Schulrat Bonitz, 1928

HA.VI. Nachl. C.H.Becker. Rep.92. Becker B. Nr. 7902

419. Schulrat Bonitz an C.H.B. Naumburg/Saale, 25.5.1928

(Maschinenmanuskrpt)

Hochverehrter Herr Minister!

Hiermit erlaube ich mir, Ihnen den stenographischen Bericht über Ihren Vortragsabend in Naumburg zu überreichen. Durch die Erkrankung des Stenographen, des Lehrers Böttcher in Schkölen, hat sich die Umsetzung in die Schreibschrift etwas verzögert.

In aller Ehrerbietung und Dankbarkeit (gez.) Bonitz

Anlage

Vortragsabend in Naumburg am 17. Mai 1928

Vorsitzender:

Meine Damen und Herren! Im Namen der Deutschen Demokratischen Partei eröffne ich die Versammlung und begrüße Sie. Im besonderen begrüße ich den Vortragenden dieses Abends, Herrn Staatsminister Prof. Dr. Becker. Wenn eine Partei wie die demokratische zu ihren Gründern einen Friedrich Nauman zählt, dann ist es nicht verwunderlich, daß diese Partei den größten Nachdruck auf die Kulturpolitik legt. Wir sind nicht derart, daß wir irgend eine Formaldemokratie verherrlichen oder pflegten! Wir halten dafür, daß unsere Hauptaufgabe ist, die innersten und innerlichsten Kräfte unseres Volkes emporzuentfalten, damit die demokratisch-republikanischen Formen von diesen Kräften geschwellt, getragen und belebt werden. Und bei dieser Pflege der inneren Kräfte vertreten wir die Meinung, daß es nicht nur eine Treue gibt, die am Vergangenen geübt wird, und die sich weniger den Einrichtungen der Vergangenheit als vielmehr ihren wertvollen Kräften zu widmen hat, sondern daß es vor allen Dingen auch eine Treue zum Werdenden gibt, zu dem, was da werden soll und muß, damit unser Volk wieder aufsteigen kann. Wir huldigen dieser Hinsicht dem Wort:

Wir aber müssen bei der Arbeit lauschen,
Wohin die heiligen Ströme wollen rauschen.’

Lauschen den heiligen Strömen, die aus dem Urbrunnen des Lebens strömen, aus dem Urbrunnen der Gottheit, einer Gottheit, die nicht bloß vor Tausenden von Jahren zu dem Menschengeschlecht gesprochen hat, sondern die heute ebenso und sehr vernehmlich zu uns spricht!

Die Deutsche Demokratische Partei hat sich hinter diesen Kultusminister gern und mit voller Überzeugung gestellt und sein Werk gestützt, weil wir in ihm einen Mann sehen, der die Individuallage unseres Volkes unter den Völkern erkannt hat, einen Mann, der die inneren und innerlichsten Kräfte durch seine Einrichtungen mobil machen möchte, einen Mann, der die rechte treue am Werdenden übt und darüber nicht vergißt, auch den wertvollen Kräften, die in der Vergangenheit Großes geleistet haben, die Treue zu halten. (Vortrag liegt nicht bei!)

 

420. Schulrat Bonitz an C.H.B. Naumburg, 7.6.1928

(Maschinenmanuskript)

Hochverehrter Herr Minister!

In den Anlagen übereiche ich Ihnen zwei Presseäußerungen. Die Gehässigkeit des Naumburger Tageblatts ist so dumm und gemein, das selbst politische Gegner mir gesagt haben, daß sie sich von solcher Art der Berichterstattung angeekelt fühlten. Ein Bekannter von mir hat auf diesen Bericht hin das Naumburger Tageblatt abbestellt und liest es nicht mehr.1

Der Volksbote ist das SPD-Blatt der Landschaft.

Ich habe bei dem Naumburger Tageblatt Einspruch gegen eine derartige Berichterstattung erhoben. Leider ist es bei der Haltung dieser Zeitung nicht möglich, darin zu Wort zu kommen. – Der Artikelschreiber des Volksboten dürfte ein hiesiger Volksschullehrer sein…

In aller Ehrerbietung (gez.) Bonitz.


1 Im Dankschreiben Beckers bzw. des Ministeriums heißt es: Die Berichterstattung im Naumburger Tageblatt richtet sich selbt.

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