Intelligenzblatt, 1910

VI. Nl. C.H. Becker Nr.6295 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz

34. Frankfurter Intelligenz-Blatt vom 24.1.1910

Paris, 23.1.(1910)

In einem unter dem Vorsitze des Deputierten Chailly veranstalteten Versammlung der französischen Kolonialgesellschaft hielt der Professor des Hamburger Kolonialinstituts Becker einen Vortrag über den Islam und die Kolonisierung Afrikas. Der Redner führte u.a. aus, man möge sich vor Augen halten, daß der Islam eine große Anziehungskraft auf die Neger ausübe und sich deshalb vor einer rücksichtslosen Christianisierung in Acht nehmen, um nicht den muselmanischen Fanatismus zu wecken. Man möge alle guten zivilisatorischen Elemente des Islam verständnisvoll benützen. Hauptsächlich würde es sich empfehlen, eine Verständigung zwischen den europäischen Staaten zur Abgrenzung der religiösen Einflußsphäre zu erzielen und starke „christliche Inseln“ in dem Meere des Islam zu schaffen. Es handle sich um eine Frage von internationaler Bedeutung, die jedoch keinerlei politischen Zündstoff enthalte und deren Lösung vom Gesichtspunkte der menschlichen Solidarität versucht werden müsse. Der Vortrag wurde sehr beifällig aufgenommen.

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