Deutsche Allgemeine Zeitung, 1930

HA.VI.Nachl. C.H.Becker. Rep.92 Becker D. Nr. 182

382. Dr. Fritz Klein an C.H.B. Berlin, 3.2.1930

Chefredakteur der D.A.Z.

(Maschinenmanuskript)

Hochgeehrter Herr Minister!

Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen anläßlich Ihres Ausscheidens aus dem Staatsdienst, in dem Sie so große Verdienste erworben haben, noch persönlich zum Ausdruck bringe, wie sehr ich die politischen Machenschaften, die Ihrer Ministertätigkeit ein Ende machten, und die jedes Gefühl der Dankbarkeit verleugnende äußere Form Ihres Abganges bedauert habe. Was ich hierüber für die Öffentlichkeit zu bemerken hatte, ist gestern, vorbehaltlich einer ausführlichen Würdigung, in der ‚Deutschen Allgemeinen Zeitung’ gesagt worden. Sie werden aus meinen Worten herausgelesen haben, daß wir trotz mancher Gegnerschaft in bestimmten Fragen Ihren Leistungen stets gerecht geworden sind, und uns zu denen rechnen können, die eine Vorstellung von der Füller innerpolitischer Schwierigkeiten hatten, die Ihren Bestrebungen durch unser unglückseliges Parteiwesen bereitet wurden.

Lassen Sie, hochverehrter Herr Minister, mich noch ein Wort besonderen Dankes für die mir oft erwiesene Unterstützung meiner politischen Arbeit hinzufügen und der Hoffnung Ausdruck geben, daß Sie Ihr großes Können und die hohe Achtung, die Ihnen in der internationalen Gelehrtenwelt entgegengebracht wird, an anderer wichtiger Stelle weiterhin für unser Vaterland einsetzen können.

Mit dem Ausdruck besonderer Hochachtung Ihr stets ergebener (gez.) Dr. Fritz Klein.

 

383. Dr. Fritz Klein (D.A.Z.) an C.H.B. Berlin, 17.12.1930

(Maschinenmanuskript)

Sehr geehrter Herr Professor!

Die Nationalsozialistische Partei ist ein nicht mehr zu übersehender Faktor des öffentlichen Lebens Deutschlands geworden. Die Frage, ob es möglich sein wird, sie in absehbarer Zeit zur Regierungsverantwortung mit heranzuziehen und welche Folgen dies für Deutschland gegebenenfalls hätte, steht im Vordergrund des allgemeinen Interesses. Die ‚Deutsche Allgemeine Zeitung’ möchte die Auffassung einiger weniger Persönlichkeiten der Politik, Wirtschaft und Wissenschaft hierüber ihren Lesern in der Weihnachtsnummer vor Augen führen und wendet sich daher an Sie, sehr verehrter Herr Professor, mit der Bitte, sich zu der Frage:

Ist eine Regierungsbeteiligung der Hitlerpartei wünschenswert und welches wären ihre Folgen?1

Äußern zu wollen. Für den Fall, daß Sie – wie ich aufrichtig hoffe – meiner Bitte entsprechen wollen, darf ich folgendes hinzufügen: Eine kurze (vielleicht 30 Zeilen umfassende) prägnante Wiedergabe Ihrer persönlichen Meinung erscheint mir als die geeignete Form der Antwort, was natürlich keine zwingende Vorschrift sein soll.

Darf ich um eine kurze Benachrichtigung bitten, ob das Manuskript bis zum nächsten Montag, den 22. d.Mts., in meinen Händen sein wird? Ich begrüße Sie, sehr geehrter Herr Professor, mit dem Ausdruck meines besonderen Dankes und in Vorzüglicher Hochachtung als

Ihr ganz ergebener (gez.) Dr. Fritz Klein.

 

384. C.H.B. an Dr. Fritz Klein. Berlin, 18.12.1930

(Maschinenkopie)

Hochverehrter Herr Dr. Klein,

Ich danke Ihnen herzlich für die Aufforderung, mich in Ihrer Zeitung über die Regierungsbeteiligung der Hitlerpartei zu äußern. Ich war die letzten Monate in den Vereinigten Staaten und habe noch nicht wieder genügend politische Fühlung gewonnen, um mich mit einiger Autorität über die angeschnittene Frage zu äußern. Ich bin im Zusammenhang mit meiner wissenschaftlichen Arbeit und mit meiner großen Auslandsreise augenblicklich auf ganz andere Probleme eingestellt und hoffe, daß Sie Verständnis dafür haben, daß ich mich aus der innerpolitischen Diskussion noch einige Zeit heraushalten möchte.

In der Hoffnung, Sie bald einmal wiederzusehen bin ich mit verbindlichen Grüßen Ihr Ihnen aufrichtig ergebener (C.H.B.)


1 Hervorhebungen von Dr. Klein