Alexander Becker

HA. VI. Rep.92. Nr. 185 (Alexander Becker)

15. Alexander Becker, Metallbank, an Minister C.H.B. Frankfurt, 28.6.1926

(Maschinenmanuskript)

Lieber Carl!

Wir sind neulich durch den Fall Lessing und die allseitige Besetzung und Präokkupiertheit nicht dazu gekommen, die finnische Reise von Günther nochmals zu ventilieren.

Kannst Du dem deutschen Gesandten in Finnland ein Wort zukommen lassen, daß die kleine Reisegesellschaft von Prof. Dr. Wünnenberg, Frankfurt/M, aus jungen Leuten bester Familien besteht und im Notfall einer Unterstützung der deutschen Gesandtschaft durchaus würdig ist?

Ich glaube, das ist alles, was zu sagen wäre. Erfahrungsgemäß pflegen aber derartige kleine Winke im entsprechenden Fall außerordentlich nützlich zu sein. Ich wäre jedenfalls sehr dankbar. Falls Du Bedenken oder keine Lust hast, schreibe mir auf jeden Fall, ob Du etwas veranlaßt hast oder nicht. Im letzteren Falle würde ich Wünnenberg sagen, daß er sich nicht an die deutsche Gesandtschaft wendet. Mir wäre es nur ein beruhigendes Gefühl, daß, wenn dem alten Herrn etwas passiert, die Jungens nicht nur auf finnische Empfehlungen, sondern auch auf eine deutsche Empfehlung zurückgreifen können. Event(uell) würde, wenn Not an Mann geht, aufgrund einer solchen Empfehlung die Gesandtschaft auch ein Telegramm hierher loslassen, worauf dann sehr schnell die nötige Hilfe geldlicher Natur von hier aus geschickt werden könnte. Verzeihe die Belästigung, und besten Dank im voraus.

Die Geschichte mit den Pässen hat Wünnenberg glücklicherweise schon verquatscht. Max Heinecke und ich bringen sie allmählich in Ordnung. Bei Günther ist natürlich eine besondere Schwierigkeit aufgetreten, weil wir durch Abwesenheit in Gelnhausen etwas ins Hintertreffen geraten sind. Es wird sich aber alles noch mit Hilfe unseres Berliner Vertreters einrenken lassen und Günther wird seine Reise schon antreten können.

Viele herzliche Grüße getreulich Dein Alex.

(In der Anlage Empfehlungsschreiben von C.H.B. an den Gesandten in Helsingfors, der Wünnenberg empfing, allerdings ohne die Frankfurter Schüler mit dem Sohn von Alex, Günther. Weiterer Brief an Alex.)