven; eins ist entschieden der Gedanke an die niederl(ändisch)-ind(ischen) Moslims, der ja auf S. 31 letzter Absatz zum Vorschein kommt und worüber Sie nun auch sprechen; das andere sehe ich darin, daß Sn(ouck) ja selber Moslim ist (ob aus Überzeugung, tut hier kaum etwas zur Sache) und am Ende auch durch den „Zwang“ Fes g’hàdverärgert“ wird. Aber das pazifistische (utopistische) Element gehört wahrhaftig nicht in die Fluten – die blutgetränkten – der jetzigen Politik, und dem Gespenst des „Glaubenshasses“ sind Sie mit Recht energisch zu Leibe gegangen. Möchten nur weite Kreise sich die Zeit nehmen, Ihren Artikel gründlich zu lesen!!

Armer Gräfe!

Uns geht es körperlich gut und wir hoffen von Herzen bei Ihnen und Ihrer ganzen lieben Familie das Gleiche.

Mit herzlichsten Grüßen von Paar zu Paar Ihr stets treuer C. Bezold.

P.S. Daß Sie im letzten „Islam“ (vielen Dank dafür) sich so kräftig über Köhler öffentlich ausgesprochen haben, hat mich nun definitiv von ihm abgeschreckt!-

 

207. C. H. B. an C. Bezold. (Bonn?), 17.5.1915

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Professor!

Zu Ihrem bevorstehenden Geburtstage möchte ich nicht versäumen, Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche auszusprechen. Wie gern würde ich persönlich, wie in früheren Jahren, bei Ihnen antreten. Hoffentlich treffen wir uns bald einmal wieder, denn dieses Jahr mit seinen andersartigen Interessen hat uns noch nicht zusammenkommen lassen. Alles Gute für Ihre Gesundheit und für Ihre Arbeit!

Aus meinen beiden letzten Schriften werden Sie ersehen haben, daß die Diskussion mit Snouck ihr Ende erreicht hat. Wir haben nach Abschluß auch persönliche Briefe getauscht und betrachten auch menschlich die Sache als erledigt. Eine gewisse trübe Erinnerung wird wohl bleiben; man wird aufhören müssen in Snouck schlechthin einen der Unsrigen zu sehen, aber man wird bei aller Verschiedenheit des nationalen und politischen Standpunktes doch die alten persönlichen Beziehungen bewahren können. Mein holländischer Artikel ist von der ganzen holländischen Tagespresse übernommen worden.

Wenn Italien nicht eingreift, wie ich noch immer glaube, so wird der Krieg wohl bald zu Ende sein; aber die Zahl der Opfer, die er gefordert hat, ist auch enorm. Trauernd dachte ich dieser Tage an Walther Neumann, dessen Geburtstag ja am 14. war, und heute erhalte ich eine Todesanzeige über Eduard Meyers jüngeren Sohn. Gerade die letzten Wochen haben wieder viele Opfer gekostet, aber Gottlob geht ja alles so gut voran.

Mir geht es gesundheitlich so einigermaßen, doch ist mein altes Leiden über den Krieg nicht besser geworden. Ich habe viel Politisches geschrieben und halte Vorträge in Berlin und anderswo. Mein Kolleg ist besucht wie in Friedenszeiten: im Publikum habe ich weit über 100 Leute.

Mit freundlichen Grüßen von Haus zu Haus und mit nochmaligen besten Wünschen bin ich Ihr Ihnen dankbar ergebener (CHB).

 

208. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 28.5.1915

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Es war mir eine große, herzliche Freude, außer Ihren mancherlei mich immer besonders interessierenden Druckschriften zum Geburtstag einen so ausführlichen und lieben Brief von Ihnen zu erhalten, und ich danke Ihnen herzlich für diesen neuen Beweis Ihrer treuen Freundschaft.

Von ganzem Herzen beruhigte es mich, daß nun die Sache mit Snouck zu einem gewissen Abschluß gebracht ist. Ich habe ihm soeben geschrieben – in altgewohnter Weise – und für seine beiden Zusendungen (holländisch und deutsch) gedankt. Freilich konnte ich ihm nicht verhehlen, daß auch mir die erste Schrift „ein Dorn im Auge und ein Schmerz in der Seele“ war; und auch mir wird die „gewisse trübe Erinnerung“ bleiben, trotz alles Djihad Akhar!

Daß Sie mit Ihrer Gesundheit noch immer nicht recht zufrieden sind, das hat mir ungeheuer leid getan. Ich hoffe aber zuversichtlich, daß gerade bei Ihrer Willensstärke dieses auf nervöser Basis entstandene Leiden bald ganz behoben sein wird; alle guten Wünsche dazu!

Wir haben unsere Rote-Kreuz-Tätigkeit mit Ostern eingestellt; denn die mancherlei Amtspflichten, die mir mit der jetzt seit Monaten andauernden schweren Erkrankung Windelbands und mit meiner Wahl in den Engeren Senat – als Prorector designatus – erwuchsen, ließen sich mit jener täglich 6 und mehr Stunden beanspruchenden und dabei geistlosen Tätigkeit nicht mehr vereinen. So widme ich denn jetzt mit doppeltem Eifer die verfügbare Zeit meinem Lexikon, der Zeitschrift, anderen Kleinigkeiten und dem Kolleg, das auch im Sommer wieder genau wie in Friedenszeiten zu Stande kam. Freilich, zur fruchtbaren Tätigkeit (ich denke an Bolls und meine astrologisch-astronomischen Studien) will es noch nicht kommen; dazu gehört eben eine andere Konzentration als sie die Kriegsnachrichten zulassen.

In den Osterferien waren wir drei Wochen am „Kohlhof“, wollen auch morgen wieder auf einige Tage dorthin. Wir hatten dort viele Besuche, u.a. auf mehrere Tage das Ehepaar Neumann, von dem die Mutter mit am allerschwersten von allen hier betroffenen Familien über den Verlust des lieben Sohnes hinwegkommt. Es ist entsetzlich, wie sich bei uns von Woche zu Woche die Trauernachrichten häufen. Und neben denen aus dem Feld hatte ich selbst noch eine besonders schmerzliche durch den Heimgang einer über alles geliebten Tante, Salesianerin im Kloster Beuergerg, womit das letzte Glied meiner mütterlichen Familie erlosch. Auch Heigels Tod hat mich nahe berührt.

Letzten Freitag waren wir beim Kartelltag der deutschen Akademien in Leipzig: eine ernste und würdige Aussprache vornehm denkender Männer. Mit Kuhn und Crusius wohnten wir im selben Hôtel. Diels und Roethe sprachen vortrefflich. Auch mit Zimmern sprach ich mich so gut wie seit lange nicht.

Ich muß hoffen, daß unser Littmann, wie er mir vor ein paar Tagen schrieb, nun eingezogen wird; und doch bangt mir grade bei dem Gedanken an ihn, wenn er einmal an die Front kommt.

In allen diesen Sorgen und Wünschen weiß ich mich eins mit Ihnen; es ist zweifellos, daß uns Freunde alle der Krieg noch enger zusammenschließt. Haben Sie nochmals Dank! Und alle guten Wünsche für Ihre Arbeit, Ihre reiche Lehrtätigkeit und obenan Ihre und der lieben Ihrigen Gesundheit! Herzlichst gegrüßt von Haus zu Haus Ihr alter treuer (gez. C. Bezold.

 

209. C. H. B. an C. Bezold. Bonn, 24.7.1915

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Professor!

Ich annonciere Ihnen, daß Sie in meinem Auftrage von Teubner ein Exemplar des Werkes „Deutschland und der Weltkrieg“ erhalten werden, zu dem ich ein Kapitel beigesteuert habe. Ich dachte mir, daß Ihnen das Ganze lieber sein werde, als ein Separatabzug.

Mit herzlichen Grüßen Ihr ergebenster (CHB)

 

210. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 1.8.1915

Lieber Freund,

Recht herzlichen Dank für Ihre lieben Zeilen vom 24.v. M. und das wunderschöne Geschenk, das vorgestern in meine Hände kam! Sie haben mir damit eine große Freude bereitet: das Buch, in dem Heidelberg (sammt Ihnen und Troeltsch!) so trefflich vertreten ist, war schon auf meinem Wunschzettel; aber – Sie wissen, wie saumselig und schwerfällig ich im Buchbestellen bin.

Ihren Artikel (und den von Troeltsch, und von Marcks) hab’ ich gleich gelesen; ich gratuliere Ihnen zu der neuen, ruhigen, sachlichen Äußerung. Auch für das neue Islam-Heft schönsten Dank: ich griff natürlich gleich zu dem Barth’schen Nekrolog: gerecht und warm! Übrigens hatte ich, da nie sein Schüler, gar nicht gewußt, daß B(arth) so streng sein konnte.

Hoffentlich sind Sie mit Ihrer und der lieben Ihrigen Gesundheit zufrieden! Haben Sie ausgereifte Ferienpläne? Wir wollten nächsten Donnerstag nach Herrenalb und freuen uns schon ungemein auf den Meister und die Seinen; Littmann will wohlmöglich auch kommen. Ca. 1.8. wollen wir zu von Müller nach Mittenwald. In der 2. Hälfte des Monats zu Kuhns nach Oberstdorf; anfangs September zurück.

Hätten Sie Zeit und Lust, sich mit einem kleinen Beitrag, 6-8 Seiten, an einer Festschrift für Kuhn zu beteiligen; soll ich Ihnen den Prospekt schicken? (Adresse 5.-10.8. Herrenalb, „Grünen Wald“) (Keine Antwort bedeutet für mich Ablehnung!)

Wann werden wir uns einmal wiedersehen? Wissen Sie noch, vorm Jahr?

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr alter treuer C. Bezold.

 

211. C. Bezold. an C. H. B. Heidelberg, 14.10.1915

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Herzlichen Dank für Ihre liebenswürdige letzte Sendung, aus der ich mit Freuden – außer Ihren fortgesetzten aktuellen Studien – ersehe, daß Sie auch der „anderen“ Zeitschrift etwas zukommen lassen, was Ihnen dort gewiß hoch angerechnet wird.

Ich hoffe, es geht Ihnen und allen den lieben Ihrigen gesundheitlich gut und Sie können dem Semester mit frohem Mut entgegensehen. Wir haben im August-September eine recht schönen Ferienmonat verlebt, teils mit Nöldekes, teils mit Müllers (Mittenwald) und teils mit Kuhns und Lüders’ (Oberstdorf). Heute wollen wir noch zu Nachferien etwas auf den Kohlhof umziehen, um dann mit frischen Kräften ins Semester steigen zu können.

Nun komme ich mit zweierlei Anliegen:

  • Der Druck der Kuhn’schen Festschrift hat begonnen und ich darf vielleicht fragen, wann Ihr freundlichst zugesagtes M(anuskript) eintreffen könnte. Wollen Sie dann so freundlich sein und es gleich Scherman schicken (Galeriestr.4, Ethnographisches Museum), da dieser die eigentliche Redaktion übernommen hat und ich nur die semitistischen Artikel einmal durchlese?
  • Und 2. Für die von Andreas und Littmann geplante kleine Festgabe für unseren Altmeister habe ich daran gedacht, einmal etwas aus unserer hiesigen Papyrisammlung zu geben, und dabei zunächst drei Stücke angesehen, die Sie in Ihrem Verzeichnis als für mich geeignet bezeichnet haben.

Es sind drei Papierstreifen, die ersten zwei, ziemlich gut erhalten, einst ein Ganzes, das vor dem „Beschriften“, wie man jetzt so schön sagt, mit einem scharfen Instrument zerschnitten wurde. Das dritte, das nicht so gut erhalten ist, fügt sich nicht an, ergiebt sich aber inhaltlich als sicher zur selben Materie gehörig.

  • Anbei finden Sie eine ganz flüchtige Übersetzung, die ich gern noch vor der Abreise zu Papier bringen wollte. Ich würde sehr gern Ihre Meinung hören, was Sie von dem Plan halten, und zwar besonders: ob Sie meinen, daß der abstruse Gegenstand unseren Scheich interessieren wird;
  • ob Sie solche koptisch-arabischen Zaubergebete auch sonst kennen, (daß auch die Abgar-Korrespondenz von den Kopten als Amulett verwertet wurde, bemerkt Leipoldt, Geschichte der Koptischen Literatur, bei Amelang, S.173 ausdrücklich)
  • und ob Sie denken, daß es sich verlohne, von den Stücken, die z. T. schlecht, ohne diakritische Punkte geschrieben sind, Photographien beizugeben.

Ich werde alle diese Fragen seinerzeit natürlich auch an Littmann stellen, wollte aber doch vorher von Ihnen als dem „Nährvater“ unserer Papyri die Sache unterbreiten.

Ich habe eventuell vor, auch noch die anderen, von Ihnen als „literarisch“, „religiös“ oder „christlich“ bezeichneten Stücke finde.

Für ein paar freundliche Antwortzeilen (bis auf weiteres nach dem Kohlhof) wäre Ihnen sehr verbunden Ihr von Haus zu Haus herzlich grüßender altgetreuer (gez.) C. Bezold.

N.B.! Dies ist der erste Brief, den ich selbst in einen Lindström’schen Parlographen gesprochen und dann davon Diktat (selbst) auf einer ganz neuen Remington (Modell Nr. 10) geschrieben habe!

 

212. C. H. B. an C. Bezold. (Bonn), 16.10.1915

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Professor!

Herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Brief mit der schönen Schreibmaschine. Zum Parlographen kann ich mich noch nicht recht entschließen, habe es auch in Hamburg nicht gekonnt, wo er immer neben mir stand. Aber eine neue Schreibmaschine werde ich mir bald leisten müssen, da meine jetzige schmutzt. Vielleicht raten Sie mir einmal als Sachverständiger, welche ich mir am besten kaufe?

Nun zu Ihren Anliegen: Schermann hat mir geschrieben, daß er mein Manuskript für Kuhn erst Ende des Monats braucht, und ich kann es auch vorher sicher nicht fertigstellen. Ich werde das Thema behandeln: „Ubi sunt qui ante nos in mundo fuere“, ein Thema, für das ich lange sammle, und das die Gedankenverbindung zwischen Ost und West an einer anderen Stelle aufzeigt, als wie es Kuhn getan hat.

Von der kleinen Festgabe für Nöldeke habe ich noch gar nichts gehört, doch darf ich als bestimmt annehmen, daß man mich zur Mitarbeit auffordern wird.

Ihren Plan, die christlichen Amulette der P.S.R. zu veröffentlichen, finde ich sehr hübsch. Die Arbeit ist allerdings nicht ganz einfach, da Sie nicht darum herumkommen werden, die ganze orientalisch-christliche und auch die späthellenistische Zauberliteratur anzusehen. Da haben Sie ja aber in Bonn eine vortreffliche Hülfe. Ich habe mich nie spezieller mit dem Gegenstand beschäftigt, doch empfehle ich Ihnen Crum’s „Catalogue of the coptic manuscripts in the Rylands library“, No.100 ff. Auch die anderen coptischen Kataloge Crums müßten Sie wohl durchsehen. Die dort verzeichnete Literatur wird ja wohl ziemlich abschließend sein. Ähnliche Bruchstücke sind wohl in allen Papyrussammlungen enthalten. Ich erinnere sie mir bestimmt in Hamburg, wo sie allerdings noch nicht geordnet sind. Auch in Berlin gibt es sicher solche. Ich glaube, daß es unmöglich ist, einigermaßen abschließend darüber zu schreiben; nur die Sammlung des Materials würde bis zum 80.Geburtstag ganz unmöglich sein. Aber jeder, der sich mit diesen Dingen beschäftigt, wird demjenigen dankbar sein, der einmal die schwierige Aufgabe auf sich nimmt, mutig ein paar Stücke herauszubringen.

Über die Bedeutung des Abgar-Briefes finden Sie ziemlich wichtige Bemerkungen im Islam, Band V, S.370ff., besonders S.380. Auf Doutte’sMagie », Canaan’s « Volksmedizin und Aberglaube im Lande der Bibel » brauche ich Sie wohl nicht aufmerksam zu machen. Ich denke mir die Arbeit besonders reizvoll für Sie, da es ja so viele abessinische Parallelen gibt und damit die geistigen Beziehungen zwischen Ägypten und Abessinien neues Licht fällt.

Ob sich allerdings der Scheich darüber freuen wird, ist schwer zu sagen; ich glaube wohl, da ihn alles interessiert, was mit dem Leben direkt zusammenhängt, und da ein wirklicher Kommentar nicht ohne Fühlungnahme mit den orientalischen Legendenkomplexen abgeht, und die haben ihn ja von jeher interessiert.

Zu A möchte ich noch bemerken, daß Absatz 3 ein reines Lehrbuch des Zauberwesens enthält. An dem Hanefiten18 nehme ich neben dem Moslim Anstoß, wie Sie es wohl auch tun. Sollte nicht ein Hanif damit gemeint sein?

Ich würde mich übrigens nicht wundern, wenn noch andere solche Stücke in den Heidelberger Papyri sind. Das große zweisprachige Stück ist wohl gar kein Amulett, doch erinnere ich mich nicht mehr sehr genau daran.

Als Probe würde ich jedenfalls eine Tafel beigeben; aber es durchaus überflüssig, alles zu photographieren. Jedenfalls haben Sie schon eine ganz respektable Leistung hinter sich, daß Sie den wesentlichen Zusammenhang des Textes festgestellt haben; denn ganz einfach war das nicht. Ihre Übersetzung darf ich wohl behalten; vielleicht fällt mir noch was dazu ein.

Wenn ich auch mitarbeite, mache ich vielleicht auch etwas Koptisch-Arabisches, nämlich die Daniel-Apokalypse in ihren Beziehungen zum Sturz der Omajaden.

Aus Konstantinopel habe ich dauern sehr interessante und ausführliche Nachrichten von F.F. Schmidt und Ritter19. Die Armeniergreuel übertreffen alles bisher Dagewesene. Der Krieg dauert zu lange für die Türkei, und es wird über kurz oder lang das deutsch-türkische Verhältnis eine ziemlich radikale Lösung finden müssen. Der Krieg und die Armeniergreuel haben die sowieso schwachen Finanzen der Türkei in einer Weise ruiniert, daß eine normale Sanierung ziemlich ausgeschlossen erscheint. Es ist allerhöchste Zeit, daß der Weg nach Konstantinopel frei wird, nicht sowohl wegen der Munition, als damit wir etwas nachdrücklicher in Konstantinopel auftreten können, um die ziemlich trostlosen inneren Verhältnisse, besonders in der Verwaltung, energisch in die Hand zu nehmen. Die Armenierfrage beginnt die frommen Kreise Deutschlands sehr erheblich zu interessieren, und namentlich von Missionskreisen aus wird scharf antitürkische Politik gearbeitet. Die Regierung scheint ratlos, wie man dem deutschen Publikum die Türkenbegeisterung erhalten soll, wo man auf die Dauer die Armeniergreuel nicht verschweigen kann20. Ich habe gerade einen Artikel an die Frankfurter Zeitung geschickt unter dem Titel „Armenier, Türken und wir“, wo ich die Stimmung zu beeinflussen suche. Ähnliche Artikel werden in der ganzen Zentrumspresse erscheinen. Das geschieht natürlich auf Verabredung, wie ich Ihnen discretissime mitteilen möchte. Ich bin neugierig, ob die Frankfurter meinen Artikel bringt. Mündlich könnte ich Ihnen mehr erzählen.

Uns geht es so weit allen gut. Freund Eisenlohr ist z. Zt. wieder hier zur Erholung von einem schweren Malariaanfall. Er hat ein buntes Kriegsleben hinter sich, in Afrika, in Gibraltar, an der Lorettohöhe und in der Champagne. Gottlob geht es ihm aber wieder recht gut. Ich bin bis Ende des Monats militärfrei, kann später aber jederzeit als Dolmetscher eingezogen werden.

Sie werden nächstens von meiner Mutter eine Rede zugeschickt erhalten, die ich am hundertsten Geburtstag meines Großvaters Schöffer in Gelnhausen gehalten habe. Da Sie das Milieu kennen, glaube ich, daß auch meine Worte Sie interessieren würden, und deshalb veranlaßte ich meine Mutter, Ihnen ein Exemplar zu schicken.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus in dankbarer Verehrung Ihr getreuer (CHB).

 

213. C. H. B. an C. Bezold. (Bonn), 30.12.1915

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Professor!

Zum Neuen Jahre möchte ich Ihnen und Ihrer verehrten Gattin meinen herzlichsten Glückwunsch aussprechen. Wir wünschen uns ja alle dasselbe, da braucht es in diesem Jahre nicht vieler Worte. Dankbar blicken wir zurück auf das verflossene Jahr, und mit freudiger, sicherer Hoffnung blicken wir in das kommende.

Von mir kann ich nicht viel Neues berichten. Ich bin noch nicht militärisch eingezogen, obwohl ich als Dolmetscher gemustert bin. Inzwischen arbeite ich intensiv, meistens natürlich an Kriegsproblemen orientalischer Art; aber von Zeit zu Zeit drängt mein Herz zu einigen wissenschaftlichen Pererga, wie ich sie jetzt in der Festschrift für Kuhn und für Nöldeke niederlegen werde. Die Arbeit für Nöldeke über die koptische Daniel-Apokalypse und die Omajjaden ist etwas sehr groß geworden; aber ich hoffe doch, daß ihr Druck keine Schwierigkeiten macht. Im Januar bin ich beurlaubt, um an einem Ausbildungskursus der Deutsch-Türkischen Wirtschaftszentrale in Berlin Vorträge zu halten. Ich habe 9 Vorträge, die dann gedruckt werden sollen; außerdem halte ich einen Vortrag in der GEHE-Stiftung in Dresden, der ebenfalls gedruckt wird, noch 2-3 andere öffentliche Vorträge in Berlin und Dresden und außerdem, was aber noch Geheimnis ist, hier am 27.Januar bei der Universitätsfeier die Kaiserrede. Sie werden zugeben, daß das ein ganz nettes Arbeitsprogramm ist und verstehen, daß ich einigermaßen unter Hochdruck stehe, da ich bisher noch nicht allzuviel vorgearbeitet habe. Mein Kolleg über die Türkei wurde bisher von über 200 Leuten besucht, und auch meine Fachvorlesungen haben doch noch recht erheblichen Zuspruch. Gesundheitlich fühle ich mich arbeitsfähig und empfinde doch in dieser Hinsicht eine große Besserung nach meiner sommerlichen Kur in Frankfurt. Meine alten Beschwerden sind allerdings leider noch nicht behoben worden.

Ich muß Ihnen doch erzählen, daß der Krieg für mich auch zu einem persönlichen Krach mit Mr. Worrell geführt hat. Eine Arbeit von ihm stand im Islam im Satz, als er, der ja lange in Hamburg studiert hatte, einen so unverschämten Brief an das Hamburger Kolonialinstitut, das ihm seine Kriegspublikationen geschickt hatte, sandte, daß mir gar nichts anderes übrig blieb, als diesem Hasser Deutschlands das Gastrecht im Islam zu kündigen. Ich halte es für ausgeschlossen, daß man nach seinem Auftreten diesem aufgeblasenen Amerikaner, der sein Bestes Deutschland verdankt, in Zukunft noch irgendwo bei uns zu Wort kommen läßt. Die Akten stehen Ihnen gern zur Einsicht zur Verfügung. Auch Trübner war, als ich ihm Worrells Briefe einsandte, sofort der Meinung, daß der Satz wieder auseinandergenommen werden müsse. Worrel hatte sofort von sich aus die Rücksendung des Manuskriptes erbeten, schnappte dann allerdings nach meinem Brief noch besonders ein und schickte mir nicht nur einige ungezogene Artikel, die er in amerikanischen Zeitungen verfaßt hatte, sondern auch die Portoauslagen in internationalen Briefmarken zurück. Die Kriegspsychose scheint in Amerika noch stärker zu wüten, als in Europa. Für mich ist jedenfalls Herr Worrell erledigt.

Gottlob hat man auch erfreulichere Erlebnisse. Mit Snouck stehe ich wieder in regelmäßigem Verkehr, und durch ihn höre ich auch von meinem Freunde Massignon, der zuletzt als Dolmetscher auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz war, und der seine innere Stellung zu mir nicht im geringsten geändert hat. Ein wirklicher Gegner, zumal, wenn er es aus nationalen Notwendigkeiten ist, steht uns näher, als ein Feind in der Maske der Neutralität.

Hoffentlich sehen wir uns im neuen Jahre bald einmal wieder. Jedenfalls begleiten meine Frau und ich Sie und Ihre liebe Gattin mit herzlichen Wünschen in 1916 hinein.

In bekannter Verehrung Ihr ergebenster (CHB)

 

214. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 20.3.1916

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Seit Wochen, um nicht zu sagen Monaten, wollte ich Ihnen wieder einmal ausführlicher schreiben, um Ihnen für Ihre beiden lieben Briefe vom 16. Oktober und vom 30. Dez(ember) v.J. zu danken. Aber Sie wissen, wie das geht: die Gedanken beschäftigen sich so gern mit dem Brief; aber die Ausführung … ! Es ist also – wenigstens für mich – ganz gut, daß jetzt eine äußere Veranlassung in Form einer Bitte an Sie dazukommt, die Sie unten finden werden.

Also nochmals vielen Dank! Und ganz besonders für Ihre mancherlei Zusendungen, die ich natürlich alle mit größtem Interesse gelesen habe! Zu Ihrer schönen Kaiserrede gratuliere ich Ihnen von Herzen: das haben Sie vortrefflich gemacht und lehrreich für Jedermann, was eine Kunst ist.

Ihre Abhandlung in der Nöldeke-Festgabe zeigt, wie vortrefflich Sie mit Ihrer Zeit haushalten können, um noch solche umfangreichen Studien neben allem „Aktuellen“ zum Abschluß zu bringen.

Über den Artikel in der Kuhn-Festschrift möchte ich wohl einmal mündlich mit Ihnen sprechen: ob Sie das S.104 erwähnte „Jüdisch“ nicht doch noch tiefer einschneidet als Sie annehmen wollen usf. (auf wichtige assyrische Parallelen besinne ich mich bis jetzt allerdings vergeblich!) Kurzum, wir sollten uns einmal wieder sehen; aber wann?

Besonderen Dank schulde ich Ihnen für Ihr freundliches Eingehen auf meine Papyrusangelegenheit. Ihre Literaturnachweise waren mir in der Tat schon größtenteils bekannt (aber Canaan hätte ich ganz übersehen!) Gerade Ihre aufmunternden Worte aber ebenso wie die bald nach Ihrem Brief auch von Littmann eingetroffenen veranlassen mich, die Sache nun nicht mehr aufzugeben. Mit Littmann habe ich neulich auf dem Kohlhof meine Abschrift des Textes eingehend durchgenommen, wobei er mir eine ganze Reihe von wichtigen Lesungen an die Hand gab. Auch seither hat er noch weiteres zum Cyprianus– (nicht Kyriakos-)Gebet gefunden. (Daß die Arbeit aus technischen Gründen nicht für die Nöldeke-Festgabe vorbereitet werden konnte, haben Sie mittlerweile wohl von ihm selbst erfahren.) Ich will nun, so rasch es meine Prorektor-Tätigkeit erlaubt, noch die übrigen christlichen Papyri durchnehmen, um zu sehen, ob noch etwas ähnliches hier vorhanden ist.

Und nun komme ich heute schon wieder mit einer Bitte zu Ihnen, die unsere Facultät betrifft und für deren baldige Erfüllung Ich Ihnen sehr verbunden wäre. (Ich schreibe dies natürlich vertraulich.) Es handelt sich um den 30jährigen, zu Konstantinopel geborenen türkischen Staatsangehörigen Nathan Vitalis, Lektor für türkische Sprache an der Universität Frankfurt und an der dortigen städtischen Handelslehranstalt, der bei uns promovieren möchte. Er besuchte eine Vorschule, dann die 7klassige Schule der Alliance Israelite Universelle in Konstantinopel, ferner die dortige österreichisch-ungarische Bürgerschule sowie die Pittmann-Schule in London, war dann eine Zeit lang als Kaufmann tätig und setzte dann seine Studien an der Frankfurter Akademie für Handelswissenschaften (4 Semester) und der dortigen Universität (3 Semester) fort, wo er im Wintersemester 1914/15 die Handelslehrerprüfung mit „sehr gut“ bestand. (Das betreffende Zeugnis der Universität zensiert die „freie wissenschaftliche Arbeit“ als „ausgezeichnet“.) Dieses sein Studium wird ihm jetzt von dem ottomanischen General-Konsulat in Frankfurt bescheinigt mit dem Zusatz: „Hieraus ergibt sich, daß Herr N.V. berechtigt ist an einer türkischen Universität zu studieren“.

Wie Sie wissen, verlangen wir zur Promotion das Reifezeugnis eines Gymnasiums oder Realgymnasiums des deutschen Reiches oder einer gleichgestellten Anstalt des Auslandes. Herr V(italis) schreibt aber nun noch die Worte: „Da die französischen Schulen in der Türkei geschlossen sind, war es mir leider unmöglich ein Programm über die verschiedenen Fächer, die daselbst durchgenommen werden, hier mitzusenden, und ich selbst bin leider nicht in der Lage, eine Aufstellung hierüber zu machen, da es schon zu lang her ist, daß ich diese Schule verlassen habe.“

Wir werden aus allen diesen Dingen nicht recht klar. Darf ich Sie nun bitten, mir so bald wie möglich Ihre Ansicht zu sagen, was Sie von der Vorbildung des Herrn V(italis) halten. Sie würden dadurch mich und unsere Facultät zu herzlichem Dank verpflichten.

Die Kuhn-Feier am 7. Februar, wozu wir nach München reisten, verlief sehr nett und gemütlich. Der Jubilar hat sich offenbar über die reiche Festgabe sehr gefreut. Auf der Rückreise waren wir ein paar Stunden bei Anna von Reitzenstein in Augsburg, wo ich auch die große Freude hatte, wieder einmal mit dem Bruder und der Schwester Ihres Herrn Schwiegervaters zusammen zu sein. Nach Straßburg gingen wir nicht, da Nöldeke wegen der Trauer in der Familie ziemlich deutlich abgewinkt hatte. Desto ausführlicher mußte uns Littmann erzählen.

Und nun für heute genug. Daß Sie, Ihre liebe Gattin und Kinder unsere steten Wünsche begleiten, wissen Sie! Mit den herzlichsten Grüßen von Haus zu Haus Ihr treuer (gez.) C. Bezold.

 

215. C. H. B. an C. Bezold (Bonn), 21.3.1916

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Professor!

Herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Brief und die freundliche Übersendung Ihres Beitrages zur Nöldeke-Festschrift. Ich hatte mich zwar eigentlich auf die Papyri gespitzt, war auch schon sehr neugierig, und es war der erste Aufsatz, den ich in der Festschrift aufschlug. Jedenfalls hat mich aber auch der neue Aufsatz sehr interessiert; denn diese Heiligenleben sind doch literaturgeschichtlich von allergrößter Wichtigkeit. Ob ich will oder nicht, ich werde immer in diese Zauber- und Mythenwelt hineingezogen.

Bis hierher hatte ich geschrieben, da meldet mir ein Telephongespräch die unerwartete Ankunft meines Schwiegervaters in Köln, mit dem ich auch gestern und heute den ganzen Tag zusammen bin. So verzögert sich die sofort gewünschte Antwort, was ich freundlich zu entschuldigen bitte.

Was die Alliance Israelite betrifft, so habe ich noch nie gehört, daß sie auch höhere Schulen im Orient unterhält. Es sind alles französische Schulen, die man am besten als gehobene Volksschulen bezeichnet. Ob es wirklich siebenklassige Anstalten gibt, kann ich hier nicht nachprüfen. Ich glaube nicht, daß es sich um eine Schule handelt, die einer deutschen Mittelschule entspricht. Auch scheint es mir sehr merkwürdig, daß der Doktorand sich nicht mehr erinnern will, was er in den sieben Schuljahren gelernt hat. Ich bin in doch älter und weiß noch genau, was ich in den ersten Schuljahren ungefähr gelernt habe. Bei Orientalen ist angesichts des bunten Schulwesens auch das strenge Schema der Promotionsordnung wohl überhaupt nicht durchzuführen. Der Ausdruck „gleichwertig“ trifft doch unter gar keinen Um-ständen zu. Wenn der Mann sich inzwischen bewährt hat – und ich meine mich zu erinnern, daß auch Horowitz ganz günstig über ihn sprach -, würde ich die Schönheitsfehler seiner Vorgeschichte nicht allzu stark bewerten. Sollte ich mich aber in Beziehung auf die Schulen der Alliance Israelite täuschen, so sind doch wohl die Jahresberichte der Alliance auf der Universitätsbibliothek vorhanden, zumal einer der Hauptsitze dieses Gesellschaft in Mannheim ist. Sonst wird Ihnen wohl Horowitz, Melemstraße 2, Frankfurt a/M., sowohl als Jude wie aus persönlicher Kenntnis des Kandidaten heraus zuverlässige Auskunft geben können. Für die eigentlich türkischen Schulen habe ich das ganze Gesetzesmaterial zur Hand, aber über alle die vielen europäischen Gründungen in der Türkei leider nicht. Es tut mir also aufrichtig leid, Ihnen nur eine so ungenügende Auskunft geben zu können.

Den türkischen Generalkonsul in Frankfurt kenne ich persönlich. Er hat keine Ahnung von türkischen Dingen. Trotzdem dürfte seine Bemerkung richtig sein; denn ein Mann, der sieben Semester an deutschen Hochschulen studiert hat, kann in der Türkei natürlich promovieren, da man sich über jeden freut, der sich eine Bildung angeeignet hat.

Sie haben ja nur zu Recht, daß es höchste Zeit wäre, daß wir uns endlich einmal wiedersähen. Auch Ihre Papyrus-Angelegenheit interessiert mich sehr. Ich schwankte neulich stark, ob ich nicht von Gelnhausen aus, wo ich damals kurz weilte, nach Heidelberg kommen sollte, wo ich wußte, daß auch Littmann gerade da war; aber dann überwog doch das Bedürfnis, bei meiner Mutter zu bleiben, und die Sehnsucht, möglichst schnell an die Arbeit zurückzukommen. Wie schade, daß ich Sie nicht als Prorektor in Heidelberg miterlebt habe. Hoffentlich können Sie noch einen Frieden einleiten; denn das Rektortum während des Krieges macht doch nicht halb so viel Freude als im Frieden. Wenn möglich, will ich versuchen, Sie in der ersten Hälfte April einmal zu begrüßen, da ich auf einige Tage mit der ganzen Familie nach Gelnhausen fahre, aber Ostern schon wieder in Bonn sein will. Mich ziehe auch mancherlei Interessen zu Boll.

Leider kostet mir die Zeitschrift (Der Islam) in letzter Zeit sehr viel Arbeit, und ich führe jetzt auch die Arbeit meines Schülers Ritter, der seit über einem Jahr im Orient im Stabe von v.g.Goltz ist, durch den Druck und arbeite sie um, was mich leider nicht so sehr zu dem eigentlichen Ziel dieser Ferien kommen läßt, nämlich der Schaffung eines Islam-Handbuches. In meiner Vortragstätigkeit habe ich z. Zt. auch eine Pause eintreten lassen. Hingegen sind noch eine Reihe kleinerer Artikel im Druck, die ich Ihnen bald zuzusenden hoffe, ausschließlich für Aufklärungsarbeit.

In der Türkei stand es einige Zeit recht schlecht, und die Hungersnot ist noch immer sehr groß. Das Vorrücken der Russen schien eine Zeitlang bedrohlich, doch haben mich jetzt eine Reihe von Indizien beruhigt. Von alledem hoffe ich Ihnen mündlich einmal mehr erzählen zu können.

Mit herzlichen Grüßen vom ganzen Hause, auch von meinem Schwiegervater, an Sie und Ihre Gattin Ihr Sie dankbar verehrender (CHB).

 

216. Postkarte von C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 8.5.1916

Lieber Freund,

herzlichen Dank für Ihre letzte Karte: ich fühlte, daß Sie ebenso wie ich das Wiedersehen genossen haben; das ist doch immer gegenseitig. Auch noch schönen Dank für den letzten „Islam“, für dessen regelmäßige Zusendung ich Ihnen immer aufs Neue verbunden bin, und für Ihren Ostergruß-Beitrag; da haben Sie offen und deutlich Ihre Meinung gesagt, und das halte ich für sehr gut.- Endlich folgt anbei unsere kleine Gabe für Kuhn.

Heute schreibe ich wegen zweier Dinge:

  • Erstens ist’s mir schon länger klar geworden, daß der schöne Bestallungstext, für den Sie an Ihren „Islam“ dachten, nicht griechisch, sondern koptisch-arabisch ist. Nun war neulich C. Schmidt aus Berlin hier, und dem zeigte ich ihn. Er fand ihn sehr interessant, übersetzte das meiste glatt weg. Ich bat ihn, mir bei der Herausgabe ev(entuell) zu „helfen“, was er gern tun wollte: Ist es Ihnen recht, wenn wir ihn zusammen für den Islam bearbeiten? Schmidt möchte das Original wohl für eine Zeitlang nach Berlin haben.
  • Ganz harmlos, vielleicht unvorsichtig, erwähnte ich neulich in einer Karte an Goldziher, daß ich die Papyri angesehen hätte: er schloß daraus gleich sanguinisch auf eine Fortsetzung Ihrer schönen Publikation, wovon ja gar keine Rede sein kann! Aber er meint auch, es seien auch viele „Judaeo-Arabica!, darunter (Arabisch in hebräischer Schrift, durch deren Studium er der Sammlung eventuell nützlich werden könnte; ob er solche Stücke leihweise nach Budapest bekommen könne. Ich glaube nun, hier liegt ein Mißverständnis vor; denn mir scheint, die wenigen Hebraica sind entweder Übersetzungen des umstehenden arabischen Textes oder aber davon unabhängig, enthalten aber hebräische Sprache. Ob sie jetzt soweit verschickt werden können, weiß ich noch nicht, müßte erst mit Wille reden. Jedenfalls möchte ich bei Ihnen zuerst anfragen, ob ich G(oldziher) auf grund Ihrer (und meiner) Notizen die hebräischen Nummern (?) mitteilen darf und ob Sie – worauf ich die Antwort ja eigentlich schon weiß – damit einverstanden sind, daß ev(entuell) Goldziher sie bearbeitet.

Bei mir ist die Amtstätigkeit im Vordergrund; aber es wird auch gewiß wieder anders kommen. Mit den herzlichsten Grüßen von Haus zu Haus Ihr treuer C. Bezold.

 

217. C. H. B. an C. Bezold. Heidelberg, 11.5.1916

(Maschinenkopie)

Hochgeehrter Herr Professor!

Herzlichen Dank für Ihre inhaltsreiche Karte und die Übersendung Ihres und Boll’s Beitrags für die Kuhn-Festschrift. Ihre Zusammenarbeit zeitigt wundervolle Resultate.

Der schöne Bestallungstext schien mir anfänglich auch koptisch zu sein; später hat mich aber jemand belehrt, daß er griechisch sei. Ich meine, es wäre der Kopte Schmidt gewesen, doch kann ich mich irren. Es wäre mir außerordentlicherfreulich, wenn Sie und Schmidt den Text zusammen bearbeiten wollten. Im Islam ist natürlich Platz dafür, auch Geld für eine Tafel. Eine entsprechende Verkleinerung wird ja auch den arabischen Text nicht unlesbar machen.

Wenn Goldziher sich bereit finden lassen wollte, die jüdischen Stücke der Sammlung zu edieren und zu bearbeiten, so könnte mir gar nichts Erfreulicheres passieren; auch halte ich es für gänzlich unbedenklich, sie als eingeschriebene Drucksache zu verschicken.

Ich bin seit unserem Zusammensein schon zweimal in Berlin gewesen und fahre vermutlich in den nächsten Tagen wieder hin. Neulich war ich mit Littmann sehr intensiv zusammen; aber auch anderen Kollegen sehe ich gelegentlich. Ich werde Ihnen nächstens einmal ausführlich schreiben über manches, was mich beschäftigt. Heute darf ich mich auf diese wenigen Zeilen der Beantwortung Ihrer Anfragen beschränken

In bekannter Verehrung

Ihr Ihnen aufrichtig ergebener (CHB).


Berufung Beckers ins Preußische Kultusministerium, April 1916


218. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 20.5.1916

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Für zwei liebe Briefe habe ich Ihnen zu danken, was hiermit – besonders auch für die freundlichen Glückwünsche zu meinem Geburtstag – aufs herzlichste geschieht.

Aber wie wichtig sind Ihre heutigen Nachrichten – für Sie, für uns alle, für Deutschland! Ich mußte mich, wie Sie sich denken können, mit dem Gedanken Ihrer neuen Tätigkeit erst ein wenig zurechtfinden; wollte eigentlich erst morgen schreiben, und doch drängt es mich, Ihnen gleich wenigstens ein Lebenszeichen zu geben.

Obenan: innigste Glückwünsche von uns beiden für Sie und die Ihrigen! Dazu noch ganz besondere Wünsche, daß Ihre Gesundheit bei der Übernahme all’ der neuen Verpflichtungen standhalte – zu Ihrer eigenen Zufriedenheit und zum Wohl unseres Vaterlandes! Daß man bei Ihnen an den richtigen Mann gekommen ist, darüber ist überhaupt gar keine Frage. Daß man aber auch uns Orientalisten einen empfindlichen Verlust zufügt, ist ebenso klar. Denn an Ihre Rückkehr zur reinen Wissenschaft „in 5-6- Jahren“ kann ich nicht recht glauben! Ist es nicht merkwürdig, daß ich gerade am 18. Mai, als mir Geheimrat Quincke persönlich zum Geburtstag gratulierte, mit ihm des längeren von Olshausen sprach!

Sie wissen ja, wie sehr ich es begrüßt habe, daß Sie nach der anstrengenden Arbeit in Hamburg so glücklich in den Hafen der wissenschaftlichen Arbeit an einer unserer Vornehmsten Universitäten einliefen. Der Krieg hat freilich da wohl manche Ihrer Pläne geändert oder verschoben, aber die „Ruhe“ – sit venia verbo – winkte wieder mit dem Friedensschluß. Nun ist Alles anders gekommen, und ich sage es mir, es bei Ihrer speziellen Begabung und Kraft wohl so kommen müssen. Jetzt beglückwünsche ich Sie auch zu der trefflichen Schule, die Sie in Hamburg durchgemacht haben. Da war Bonn ein Ruhepunkt. Möge nun Alles glücklich weitergehen und Ihnen, woran ich durchaus nicht zweifle, die Organisation gelingen, die Ihnen selbst vorschwebt und die Sie bei Ihrer Personalkenntnis und Energie durchzusetzen gewillt sind. Die Aufgabe ist ganz großzügig und sicher voller Reiz, daß Sie auch die kleinen oder größeren Widerwärtigkeiten, die da niemand erspart bleiben können, nicht zu scheuen brauchen.

Aber wie Sie andeuten, eine „beschränkte“ Lehrtätigkeit bleibt Ihnen ja, und ich hoffe von Herzen, daß Sie immer wieder einmal mit alter Freude aus dem Referentenzimmer auf das Katheder zieht. Die Hoffnung teilen gewiß Littmann, Nöldeke und alle die „Unsrigen“. Daß auch Sie der „unsrige“ bleiben, das steht mir fest, so vielleicht noch mehr, als wenn Sie Direktor des Orientalischen Seminars in Berlin geworden wären (woran ich oft dachte) und weniger wirken könnten, als Ihnen jetzt bevorsteht.

Für heute nur nochmals alle, alle guten Wünsche von meiner Frau und Ihrem alten, treuen (gez.) C. Bezold.

 

219. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 13.8.1919

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Herzlichen Dank für Ihre freundlichen Zeilen aus Michelstadt! Hoffentlich haben Sie und Ihr lieber Walter eine recht angenehme Ferienreise hinter sich! Wie sehr uns Ihr lieber Besuch freute, kann ich Ihnen gar nicht genug sagen. Es war ein orientalistischer Lichtschein im Halbdunkel der Fakultätssitzungen und mancher sonstiger Amtsgeschäfte!

  • Heute komme ich mit ein paar dringenden Bitten, die Sie hoffentlich rechtzeitig vor Ihrer Besprechung über die Zukunft unserer Zeitschriften erreichen. Erstens hat neulich Töpelmann wegen der ZATW bei mir als Sekretär unserer Akademie angeklopft; er fürchtet, die , Zeitschrift trotz aller Zubuße seinerseits nicht mehr über Wasser halten zu könne. Ich mußte, so wie die Verhältnisse bei uns liegen, glatt ablehnen (ebenso wie seinerzeit bei der Mischna-Ausgabe); tat es aber mit schwerem Herzen; den T(öpelmann) sind wir Semitisten wirklich zu Dank verpflichtet: er hat in der Nöldeke-Festschrift mit schweren eigenen Opfern ein Monumentum errichtet, das ihm nicht leicht Einer – und sei er auch viel begüterter – nachmachen wird. Ich bitte sehr, in diesem Sinn an T(öpelmann) zu denken.
  • 2. pro domo: wie Sie wissen, steht es um Goldzihers Gesundheit nicht zum Besten. Nun schickte er mir (durch das Wirtschaftsinstitut für den Orient) Ende Juli ein Manuskript: „Ijádat al-maríd“ von ca. 1 ¼ Bogen für Z.A. Da mir viel daran liegt, es möglichst umgehend zu Satz zu bringen, der erlaubte Raum im laufenden Heft aber schon verbraucht ist, schrieb ich an den Verleger, habe aber wegen der Unkosten eine Absage erhalten. Ich wurde daraufhin heute abermals vorstellig und hoffe, daß Trübner, wenn auch Sie Ihrerseits noch ein gutes Wort einlegen, sich erweichen lasse. Ob Ihnen freilich bei all Ihren allgemeinen Auseinandersetzungen in der betreffenden Sitzung Zeit bleiben wird, Lüdtke über eine solche private Angelegenheit zu sprechen, kann ich nicht ermessen. Aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie es möglich machen könnten.—

Von Herrn Probsthain, der mir Ihren Brief zeigte, habe ich für unser Seminar mehrere Neuerscheinungen erworben, anderes der Bibliothek aufgebürdet. Er hat wirklich Mut, unter den jetzigen Verhältnissen eine neue Zeitschrift zu gründen.

Im September oder Oktober soll in Berlin (wohl hauptsächlich wegen des Reichsnotopfers) ein Kartelltag der deutschen Akademien stattfinden, den ich, wenn irgend möglich, besuchen will. Sie auf diese Weise bald wieder persönlich zu sehen würde sich besonders freuen Ihr von Haus zu Haus grüßender altgetreuer (gez.) C. Bezold.

 

220. C. H. B. an C .von Bezold, Bonn (Berlin?), 17.1.1920

Geheimer Regierungsrat

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Kollege!

Wider meinen Wunsch und Willen ist Ihnen frühzeitig bekannt geworden, daß in den Staatshaushaltsplan eine Ergänzungsprofessur für Sie eingestellt worden ist. Ich möchte ausdrücklich bemerken, daß es sich hierbei nicht um eine Ersatz- sondern um eine Ergänzungsprofessur handelt, und es war meine Absicht, mit Ihnen in Verbindung zu treten, ehe die

Fakultät offiziell zu Vorschlägen für diese Professur aufgefordert würde. So konnte das Vorgehen der Regierung als eine Unfreundlichkeit gegen Sie gedeutet werden. Die Absicht war aber gerade die umgekehrte. Während sonst Ersatzprofessuren eingestellt werden, handelt es sich in Ihrem Falle um eine Ergänzungsprofessur, d.h. Sie sollen nicht etwa emeritiert werden, sondern Ihre volle bisherige Stellung behalten. Es soll Ihnen nur zum Ausbau des Unterrichts und zu Ihrer persönlichen Entlastung eine volle Kraft cum spe succedendi zur Seite gestellt werden. Nachdem jetzt in den nächsten Tagen die Fakultät zu Vorschlägen für diese Professur aufgefordert werden wird, ist es mir ein persönliches Bedürfnis, Ihnen das auszusprechen und Ihnen bei der Gelegenheit zum Ausdruck bringen, daß das Kultusministerium sich vollauf der großen Verdienste bewußt ist, die Sie um Wissenschaft und Universität aufzuweisen haben., und daß wir Ihnen mit diesem neuen Kollegen nur eine Entlastung verschaffen wollen. Wir haben jetzt in der gleichen Weise auch neben den Kollegen Riehl seinen Kollegen Spranger aus Leipzig berufen, ohne daß die Wirksamkeit von Riehl dadurch eingeschränkt werden wird. Ganz unabhängig davon kann es ja allerdings möglich sein, daß im Zusammenhang mit der Besoldungsreform, die zum 1. April bevorsteht, durch Gesetz eine Emeritierung und

Pensionierung aller Beamten über 65 Jahre erfolgt; aber das ist nur auf dem Wege der Gesetz-gebung möglich und steht in keinerlei Zusammenhang mit der Begründung der Ergänzungsprofessur, die den Gegenstand dieses Briefes bildet.

Mit dem Ausdruck meiner besonderen Verehrung und verbindlicher Empfehlung, auch an Ihre verehrte Gattin, Ihr sehr ergebener (CHB).

 

221. C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 2.11.1920

(Maschinenmanuskript)

Lieber Freund!

Sehr leid hat es mir getan, daß ich Sie während meines neunstündigen Aufenthaltes in Berlin am letzten Samstag (anläßlich der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft) nicht begrüßen konnte; ich bin sofort nach der Sitzung wieder nach dem Bahnhof gezogen, da die Zeit jetzt am Semesteranfang sehr kostbar ist. Meine Karte, die ich vormittags zwischen 1o & 11 Uhr abgab (Sie lasen um diese Zeit wohl Kolleg?) haben Sie gewiß erhalten.

Heute komme ich nun in Sachen unserer Papyri zu Ihnen, nachdem mir unsere Bibliothek mitgeteilt hat, die Nummern 22-49 unserer Sammlung würden auf Ihren Rat in das Orientalische Seminar der Universität Frankfurt erbeten. Ich hatte seinerzeit dem betreffenden Herrn auf Befragen mitgeteilt, daß ich meine eigene Abschrift des „Buches“ einem anderen Fachgenossen überlassen hätte. Nun möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, daß letzterer niemand anderes ist als unser teuerer Nöldeke. Als ich im Sommer bei ihm in Karlsruhe war, brachte ich ihm meine Kopie als „Mitbringsel“, und er meinte, er wolle sich den Text einmal ansehen, sobald er vor anderen Arbeiten dazu die Zeit fände. Wie weit dies nun der Fall ist oder nächstens sein wird, darüber möchte ich ihn natürlich nicht vorwitzig fragen. Aber schade wäre es doch wohl, wenn er wirklich eine Untersuchung über den Text anstellte und ihm dann eine andere Bearbeitung dazwischenkäme. Ich überlasse es nun ganz Ihrem Ermessen, mit oder ohne Anfrage bei N(öldeke) das Weitere zu veranlassen; wenn Sie dann der Übersendung der Papyri nach Frankfurt noch weiter befürworten, so steht dieser meinerseits natürlich nicht im Wege.

Wie Ihnen vielleicht gleichfalls bekannt ist, wurde ich von anderer Seite auch befragt, ob die Judaica in unserer Papyrussammlung zugänglich seien, und mußte damals wiederum ausweichend antworten. Um die Übersendung solcher Stücke (bzw. von Judaeo-Arabica) ersuchte mich nämlich Goldziher am 12. April 1916, und ich antwortete ihm damals (20. Mai 1916): „Wie man mir auf unserer Bibliothek sagte, steht nichts im Wege, daß Du diese Stücke nach Pest bekommst, wenn auch natürlich während des Kriegs die Sicherheit der Sendung einigermaßen gefährdet erscheint. Und daß wir alle froh sind um jedes Stück, dessen Du Dich annimmst, brauche ich nicht erst zu versichern.“

Haec hactenus. Meine letzte Nachricht an Sie (von Anfang Oktober) ist wohl gut in Ihre Hände gelangt?21 Ebenso der Sonderdruck aus der Hirth-Festschrift.

Bitte, seien Sie von uns beiden der Übermittler schönster Grüße an Ihre verehrteste Gattin und seien Sie selbst herzlich gegrüßt von Ihrem alten treuen (gez.) C. Bezold.

 

222. C. H. B. an C. Bezold. (Berlin), 9.12.1920

Der Staatssekretär. (Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor.

Würden Sie wohl die Freundlichkeit haben, mir in Sachen der Nachfolge Delitzsch’s mit

Ihrem bewährten Rate zur Seite zu stehen? Die Fakultät hat uns in dieser Reihenfolge die Herren Zimmer, Meissner und Ungnad genannt. Ich habe mich etwas gewundert, daß Ihr Name auf der Liste fehlte. Ich weiß, daß man ausführlich von Ihnen gesprochen hat; aber man wird es wohl für aussichtslos gehalten haben, Sie zu gewinnen, oder man hat an Ihren fortgeschrittenen Jahren Anstoß genommen. Aber Zimmern ist doch eigentlich nur wenige Jahre jünger als Sie. Wie dem auch sei, mir kommt es jetzt vor allem darauf an, bei der Entscheidung Ihr Urteil in die Wagschale werfen zu können. Ich bin natürlich im Bilde über Ihre Beziehungen zu Meissner resp(ektive) über sein abscheuliches Verhalten Ihnen gegenüber. Aber ich weiß, daß Sie sich trotzdem ganz objektiv äußern werden. Ich habe nämlich das Gefühl, als ob man an ihm trotz aller persönlichen Bedenken nicht vorübergehen kann. Zimmern ist eigentlich schon etwas alt, wirkt vor allem noch älter als er ist, und Ungnad, dessen wissenschaftliche Leistungen ich nicht verkenne, ist keinesfalls die Persönlichkeit, die wir hier brauchen. Er hat uns mit seinen Jämmerlichkeiten hier im Ministerium über Gebühr geödet. So liegt für mich die Wahl eigentlich nur zwischen Meissner und Zimmern. Ob Zimmern überhaupt kommen würde, scheint mir sehr zweifelhaft. Jedenfalls würde ich Meissner direkt berufen, wenn auch Sie diesen Schritt für richtig halten.

Freundlichen Dank für Ihren letzten Brief, den ich in der Füller meiner Arbeiten noch nicht beantworten konnte. Die Chizanet können Sie natürlich noch länger behalten. Die Sira-Papyri müßten natürlich dem Scheich vorbehalten bleiben, doch glaube ich, daß der Interessent sie nur auf die Version hin prüfen will, so daß eine Konkurrenz nicht eintreten würde. Ich hatte übrigens gerade gestern einen langen Brief von Nöldeke, den ich heute Morgen mit einem ebenso langen beantwortet habe.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus in alter Dankbarkeit

Ihr getreuer gez. Becker.

 

223. C. H. B. an C. Bezold. (Berlin), 4.1.1921

Der Staatssekretär

(Maschinenkopie)

Hochverehrter, lieber Herr Professor.

Verbindlichen Dank für Ihre freundliche Einladung. Herr Wende und ich werden uns also erlauben, Sonntag den 9., abends um 7 ½ Uhr, bei Ihnen zu erscheinen. Was Boll betrifft, so habe ich mir überlegt, daß es doch unauffällig ist, wenn Sie ihm sagen, daß ich die Hoffnung geäußert hätte, ihn vielleicht bei dieser Gelegenheit wiederzusehen. Mich verknüpfen mit ihm ja seit langer Zeit starke gemeinsame Interessen. Herr Wende erscheint dann bloß als mein Begleiter und braucht ja gar nicht weiter erwähnt zu werden. Ich komme um 9 Uhr an, werde dann den Vormittag mit meinem Freunde Groß verbringen und bei ihm zu Mittag essen. Nach Tisch will ich zu Wolf auf die Sternwarte. Montag habe ich mir frei gehalten, um mit Wende einen Gang ins Neckartal zu machen. Hoffentlich haben wir anständiges Wetter. In herzlicher Vorfreude und mit nochmaligem Dank Ihr Ihnen aufrichtig ergebener (CHB).

 

224. A. und C. Bezold an C. H. B. Heidelberg, 21.4.1921

Zur Übernahme des Ministeriums

Wünschen Ihnen, lieber Freund, und Ihrer verehrten Gattin alles Glück, Kraft, Ausdauer und Gesundheit

Die alten treuen Heidelberger

A.und C. Bezold.


1 Carl Christian Bezold *1859 Donauwörth + 1922 Heidelberg, Professor für Assyriologie in Heidelberg seit 1894. Brockhaus 1954

2 Nachtrag: Postkarte C. Bezolds an Frau Consul J. Becker, Gelnhausen, Heidelberg, 31.10.1900:

Sehr geehrte gnädige Frau,

Sie würden mich sehr verpflichten, wenn Sie diese Karte an Ihren Herrn Sohn beischlössen. Ich weiß nicht sicher, ob er noch in Neapel weilt, und falls er das Folgende noch nicht kennt, dürfte es ihn interessieren und freuen:

In dem mir heute zu Gesicht gekommenen July-Heft, 1900, des Journal of the Royal Asiatic Society findet sich p.570-80 eine 1 ½ Seiten lange, mit A.G.E. signirte Anzeige des Herrn Ganzt, deren letzter Absatz lautet:

„The editor, while(?) only a single MS. has been accessible to him, has done his work conscientiously and will, making the best use for critical purposes of such parallel text as were available to him. He has not presented us with the text of the book, but only with a judicious selection from it, including the purpose of Usáma. An introduction is prefixed in which are treated the origin and nature of Ibn al-Janzi’s work, with a brief survey of the (weggelocht! Secondary?) matter contained in it. The purely historical materials afforded by the book the editor proposes to discuss in another place.-

Besten Dank noch für die Übersendung eines Separatabzuges des Artikels Ihres Herrn Sohnes, und herzliche Empfehlungen an Sie und Ihre ganze werte Familie von meiner Frau und Ihrem ganz ergebensten C. Bezold.

3 Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft

4 Ernst von Blumenstein kehrte aus China zurück, wo er dem deutschen Expeditionskorps angehörte.

5 Leipziger Verleger

6 Aus dem Kontext wird leider nicht ersichtlich, um wen es sich handelt.

7 Bezold schreibt nunmehr an den „Herrn Universitätsprofessor“! Zumeist engbeschriebene Postkarten.

8 Rot geschrieben im Text von Bezold

9 Rot geschrieben im Text von Bezold

10 Bezold meint natürlich die Keilschrift der Assyrer, die ja Becker bei ihm studierte.

11 Im Manuskript mit einem Punkt auf dem G.

12 Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.

13 Muß wohl 19. heißen, denn Weihnachten waren alle wieder zu Hause! Der Herausgeber.

14 Die Liste liegt nicht bei. Der Herausgeber.

15 Rot unterstrichen im Text. Der Herausgeber.

16 Bedeutung unklar. Der Herausgeber.

17 Es handelt sich um Beckers Antwort auf die Polemik Snoucks.

18 Hanefiten, Hanafiten. Anhänger einer der vier Schulrichtungen im Islam, genannt nach ihrem Stifter Abu Hanifa (*Kufa 699, +767). Sie bilden die von der überwiegenden Mehrheit der Mohammedaner (besonders von den Türken) befolgte Richtung. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen den vier orthodoxen Richtungen beziehen sich nicht auf die Glaubenslehren, sondern auf Einzelheiten der Gesetzesauslegung, der Gesetzesanwendung und des Ritus. (Brockhaus 1954 )

19 Evtl. die Autoren der drei anonymen Texte Nr.56 v.1.8.1915, 57 v.21.9.1915, 59 v.19.2.1916 im 1. Teil.

20 Hervorhebung vom Herausgeber.

21 Fehlt in den Akten. Der Herausgeber.